Der Start des Betriebssystems von der Festplatte ist eigentlich eine einfache Aufgabe. Das Bios lädt den Bootloader, dieser findet die Linux-Installation beziehungsweise den Kernel sowie die initiale Ramdisk und zum Schluss startet dann noch die Desktop-Umgebung. Es gibt allerdings Situationen, in denen Linux nicht mehr startet. Meist treten solche Fehler in Multiboot-Umgebungen auf, in denen sich die Systeme gegenseitig stören. Ein fehlgeschlagenes Update oder beschädigte Dateien kommen ebenfalls als Ursache infrage.
1. Linux trotz defektem Grub starten
Man kann Linux über Super Grub Disk 2 . starten, wenn der installierte Bootloader defekt ist. Das Tool lässt sich mittlerweile auch im Uefi-Modus booten. Das klappt jedoch nicht immer. Bei Problemen mit dem Uefi-Modus brennen Sie aus der ISO-Datei im Verzeichnis „Extras“ eine bootfähige CD/DVD oder Sie erstellen einen bootfähigen USB-Stick .
Booten Sie den PC vom erstellten Medium. Achten Sie bei einem Uefi-System darauf, das Bootgerät mit dem vorangestellten „UEFI“ zu wählen. Gehen Sie im Menü auf „Detect and show boot methods“. Super Grub Disk 2 sucht nach bootfähigen Systemen und zeigt Ihnen diese an. Es genügt, daraufhin den gewünschten Eintrag unter „Operating Systems“ zu wählen, beispielsweise „Linux /boot/vmlinuz-5.4.0-42-generic (hd0, gpt2)“. Wählen Sie den Kernel mit der höchsten Versionsnummer. Grub lädt den Kernel direkt und startet das System. Das funktioniert bei Bios und Uefi-Systemen. Reparaturen kann Super Grub Disk 2 nicht durchführen. Das ist nur über ein laufendes System möglich (siehe Punkt 2).
2. Grub-Bootumgebung reparieren

Die meisten Grub-Probleme lassen sich durch Neuinstallation des Bootloaders beseitigen. Starten Sie das System zunächst über Super Grub Disk (Punkt 1) und öffnen Sie anschließend ein Terminal. Bei einem Bios-System verwenden Sie diese beiden Befehlszeilen:
sudo grub-install /dev/sd[x]
sudo update-grub
Für „[x]“ tragen Sie die Bezeichnung für die Bootfestplatte ein. Sollten Sie nicht sicher sein, verwenden Sie die Befehlszeile:
mount | grep "on / type"
Wenn „/dev/sda“ in der Ausgabe auftaucht, ist Linux auf der ersten Festplatte installiert, bei „sdb“ auf der zweiten. Sie können auch die zweite Festplatte als Ziel der Grub-Installation angeben, müssen dann jedoch die Bootreihenfolge im Firmware-Setup entsprechend anpassen.

Uefi-System: Ermitteln Sie bitte zuerst, ob die Uefi-Partition vorhanden und in das Dateisystem eingebunden ist:
mount | grep boot
Danach wird eine Ausgabe wie „/dev/sda1 on /boot/efi type vfat“ erscheinen. In Ordnern unterhalb von „/boot/efi/EFI“ liegen die Bootloader-Dateien mit der Dateinamenserweiterung „.efi“. Wenn das nicht der Fall ist, ermitteln Sie mit
sudo parted -l
(kleines „L“) die Partitionen auf der Festplatte. Es gibt eine kleine FAT32-Partition meist mit der Bezeichnung „EFI System Partition“, beispielsweise mit der Nummer „1“. Binden Sie diese mit
sudo mount /dev/sda1 /boot/efi
in das Dateisystem ein. Als Nächstes nutzen Sie die folgenden beiden Befehlszeilen:
sudo grub-install
sudo update-grub
Ein Ziellaufwerk geben Sie bei einer Uefi-Installation nicht an. Das Script findet das Verzeichnis „/boot/efi“ für den Uefi-Bootloader automatisch.
3. Die Grub-Kommandozeile nutzen

