Google hat der Gamescom 2019 weitere Details zum neuen Game-Streaming-Dienst Stadia verraten. Der Dienst soll noch im Jahr 2019 starten. Er wird zum Start auch in vielen Teilen Europas verfügbar sein. Außerdem in Nordamerika und weiteren Regionen.
Mit Stadia präsentiert Google ein eindrucksvolles Angebot, welches gegen bisher verfügbare Game-Streaming-Dienste wie Geforce Now, Shadow PC, Playstation Now oder Liquidsky antritt. Auch Microsoft arbeitet mit Project xCloud an einem solchen Dienst. “Die Zukunft des Gamings ist keine Konsole”, so Google. Ein kleiner Seitenhieb gegen Hardware-Hersteller, die Millionen in die Entwicklung neuer Konsolen stecken.
Was ist Google Stadia?

Stadia soll Gaming auf allen Plattformen via Browser oder App ermöglichen, ohne dass in den Geräten eine leistungsstarke Hardware stecken muss. Dafür baut Google bei Stadia auf seine weltweit in allen Regionen verteilten Rechenzentren, um die Latenz möglichst gering zu halten. Die Spiele laufen auf diesen Servern und der Spieler kann sich über seinen PC, einem Tablet, einem Smartphone, einem Fernseher oder anderen Geräten mit Stadia verbinden. An die Endgeräte wird lediglich das Videosignal der Spiele übertragen.
Im technischen Bereich ist Google bereits jetzt der bestehenden Konkurrenz weit voraus: Gaming über Stadia wird laut Google mit bis zu 4K mit 60 Bildern pro Sekunde, HDR und Surround Sound möglich sein. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die maximal mögliche Auflösung sogar auf bis zu 8K mit 120 Bildern pro Sekunde ansteigen.
Ab wann ist Google Stadia verfügbar und wie viel kostet der Dienst?
Für die Stadia Founder´s Edition verlangt Google von Vorbestellern einen Preis in Höhe von 129 Euro. Dafür gibt es den Stadia-Controller, Chromecast Ultra, das Spiel Destiny 2 und ein 3-Monats-Abo für Stadia. Die Auslieferung erfolgt ab November 2019. Zum Start müssen Beta-Tester Stadia via Chromecast nutzen, später wird die Zahl der unterstützten Android-Geräte erweitert.
Der Start von Google Stadia wird im Jahr 2020 erwartet. Dann wird Stadia auch auf jedem PC mit Chrome-Browser lauffähig sein.
Das normale Stadia Pro Abo wird um die 9,99 Euro pro Monat kosten, dafür erhält man dann den Zufgriff auf eine gewisse Auswahl an Spielen. Wer über Stadia Pro aktuellere Spiele spielen möchte, der muss diese kaufen. Im Jahr 2020 will Google auch Stadia Basic kostenlos anbieten. Hier muss jedes Spiel erworben werden, welches man über Stadia spielen möchte.
Wichtig allerdings: Nur MIt Stadia Pro können Spiele mit 4K bei 60 Bildern pro Sekunde und 5.1 Surround-Sound gespielt werden. Bei Stadia Basic ist die Auflösung auf 1080p begrenzt.
Welche Spiele werden für Stadia verfügbar sein?
Zum Start will Nivdia um die 30 Spiele zum Kauf anbieten, die dann in Stadia gespielt werden können. Dazu gehören: Destiny 2, Assassin´s Creed Odyssey, The Division 2, Doom, Darksiders Genesis und Baldur´s Gate 3. Das im April 2020 erscheinende Rollenspiel wird zum Start ebenfalls verfügbar sein,wie Google auf der Gamescom verriet. Ebenso die Spiele The Elder Scrolls Online, Borderlands 3, Mortal Kombat 11 und Superhot.
Hier alle bisher bekannten Titel:
- Assassin’s Creed Odyssey
- Baldur’s Gate 3
- Borderlands 3
- Cyberpunk 2077
- The Crew 2
- Darksiders Genesis
- Destiny 2
- Destroy All Humans!
