BMW arbeitet schon länger an einem smarten Sprachassistenten für seine Fahrzeuge. Das ist spätestens seit der IAA 2017 bekannt . Und auch Konkurrent Audi entwickelt eine leistungsfähigere Sprachassistenz für seine Automobile. Heute hat BMW auf der Techcrunch Disrupt in San Francisco aber das Geheimnis um seinen neuen smarten Sprachassistenten gelüftet.
Er hört auf den Namen BMW Intelligent Personal Assistant und soll ab März 2019 verfügbar sein. Der Standard-Weckruf heißt „Hey BMW“, kann aber vom Fahrer geändert werden: Sie können Ihrem BMW also einen eigenen Namen geben und ihn damit anreden. Über den BMW Intelligent Personal Assistant soll der Fahrer mehr und mehr die Bedienung des Fahrzeugs und den Zugriff auf Funktionen und Informationen per Sprache erledigen. Touchscreen, iDrive und klassische Knöpfe und Schalter rücken also immer weiter in den Hintergrund, wenn es darum geht, das Infotainmentsystem, die Navigation oder die Klimaanlage zu bedienen. Darüber hinaus soll der persönliche Assistent den Fahrer künftig auch außerhalb des Fahrzeugs unterstützen, zum Beispiel über einen Smart Speaker zu Hause oder unterwegs über das Smartphone.
Wichtig: Der BMW-Assistent soll künftig kompatibel mit anderen digitalen Sprachassistenten sein und so die Anbindung an diese schnell wachsenden Ökosysteme gewährleisten. Offensichtlich hat BMW eingesehen, dass es wenig Sinn macht, mit Alexa oder Google Assistant konkurrieren zu wollen. Wobei in diesem Bereich für BMW vermutlich besonders die Kompatibilität zu Siri und dem Homepod wichtig werden dürfte, weil BMW-Fahrer erfahrungsgemäß vor allem Apple-Geräte verwenden (BMW Connected Drive unterstützte lange Zeit nur iOS und nicht Android).

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Der BMW Intelligent Personal Assistant basiert auf dem BMW Operating System 7.0 im Fahrzeug und soll auf die BMW Open Mobility Cloud zugreifen und sich mit Hilfe Künstlicher Intelligenz weiterentwickeln. Über regelmäßige Updates, so die Bayerischen Motorenwerke, die kabellos über ein Remote-Software-Upgrade auf dem Smartphone und im Fahrzeug durchgeführt werden können, sollen immer neue Funktionen und Fähigkeiten hinzukommen.
In allen Märkten funktioniert die Sprachinteraktion auch über den Onboard-Spracherkennung, wie uns BMW auf Nachfrage mitteilte. In den Ländern USA, Deutschland, UK, Italien, Frankreich, Spanien, Schweiz, Österreich, Brasilien und Japan wird natürliche Sprache auch onboard ohne Backend erkannt. Ist das Backend nicht verfügbar – zum Beispiel in einem Funkloch – dann funktionieren einige Funktionen wie zum Beispiel Wetterinformationen, Point of Interest, Message Dictation, Chit Chat / Small Talk nicht.

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BMWs Intelligent Personal Assistant soll Abläufe und Gewohnheiten des Fahrers mit jedem Sprachbefehl, jeder Frage und jeder Einstellung lernen und diese zukünftig in den relevanten Kontext setzen. Er unterstützt den Fahrer, lernt dessen Vorlieben und weiß um bevorzugte Einstellungen wie die der Sitzheizung oder häufig angefahrene Navigationsziele („Bring mich nach Hause“) – solche Funktionen bieten moderne Infotainmentsysteme oder Navigationssysteme wie das TomTom Go Camper teilweise auch schon.
Auf „Hey BMW, mir ist kalt“ wird der Intelligent Personal Assistant zum Beispiel die Temperatur im Fahrzeug anpassen. Der BMW Intelligent Personal Assistant kann viele Funktionen erklären („Wie funktioniert der Fernlicht-Assistent?“), informiert über den aktuellen Status („Ist der Ölstand in Ordnung?“) und hilft bei Fragen weiter („Welche Warnhinweise habe ich?“). Er kennt die beliebtesten Einstellungen und kann diese zum Wohlbefinden des Fahrers kombinieren und starten. Bei „Hey BMW, ich bin müde“ startet zum Beispiel ein Vitalisierungsprogramm, das u.a. Lichtstimmung, Musik und Temperatur anpasst, damit sich der Fahrer besser fühlt. In Zukunft gibt der Intelligent Personal Assistant Tipps zu verbrauchsoptimiertem Fahren oder denkt vorausschauend und warnt. So kann er den Fahrer beispielsweise auf Probleme aufmerksam machen („Der Reifendruck ist niedrig“), ihn an Service-Termine erinnern und direkt einen Termin vereinbaren.
„Hey BMW, suche die nächste Tankstelle entlang der Route“ hilft außerdem bei leerem Tank. Er findet Parkplätze am Zielort, informiert über Staus entlang der Route oder erinnert einen rechtzeitig daran, loszufahren. Häufig angefahrene Ziele lernt er mit. Er verwandelt den BMW dank der Anbindung an Microsoft Office 365 und Skype for Business in ein mobiles Büro, kann sich auf Nachfrage in Telefonkonferenzen einwählen oder liest E-Mails vor. BMWs Intelligent Personal Assistant kann einen Song, der gerade im Radio läuft, identifizieren oder die gewünschte Musik über die Sender heraussuchen („Bitte spiele klassische Musik“).

