Es herrscht immer ein wenig Panik, wenn Sie plötzlich feststellen, dass Daten nicht mehr vorhanden sind. Dagegen können Sie sich jedoch wappnen. Denn Daten lassen sich in vielen Fällen wiederherstellen. Im einfachsten Fall verwenden Sie Windows-Bordmittel. Wird es komplizierter, stehen Ihnen spezialisierte Tools zur Seite. Zwei Beispiele haben wir herausgegriffen: die Freeware Recuva von Piriform und die Vollversion Data Recovery von Aiseesoft. Wie Sie damit umgehen, zeigt Ihnen dieser Beitrag. Doch gerade beim Thema Datenrettung gibt es auch Situationen, in denen Sie durch eigene Rettungsversuche die Lage nicht verbessern, sondern im Gegenteil weiter verschlimmern – etwa bei Wasserschäden, defekten Partitionen oder einem Hardwarekollaps. Dann müssen Profiretter ran, die immer eine Stange Geld kosten. Unsere Tipps helfen, den Fall der Fälle schon einmal theoretisch durchzuspielen. Oder Sie sorgen von jetzt an mit regelmäßigen Backups effektiv vor.
Tipp: Diese Gratis-Tools retten im Notfall Ihre Daten
Daten wiederherstellen mit Windows Bordmitteln
Sind Daten am Windows-Rechner plötzlich weg, kann Ihnen das Betriebssystem in den nachfolgend skizzierten Fällen helfen, sie wieder zu bekommen. Datei versehentlich gelöscht: Ein zu schneller Klick bei einer Datei oder einem Dateiordner auf „Löschen“ oder die Entfernen-Taste ist zwar ärgerlich, aber im Grunde nicht tragisch. Denn Sie können die Daten über den Papierkorb von Windows wiederherstellen. Finden Sie sie dort, führen Sie einfach einen Rechtsklick auf die Datei aus und wählen aus dem Kontextmenü „Wiederherstellen“. Windows schiebt den gelöschten Inhalt dann an den ursprünglichen Speicherort zurück. Unvorhergesehener Absturz: Kommt es während der Arbeit an einer Datei zu einem Programm- oder Systemabsturz, haben Sie gute Chancen, den vorherigen Zustand des Dokuments oder der Bilddatei wiederherzustellen – vorausgesetzt, Sie haben Ihr Windows mit der richtigen Einstellung darauf vorbereitet. Komfortabel gelöst hat Microsoft die Vorsorgefunktion beispielsweise beim Office-365-Abonnenement, zu dem unter anderem Word, Excel oder Powerpoint gehören. In diesen Programmen – etwa bei Word – finden Sie die Funktion zum automatischen Wiederherstellen unter „Datei –› Optionen –› Speichern“. Im folgenden Fenster muss ein Häkchen bei „AutoWiederherstellen-Informationen speichern alle xx Minuten“ gesetzt sein. Statt „xx“ definieren Sie ein Zeitintervall – etwa 10 Minuten. Unter „Dateispeicherort für AutoWiederherstellen:“ geben Sie einen Verzeichnispfad an oder übernehmen die Voreinstellungen. Zusätzlich muss ein Häkchen bei „Beim Schließen ohne Speichern die letzte automatisch wiederhergestellte Version beibehalten“ gesetzt sein. Um eine Datei wiederherzustellen, öffnen Sie das Programm nach dem Absturz erneut. In der Regel zeigt es den Aufgabenbereich „Dokumentwiederherstellung“ an, wenn ein Dokument unvermittelt geschlossen wurde. Unter „Verfügbare Dateien“ sehen Sie die automatisch gespeicherten Dokumente. Anhand der Datums- und Zeitangaben finden Sie so schnell den aktuellsten Stand vor dem Absturz heraus.
