Seit Mitte Februar 2019 lässt Microsoft die Windows Insider bereits Windows 10 20H1 testen, wie wir auch berichteten. Ziemlich früh, wenn man bedenkt, dass Windows 10 19H1 noch in der Fertigstellung ist und anschließend noch Windows 10 19H2 folgen wird. Aktuell hat Microsoft auch noch mit einem fiesen Gaming-Bug in Windows 10 19H1 zu kämpfen, der bei den betroffenen Testern für einen Green Screen of Death sorgt, wenn sie versuchen, populäre Spiele zu testen. In dem Zustand könnte Windows 10 19H1 nicht auf die Allgemeinheit losgelassen werden.
Dennoch haben die Entwickler nun mit Windows 10 Insider Preview Build 18845 einen zweiten 20H1-Build zum Testen freigegeben. Den Veröffentlichungsnotizen zufolge halten sich die Änderungen in Grenzen. Anfang Januar hatte das Unicode Consortium die neuen Emojis vorgestellt, die mit Emoji 12.0 eingeführt werden. In der neuen Windows-10-Vorabversion werden diese neuen und geänderten Emojis nun in den Design-Varianten von Microsoft eingeführt.
Ansonsten gibt es noch eine Vielzahl von Bugfixes und kleinere, eher unspektakuläre Änderungen.
Auch wir wunderten uns bereits Mitte Februar, warum Microsoft schon jetzt Windows 10 20H1 testen lässt. Das führte zu vielen Spekulationen: Plant Microsoft eine große Neuerung für Windows 10? Gibt es künftig doch nicht zwei neue Windows-10-Versionen pro Jahr und entfällt damit Windows 10 19H2?
Die mit Microsoft gut vernetzte US-Journalistin Mary Jo Foley liefert in einem Artikel eine Antwort auf diese Frage. Leider fällt die Antwort darauf nicht sehr spektakulär aus…
Uns erwartet mit Windows 10 20H1 demnach kein super-neues Feature, sondern die frühe Bereitstellung einer 20H1-Testversion hat mehr organisatorische Gründe innerhalb der Entwicklerteams von Microsoft. Demnach will Microsoft die Arbeiten der Entwickler von Windows 10 mit denen der Entwickler der Cloud-Plattform Azure anpassen. Intern sind seit der letzten Umstrukturierung von Microsoft die Windows-10-Entwickler bereits in einem Team gemeinsam mit den Entwicklern von Azure.
Einige Entwicklungen des Azure-Teams wirken sich auch auf den von Windows 10 genutzten Windows Core aus und müssen dementsprechend auch vom Windows-10-Team in Windows 10 integriert werden. Das soll nun künftig parallel geschehen und nicht mehr mit einer Verzögerung.
Die Quellen verrieten Mary Jo Foley auch, dass Microsoft weiter daran fest hält, Windows 10 mit zwei großen Updates pro Jahr zu versorgen. Jeweils im Frühjahr und im Herbst. Die Updates basieren dann jeweils auf dem aktuellen Windows Core, an dem das Azure-Team mitgearbeitet hat. Der Windows Core wird jeweils im Juni und Dezember aktualisiert und ausschließlich intern getestet. Windows 10 20H1 enthält also bereits den Windows Core von Dezember 2018, während Windows 10 19H1 und wohl dann auch Windows 10 19H2 noch auf den Windows Core von Juni 2018 basieren.
Mit den frühen Vorabversionen von Windows 10 20H1 können Windows Insider also letztendlich schon mal den aktualisierten Windows Core ausprobieren. In der täglichen Praxis mit Windows 10 kriegt man allerdings ohnehin nur wenig vom Windows Core mit. Ab Windows 10 20H1 werden dann die neuen Windows-10-Vorabversionen mit einem aktuelleren Windows Core als bisher ausgeliefert.
Windows Core kommt übrigens nicht nur bei Windows 10 und Azure zum Einsatz, sondern auch beispielsweise beim Betriebssystem der Xbox One oder bei der kürzlich vorgestellten Hololens 2. Letztendlich sorgt also die interne Änderung bei der Entwicklung dazu, dass alle ausgelieferten neuen Versionen innerhalb eines Jahres auch immer auf dem gleichen Windows Core basieren. Und damit auch von den Vorteilen im Bereich Performance, Stabilität und Kompatibilität profitieren.