Elektro-Autos stellen zusätzliche Ansprüche an die Crash-Sicherheit. Schließlich sitzen die Insassen meist über einer riesigen energiereichen Batterie und sind von einer Hochvolt-Anlage umgeben. Daimler hat am Beispiel seines ab 2019 erhältlichen Elektro-SUVs EQC erklärt, wie es Elektro-Autos crashsicher machen will.
Fahrzeug-Struktur: So umschließt ein neuer Hilfsrahmen die im Vorderwagen untergebrachten Antriebskomponenten und stützt diese Einheit über die klassischen Aufnahmepunkte ab. Die Batterie wird zudem von einem stabilen Rahmen mit integrierter Crash-Struktur umschlossen. Zwischen dem Rahmen und der Batterie sind Verformungselemente verbaut, die bei einem schweren Seitenaufprall zusätzliche Kräfte aufnehmen sollen. Im vorderen Bereich der Batterie soll ein sogenannter Batterieschutzschild den Energiespeicher vor dem Eindringen von Fremdkörpern bewahren.
Hochvolt-System: Das Hochvolt-System kann bei einem Crash je nach Unfallschwere automatisch abgeschaltet werden. Dabei wird zwischen einer reversiblen und einer irreversiblen Abschaltung unterschieden. Beim Abschalten sinkt die Spannung im Hochvolt-System außerhalb der Batterie binnen kürzester Zeit unterhalb die sicherheitsrelevante Spannungsgrenze, wie Daimler verspricht.
Zum Hochvolt-Sicherheitskonzept gehört auch, dass der Ladevorgang automatisch abgeschaltet wird, wenn im Stand während des Schnellladens (DC-Laden, also mit Gleichstrom) ein Aufprall erkannt wird. Für die Rettungskräfte sind zusätzlich Trennstellen vorgesehen, an denen sie das Hochvolt-System deaktivieren können.
Bei den Crash-Tests prüft Daimler unter anderem das Batterieverhalten bei Stoßbelastung und beim Eindringen von Fremdkörpern. Simuliert werden außerdem Überhitzung und Überladung.
Rückhaltesysteme: Über die oben erwähnte Struktursicherheit und das Batterieschutzkonzept passt Daimler auch die Rückhaltesysteme speziell für den EQC an. Dazu gehören unter anderem für Fahrer, Beifahrer und die Fondpassagiere auf den beiden äußeren Plätzen Dreipunkt-Sicherheitsgurte mit pyrotechnischer Gurtstraffung und Gurtkraftbegrenzung (normaler Dreipunktgurt in der Mitte hinten) sowie Windowbags im Dachbereich zwischen A-, B- und C-Säulen für den Kopfbereich von Fahrer, Beifahrer und außen sitzenden Fondpassagieren. Außerdem kombinierte Thorax-Pelvis-Sidebags für Fahrer und Beifahrer und gegen Aufpreis auch Sidebags für die äußeren Sitzplätze im Fond. Dazu kommen die gewohnten Airbags für Fahrer und Beifahrer für den schweren Frontalaufprall, auf der Beifahrerseite mit zweistufiger, zeitversetzter Auslösung, und ein Knie-Airbag für den Fahrer.

©Daimler
Rettungskräfte: Ein Rettungs-Sticker verweist direkt auf das Rettungsdatenblatt des Fahrzeugs. Dafür werden QR-Code-Aufkleber im Ladedeckel und an der gegenüberliegenden B-Säule in den Fahrzeugen angebracht. Im Ernstfall können Einsatzkräfte den QR-Code mit einem Smartphone oder Tablet-PC abscannen und gelangen so schnell zum passenden Rettungsdatenblatt, das eine Rettung erleichtern soll. Die Rescue-Assist-App für Smartphones und Tablets enthält neben den Rettungsdatenblättern auch dreidimensionale Ansichten des Fahrzeugs – nun auch offline, falls am Unfallort kein Mobilnetz zur Verfügung steht.
Was Daimler allerdings in seinen Ausführungen zur Crash-Sicherheit von Elektro-Autos wie dem EQC nicht sagt: Welche baulichen Maßnahmen der Konzern ergreift, um die Insassen der Unfallgegner zu schützen. Denn wenn das 2,4-Tonnen-Ungetüm EQC in einen deutlich kleineren und leichteren Toyota Aygo, VW Up oder – um ein Beispiel aus dem Daimler-Konzern zu nehmen – in einen Smart kracht, dann haben die Insassen des kleineren Fahrzeugs die schlechteren Karten.
Dass Elektro-Autos mit riesengroßen Akkus durchaus crashsicher zu bauen sind, beweist Konkurrent Tesla seit Jahren. Die diversen Tesla-Modelle schneiden bei den US-Crashtests glänzend ab. Tesla-Chef Elon Musk kann es sich sogar erlauben, mit einem frechen Crash-Test-Video Volvo zu verspotten.
EQC: 2,4-Tonnen-SUV von Mercedes-Benz als Tesla-Jäger mit 408 PS & 450 km Reichweite