Freeware für die Datenrettung: Recuva zum Beispiel

Gerade, wenn mehrere externe Speichermedien gleichzeitig per USB mit dem Rechner verbunden sind, lassen sich die Laufwerksbuchstaben leicht verwechseln. Deshalb kann es schnell passieren, dass Sie das falsche Laufwerk erwischen und formatieren. Damit sind beispielsweise die Bilder von der SD-Karte aus der Digitalkamera weg, bevor Sie sie auf Ihren Rechner überspielt haben. Ihnen wird wahrscheinlich kurz heiß vor Schreck, aber länger aufregen müssen Sie sich darüber nicht. Denn die Daten lassen sich relativ leicht retten. Die erste Anlaufstelle ist ein kostenloses Wiederherstellungsprogramm. Bringen Sie etwas Geduld mit. Der Vorgang nimmt je nach Größe Ihres Flashspeichers einige Zeit in Anspruch. Kostenlose Rettungstools wie Recuva von Pirisoft erreichen beim Wiederherstellen von Bilddaten auf externen Speichern bereits eine hohe Erfolgsquote. Starten Sie die Installationsdatei und ändern Sie im ersten Schritt die Sprache, indem Sie im Kästchen neben „Piriform“ von „English“ auf „Deutsch (German)“ wechseln. Da im Installer gleichzeitig das Programm Ccleaner enthalten ist, müssen Sie „No thanks, I don’t need CCleaner“ wählen, wenn Sie das Reinigungstool derzeit nicht auf Ihren PC spielen möchten. Mit einem Klick auf „Install“ beginnen Sie den Installationsvorgang. Öffnen Sie das Programm zum ersten Mal, legen Sie fest, ob Sie den Hilfsassistenten nutzen oder direkt auf die Programmoberfläche wechseln wollen. Gehen Sie über den Wizard, folgt die Frage nach den zu rettenden Dateitypen wie Bilder, Musik, Dokumente, E-Mails oder einfach „Alle Dateien“. Letztere Option verwenden Sie, wenn Sie sich nicht mehr sicher sind, welche Art von Daten sich auf dem Speichermedium befindet. Bei den gelöschten Bildern von der Speicherkarte Ihrer Digitalkamera können Sie auch definieren, dass das Tool ausschließlich nach Bilddateien suchen soll.

Nach einem Klick auf „Weiter“ legen Sie den Speicherort fest. Wählen Sie entweder „Auf meiner Speicherkarte oder iPod“, um nur bestimmte Wechseldatenträger zu durchsuchen oder „An einem bestimmten Ort“, wenn Sie den Laufwerksbuchstaben des externen Speichermediums kennen. Je genauer Sie den Speicherort wissen, desto gezielter sucht Recuva. Doch selbst wenn Sie sich gar nicht mehr erinnern können, wo die gelöschte Datei abgelegt ist, können Sie das Programm suchen lassen. In diesem Fall definieren Sie den Speicherort als „Ich bin mir nicht sicher“ und Recuva durchsucht den kompletten PC. Danach können Sie mit Recuva die Suche nach gelöschten Dateien beginnen. Es empfiehlt sich, ein Häkchen bei „Tiefensuche“ zu setzen. Damit sucht Recuva in drei Phasen und ist nach unserer Erfahrung bereits beim ersten Versuch erfolgreich. Der Vorgang kann je nach Größe des Speichermediums einige Zeit in Anspruch nehmen. Recuva kennzeichnet den Zustand der gefundenen Dateien mit einer Ampelfarbe. Grün steht für Dateien, die sich vollständig wiederherstellen lassen. Bei Gelb ist anzunehmen, dass die Wiederherstellung nur teilweise gelingt. Und die rote Farbe signalisiert, dass eine Wiederherstellung dieser Datei unwahrscheinlich ist.

