Mit dem Miele Scout RX2 mischt Miele auf dem Markt für Saugroboter mit. Den autonomen Sauger gibt es in zwei Varianten: Als Miele Scout RX2 für rund 555 Euro und als Miele Scout RX2 Home Vision für 649 Euro. Letzterer bietet zusätzlich die Möglichkeit das Kamerabild des Saugroboters live auf Tablet oder Smartphone zu übertragen. Damit sehen Sie sofort, ob zu Hause alles seine Ordnung hat, während Sie im Urlaub sind. Letztendlich fungiert der Scout RX2 Home Vision also wie eine rollende smarte Überwachungskamera.
Wir haben Miele Scout RX2 Home Vision getestet. Denn die integrierte Kamera macht diesen Saugroboter besonders spannend und unterscheidet ihn von iRobot Roomba 980 oder Neato Botvac D7 Connected oder Vorwerk Kobold VR200.
Fazit: Solide Saugleistung, aber unnötig kompliziert
Der Miele-Saugroboter ist sauber verarbeitet und hat ein schickes Gehäuse. Und er saugt gründlich und auch schnell. Doch auch Roomba 8xx oder 9xx von iRobot, ein Neato oder ein Vorwerk Kobold VR 200/300 saugen gründlich und schnell. Speziell Neato und Kobold (der auf dem Neato basiert – Vorwerk hat den US-Roboter-Hersteller Neato aufgekauft) erklimmen aber hohe Teppiche deutlich schneller als der Scout RX2 und können teilweise sogar niedrige Schwellen überfahren, an denen der Miele-Roboter scheitert. Zudem lassen sich die App- und Internetfunktionen aller Roomba-Modelle, Neato und Kobold problemlos und ohne komplizierte Fingerkombinationen wie beim Miele Scout RX2 auf Anhieb in Betrieb nehmen. Das einzige Feature, das der Miele-Roboter den Konkurrenten voraus hat, ist die Überwachungskamera.
Für das Gebotene ist der Miele Scout RX2 Home Vision angesichts der Schwächen bei der Steigfähigkeit und dem hakeligen Pairing etwas zu teuer. Aber grundsätzlich ist es eine gute Idee von Miele den Roboter auch als rollende Überwachungskamera für zu Hause zu verwenden. Bei App und Home Vision ist aber noch Luft nach oben.
Saugroboter: Die besten smarten Staubsaugroboter im Test
Inbetriebnahme: Unnötig kompliziert
Den Miele Scout RX2 Home Vision können Sie recht schnell und ohne Probleme in Betrieb nehmen, so lange Sie nur saugen wollen und die smarten Zusatzfunktionen nicht nutzen wollen. Doch die Verbindung mit der Miele Scout App und insbesondere die Freischaltung der Kamera-Funktion erwiesen sich im Test als nervenaufreibende Aktion. Denn die beiden Sensortasten „Base“ und „Ein/Aus“, die man zeitgleich drücken muss, um das Pairing zu starten, reagieren nicht immer. Man muss die beiden Tasten offensichtlich millimetergenau treffen – und zwar die Ein/Ausschalttaste etwas nach links versetzt und nicht mittig – damit der Pairing-Modus gestartet wird. Nervtötend!

Zudem muss man das Pairing sogar zwei Mal starten: Einmal um den Roboter mit der App und dem heimischen WLAN zu koppeln und ein weiteres Mal um zusätzlich die Kamera-Funktion Home Vision freizuschalten. Unnötig kompliziert, besonders unter dem Gesichtspunkt, dass die Pairing-Funktion wie erwähnt nur mit erheblichem feinmotorischen Aufwand und nach mehreren Anläufen zu starten ist.
Warum Miele zum Starten des Pairing nicht einfach eine einzige zusätzliche Taste einbaut und für das Freischalten von Home Vision nicht einfach nur einen zusätzlichen Hinweis-Button in der App integriert (der auf den Datenschutz- und Privatsphärenaspekt hinweist), erschließt sich uns nicht.