- Dragon Ball Xenoverse 2
- Doom 2016
- Doom Eternal
- The Elder Scrolls Online
- Farming Simulator 19
- Final Fantasy XV
- Football Manager
- Get Packed
- GRID
- Gylt
- Just Dance
- Kine
- Metro Exodus
- Mortal Kombat 11
- NBA 2K
- Orcs Must Die! 3
- Power Rangers: Battle for the Grid
- Rage 2
- Samurai Shodown
- The Elder Scrolls Online
- Tom Clancy’s The Division 2
- Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint
- Tomb Raider Definitive Edition
- Trials Rising
- Rise of the Tomb Raider
- Shadow of the Tomb Raider
- Watch Dogs: Legion
- Wolfenstein: Youngblood
Welche Gaming-Möglichkeiten bietet Stadia?
Mit Stadia wird ein vollkommen neues Gaming-Erlebnis möglich: Auch leistungshungrige Spiele können überall und jederzeit auf jedem Gerät gespielt werden. Dabei kann jederzeit das Endgerät gewechselt werden. Vorausgesetzt wird natürlich, dass man eine Internet-Verbindung besitzt. Wer also am Abend noch einen spannenden Ego-Shooter am Fernseher oder Rechner gespielt hat, kann morgens in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit auf dem Smartphone einfach weiterspielen – und in der Arbeit am Büro-PC, während der Arbeitspause versteht sich…

Spiele können auch über einen einfachen Link auf einer Website oder einem Video in Stadia gestartet werden. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten für Publisher, etwa um in einem Teaser-Video für ein neues Spiel, die Zuschauern einfach per Anklicken eines Links das Anzocken des Spiels zu ermöglichen.
” Wenn ihr einem Creator beim Spielen von beispielsweise Assassin’s Creed Odyssey zuschaut, klickt einfach auf die neue Schaltfläche ‘Jetzt spielen’. Nur Sekunden später rennt ihr selbst im Spiel durch das alte Griechenland und erlebt euer eigenes Abenteuer. Und all das ohne Downloads, Updates, Patches oder Installationen”, verspricht Google in seiner Mitteilung.
Eine weitere Besonderheit bei Stadia: Wer auf eine besonders coole Stelle in einem Spiel stößt, kann einen Link generieren und diesen mit Freunden oder der Öffentlichkeit teilen. Nach einem Klick auf diesen Link gelangt man dann exakt an dieser Stelle des Spiels – und kann von dort aus weiterspielen, wenn man das Spiel besitzt. Diese Link-Technik kann auch dafür genutzt werden, um Gamern, die in Spielen feststecken, weiterzuhelfen. Das Lesen von Spiele-Tipps gehört damit der Vergangenheit an.
Auch für Entwickler eröffnet Stadia völlig neue Möglichkeiten und Chancen: Die immer aufwendiger produzierten Games können über Stadia einer viel größeren Zielgruppe als bisher angeboten werden. Dank Stadia spielen Hardware-Plattformen keine Rolle mehr. Selbstverständlich ergeben sich dadurch für Entwickler auch mehr Einnahmemöglichkeiten.
Stadia: Die Hardware-Ausstattung des virtuellen Gaming-Rechners
Wer Stadia verwendet, erhält laut Angaben von Google einen leistungsstarken, virtuellen Gaming-Rechner. In diesem steckt ein angepasster x86-Prozessor mit Hyperthreading und einer Taktung von mindestens 2,7 Gigahertz. Hinzu kommt eine GPU, die eine Leistung von etwa 10,7 Teraflops anbietet und auf schnellen HMB2-Speicher zugreifen kann.
Der virtuelle Rechner besitzt außerdem 16 Gigabyte Arbeitsspeicher. Die Daten werden vom Speicher mit 484 Gigabyte pro Sekunde übertragen. Die Größe des L2 und L3 Cache gibt Google mit 9,5 Megabyte an.
Und wie es bei virtuellen Rechnern so ist: Die Ausstattung kann Google auch noch deutlich über die Zeit hinweg verbessern, ohne dass der Nutzer davon etwas merkt.
Stadia Controller: Googles erster Spiele-Controller
Google betont, dass Stadia auf allen Plattformen mit allen existierenden Eingabegeräten genutzt werden kann. Dennoch bietet Google aber mit dem Stadia Controller einen eigens für den Game-Streaming-Dienst entwickelten Controller an. Und der hat diverse interessante Vorteile zu bieten.

