Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat den Zahlungsdienstleister PayPal kritisiert. Paypal baue in Deutschland massiv Stellen ab. Trotz „hervorragender Unternehmensergebnisse der vergangenen und insbesondere des letzten Jahres“.
„Der weltweit operierende und marktführende Zahlungsdienstleister PayPal“ habe laut Ver.di am Dienstag, den 18. Juni 2019, den Betriebsrat von Paypal „über einen geplanten, massiven Stellenabbau am Berliner Standort der Konzerntochter PayPal Europe SE in Wilmersdorf informiert“. Ver.di zufolge will Paypal „kurzfristig 309 Stellen von aktuell 355 Stellen“ streichen. Damit würde Paypal laut Ver.di „etwas über 87 Prozent der aktuell Beschäftigten“ vor die Tür setzen. Heise.de meldet in diesem Zusammenhang, dass der deutliche Stellenabbau in Berlin zumindest teilweise in Zusammenhang mit einem Outsourcing der bisher in Berlin geleisteten Arbeit an die polnischen Standorte des Dienstleister Sitel stehen könnte.
Dieser erhebliche Stellenabbau komme „angesichts der hervorragenden Unternehmensergebnisse der vergangenen und insbesondere des letzten Jahres“ völlig überraschend. Zumal auch der Berliner Standort, an dem Paypal jetzt einen Großteil der Arbeitsplätze streichen wolle, maßgeblichen Anteil an den guten Unternehmenszahlen habe. Sowohl die Berliner Paypal-Mitarbeiter als auch den Betriebsrat seien von dieser Maßnahme überrascht worden. Der Stellenabbau stoße auf Unverständnis und sorge für Verunsicherung bei den betroffenen Beschäftigten. In der Tat legte der Mutterkonzern Paypal in den letzten Jahren sehr gute Zahlen vor.
Betriebsratsvorsitzender Anselm Mathes sagt dazu: “Der PayPal Betriebsrat steht, unterstützt von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, bereits in Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. Klares Ziel ist, die Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten. Inwieweit die Möglichkeit besteht, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen”.
Doch nicht nur in Berlin-Wilmersdorf bei PayPal Europe SE plant Paypal einschneidende Maßnahmen. Auch bei der PayPal Deutschland GmbH in Dreilinden bei Berlin, einem weiteren Tochterunternehmen von Paypal, führte der Zahlungsdienstleister in den vergangenen Wochen laut Ver.di wohl Umstrukturierungen durch. In Dreilinden existiert seit der Abspaltung Paypals vom Mutterkonzern Ebay im Jahr 2015 aber kein Paypal-Betriebsrat, weshalb Ver.di dort nicht aktiv tätig wird. Laut Ver.di kam es bereits im Jahr 2010 bei der PayPal Deutschland GmbH in Dreilinden zu “Massenentlassungen”.
Stellungnahme von Paypal
Wir fragten bei Paypal um eine Stellungnahme nach. Kaja Olgun, Communications Manager DE/AT/CH von Paypal, antwortete uns folgendermaßen: „PayPal beabsichtigt, den Standort Berlin Wilmersdorf neu zu strukturieren und hat den Betriebsrat am 18. Juni 2019 über diesen Vorschlag informiert. Der Vorschlag des Unternehmens sieht vor, dass Teile der Arbeit von den Teams in Berlin Wilmersdorf an andere PayPal- oder Standorte externer Partner verlegt werden. Dieser Vorschlag unterliegt der Mitbestimmung durch den Betriebsrat am Standort Berlin Wilmersdorf. PayPal strebt an, im Rahmen der anstehenden Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan eng mit dem Betriebsrat zu kooperieren, um so eine für alle Beteiligten angemessene und faire Einigung zu erzielen. PayPal überprüft regelmäßig die Struktur und personelle Besetzung seiner globalen Standorte. So soll sichergestellt werden, dass an jedem Standort der Service und die Dienstleistungen erbracht werden, die am besten den jeweiligen Anforderungen und Erwartungen auf Kundenseite entsprechen.“
Paypal sagt in seiner Stellungnahme trotz unserer ausdrücklich Nachfrage nicht, wie viele Mitarbeiter konkret betroffen sind. Paypal dementiert aber auch nicht die von Ver.di genannten Zahlen. Paypal spricht zudem nur allgemein von externen Partnern ohne darauf einzugehen, ob Arbeitsplätze auch ins Ausland verlegt werden sollen.