Liest man die Anwenderberichte auf Google Play und im Apple App Store zur Miele Scout App, so wird klar, dass wir nicht die einzigen Anwender sind, die Probleme mit dem Pairing und der App haben: „Pairing funktioniert auch nach über einer Stunde rumprobieren nicht. Unverschämtheit so etwas anzubieten, immerhin kostet das Produkt über 700 (!!!) euro.“ Oder „Nachdem irgendwann mal der Server Verfügbar war, konntet der RX2 mit den angegeben Tastenkombinationen nicht eingebunden werden“ oder „App startet immer wieder neu, bevor man auch nur irgendwas damit machen kann. Oder verbindet nicht mit dem Sauger. Nachbesserung nötig!!! Frechheit, zu einem so teuren Gerät so eine schlechte App anzubieten. Somit sind die teuer bezahlten Zusatzfunktionen der Home Vision nicht nutzbar“ oder „Schlimmer geht immer hat man so den Eindruck. Miele scheint diese App selbst nicht zu testen. Anders kann man sich das nicht erklären. Nach der Aktualisierung ist kein Zugriff mehr auf die Home Vision sowie Karten Funktion möglich. Von benutzerfreundlicher Bedienung und Innovationen wie bei anderen Herstellern“. Dabei handelt es sich durchwegs um aktuelle Kommentare aus den letzten Monaten.
Bedienung: Solide
Nach dem Einschalten braucht der Miele-Roboter relativ lange bis er hochgefahren und betriebsbereit ist. Sie bedienen den Roboter danach über das Touch-Display auf der Oberfläche, über die mitgelieferte Fernbedienung, über die App oder – mit eingeschränkten Möglichkeiten – durch Sprachbefehle an Alexa. Die Fernbedienung funktioniert problemlos, die Touch-Buttons grundsätzlich auch, wenn man von dem Problem mit dem Starten des Pairing-Modus einmal absieht. Alexa klappte ebenfalls einwandfrei. Und auch das Fernsteuern mit der App geht problemlos.

Beim Saugen haben Sie die Wahl zwischen Spot-Saugen (also nur einen kleinen Bereich saugen lassen), ganzen Raum saugen und leise saugen sowie Turbo saugen. Außerdem können Sie den Roboter über die Richtungstasten auf der Fernbedienung auch ferngesteuert saugen lassen und über die Pfeiltasten genau zu der zu saugenden Stelle lenken. Das kennen wir auch vom Vorwerk Kobold VR200 so. Diese Fernbedienung ist auch von der App aus möglich. Der Roboter ist 85 mm hoch. Miele empfiehlt für Möbel, unter denen der Scout saugen soll, einen Mindeststand von 87 Millimeter vom Boden. Mit dem mitgelieferten Magnetband lassen sich Raumbereiche für den Roboter sperren. Das kennen wir schon vom Botvac von Neato und vom Vorwerk Kobold. Teile der Wohnung einfach dadurch zu sperren, dass Sie diese auf der Karte in der App markieren, wie es beim Neato möglich ist, geht beim Miele-Roboter aber nicht. Der Staubauffangbehälter lässt sich leicht entnehmen und leeren, nichts klemmt oder ist schwer zugänglich.
Zwei Frontkameras erfassen Räume und Objekte dreidimensional. Damit soll der Scout RX2 Hindernisse besser erkennen und umfahren. Dazu kommen noch sieben Infrarotsensoren im Frontbereich, die verhindern sollen, dass der Scout RX gegen Hindernisse stößt. Drei weitere Infrarotsensoren unter dem Gerät erfassen beispielsweise Treppenstufen und verhindern so einen Absturz – auch das kennen wir von anderen Robotern schon. Ein Gyrosensor, der Drehbewegungen misst, ermöglicht in Verbindung mit weiteren Sensoren die Navigation auch bei völliger Dunkelheit, wie Miele verspricht. Aber auch der Kobold VR200 von Vorwerk kann beispielsweise bei Dunkelheit saugen.
Saugen: Gut & schnell, aber mit Steigproblemen
Der Scout RX 2 hat einen Durchmesser von 35,4 cm und eine Höhe von 8,5 cm. Letzteres ist wichtig, weil er damit unter gängigen Möbeln wie Sofas oder Betten durchfahren kann. Der Roboter wiegt 3,0 kg (Scout RX2) beziehungsweise 3,2 kg (Scout RX2 Home Vision). Er soll laut Miele eine Höhe von bis zu 1,7 cm erklimmen können. Das Staubboxvolumen beträgt 0,4 Liter.

