Offiziell unterstützen Netflix und Amazon Prime Video Android- und iOS-Geräte sowie Smart-TVs, einige Spielekonsolen und Windows 10 jeweils über Apps. Am PC lassen sich die Videos auch im Webbrowser abspielen, was bei Mozilla Firefox und Google Chrome auch unter Linux funktioniert. Wer Kodi als Medienzentrale nutzt, kann die Streamingdienste über Add-ons auch hier nutzen.
1. DRM-geschützte Inhalte unter Linux abspielen
Netflix und Amazon Prime Video setzen auf Widevine-DRM (Digital Rights Management) und das zugehörige Content Decryption Module (CDM) von Google. Bei Firefox und Google Chrome ist auch unter Linux die dafür nötige Bibliothek „libwidevinecdm. so“ bereits vorhanden oder sie wird automatisch eingerichtet, sobald Sie DRM-geschützte Inhalte abrufen. Firefox blendet einen Hinweis und eine Schaltfläche ein, über die Sie den DRM-Kopierschutz aktivieren.

Google bietet die DRM-Bibliothek für die meisten Betriebssysteme zum direkten Download an, jedoch nicht für ARM-CPUs. Die benötigte Datei für Amazon Video ist aber in den Wiederherstellungsabbildern von Google Chromebooks enthalten. Aus lizenzrechtlichen Gründern darf sie nicht frei zum Download angeboten werden. Sie müssen sich allerdings nicht selbst um den Download kümmern. Das erledigt das Amazon-Add-on für Kodi automatisch. Die Bibliothek lässt sich dann auch für Netflix verwenden. Zur Zeit funktioniert hier aber noch eine ältere Widevine-Version, die sich direkt herunterladen lässt (siehe Punkt 4).
2. Kodi für Netflix oder Amazon Video verwenden
Die kommende Kodi-Version 18 enthält ein Add-on mit dem Namen „InputStream Adaptive“. Damit lassen sich Videostreams durch ein Entschlüsselungsprogramm schicken und der decodierte Inhalt erscheint auf dem Bildschirm. Aktuell befindet sich Kodi 18 noch in der Testphase, ist aber stabil genug für den Alltagseinsatz. Es gibt jedoch einige Einschränkungen: Die Decodierung benötigt zusätzliche CPU-Leistung und die Hardwarebeschleunigung des Grafikchips kann nicht genutzt werden. Linux-PCs oder Notebooks sind in der Regel schnell genug, beim Raspberry Pi 3 müssen Sie jedoch auf HD-Videos verzichten. Maximal 720 p sind möglich. Die SD-Karte sollte mindestens 16 GB Speicherplatz bieten. Bei nur acht GB kann es knapp werden, weil die Widevine-Installation vorübergehend bis zu zwei GB auf der Karte ablegt.
Netflix und vor allem Amazon ändern regelmäßig die Aufbereitung und Struktur der ausgelieferten Daten oder es ist eine neuere Version von Widevine-DRM erforderlich. Es ist daher damit zu rechnen, dass die Add-ons nach einiger Zeit nicht mehr funktionieren, bis ein Update verfügbar ist. Meist arbeiten die Entwickler jedoch relativ schnell, so dass Sie nur kurze Zeit auf die Streamingdienste verzichten müssen. In den deutschsprachigen Kodinerds-Foren ( Amazon ) und ( Netflix ) können Sie sich über die Entwicklung informieren.
SD-Karte unter Linux sichern
Vor der Aktualisierung eines bestehenden Kodi 17 auf Version 18 empfehlen wir ein Backup des bisherigen Systems. Legen Sie dazu die Karte in den Kartenleser eines Linux-Rechners. Hier ermitteln Sie im Terminal mit lsblk den Pfad der SD-Karte und hängen diese dann mit umount aus. Für das Backup verwenden Sie dann diese beiden Befehlszeilen:
sudo apt-get install pv
sudo dd if=/dev/sd[X] | pv | gzip -c > ~/LibreElec20180529.img.gz
Das optionale Tool pv sorgt dafür, dass eine Fortschrittsanzeige für dd erscheint. Den Platzhalter „[X]“ ersetzen Sie durch die zuvor ermittelte Laufwerksbezeichnung. Bei Bedarf schreiben Sie das Backup mit diesen Befehlen:
gunzip -c ~/LibreElec20180529.img.gz | pv | sudo dd of=/dev/sd[X]
sync
wieder zurück.
