Selten ist die erste Begegnung mit Linux zugleich der erste Kontakt zum PC. Beim Kauf eines Computers ist meist Windows vorinstalliert und so bringen PC-Benutzer eher Erfahrung mit diesem System mit. Je mehr Windows-Wissen vorhanden ist, desto größer ist die Versuchung, Bedienung und Software unter Linux möglichst wiederzufinden. Teilweise kann das auch gelingen. In einigen Bereichen funktioniert Linux jedoch anders.
1. Installation des Systems
Frage: Ist die Installation von Linux neben Windows auf der gleichen Festplatte sicher oder besteht die Gefahr von Datenverlust? Antwort: Linux benötigt eine eigene Partition auf der Windows-Festplatte, die Sie meist erst schaffen müssen, indem Sie die Windows-Partition verkleinern. Alternativ können Sie eine zweite, leere Festplatte im PC verwenden oder ein USB-Laufwerk. Änderungen an der Partitionsstruktur und die Installation zusätzlicher Betriebssysteme sind jedoch immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Die Setupprogramme der Linux-Distributionen ändern auf der Festplatte zwar nichts ohne Ihre Zustimmung, aber mit einer falschen Auswahl lassen sich damit auch die Windows-Partition löschen. Sie sollten daher immer eine Sicherungskopie wenigstens Ihrer persönlichen Daten erstellen oder ein komplettes Backup der Windows-Partition. Sie sollten außerdem im Besitz einer passenden Windows-Installations-DVD sein oder einen USB-Stick als Wiederherstellungslaufwerk einrichten. Unter Windows 8.1 oder 10 drücken Sie dazu Win-R, tippen recoverydrive ein, klicken auf „OK“ und folgen den Anweisungen des Assistenten. Wenn nötig, können Sie dann beispielsweise die Windows-Bootumgebung wiederherstellen.`
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2. Updates und Upgrades

Frage: Bei Windows nerven die ständigen Updates beziehungsweise Upgrades – vor allem bei Windows 10. Wie erfolgen Updates bei Linux und wie lange lässt sich das einmal installierte System nutzen? Antwort: Updates sind für die Sicherheit des Systems nötig und beseitigen Fehler in der Software. Das ist bei Linux nicht anders als bei Windows. Allerdings ist das Updatevolumen bei Linux durchweg geringer und die Installation erfolgt deutlich schneller. Auch Systemkomponenten lassen sich im laufenden System austauschen. Es gibt daher keine Wartezeiten nach dem Neustart des Systems, weil zuvor gesperrte Systemdateien noch aktualisiert werden müssen. Allerdings werden bei Linux auch nicht alle Bestandteile des Systems oder die installierte Software ständig aktualisiert. In der Regel gibt es keine neuen Hauptversionen einer Software. Ausnahmen sind bei Ubuntu und Linux Mint beispielsweise der Webbrowser Firefox und das E-Mail-Programm Thunderbird. Neuere Versionen anderer Programme werden über die Paketverwaltung meist nicht angeboten. Wer eine neue Funktion etwa in Libre Office oder Gimp ausprobieren möchte, kann die aktuelle Version jedoch unter Umgehung der Standard-Paketverwaltung installieren. Wer sich für eine LTS-Version (Long Term Support) wie Ubuntu 18.04 oder Linux Mint 19 entscheidet, hat mindestens fünf Jahre Zeit, bis das nächste Distributionsupgrade ansteht. Beide Systeme sind 2018 erschienen, werden also noch bis 2023 mit Updates versorgt. Die nächste LTS-Version wird 2020 fertiggestellt sein. Sie können dann ein Upgrade durchführen, müssen aber nicht. Bei Ubuntu verlaufen Distributionsupgrades in der Regel unkompliziert ab und das System informiert Sie zeitnah über die Möglichkeit. Bei Linux Mint haben die Entwickler beim Umstieg auf die nächsthöhere Version im LTS-Zweig bisher eine Neuinstallation empfohlen, obwohl früher auch ein Upgrade möglich war.
3. Software installieren

Frage: Für Windows bieten Softwarehersteller meist MSI- oder EXE-Dateien als Setuppaket an. Diese können per Doppelklick installiert werden. Wo finde ich solche Installer für Linux? Antwort: Das Installieren von Software funktioniert unter Linux anders und geregelter als unter Windows. Ubuntu oder Linux Mint sind Distributionen, die „Software- Quellen“ mit mehreren Tausend Anwendungen bereithalten. Software jenseits dieser offiziellen Quelle ist nicht vorgesehen (wenngleich für erfahrene Nutzer durchaus erreichbar). Der komfortabelste Weg, unter Ubuntu neue Programme zu installieren, ist das Programm „Ubuntu Software“. Sie öffnen es aus dem Starter und suchen nach der gewünschten Anwendung. Sind Sie fündig geworden, reicht ein Klick und die Installation startet. Deinstallieren funktioniert analog. Linux-Mint-Nutzer starten ein ähnliches Programm über das Menü und „Systemverwaltung –› Anwendungsverwaltung“. Linux-Kenner bevorzugen meist die Installation mit dem Befehl apt im Terminal, was unter jedem Debian-basierenden Linux funktioniert. Hier muss man allerdings den Namen des Pakets kennen, um es dann mit beispielsweise mit sudo apt-get install filezilla zu installieren. Installationen benötigen immer Administratorrechte – daher das vorangestellte sudo. Es erfolgt dann die Abfrage des Passwortes für den Nutzer root, der über die nötigen Admin-Rechte verfügt.
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4. Hardware unter Linux
Frage: Ist gewährleistet, dass sich die Hardware in meinem PC oder Notebook und die Peripheriegeräte uneingeschränkt auch unter Linux nutzen lassen? Antwort: Kurz gesagt: Nein. Die lange Version der Antwort lautet: Es kommt darauf an. Hardwarehersteller bieten in der Regel kaum Unterstützung für Linux. Unproblematisch sind Basiskomponenten wie Grafik-, SATA- oder Ethernet-Chipsatz. Wenn Sie beim Discounter um die Ecke jedoch einen Drucker, Scanner, USB-TV-Stick oder WLAN-Stick erwerben, sind auf der beigelegten CD meist keine Linux-Treiber zu finden. Und selbst wenn, passen sie nur im seltenen Fällen zum installierten System. Auch bei Notebooks gibt es oft Einschränkungen. Manchmal lässt sich die Helligkeit des Bildschirms nicht über die vorgesehenen Tastenkombinationen steuern oder die Stromsparmodi funktionieren nicht wie unter Windows. Deswegen hilft es nur, sich vor dem Kauf im Internet oder beim Händler über die Linux-Tauglichkeit eines Notebooks oder Peripheriegerätes zu informieren. Es gibt auch Händler, die sich auf Hardware für Linux spezialisiert haben, beispielsweise Tuxedo .
5. Datenaustausch mit Windows
Frage: Lassen sich Dateien, die auf der Windows-Partition oder einer externen Festplatte liegen, auch unter Linux öffnen? Antwort: Linux-Systeme können auch auf Partitionen zugreifen, die mit den Dateisystemen FAT, FAT32 oder NTFS formatiert sind. Für exFAT-Laufwerke müssen Sie die Pakete „exfat-fuse“ und „exfat-utils“ nachinstallieren. Die NTFS-Systempartition kann Linux nur in das Dateisystem einhängen, wenn Windows zuvor komplett heruntergefahren wurde. Sie dürfen bei Windows 7 daher nicht den „Ruhezustand“ aktivieren und bei Windows 8.1 und 10 müssen Sie über „Neu starten“ statt „Herunterfahren“ beenden, bevor Sie Linux starten.