Update, 10:45 Uhr: Statement von Huawei hinzugefügt Huawei hat sich in den letzten Monaten zu einem der größten Smartphone-Hersteller entwickelt. Nun droht allerdings ein herber Rückschlag: Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am Sonntag, dass Google dem Hersteller Huawei die Lizenz für die Nutzung von Android entzogen habe. Offiziell gibt es hierzu noch keinerlei Angaben von Google, der Bericht nennt als Quelle Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien.
Googles Mutterkonzern Alphabet reagiere dem Reuters-Bericht zufolge damit auf die von der Trump-Regierung getroffene Entscheidung, die es dem chinesischen Unternehmen Huawei verbietet, Geschäfte in den USA zu machen. US-Präsident Trump hatte Ende vergangener Woche unter Berufung auf einen nationalen Notstand einen entsprechenden Erlass gegen Huawei unterzeichnet, wie wir auch ausführlich berichtet hatten.
Dem Reuters-Bericht zufolge hat das Alphabet-Unternehmen Google alle Geschäfte mit Huawei eingestellt, die „einen Transfer von Hardware, Software oder technischen Service“ beinhalten. Eine Ausnahme gelte nur dann, wenn diese öffentlich als Open-Source verfügbar seien.
The Verge bestätigt den Reuters-Bericht: Ein Google-Sprecher erklärte gegenüber der US-IT-Site, dass man der Anordnung der Trump-Regierung folge.
Huawei äußert sich gegenüber PC-WELT wie folgt zu dem Reuters-Bericht:
Huawei hat weltweit bedeutende Beiträge zur Entwicklung und zum Wachstum von Android geleistet. Wir haben als einer der globalen Key-Partner von Android eng mit ihrer Open Source Plattform gearbeitet, um ein Ecosystem zu entwickeln, von dem sowohl die Nutzer als auch die Industrie profitieren.
Huawei wird weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden Huawei und Honor Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen. Das betrifft verkaufte und lagerhaltige Geräte weltweit. Wir werden weiter daran arbeiten ein sicheres und zukunftsfähiges Software-Ecosystem zu entwickeln, um die bestmögliche Nutzererfahrung weltweit zu bieten.
Was bedeutet der Android-Verlust für existierende Huawei-Smartphones?
Gegenüber US-Medien betonte Google am Sonntag, dass Besitzer eines Huawei-Smartphones auch weiterhin Google Play nutzen können, um Updates für Apps oder neue Apps herunterzuladen. Die Nutzer seien auch weiterhin über Google Play Protect vor Angriffen geschützt.
Dies hat auch Google in einem Tweet bestätigt, der am Sonntagabend online ging. Dort heißt es im Wortlaut:
Wir versichern Ihnen, dass während wir alle US-Vorschriften einhalten, alle Dienstleistungen wie Google Play & Security von Google Play Protect auf Ihrem existierenden Huawei-Gerät weiterhin funktionieren werden.
Für Besitzer eines Huawei-Geräts hat also die Entscheidung von Alphabet/Google kurzfristig keinerlei Auswirkungen. Allerdings: Das gilt eben nur für die aktuell auf den Huawei-Smartphones befindliche Android-Version(en). Aufgrund der Entscheidung von Alphabet/Google darf Huawei keine Updates für Android mehr an seine Geräte ausliefern. Künftige Huawei-Smartphones mit Android verlieren außerdem den Zugriff auf den Google Play Store und dürfen nicht mehr mit populären Google-Apps wie Google Mail oder Youtube ausgeliefert werden.
Huawei ist es also nur noch gestattet, die Open-Source-Variante von Android, also das Android Open Source Project (AOSP), zu verwenden. Diese bietet allerdings keinen Zugriff auf die proprietären Dienste und Applikationen von Google für Android. Theoretisch könnte Huawei auch über ASOP Updates für Android ausliefern. Das würde allerdings voraussetzen, dass Huawei dafür eine eigene Update-Plattform aufsetzt und verwendet und das Sicherheitsupdates für Android zeitnah auch für AOSP verfügbar sind.
Unklar bleibt derzeit noch, was die Entscheidung von Alphabet/Google für die Marke Honor bedeutet: Huawei veröffentlicht unter dem Markenname „Honor“ ebenfalls eine ganze Reihe von Android-Smartphones und -Geräten.
Hat Huawei einen Plan B für eine Zukunft ohne Android?
Für Huawei kommt die Entwicklung nicht unbedingt überraschend. Bereits im April 2018 war bekannt geworden, dass Huawei an Alternativen zu Android und Windows arbeite, um für ein mögliches US-Embargo gerüstet zu sein. Im März 2019 hieß es dann, dass sowohl die Android- als auch die Windows-Alternative fertig seien. Seinerzeit betonte Huawei-Manager Richard Yu aber auch, dass es Huawei bevorzugen würde, weiterhin Windows und Android nutzen zu dürfen.
Das klingt logisch: Es ist nämlich nicht abzusehen, wie gut die Huawei-Geräte bei den Konsumenten künftig ankommen, wenn nicht mehr die populären Betriebssysteme Windows beziehungsweise Android darauf installiert sind. So basiert der Erfolg von Android etwa auf dem üppigen Angebot an Android-Apps.