3. Kodi 18 installieren
Auf der Kodi-Downloadseite klicken Sie das gewünschte Betriebssystem an, beispielsweise Linux, Android, Windows oder Raspberry Pi, und gehen dann auf die Registerkarte „Pre release“ oder „Development Builds“. Es gibt Schaltflächen wie „Guide“, die auf Artikel mit Anleitungen im Kodi-Wiki verweisen. Ubuntu/Mint-Nutzer können alternativ ein Launchpad-PPA einbinden und Kodi 18 darüber installieren:
sudo add-apt-repository ppa:team-xbmc/xbmc-nightly sudo apt-get update sudo apt-get install kodi
Beim Raspberry Pi benötigen Sie zuerst eine reguläre Libre-Elec-Installation mit Libre Elec 8/Kodi 17, die Sie anschließend auf die Version 18 aktualisieren.

Wenn Kodi bereits installiert ist, sollten Sie ein Backup der SD-Karte erstellen, damit Sie bei Problemen schnell zur vorherigen Version zurückkehren können (siehe Kasten „SD-Karte unter Linux sichern“).
Ist Libre Elec noch nicht installiert, laden Sie das Setuptool „LibreELEC USB-SD Creator“ von https://libreelec.tv/downloads herunter und kopieren das System auf die SD-Karte. Legen Sie die Karte in den Raspberry Pi ein, starten Sie das Gerät und folgen Sie den Anweisungen des Einrichtungsassistenten. Aktivieren Sie die Dienste „Samba“ und „SSH“. Sie können dann mit anderen PCs über das Netzwerk auf das Libre-Elec-System zugreifen.
Danach aktualisieren Sie Kodi auf die Version 18. Gehen Sie in die Einstellungen (Zahnradsymbol) und auf „LibreElec“. Unter „System“ stellen Sie bei „Aktualisierungen“ hinter „Automatische Aktualisierungen“ den Wert „manuell“ ein. Aktivieren Sie „Benutzerdefinierte Kanäle anzeigen“. Bei „Benutzerdefinierter Kanal 1“ tippen Sie
http://milhouse.libreelec.tv/builds/master/RPi2
ein. Beachten Sie die Groß-Klein-Schreibung. Bei „Update Kanal“ stellen Sie „Milhouse-9.0“ ein und bei „Verfügbare Versionen“ wählen Sie die höchste Versionsnummer. Anschließend bestätigen Sie das Update mit „Ja“. Das Update wird heruntergeladen und installiert. Der Raspberry Pi startet dabei mehrfach neu.
4. Netflix- und Amazon-Add-ons einrichten
Die folgende Anleitung gilt sinngemäß für alle Installationen von Kodi 18 beziehungsweise Libre Elec 9.0 unabhängig vom Betriebssystem.

Gehen Sie in den „Einstellungen“ auf „System –› Addons“. Hier aktivieren Sie „Unbekannte Quellen“ und bestätigen mit „Ja“. Zurück zu den „Einstellungen“ gehen Sie auf „Addons –› Benutzer-Addons –› Videoplayer InputStream Addons“ und aktivieren „InputStream Adaptive“.
In der Konfiguration des Add-ons sollte beim Raspberry Pi hinter „Max. Resolution secure decoder“ der Wert „720p“ eingestellt sein. Auf einem leistungsfähigeren Rechner wählen Sie „Max“.
Öffnen Sie am PC die Adresse www.pcwelt.de/uZnemE im Browser. Klicken Sie auf „Download“, um die Datei „repository.kodinerds-6.0.0.zip“ herunterzuladen. Kopieren Sie die Datei über das Netzwerk (smb oder ssh/sftp) auf den Raspberry Pi, beispielsweise in den Ordner „/storage/downloads“. Am Raspberry Pi gehen Sie in den Einstellungen auf „Addons –› Aus ZIP-Datei installieren“. Wählen Sie den Ordner, in den Sie die ZIP-Datei kopiert haben – beispielsweise „Home-Ordner –› downloads“. Gehen Sie auf „Aus Repository installieren –› kodinerds Add-on –› Addon-Repository“. Aktivieren Sie „Netflix Addon Repository“ und „Sandmann79s Repository“ (Amazon). Installieren Sie das Amazon-Add-on auch dann, wenn Sie nur Netflix verwenden, weil darüber der Download der aktuellen Widevine-Bibliothek erfolgt.