Um seine Saugvorgänge schneller und gründlich abschließen zu können, bedient sich der Miele Scout RX2 der gleichen Technik wie der Botvac von Neato, der neue Vorwerk Kobold VR300, der Roomba 980 oder die Saugroboter von Xiaomi: Er erstellt dauerhaft eine Karte mit dem Grundriss des zu saugenden Raumes. Hierzu stattet Miele den Roboter mit Kameras aus. Der Miele Scout RX2 saugt ordentlich. Vor allem aber saugt er schnell. Da er nicht planlos nach dem Zufallsprinzip durch die Wohnung fährt, sondern diese gezielt abfährt, reinigt er einen Raum sehr schnell und durchaus auch gründlich. Er fährt planmäßige Bahnen auf und ab, bis er anstößt und wendet dann wieder. Der Roboter bremst in der Regel vor Hindernissen sanft ab, dadurch vermeidet er laute Anstoßgeräusche. Gegen Stuhlbeine, die eine ähnliche Farbe wie der Boden haben, stößt er aber durchaus. Verschiebt man Möbel während des Reinigungsvorgangs, dann erkennt der Roboter die frei gewordenen Flächen und saugt sie noch nachträglich. Dann fährt er auch über längere Strecken zur Ladestation automatisch zurück. Besonders im Leise-Modus, den man von Hand aktivieren kann, saugt er relativ leise. Mit auf dem Fußboden liegenden Teppichen oder Läufern tut er sich aber schwerer als viele Konkurrenzmodelle. Da der Miele Scout RX2 Home Vision zwei Seitenbürsten hat – eine links vorne und eine rechts vorne – tut er sich schwer heim Hochfahren von Teppichen. Der Roboter bleibt an höheren Teppichen hängen, wenn er sie schräg anfährt, weil dann seine Seitenbürsten am Teppich klemmen. Unseren roten Teppich, an dem sich jeder von uns getestete Saugroboter beweisen muss, kann der Scout RX2 nur im 90 Grad Winkel und oft nur nach mehreren Versuchen nehmen. Andere Roboter mit nur einer Seitenbürste erklimmen Teppiche leichter und damit schneller. Zum Vergleich: selbst unser mittlerweile rund fünf Jahre alter Roomba 620 fährt diesen Teppich ohne Probleme immer auf Anhieb hoch. Der Roomba 620 kostete seinerzeit aber deutlich unter 300 Euro, war also deutlich preiswerter als der Miele-Roboter. Die Kletterfähigkeit des Miele Scout RX2 Home Vision ist also schlechter als bei vielen anderen Robotern. Sie sollten diesen Saugroboter somit idealerweise auf flachen Böden ohne Teppiche oder Absätzen einsetzen. Der Miele-Roboter fährt sich auch ab und zu an herumliegenden Kabeln fest und muss dann befreit werden. Tipp: Besonders der Vorwerk Kobold VR200/300 oder die dem Kobold VR 200/300 zu Grunde liegenden Neato-Saugroboter kommen mit Hindernissen besser zurecht. Ebenso beweisen einige alte Roomba-Einsteigermodelle eine erstaunlich gute Steigfähigkeit.
App-Funktionen: Fernbedienung, Karten, Kamera
Von der App aus können Sie den Roboter immer überwachen, starten und stoppen. Mit der App können Sie den Roboter auch direkt steuern. Das geht genauso wie mit der Fernbedienung. Ob es unbedingt Sinn macht einen Saugroboter von Hand zu steuern, sei einmal dahin gestellt. In der App können Sie auch einstellen, wann der Roboter automatisch saugen soll. Und Sie sehen in der App die Karten der gesaugten Räume. Damit können Sie herausfinden, wo er sich schwer tut und nicht saugen kann. Auf der Karte in der App kann man den Roboter mit zirka 5 bis 10 Sekunden Verzögerung verfolgen. Über die App rufen Sie auch das Echtzeitbild der im Roboter eingebauten Kamera ab. Damit können Sie jederzeit bei sich zu Hause nach dem Rechten sehen. Da Sie den Roboter von der App aus auch gezielt steuern können, können Sie den Roboter sogar Patrouille fahren lassen oder eine bestimmte Stelle in Ihrer Wohnung kontrollieren lassen. Das klappte im Test. Die Qualität des übermittelten Kamera-Bildes ist allerdings eher schlecht. Die Kamera befindet sich zu weit vorne und ist zu tief verbaut, so dass sie durch den von dem Roboter selbst aufgewirbelten Staub schnell verschmutzt. Dementsprechend unscharf sind oft die Aufnahmen. Hier wäre es besser, wenn Miele die Kamera weiter hinten und höher anbringen würde. Wobei sich dadurch natürlich nicht die Gesamthöhe des Roboters erhöhen sollte, weil er sonst nicht mehr unter Sofas oder Betten unten durchfahren kann.
Alexa: Miele Scout hört auf’s Wort
Sie können dem Saugroboter über Alexa-Sprachbefehle einen Reinigungsauftrag geben. Die Verbindung mit dem Alexa-Skill klappte auf Anhieb, wie Sie in unserem Video auf Facebook sehen. Danach konnten wir dem Roboter Befehle geben: „Alexa, sage Miele: Starte den Saubroboter“ oder „Alexa, sage Miele: Stoppe den Saubroboter“.