Linux-Distributoren entscheiden sich meist eher für ein schlankes System und beschränken sich auf das Wesentliche. Schließlich kann jeder Linux selbst so konfigurieren und erweitern, wie es dem eigenen Geschmack und den Vorlieben entspricht. Nützliche Tools, mit denen sich das System noch effektiver verwenden lässt, können Sie bei Ubuntu 18.04 oder Linux Mint 19 über die Paketverwaltung schnell nachinstallieren.
1. Favoritendocks mit Taskleisten-Funktion
Startmenü, Programmstarter und Taskleisten gehören zu den prägenden Elementen jeder Desktopoberfläche. Bei Ubuntu gibt es das Unity-Startmenü am linken Bildschirmrand, Linux Mint mit Cinnamon-Desktop zeigt ein klassisches Startmenü mit Kategorien wie „Büro“ oder „Grafik“. Bei beiden Systemen können Sie Programme auch über den „Ausführen“-Dialog (Alt-F2) oder Desktopicons starten . Das Konzept von Linux Mint orientiert sich an Windows, während das Ubuntu-Startmenü eher mit dem Dock von Mac-OS vergleichbar ist. Mac-OS inspiriert schon seit langer Zeit viel Linux-Entwickler, ein ähnliches Dock nachzubauen.
Das Plank-Dock eignet sich für alle Anwender, die ein einfaches Favoritendock mit Taskanzeige wünschen. Es belegt nur wenig Platz im Hauptspeicher und ist damit auch für weniger leistungsfähige PCs geeignet. Plank lässt sich mit gleichnamigem Paketnamen über Ubuntu-Software oder die Anwendungsverwaltung (Linux Mint) aus den Standardpaketquellen installieren.

Starten Sie das Programm über „Aktivitäten“ oder das Startmenü. Zur Konfiguration klicken Sie bei gedrückter Strg-Taste mit der rechten Maustaste auf ein beliebiges Dockicon und wählen die „Einstellungen“. Unter „Erscheinungsbild“ ändern Sie die Position auf dem Bildschirm. Unter Linux Mint wählen Sie beispielsweise „Oben“, damit das Plank-Dock nicht hinter der Leiste am unteren Bildschirmrand verschwindet. Unter „Docklets“ fügen Sie per Doppelklick weitere Elemente ein, beispielsweise eine Uhr oder einen CPU-Monitor. Neue Favoriten legen Sie einfach dadurch an, dass Sie das gewünschte Programm starten, dessen Symbol im Dock rechts anklicken und dann die Option „Im Dock behalten“ wählen. Ein nicht mehr benötigtes Icon entfernen Sie, indem Sie das Symbol vom Dock auf den Desktop ziehen.
Programmfenster lassen sich per Klick auf das Icon minimieren und mit einem erneuten Klick wiederherstellen. Wenn zu einem Programm mehrere Fenster gehören, beispielsweise mehrere in Libre Office Writer geöffnete Dokumente, werden alle minimiert beziehungsweise wiederhergestellt. Ein einzelnes Programmfenster holen Sie über den dazugehörigen Kontextmenüeintrag des Dockicons in den Vordergrund. Bei allen gestarteten Programmen zeigt Plank-Dock einen Punkt beim jeweiligen Icon an, zwei Punkte stehen für mehrere Fenster.
Damit das Dock dauerhaft läuft, richten Sie es für den Autostart ein. Gehen Sie unter Linux Mint im Menü auf „Einstellungen –› Startprogramme“, klicken Sie auf die „+“-Schaltfläche und dann auf „Anwendung auswählen“. Wählen Sie in der Liste „Plank“ und klicken Sie auf „Anwendung hinzufügen“. Nutzer von Ubuntu 18.04 klicken auf „Aktivitäten“ und suchen nach „Startprogramme“. Klicken Sie auf „Hinzufügen“. Tippen Sie hinter Name „Plank“ ein und hinter „Befehl“ ebenfalls „plank“ mit Kleinschreibung.
Das Cairo-Dock ist in den Standardpaketquellen von Ubuntu und Linux Mint enthalten und daher schnell installiert. Das Dock nutzt für die Animation der Icons 3D-Effekte, was zu einer stärkeren CPU-Belastung führen kann. Wenn vorhanden, kommt jedoch die Grafikbeschleunigung Open GL zum Einsatz, was die Belastung minimiert. Auf PCs ohne Open-GL-Unterstützung erscheint ein Fenster, über das Sie die Funktion mit „Ja“ erzwingen können. In der Regel sollten Sie jedoch mit „Nein“ antworten, weil es sonst zu Darstellungsfehlern kommen kann.