Amazon Prime: Navigieren Sie zurück zu „Aus Repository installieren“ und gehen Sie auf „Sandmann79s Repository –› Video-Addons“. Installieren Sie das Add-on „Amazon“. Es lädt die Filmtitel in eine lokale Datenbank, die Kodi automatisch alle zwei Tage aktualisiert. Das kostet zwar etwas Speicher auf der SD-Karte, dafür navigieren Sie so schneller durch das Videoangebot. Alternativ können Sie auch das Addon „Amazon VOD“ verwenden, das ohne Datenbank auskommt. In der Konfiguration des Amazon-Add-ons stellen Sie unter „Allgemein“ bei „Wiedergabemethode“ den Wert „Input Stream“ ein. Über „Verbindung –› Anmelden“ melden Sie sich bei Ihrem Amazon-Prime-Konto an, sofern Sie eines besitzen.

Gehen Sie zurück zum Kodi-Startbildschirm und auf „Addons“. Wählen Sie „Amazon“, und öffnen Sie dann ein beliebiges Video. Sie erhalten eine Meldung über den erforderlichen Download der Widevine-Bibliothek. Folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm. Ohne Amazon-Konto erhalten Sie ab und zu Meldungen über die fehlgeschlagene Anmeldung und landen bei der Add-on-Konfiguration. Schließen Sie das Fenster einfach. Sie können das Add-on dann nach dem Download deaktivieren.
Netflix: Navigieren Sie zurück zu „Aus Repository installieren“, gehen Sie auf „Netflix Addon Repository –› Video-Addons“ und installieren Sie das Add-on „Netflix“. Rufen Sie es über den Kodi-Startbildschirm unter „Addons“ auf. Beim ersten Zugriff werden die Anmeldeinformationen angefordert.
Hinweis: Die ältere Widevine-Bibliothek für Netflix lässt sich zur Zeit (April 2018) auch auf einem anderen Weg installieren. Verwenden Sie diese Methode aber nicht, wenn Sie auch Amazon nutzen. Öffnen Sie auf Ihrem Linux-PC ein Terminalfenster und stellen Sie eine SSH-Verbindung zu Libre Elec auf dem Raspberry Pi her:
ssh root@libreelec
Das Standardpasswort ist „libreelec“. Mit diesen Befehlen
wget http://nmacleod.com/public/libreelec/getwidevine.sh sh getwidevine.sh
installieren Sie dann die Bibliothek.
Streamingdienste: Übersicht und Kosten
Netflix ( www.netflix.com ) und Amazon Prime Video ( https://www.amazon.de/amazonprime ) sind ab 7,99 Euro pro Monat erhältlich. Amazon Prime kostet bei jährlicher Zahlungsweise 69 Euro (5,75 Euro im Monat) und enthält auch den Gratis-Premiumversand sowie den Zugriff auf Songs bei Amazon Music. Im Amazon-Abo sind nicht alle verfügbaren Videos enthalten. Es gibt auch Angebote, für die Sie extra zahlen müssen.
Maxdome ( www.maxdome.de ) orientiert sich beim Preis an der Konkurrenz (7,99 Euro). Wie bei Amazon sind einige Filmtitel nicht im Abo enthalten und kosten extra.
Bei Sky Ticket ( https://skyticket.sky.de ) erhalten Sie Serien für 9,99 und Spielfilme für 14,99 Euro pro Monat. Sport-Tickets kosten ab 9,99 Euro pro Tag.
Außerdem gibt es noch iTunes (für iOS-Nutzer, https://www.apple.com/de/itunes ), Videoload ( www.videoload.de ) und Videobuster ( www.videobuster.de ). Eine Flatrate gibt es bei diesen Diensten nicht. Sie zahlen hier pro Filmtitel.
Netzkino ( www.netzkino.de ) finanziert sich über Werbung und vor allem viele ältere Filme sind gratis. Sie können sich Videos im Browser mit installiertem Adobe-Flash-Plug-in ansehen. Neuere Filme gibt es im Abo ab 4,99 Euro.
Neben den in diesem Artikel genannten Kodi-Add-ons für Netflix und Amazon Video gibt es auch Erweiterungen für Maxdome, Sky Ticket und Netzkino, die sich ähnlich einrichten lassen. Zum Ausprobieren verwenden Sie am besten den kostenlosen Probemonat bei Netflix, Amazon oder Maxdome. Alle Abodienste lassen sich monatlich kündigen.