Die Bundeswehr schafft ein zwei Jahre altes Android-Smartphone-Modell an und sperrt darauf alle Internetdienste und Apps. Mit diesem immer noch recht leistungsfähigen Samsung Galaxy S8 können Bundeswehrangehörige also nur telefonieren und simsen. Diese Nachricht von vor einer Woche machte die Runde und sorgte – wieder einmal – für reichlich Spott für die wackeren Landesverteidiger der Bundesrepublik Deutschland. Obendrein stellt sich die Frage, wie lange es für das Galaxy S8 überhaupt noch Sicherheits-Updates geben wird. Doch gerade um die Sicherheit zu verbessern, hat die Bundeswehr ja alle Internetfunktionen auf dem S8 gesperrt – hier beißt sich die Schlange also in den Schwanz!
Wir baten die Pressestelle der Bundeswehr um eine Stellungnahme zu diesem ungewöhnlichen Vorgang. Etwas spät, aber dafür umso ausführlicher, hat uns Nicolas Gesatzky, Oberleutnant und Presseoffizier, auf unsere Anfrage geantwortet. Wir geben die Stellungnahme im vollen Wortlaut wieder (Zitat Anfang):
“Für die mobile Sprach- und Datenkommunikation mit höheren Sicherheitsanforderungen nutzt die Bundeswehr heute bereits tausende höherwertige, vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik speziell zugelassene Smartphones bzw. Tablets (sogenannte “SMK-Geräte” / Sichere Mobile Kommunikation). Diese verfügen bereits bei der Ausgabe über zahlreiche Funktionalitäten zur (unter anderem verschlüsselter) Sprach- und Datenkommunikation. Bei den von Ihnen angesprochenen Smartphones (16.000) handelt es sich um vergleichsweise preiswerte, handelsübliche Endgeräte, die die alten Tastentelefone ablösen, über die “einfache” Dienst-Telefonate und SMS geführt wurden. Dass diese Smartphones derzeit noch nicht für durch die Nutzer ausgewählte Datendienste freigegeben sind, liegt an jüngst deutlich gestiegenen IT-Sicherheitsanforderungen. Die alten Tastentelefone waren mangels Datendienst kaum abhörbar. Ohne wirksame Schutzmechanismen bestünde bei den neuen Smartphones die Gefahr, dass über ungeprüfte heruntergeladene Apps und sonstigen Datentransfer auf die dienstliche Telefon- und SMS-Kommunikation zugegriffen wird. Das Problem soll aber bald gelöst sein. Im Laufe des Jahres werden geprüfte Apps auch für diese einfachen Smartphones zur Verfügung stehen (z.B. Internetzugang für dienstliche Recherchen), Die beschafften 16.000 Smartphones können zudem bei Bedarf sukzessive für sichere Sprach- und Datenkommunikation mit höherem Sicherheitsstandard aufgerüstet werden. Das Samsung Galaxy S8 wurde zum damaligen Zeitpunkt (2017) mit Blick auf eine möglichst einheitliche Geräteausstattung für moderne Smartphones in der Bundeswehr ausgesucht. Diese Smartphones boten damals und bieten bis heute die technische Option für ein punktuelles Umrüsten der Geräte für einen Einsatz als vollwertiges sicheres mobiles Sprach- und Datenkommunikationsgerät.
Darüber hinaus befindet sich die Bw in Gesprächen mit ihren Servicepartnern, um den Wartungszeitraum der Geräte, der nach derzeitigem Sachstand im April 2020 enden würde, so zu verlängern, dass ein Support bis 2021 für die Geräte zur Verfügung steht.“ Zitat Ende.
Kurz zusammengefasst:
- Die Bundeswehr nutzt durchaus auch Smartphones/Tablets mit Datenzugang. Diese sind speziell gesichert.
- Die kürzlich angeschafften 16.000 Samsung Galaxy S8 sind nur eine Ergänzung des vorhandenen Mobilfunkgerätebestandes.
- Die Bundeswehr weiß um das baldige Ende des Supportzeitraums und will dieses Problem durch einen zusätzlich abgeschlossenen Wartungsvertrag lösen. Hier stellt sich dann aber die Frage nach den dadurch verursachten zusätzlichen Wartungskosten. Erfahrungsgemäß lassen sich IT-Unternehmen die Verlängerung des Supportzeitraums teuer bezahlen – Microsoft gibt hier mit Windows 7 und den Windows 7 Extended Security Updates ein abschreckendes Beispiel: Windows 7 – Ab 2020 verdoppeln sich jedes Jahr die Support-Kosten.