Sollte Grub aufgrund einer Fehlkonfiguration den Kernel nicht finden, lässt sich Linux meist trotzdem starten. Voraussetzung dafür ist, dass der Rechner zumindest die Grub-Shell lädt, die sich mit dem Prompt „grub>“ zeigt. Der Befehl
ls
zeigt die Festplatten und Partitionen in Grub-Schreibweise an. „hd0“ ist die erste Festplatte, „hd1“ die zweite usw. Der Befehl unterstützt die Tab-Vervollständigung.
ls (hd0,
gefolgt von der Tab-Taste ergänzt die möglichen Angaben oder listet sie auf.
ls (hd0,gpt2)/boot
beispielsweise zeigt nach Tab oder Eingabetaste den Inhalt des Ordners an. Mit den folgenden vier Zeilen geben Sie Kernel und Ramdisk an und starten das System:
set root=(hd0,gpt2)
linux /boot/vmlinuz-5.4.0-42-generic root=/dev/sd[XY] ro
initrd /boot/initrd.img-5.4.0-42-generic
boot
Die Dateinamen müssen Sie nicht vollständig eintippen. Verwenden Sie auch hier die Tab-Taste für die automatische Ergänzung.
Den Platzhalter „/dev/sd[xy]“ ersetzen Sie durch den Gerätepfad der Linux-Installation.
Bei „hd0,msdos1“ ist das „/dev/sda1“ (Bios/MBR), bei „hd0,gpt2“ verwenden Sie „/dev/sdb2“ (Uefi/GPT). Sobald das System gestartet ist, führen Sie eine Grub-Reparatur durch, wie in Punkt 2 beschrieben.
In der Grub-Shell gilt übrigens die englischsprachige Tastaturbelegung. „(“ beispielsweise geben Sie mit Umschalt-9 ein, „)“ mit Umschalt-0 und „=“ mit Umschalt-´ (rechts neben „ß“).
4. Grub verschwindet nach einem Neustart
Wenn Linux und Windows 10 auf dem PC installiert sind, können Sie über das Grub-Bootmenü zwischen den Systemen wählen. Nachdem Sie Windows gestartet haben, erscheint das Bootmenü jedoch nicht mehr und der Rechner bootet nur noch Windows. Tatsächlich ist Grub aber noch vorhanden, allerdings steht der Windows-Bootmanager in der Bootreihenfolge an erster Stelle. Dies lässt sich zwar im Firmware-Setup ändern, die Reihenfolge ändert sich aber beim nächsten Windows-Start wieder.
Das Problem lässt sich umgehen, indem Sie Windows 10 starten und eine Eingabeaufforderung mit administrativen Rechten öffnen. Tippen Sie dazu:
bcdedit
ein und drücken Sie nun die Eingabetaste. In dem Abschnitt „Windows-Start-Manager“ sehen Sie hinter „path“ den Eintrag „ EFIMicrosoftBootbootmgfw.efi“. Ändern Sie den Pfad zum Bootloader mithilfe dieser Befehlszeile:
bcdedit /set {bootmgr} path EFIubuntugrubx64.efi
Sollte Secure Boot aktiviert sein, verwenden Sie den Pfad „EFIubuntushimx64. efi“. Für andere Linux-Systeme passen Sie den Pfad an. Sehen Sie dazu unter Linux in dem Ordner „/boot/efi/EFI“ nach, was für Ihr System gilt.
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Bootprobleme nach Updates und Upgrades
Standardmäßig liegt der Ordner „/boot“ auf der Systempartition, außer man hat bei der Installation eine eigene Partition dafür eingerichtet. Bei jedem Kernel-Update kommen neue Dateien hinzu. Ist die Bootpartition zu klein gewählt, kann der Platz knapp werden. Ubuntu und Linux Mint scheinen nicht ausreichend zu überprüfen, ob die neuen Dateien tatsächlich gespeichert wurden. In der Folge kann die Installation der Dateien unvollständig sein und der Systemstart scheitern.
Da die vorherigen Kernel-Installationen noch intakt sein sollten, booten Sie eine ältere Version. Im Grub-Bootmenü gehen Sie im Anschluss daran auf „Erweiterte Optionen für Ubuntu“ und auf den gewünschten Kernel. Sollte das Bootmenü nicht auftauchen, halten Sie kurz nach dem Start des Rechners die Umschalttaste gedrückt. Sorgen Sie außerdem für genügend freien Platz auf der Festplatte. Mit
sudo apt autoremove
löschen Sie unnötige Pakete und veraltete Kernel-Dateien unter „/boot“.