Unser Ziel im kleinen Projekt war ein „Pi-Stick“, den man aus der Ferne mit immer neuen Inhalten beladen kann, ohne ihn abziehen zu müssen. Und den man – wie von einem handelsüblichen USB-Stick gewohnt – mit einem einzigen USB-A-Stecker verbinden kann, um auf sonstige Verkabelung verzichten zu können. Der SD-Karte des Pi wird dabei Platz für den Massenspeicher abgezweigt.
Anleitungen zu diesem Thema gibt es schon. Wir wollen hier alles von Grund auf für den Einsteiger nachvollziehbar und auf eigene Bedürfnisse anpassbar beschreiben. Für das grundlegende Setup bestücken wir den Pi zuerst mit einer Micro-SD-Karte mit Raspbian-Image. Um den Zero nicht an Tastatur und Monitor anschließen zu müssen, kann man wie gewohnt einige Dateien editieren, so dass sich der Pi mit dem eigenen WLAN verbindet und nach dem ersten Boot Zugriff per ssh möglich wird. Dafür gibt es eine Anleitung im Web. Alternativ kann man ihn auch mit X-Desktop hochfahren und an einem angeschlossenen Monitor Netzwerk- und sonstige Einstellungen vornehmen. Nachdem wir wie immer einen Hostnamen festgelegt und die Nutzer-Partition auf der SD-Karte erweitert haben, soll noch eingestellt werden, dass das nächste Mal standardmäßig in die Kommandozeile gebootet wird. Nach dem Neustart reicht uns für die Kommunikation ab da an eine ssh- Verbindung im Netzwerk.

©Swen Hopfe
Eine vollständige Raspbian-Installation bringt immer auch die Desktop-Anwendungen mit, die wir hier nicht benötigen. Wer will, kann deshalb etwas Platz schaffen und zum Beispiel Libreoffice, Wolfram und Mathematica entfernen:
$ sudo apt-get purge libreoffice*
$ sudo apt-get purge wolfram-engine
$ sudo apt-get clean
$ sudo apt-get autoremove
Viel zu konstruieren haben wir in unserem Projekt nicht. Um einen „richtigen“ USB-Dongle herzustellen, nutzen wir einen Bausatz, welcher ein USB-A-Add-on und Gehäuseschalen enthält. Schön, dass sich die Add-on-Platine mit Pogo-Pins zu vier Inseln auf der Unterseite des Pi verbindet, so braucht man nichts zu löten.

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Beim näheren Hinschauen kann man die Beschaltung nachvollziehen. Die für die Stromversorgung des Pi zuständige Micro-USB-Buchse ist mit den beiden Versorgungsleitern des großen USB-A-Steckers des Add-on verbunden. Die Datenleitungen des Steckers führen wiederum auf die zweite Micro-USB-Buchse des Pi. Eine gute Idee, um doppelte Bestromung zu vermeiden und sich wie bei einem gewöhnlichen Stick nur noch über den USB-Stecker sowohl für Stromversorgung als auch Datenaustausch zu verbinden.

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Beim Pi Zero funktioniert das bei fast allen Geräten, da sein Strombedarf deutlich unter den von USB-Anschlüssen bereitgestellten 500 mA liegt. Natürlich entsteht damit ein neues Problem, denn wenn das genutzte Gerät plötzlich abgeschaltet wird, verliert auch der Pi seine Stromversorgung, und es kann zu Beschädigungen der SD-Karte kommen. Um das zu verhindern, kann man jedoch wie gehabt ein externes Netzteil für den Pi nutzen.

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Wo nun das Konstruktive erledigt ist, soll es mit den speziellen softwaretechnischen Belangen weitergehen. Es muss der USB-Treiber für den Gadget-Mode aktiviert werden, dazu zuerst die Datei /boot/config.txt editieren und an deren Ende die Zeile
dtoverlay=dwc2
anfügen. Die /etc/modules erthält den Eintrag
dwc2
Oder diesen Eintrag auskommentieren, sollte er etwa schon nach der „i2c-dev“-Zeile stehen. Nach dem nächsten Start sollte der dwc2-Treiber geladen sein. Um einen Massenspeicher zu erhalten, müssen wir unserem Gadget zuerst ein Container-File verpassen. So zweigt man 4 GB von der SD-Karte des Pi Zero ab und erzeugt ein leeres Binärfile „piusb.bin“:
$ sudo dd bs=1M if=/dev/zero of=/piusb.bin count=4096
Anschließend nutzt man „mkdosfs“, um es als FAT32-Filesystem zu formatieren:
$ sudo mkdosfs /piusb.bin -F 32 -I
Jetzt kann es gemountet und permanent nach fstab eingetragen werden. Wir mounten hier nach /mnt/usb_share :
$ sudo mkdir /mnt/usb_share
In die Partitionstabelle unter / etc/ fstab am Ende die Zeile eintragen:
/piusb.bin /mnt /usb_share vfat users,umask=000 0 2
Mittels
$ sudo mount -a
laden wir die modifizierte Tabelle nach. Falls noch nicht gemacht, sollte man jetzt den Pi herunterfahren und schon einmal an einen USB-Port vom Laptop oder an ein TV-Gerät anstecken. Unser Stick holt sich nun die Stromversorgung von der USB-Buchse vom Gerät. Da dafür schon alles vorbereitet wurde, greifen wir spätestens jetzt per ssh von einem entfernten Rechner im heimischen Netzwerk zu. Auf einem Windows-Rechner kann man dafür Putty verwenden, auf einem Linux-Rechner öffnet man ein Terminal und gibt wie gewohnt
$ ssh pi@ [piname]
und im Anschluss das Passwort ein. Wer jetzt den Massenspeichermode testen möchte, kann nun schon ein File nach /mnt/usb_share downloaden:
$ cd /mnt /usb_share $ wget
https://github.com/raspberrypi/documentation/blob/master/installation/images/noobs.png
$ sync
Damit haben wir uns eine PNG-Datei von einem Server in unser gemountetes Verzeichnis geholt. Jetzt muss der Massenspeichermodus aktiviert werden:
$ sudo modprobe g_mass_storage file=/piusb.bin stall=0 ro=1
Und es wird richtig spannend, denn wenn bisher alles funktioniert hat, sollte der Smart-TV nun die Bilddatei erkennen oder am Laptop ein File-Dialog aufpoppen, der das Volume (bei uns 4 GB groß) und die Datei darin anzeigt. Geschafft!