Der Stadia Controller verbindet sich über das Internet direkt mit den Servern von Google. Dadurch werden sofort alle Eingaben an die Google-Server weitergeleitet und dort ausgeführt. Nutzt man ein anderes Eingabegerät, müssen die Signale erst vom Endgerät an die Google-Server gesendet werden. Laut Google wird damit mit dem Stadia Controller eine bessere Gaming-Performance erreicht.
Der Stadia Controller ähnelt ansonsten einem Spiele-Controller wie dem Xbox-One-Controller oder dem Playstation-4-Controller. Er besitzt aber auch ein paar Sondertasten: Mit einer dieser Sondertaste kann ein Screenshot im Spiel oder ein Gameplay-Video erstellt werden, welches nicht erst lokal gespeichert wird, sondern sofort auf den Google-Servern landet und von dort aus direkt geteilt werden darf. Mit der zweiten Sondertaste kann der Google Assistant gestartet werden, wofür der Controller auch ein eingebautes Mikrofon für Spracherkennung besitzt.
Stadia: Noch viele offenen Fragen
Google hat mit Stadia einen durchaus beeindruckenden Game-Streaming-Dienst vorgestellt, durch den viel mehr Menschen als bisher einen Zugang zu Spielen erhalten. Allerdings gibt es auch noch viele offene Fragen, auf die Google erst später eine Antwort liefern wird.
Zu diesen Fragen gehören etwa: Wie schnell muss die Internet-Verbindung zur Nutzung von Stadia sein? Plant Google für Stadia eine Art “Netflix für Spiele”? Welche Publisher machen mit? Und zu guter Letzt natürlich: Wie viel wird die Nutzung von Stadia kosten? Muss man einen Pauschalbetrag bezahlen, um den Zugriff auf eine Spielebibliothek zu erhalten? Werden die Spielesessions einzeln nach genutzter Zeit abgerechnet?
Google hat angekündigt, mehr Informationen zu Stadia im Sommer mitteilen zu wollen. Dann werden wohl auch alle diese Fragen beantwortet werden.
Unsere Meinung: Stadia die Zukunft des Gamings?
Wie es der “Zufall” will, wollen im Sommer auch Microsoft und Sony ihre neuen Spielekonsolen vorstellen. Google hat mit Stadia tatsächlich ein attraktives Gegenangebot im Portfolio. Sicher: Google hat mit Stadia nichts Neues erfunden, es gibt ja schließlich schon Angebote wie Playstation Now, Geforce Now, Liquidsky oder Shadow PC. Und Microsoft verfolgt mit xCloud einen ähnlichen Plan. Google legt aber technisch eine ordentliche Schippe drauf.
Ein Knackpunkt bei allen Game-Streaming-Plattformen ist aber letztendlich die vom Nutzer verwendete Internet-Verbindung. Und wie weit das nächste Rechenzentrum von Google entfernt ist. Nur bei einer schnellen Internet-Verbindung und geringen Entfernung zum Google-Rechenzentrum ist auch eine niedrige Latenz möglich, bei der Gaming auch Spaß macht. Nun ist Google natürlich kein Neuling und hat weltweit verteilt überall seine Rechenzentren verteilt. Google betont im Zusammenhang mit Stadia, dass die Server in 19 Regionen und 58 Zonen verfügbar sind. Und dies in über 200 Ländern und an über 7.500 Knotenpunkten.
Macht Stadia alle Gaming-PCs und Konsolen überflüssig? Sicherlich nicht: Natürlich kann man sich dank Stadia den Bau oder Kauf eines 1.200 Euro teuren Gaming-PCs oder einer Spielekonsole sparen und künftig auch Spiele ohne langwierige Downloads zocken. Allerdings wird es auch weiterhin Gamer geben, die Spiele auch ohne bestehende Internet-Verbindung spielen möchten oder ein Spiel tatsächlich kaufen und besitzen wollen und nicht nur quasi eine Lizenz für das Spielen über einen Game-Streaming-Dienst erwerben möchten.
Dennoch halten wir Stadia und ähnliche Dienste für eine positive Entwicklung, die sicherlich über die kommenden Jahre noch an Bedeutung gewinnen wird: Durch Game-Streaming-Dienste erhalten mehr Menschen die Möglichkeit, Spiele zu nutzen. Und wenn mehr Menschen spielen, dann profitieren alle Gamer davon.
Mehr Infos zu Stadia finden Sie auf dieser Seite bei Google.