Das Ergebnis sehen Sie in einer Liste. Klicken Sie auf „Wiederherstellen“ und legen Sie einen Speicherort für die geretteten Daten fest. Wählen Sie grundsätzlich nicht das Medium aus, von dem die Daten wiederhergestellt werden sollen, da Sie damit Gefahr laufen, Cluster von Dateien zu überschreiben, die Sie eigentlich retten wollen. Am besten legen Sie die Daten vom Stick auf Ihrer Festplatte ab. Nun benötigen Sie etwas Geduld, da der Prozess der Wiederherstellung einige Zeit dauert. Ist er beendet, zeigt Ihnen Recuva den Erfolg an. Testen Sie anschließend sofort, ob sich die Dateien auch tatsächlich öffnen lassen – etwa in unserem Beispiel die Fotos von der SD-Karte. Sie können Recuva noch feiner an Ihre Bedürfnisse anpassen, indem Sie auf „Einstellungen“ klicken. Im Reiter „Aktionen“ können Sie sich etwa versteckte Systemdateien oder sicher gelöschte Dateien anzeigen lassen. Zudem lässt sich auch eine verwendete Ordnerstruktur rekonstruieren.
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Daten retten mit Data Recovery

Um auf einen eventuellen Datenverlust vorbereitet zu sein, installieren Sie etwa die Shareware Aiseesoft Data Recovery . Im Hauptfenster sehen Sie im oberen Teil alle Dateitypen, die Sie zum Wiederherstellen auswählen können. Wenn Sie wissen, dass es sich bei den versehentlich gelöschten Daten um eine bestimmte Art handelt – etwa Bild, Audio oder Video, schränken Sie die Suche darauf ein, indem Sie eventuell vorhandene Häkchen entfernen. Sie können auch gezielt nach E-Mail-Dateien, Excel- sowie Word-Dokumenten oder Archiv-Dateien suchen lassen. Letztere sind im Programm unter „Andere“ zusammengefasst. In unteren Teil des Fensters finden Sie alle Datenträger, die derzeit für einen Scan in Frage kommen. Neben den internen Festplatten sind auch diejenigen Speichermedien sichtbar, die per USB an den Rechner angeschlossen sind. Wählen Sie den Datenträger aus, von dem die Daten wiederherstellt werden sollen, und klicken Sie auf „Starten“. Data Recovery führt einen kurzen Schnellscan aus und fährt automatisch mit einem zweimaligen Tiefenscan fort. Den Fortschritt können Sie links oben anhand einer Prozentangabe verfolgen. Gleichzeitig sehen Sie im oberen Teil des Fensters die bereits gefundenen Dateien und die verstrichene Zeit. Data Recovery arbeitet sehr gründlich. Damit sind die Erfolgsaussichten eventuell größer als mit der Freeware Recuva, alle gelöschten Daten zu finden. Gleichzeitig dauert die Diagnose jedoch auch wesentlich länger. Mehrere Stunden für einen Tiefenscan sind je nach Größe des Datenträgers nicht ungewöhnlich.

Nach dem Diagnosevorgang sehen Sie die Anzahl der wiederherstellbaren Dateien oben als Gesamtergebnis. Gleichzeitig können Sie sich die einzelnen Resultate in einer Vorschau anzeigen lassen. Klicken Sie dazu links auf den Datenträger und navigieren Sie zu den wiederherstellbaren Daten. Sie können alle oder auch nur bestimmte Dateien auswählen, bevor Sie auf „Wiederherstellen“ klicken. Danach geben Sie noch einen Speicherort ein, an dem die Daten abgelegt werden sollen. Er muss sich in jedem Fall von der Quelle unterscheiden, um den Erfolg der Wiederherstellung zu gewährleisten. Nach dem Rettungsvorgang öffnet Data Recovery das Verzeichnis mit den wiederhergestellten Dateien. Sie können den Erfolg sofort überprüfen und die Dateien öffnen.
Vorsicht bei gelöschten Daten von internen Festplatten
Beim Wiederherstellen von Dateien, die Sie von der internen Festplatte gelöscht haben, müssen Sie vorsichtiger vorgehen als bei einem externen Datenträger. Der Grund: Sie müssen unbedingt vermeiden, dass Teile überschrieben werden. Im Löschverhalten unterscheiden sich magnetische Festplatten von SSDs, den Solid State Disks. Magnetfestplatte: Löschen Sie eine Datei auf der Magnetfestplatte, wird diese nicht physisch entfernt, sondern vielmehr mit einem Sonderzeichen in der Verzeichnistabelle versehen. Es signalisiert dem System, dass alle logischen Zuordnungseinheiten (Cluster), die diese Datei beansprucht, ab sofort freigegeben sind. Sie dürfen daher von einer neuen Datei belegt werden, sind aber im Moment noch vorhanden.