Die Einstellungen erreichen Sie per Rechtsklick und „Cairo-Dock –› Konfigurieren“. Sie können die Position auf dem Bildschirm und die Art der Symbolanimationen festlegen. Unter „Erscheinungsbild“ stellen Sie unter „Ansichten“ beispielsweise „3D-Fläche“ ein. Unter den Icons erscheint dann ein Spiegeleffekt ähnlich wie bei Mac-OS. Auf der Registerkarte „Erweiterungen“ lassen sich weitere Elemente für das Dock aktivieren, beispielsweise ein Systemmonitor oder ein Wetterapplet. Auf der Registerkarte „Vorhandene Elemente“ klicken Sie ein Applet an und gehen auf „Konfiguration“. Beim Wetterapplet wählen Sie hier den Ort, für den Cairo-Dock den Wetterbericht anzeigen soll.
Für neue Favoriten starten Sie das gewünschte Programm, wählen im Kontextmenü des Cairo-Dock-Icons den Namen des Programms und den Menüpunkt „In einen Starter umwandeln“. Ein Favorit lässt sich entfernen, indem Sie sein Icon auf den Desktop ziehen.
Wenn mehrere Fenster zur Instanz eines Programms gehören, symbolisiert Cairo-Dock das mit einem Iconstapel. Fahren Sie mit der Maus darüber, um das gewünschte Fenster auszuwählen. Per Klick auf das Icon blenden Sie eine bildschirmfüllende Vorschau ein, in der Sie dann ein Fenster in den Vordergrund holen beziehungsweise wiederherstellen.
Cairo-Dock zeigt übrigens ganz links auch ein Icon für das Anwendungsmenü inklusive Suchfunktion. Das Tool kann daher die standardmäßigen Startmenüs von Ubuntu und Linux-Mint komplett ersetzen.
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2. Erweiterungen für den Dateimanager
Für Nautilus stehen unter Ubuntu 18.04 eine Reihe von Erweiterungen bereit, die dateibezogene und allgemeine Kontextmenüs hinzufügen. Eine gute Übersicht erhalten Sie nach dem Kommando
apt search nautilus extension
Die Installation erfolgt dann mit
apt install [Paketname]
Ein wichtiger Kandidat ist „nautilus-ad-min“ („Als Administrator öffnen“ für Verzeichnisse). Eine weitere Empfehlung ist „seahorse-nautilus“, das eine sehr bequeme Option „Verschlüsseln“ für alle Dateien in Nautilus integriert.

Nützlich sind außerdem „nautilus-imageconverter“ (Bildgrößen für mehrere Dateien anpassen), „nautilus-compare“ (Dateien vergleichen), „nautilus-hide“ (Dateiobjekte über eine zusätzliche Datei „.hidden“ verstecken) und „nautilus-wipe“ (Plattenplatz sicher überschreiben).
Andere Erweiterungen wie „nautilus-owncloud“, „easytag-nautilus“ oder „nitrosharenautilus“ sind Nutzern zu empfehlen, die in der angesprochenen Software (Owncloud, Nitroshare, Easytag) verwenden.
Unter Linux Mint 19 heißt der Dateimanager Nemo und ist ein enger Verwandter von Nautilus. Es gibt beispielsweise „nemodropbox“, „nemo-owncloud“ und „nemoimage-converter“ mit den gleichen Funktionen wie oben beschrieben. Suchen Sie einfach in der Synaptic-Paketverwaltung (siehe unten Punkt 4) nach „nemo“, um die Erweiterungen zu finden und zu installieren.
Tipp: Sie müssen sich ab- und wieder anmelden, damit neu installierte Dateimanager-Erweiterungen wirksam werden.
3. Alternative Dateimanager nutzen
Im Terminal bietet das Tool Midnight Commander (MC) mehr Komfort bei Dateioperationen. Vor allem beim Fernzugriff über SSH auf Server oder PCs, wo kein Desktop zur Verfügung steht, zeigt dieses Tool seine Stärken. MC ist in allen Linux-Distributionen verfügbar und über das Paketmanagement schnell installiert.
Die wichtigsten Operationen lassen sich über die F-Tasten steuern, deren Bedeutung in der unteren Leiste zu sehen ist. F5 beispielsweise kopiert das aktuell markierte Element in das Verzeichnis des anderen Panels. Über F3 rufen Sie einen Dateibetrachter auf und über F4 einen Editor.
Netzwerkfunktionen: Der Midnight Commander bietet in den Menüs „Links/Rechts“ Funktionen für den Zugriff auf SSH-, SFTP- und FTP-Server. Nach Auswahl etwa von „Shell-Verbindung“ geben Sie Benutzernamen und IP-Adresse ein, beispielsweise
root@192.168.178.10
Nach Eingabe des Kennworts zeigt der Midnight Commander wieder seine beiden Fensterhälften und Sie kopieren bequem Dateien zwischen dem lokalen und dem entfernten System.
Wer Midnight Commander im Terminalfenster nutzt, dem gefällt wahrscheinlich auch Gnome Commander. Das Tool lässt sich bei Ubuntu 18.04 und Linux Mint 10 direkt über das Paketmanagement installieren. Die Bedienung mit Maus und Tastatur entspricht der von Midnight Commander im Terminalfenster. Es gibt jedoch auch eine Menü- und Symbolleiste und Funktionen wie „F5 Kopieren“ sind als Schaltflächen ausgeführt, die sich mit der Maus leicht treffen lassen.