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Der BMW Intelligent Personal Assistant soll ähnlich wie Alexa oder Google Assistant auch als lockerer Gesprächspartner dienen. Ob er auf die Frage „Hey BMW, was ist der Sinn des Lebens?“ aber mit „Sechs-Zylinder und Hinterradantrieb“ antworten wird, wagen wir im Zeitalter von Elektro- beziehungsweise Hybridantrieb, Downsizing und BMWs Frontantriebsplattform UKL/FAAR zu bezweifeln… Die Basis für den BMW Intelligent Personal Assistant wird das digitale Kundenprofil sein – die BMW ID. Dieses Profil steht für die Verbindung vom Fahrzeug zum Kunden.
Kooperation mit Microsoft: Ob es sich beim BMW Intelligent Personal Assistant um eine Eigenentwicklung handelt oder um einen bereits bekannten Sprachassistenten von Amazon, Google oder Microsoft, den BMW unter seinem Namen als White-Labeling-Lösung lizenziert hat, verriet der Automobil-Hersteller bei der Vorstellung zunächst nicht. Wir fragten also nach. Die Antwort: “BMWs Intelligent Personal Assistent ist in Eigenentwicklung der BMW Group entstanden.” Das erklärte Nadja Horn, Pressesprecherin von BMW, auf unsere Nachfrage. Horn weiter: “Ein starker Partner, der BMW mit seinem technologischen Know-how bei der Entwicklung des intelligenten Sprachsystems unterstützt, ist unter anderem Microsoft. Hier kommen Technologien zur Unterstützung der künstlichen Intelligenz sowie die Anbindung an die Open Mobility Could (Microsoft Azure) zum Einsatz.”
Denkbar wäre auch eine Kooperation mit Amazon gewesen. Denn BMW will demnächst ohnehin Alexa in seinen Fahrzeugen unterstützen. Der Support für Alexa war eigentlich schon für August 2018 geplant, hat sich aber verschoben, so dass Seat BMW bei der Alexa-Integration tatsächlich zuvorgekommen ist. Start-Termin: Der Intelligent Personal Assistant wird ab März 2019 in 23 Sprachen und Märkten in einer Basisversion mit Sprachbedienung verfügbar sein. In den Ländern USA, Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien, Schweiz, Österreich, Brasilien, Japan und ab Mai 2019 in China verfügt der BMW Intelligent Personal Assistant darüber hinaus über eine natürlichere Sprachbedienung sowie über weitere intelligente Funktionen, die BMW allerdings noch nicht genau erklärt. Der persönliche Assistent wird für Fahrzeuge mit dem neuen BMW Operating System 7.0 und als Teil der Live-Cockpit-Stufe Professional (6U3) angeboten. Weitere Funktionen ergänzt das Connected Package Professional. Mit dem neuen BMW 3er kann der BMW Intelligent Personal Assistant ab November 2018 bestellt werden und ist für drei Jahre im Preis enthalten. Für die neuen Modelle BMW X5, Z4 und 8er mit BMWs Operating System 7.0 kann die vollumfängliche Version des BMW Intelligent Personal Assistant ab März 2019 per Remote-Software-Upgrade selbstständig und ohne Besuch beim Händler installiert werden, wie BMW verspricht. Wie viel der BMW Intelligent Personal Assistant ab dem vierten Nutzungsjahr kostet, verrät BMW noch nicht.
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