SSD: Bei einer internen SSD signalisiert Windows seit der Version 7 über den TRIMBefehl (TRends and Indices for Monitoring Data) dem Speichermedium beim Löschen ausdrücklich, dass der belegte Platz wirklich gelöscht werden kann. Die Folge: Die Daten sind tatsächlich entfernt und nicht mehr unsichtbar vorhanden. Als erste Maßnahme gilt es daher bei einer SSD, den TRIM-Befehl abzuschalten. Dazu geben Sie in die Ausführungszeile von Windows den folgenden Befehl ein:
fsutil behavior set disabledeletenotify 1
Er schaltet das Trimmen sofort ab. Egal, um welche Art interner Datenträger es sich handelt, es ist immer schwierig, weitere Schreibaktionen zu vermeiden. Auf der Systempartition werden diese sogar permanent durchgeführt. Deshalb gilt: Schalten Sie den Rechner umgehend aus und booten Sie danach von einem unabhängigen System – wie dem PC-WELT-Notfallsystem. Wie Sie dabei im Detail vorgehen, zeigt Ihnen der Beitrag: „ Datenrettung – Gelöschte Dateien wiederherstellen “ unter dem Abschnitt „Notfall-DVD: Daten wiederherstellen“. Alternativ können Sie den internen Datenträger ausbauen und als externes Laufwerk an einen anderen Rechner anschließen. Damit vermeiden Sie den Bootvorgang und gehen dem Risiko aus dem Weg, dass es auf dem Laufwerk zu weiteren Schreibvorgängen kommt. Für das Verbinden als externes Laufwerk sind USB-SATA-Adapter eine günstige Lösung. Sie kosten rund 10 bis 20 Euro. Sie können dafür aber auch ein externes Festplattengehäuse verwenden. Varianten für 2,5-Zoll-Festplatten starten ebenfalls bei rund 10 Euro, Gehäuse im größeren 3,5-Zoll-Format kosten ungefähr das Doppelte. Achten Sie beim Kauf darauf, dass Anschlüsse und Kapazitäten der externen Lösung mit Ihrem internen Laufwerk kompatibel sind. Bei Gehäusen für 3,5-Zoll-Festplatten ist eine externe Stromversorgung empfehlenswert. Der USB-Anschluss allein liefert hier oft zu wenig Power.
Richtiges Verhalten bei Hardware-Defekten
Hinweise, dass etwas mit einer Magnetfestplatte nicht stimmt, sind seltsame Geräusche oder lange Wartezeiten beim Booten oder während der Arbeit. Der Headcrash gehört zu den bekanntesten Defekten und macht sich anhand eines lang anhaltenden Klackerns oder Schleifens bemerkbar. Bei einer SSD kann die Elektronik Schaden nehmen. In beiden Fällen können Sie sich nicht mehr selbst helfen. Im Gegenteil: Schalten Sie den Rechner sofort aus und überlegen Sie, ob Sie auf einem anderen Weg zu Ihren Daten kommen – etwa über ein Datenbackup und einen anderen PC oder eine Kopie aus einem Clouddienst. Ist das nicht der Fall und sind die Daten von enormer Bedeutung, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich an eine professionelle Datenrettungsfirma zu wenden. Die Maßnahme kostet nicht nur mehr Mühe, sondern ist auch teuer. Eine Wiederherstellung kann leicht mehr als tausend Euro kosten. Einen seriösen Anbieter erkennen Sie daran, dass erfolglose Rettungsversuche nicht in Rechnung gestellt werden. Misstrauisch sollten Sie werden, wenn Sie bereits für eine erste Analyse extrem zur Kasse gebeten werden. Gute Datenrettungsfirmen haben ein umfangreiches Ersatzteillager. Damit lässt sich die Elektronik durch Bauteile anderer Platten ersetzen und so der Datenträger reaktivieren.