4. Softwarepakete suchen und installieren
Bei Ubuntu ist „Ubuntu Software“ die erste Anlaufstelle für die Suche nach neuer Software, Benutzer von Linux Mint nutzen die „Anwendungsverwaltung“. Fortgeschrittene Linux-Nutzer greifen zum Kommandozeilentool apt oder zu Synaptic, das bei Linux Mint bereits vorinstalliert ist. Sie finden das Tool im Menü unter „Systemverwaltung –› Synaptic-Paketverwaltung“. Ubuntu-Nutzer können Synaptic über Ubuntu-Software oder im Terminal per
sudo apt install synaptic
nachinstallieren.
Synaptic ist schneller als die Anwendungsverwaltung und ermöglicht eine gezieltere Paketauswahl. Klicken Sie auf die Schaltfläche „Suche“ und tippen Sie den Suchbegriff ein. Über das Auswahlfeld darunter lässt sich der Bereich eingrenzen, beispielsweise auf „Name“ oder „Beschreibung und Name“. Über den Kontextmenüpunk „Zum Installieren vormerken“ und einen Klick auf „Anwenden“ installieren Sie ein Programm.

5. Gnome-Do: Suche und Anwendungsstarter
Desktopumgebungen wie Unity, Gnome oder KDE verfügen über vielseitige Ausführen-Dialoge, die nicht nur als simple Programmstarter dienen, sondern auch nach Anwendungen und Dokumenten im Home-Verzeichnis suchen. Auf Desktops wie Mate oder Cinnamon kompensiert ein Zusatztool diese Lücke.
Das Programm Gnome-Do kann mehr, als nur Programme zu starten. Die Ergänzung ist optimal für Anwender, die auch auf einer grafischen Oberfläche die Tastatur der Maus vorziehen. Vor allem für schlichte Desktopumgebungen wie XFCE oder LXDE, aber auch für Cinnamon ist Gnome-Do eine gute Ergänzung.
Der Befehl
sudo apt install gnome-do gnome-do-plugins
installiert Gnome-Do auf Debian/Ubuntu/Mint samt allen Abhängigkeiten und den verfügbaren Plug-ins. Zum ersten Aufruf und zu Konfiguration muss das Tool noch mittels des Kommandos
gnome-do
im herkömmlichen Ausführen-Dialog (Alt-F2) gestartet werden. Rechts über den Pfeil gelangt man zu den Einstellungen, wo sich Gnome-Do auch gleich als Autostart einrichten lässt. Das Tool läuft üblicherweise im Hintergrund und die Tastenkombination Win-Leertaste holt es auf den Bildschirm. Bei Ubuntu 18.04 ist diese Tastenkombination anderweitig belegt, weshalb Sie auf der Registerkarte „Tastatur“ für die Aktion „Do starten“ etwas anderes festlegen müssen. Auf der Registerkarte „Erweiterungen“ setzen Sie Häkchen bei den gewünschten Bereichen, beispielsweise „Files and Folder“, um auch nach Dateien suchen zu können. „Gnome Session Management“ kann den Rechner auf Befehl neu starten, abschalten oder den Benutzer abmelden. Viele Plugins haben allerdings keinerlei Dokumentation und erschließen sich erst durch Experimentieren.
Lesetipp Die Dateimanager unter Linux Mint: Basics und Tuning
Der Ausführen-Dialog besteht aus zwei Feldern nebeneinander: Im linken Eingabefeld ist zu sehen, auf welche Anwendung, Datei oder Objekte die bisherigen Tastatureingaben passen. Falls es mehrere Möglichkeiten gibt, klappt die Pfeil-unten-Taste eine Liste aus. Das rechte Feld zeigt die vorgeschlagene Aktion für die Angabe im linken Feld an. Bei Anwendungen ist dies beispielsweise „Ausführen“ und bei Webadressen „URL öffnen“. Mit der Tab-Taste wechseln Sie zwischen rechtem und linkem Feld und mit der Enter-Taste führen Sie eine Aktion aus.