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Den smarten Stick nun von Ferne mit immer neuen Bildern oder anderen Inhalten zu bestücken, das kann man nicht nur per ssh bewerkstelligen. Mit dem Pi als Unterbau hat man da alle Möglichkeiten, die man auch bei anderen Netzwerkrechnern hat.
So ist es nun möglich, unseren Stick als Samba-Share ins Netzwerk einzubinden, so dass man ihn als Freigabe im Netzwerkordner auf anderen Rechnern finden kann. Dort kann man dann einfach per Dateiexplorer auf dem Desktop neue Dateien einstellen. Oder man macht das textbasiert auf der Kommandozeile, gerne auch automatisiert per Skript. Und per ftp geht das Ganze auch. Bleibt zu organisieren, wie man die Auffrischung der Inhalte dem Host mitteilt, ohne den Stick vom jeweiligen Gerät abzuziehen und wieder anzustecken, denn auf einem Smart-TV beispielsweise wird nur nach dem Anstecken die Anzeige aktualisiert. So einen Mechanismus kann man auch selbst bauen, aber es gibt bereits gute Lösungen dazu.
Deshalb wollen wir auf ein Python-Skript, auf Git von David Honess veröffentlicht, zurückgreifen, das sich relativ einfach installieren und unter /usr/local/share ablegen lässt:
$ cd /usr /local/share
$ sudo wget
-O usb_share.py
$ sudo chmod +x usb_share.py
Außerdem benötigen wir noch die Python-Library für den Watchdog:
$ sudo apt-get install python-watchdog
Was passiert in diesem Skript? Der Pfad /mnt/usb_share , unter welchem unser Massenspeicher gemounted ist, wird mittels Observer überwacht und der Event-Handler hängt beim Kopieren oder Löschen von Dateien das Volume neu ein, genau so, wie wir es beim ersten Mal mittels modprobe oben schon anfänglich gemacht haben.
Dazu muss das Ganze im Background-Service laufen und soll deshalb noch die entsprechenden Einträge in einem neuen File (bei uns usbshare.service ) unter /etc/systemd/system bekommen:
$ cd /etc/systemd/system $ sudo nano usbshare.service
Nun per Editor eintragen:
[Unit]
Description=USB Share Watchdog
[Service]
Type=Simple
ExecStart=/usr/local/share/usb_share.py
Restart=always
[Install]
WantedBy=multi-user.target
Abschließend müssen wir den Service noch registrieren und einschalten:
$ sudo systemctl daemon-reload
$ sudo systemctl enable usbshare.service
$ sudo systemctl start usbshare.service
Damit haben wir nun bewerkstelligt, dass im Abstand von 30 Sekunden ein Reconnect zum Gerät erfolgt, an das wir unseren Smartstick gesteckt haben. Smart-TV oder elektronischer Bilderrahmen zeigen neue Bilder zuverlässig an.
So funktioniert in der Praxis unser Stick nun in Kombination mit einem Bilderrahmen. Der ist per Zeitschaltuhr ab Nachmittag aktiv.

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Das ist eine von vielen Einsatzmöglichkeiten. Nebenbei löst sich hier auch unser eingangs erwähntes Problem der unkontrollierten Abschaltung. Denn ein paar Minuten, bevor der Bilderrahmen samt USB-Anschluss durch die Zeitschaltuhr am Abend wieder stromlos gemacht wird, fährt der Pi auf dem Stick per Cronjob kontrolliert herunter und es drohen keine Beschädigungen der SD-Karte. Unser Bilderrahmen bekommt damit „WLAN-Anschluss“, gerät ins „Internet der Dinge“ und lässt sich aus unserer Hausautomation heraus beeinflussen. Tag für Tag können neue Bilder aus dem Netzwerk nach bestimmten Regeln hochgeladen werden. So hat man immer eine neue Stimmung, wenn man nach Hause kommt.
Bestimmt fallen Ihnen noch weitere Anwendungen für einen solchen „Pi-Stick“ ein… So machen Sie den Raspberry Pi sicherer