6. Suchtool für Dateiinhalte
Dateimanager suchen nur nach Datei- oder Ordnernamen. Wenn Sie Inhalte von Textdateien oder Metadaten von Bildern durchsuchen wollen, brauchen Sie ein Tool wie Docfetcher. Das Programm beherrscht alle gängigen Formate und leistet Volltextsuche für Office, PDF, Epub und Textdateien.
Docfetcher erfordert eine Java-Runtime (sudo apt install default-jre). Docfetcher selbst erhalten Sie unter https://docfetcher.sourceforge.net . Entpacken Sie die ZIP-Datei in Ihr Home-Verzeichnis. Eine Installation des portablen Tools ist nicht nötig: Sie starten Docfetcher einfach mit dem enthaltenen Script „Docfetcher-GTK3.sh“. Falls die Datei unter Ubuntu beim Doppelklick nur im Editor angezeigt wird, gehen Sie im Dateimanager in den Einstellungen auf „Verhalten“ und aktivieren unter „Ausführbare Textdateien“ die Option „Ausführen“.

Um den ersten Suchindex zu erstellen, klicken Sie mit der rechten Maustaste in das leere Feld unter „Suchbereich“ und gehen im Menü auf „Index erstellen aus –› Ordner“. Wählen Sie den Ordner, den Sie durchsuchen wollen. Danach genügt ein Klick auf „OK“, um die Indexierung zu starten. Später tippen Sie Suchbegriffe in das Suchfeld ein und drücken Sie die Eingabetaste. Im unteren Bereich sehen Sie gleich das Textumfeld des Suchbegriffs.
PC-WELT Download: Linux Mint und Ubuntu
Mehr Formate bei der Komprimierung
Der Archivmanager (file-roller) beherrscht eine Reihe von Packerformaten wie „zip“, „tar,“ „tar.gz“ oder „rar“. 7-Zip ist allerdings standardmäßig nicht an Bord, obwohl es für Imagedateien und den Archivaustausch mit Windows eine wichtige Rolle spielt. Mittels des Kommandos
sudo apt install p7zip-full
rüsten Sie die Komponente schnell nach. Beachten Sie, dass 7-Zip unter Linux keine eigene Oberfläche mitbringt. Der Packer ist jedoch nach der Installation automatisch im Archivmanager integriert.
Das 7-Zip-Format hat einen interessanten Nebenaspekt, der schon allein eine Nachinstallation rechtfertigen kann: Die Packarchive können mit Passwort verschlüsselt werden. Nutzer von Linux Mint 19 klicken eine Datei oder einen Ordner mit der rechten Maustaste an, wählen „Komprimieren“ und das Format „7z“. Unter „Erweiterte Einstellungen“ finden Sie die Passwortoption. Diese eignet sich gut, wenn Sie beispielsweise persönliche Dokumente archivieren oder vertrauliche Dateien per E-Mail versenden wollen. Bei Ubuntu 18.04 müssen Sie einen anderen Weg gehen. Starten Sie die Archivverwaltung, ziehen Sie die gewünschte Datei vom Dateimanager in das Fenster und klicken Sie auf „Archiv anlegen“. Danach gehen Sie so vor, wie für Linux Mint beschrieben.

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