Wäre es ganz trivial, ein vorhandenes Windows-System auf einen neuen Computer umzuziehen, hätte Microsoft an seinem früheren Migrationsassistenten Windows Easy Transfer festgehalten. Einfach aber war das noch nie, deshalb beschränkte sich das Tool auf die persönlichen Einstellungen und Daten. Die installierten Programme blieben ausgespart, ein Umzug fiel stets mehr oder weniger aufwendig aus.
Zum Start von Windows 10 vor acht Jahren war dann Schluss mit Windows Easy Transfer. Seitdem sind die technischen Herausforderungen bei der Systemmigration nicht kleiner geworden, im Gegenteil: Auf allen neuen PCs läuft nun echtes Uefi, das aber verlangt bei der Systemfestplatte mit GPT (Guid Partition Table) einen anderen Partitionsstil als der bisherige Bios-Kompatibilitätsmodus. Einher damit gehen unterschiedliche Booteinträge und Steuerpartitionen auf der Festplatte.
Windows 10: Das ist die letzte Version – keine neuen Funktionen mehr
Zudem existiert Windows 11 nur noch als 64-Bit-Version, eine alte 32-Bit-Installation von Windows 7, 8.1 und 10 lässt sich jedoch nicht einfach „umschalten“.
Schließlich haben sich wieder einmal Formfaktor und Anschlussstandard der Datenträger geändert: Dominierten lange SATA-Magnetfestplatten und -SSDs, haben sich nun M.2-Speicher und das Protokoll NVMe (Nonvolatile Memory Express) durchgesetzt. Die neuen Flashspeicher erinnern mehr an Hauptspeicherriegel als an herkömmliche Festplatten.
Hilfe versprechen Partitionierungs- und Backupprogramme

Nach der Migration ist vor dem Upgrade: Weil der neue PC die Systemvoraussetzungen von Windows 11 erfüllt, lässt sich das ältere Windows auf das aktuelle Betriebssystem updaten.
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Da viele der möglichen Probleme bei der Systemmigration mit Art und Struktur der Datenträger zusammenhängen, verwundert es nicht, dass die Hersteller von Partitionierungs- und Backupsoftware auch die Migration im Fokus haben. Schließlich gehört das Ändern, Verschieben und Umstrukturieren von Partitionen ohne Datenverlust zu ihrer Kernkompetenz.
Der Ansatz: Statt ausgewählte Dateien wie Einstellungen, Programme und persönliche Daten zieht man den gesamten Datenträger mitsamt der Windows-Installation um. Die passt sich anschließend über Treiberupdates weitgehend selbstständig auch an die neue Hardware an, so dass nach kurzer Zeit alles wieder so läuft wie zuvor – nur eben auf der aktuellen Hardware nun viel schneller. Und weil jeder neue Rechner zudem kompatibel zu Windows 11 ist, können Sie eine frühere Windows-Version nach dem Umzug auch problemlos auf das aktuelle Betriebssystem upgraden.
Realisieren lässt sich der Umzug auf verschiedene Art und Weise. Entweder über das 1:1-Kopieren des kompletten Festplatteninhalts auf den neuen Datenträger („Klonen“) oder über das Zwischenspeichern eines Systemimages. Dabei speichert die Software die alte Systemfestplatte oder -partition in einer Backupdatei und stellt das System daraus auf dem neuen Datenträger wieder her.
Der zweite Weg bietet beim Notebook und beim Wechsel des Formfaktors von SATA auf M.2 zudem den Vorteil, dass man nicht beide Datenträger gleichzeitig anschließen muss. Es genügt, die Backupdatei auf einer USB- oder Netzwerkfestplatte zwischenzuspeichern und die Originalinhalte anschließend von dort wieder einzuspielen. So spart man sich einen sonst eventuell notwendigen M.2- oder SATA-Adapter auf USB für zehn bis 20 Euro.

USB-Adapter für M.2- Flashspeicher (links) oder für SATA-Datenträger (rechts) machen das direkte Kopieren des kompletten Festplatteninhalts auch am Notebook möglich.
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Komplette Systemmigration: Trial and Error mit Gratistools
Die Kaufprogramme von Acronis, Easeus, O&O-Software, Paragon und weiteren Herstellern beherrschen den Systemumzug schon lange. Allerdings kosten diese Tools mindestens 50 Euro, zum Teil sind sie sogar nur noch als Abo erhältlich. Wir wollten deshalb wissen, wie die funktionsreduzierten kostenlosen Versionen und andere Gratistools den Windows-Umzug bewältigen.
Getestet haben wir dies jeweils mit mehreren „alten“ Windows-Installationen, die wir auf unterschiedlicher Hardware wiederherzustellen versuchten. Dabei zeigten sich zwar klare Tendenzen, welche Tools die Aufgabe weitgehend problemlos ausführten und welche scheiterten.
Aufgrund der schier unzähligen Partitionierungs-, Installations- und Hardwarekonstellationen stellt dies aber nur einen kleinen Ausschnitt dar. Im Einzelfall kann ein anderes Tool den Job besser beziehungsweise schlechter erledigen.
Grundsätzlich empfehlen wir, sowohl das Klonen als auch das Sichern und Wiedereinspielen der Systempartition oder -festplatte wo immer möglich statt im laufenden Windows-Betrieb besser als Livesystem zu starten. Das Bootmedium in Form eines USB-Sticks oder einer CD/DVD erstellen Sie in aller Regel aus der installierten Windows-Software. Das Bootmedium zeigt die jeweilige Software mit der gewohnten Bedienoberfläche, so dass Sie die gewünschten Operationen einfach durchführen können. Nur sorgt das Livesystem dafür, dass beim Starten keine Windows-Systemdateien auf der Festplatte verändert oder gesperrt werden.
Lesetipp: 4 Gründe für den Wechsel zu Windows 11 – und 5 Gründe dagegen
Auch das Upgrade auf Windows 11 läuft nach der Migration problemlos

Am einfachsten lässt sich eine komplette Windows-Installation mit Image- oder Partitionierungssoftware wie Macrium Reflect auf einen anderen PC übertragen.
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In unseren Testreihen funktionierten das 1:1-Klonen mit der letzten kostenlosen Version Drive Clone 11, HDClone X.4 Free und Macrium Reflect Free, beim diesem Tool nur im Live-Betrieb. Der Weg über das Systembackup und das Wiederherstellen lief mit Easeus Todo Backup ebenso wie mit Macrium Reflect ziemlich problemlos.
Bei diesen Tools liefen unsere Test-PCs nach der Migration der älteren Windows-Installationen fehlerfrei, nachdem der kurze, weitgehend automatisierte Update-, Installations- und Anpassungsprozess abgeschlossen war.
Dabei zeigt sich eindrucksvoll, wie die Fehlereinträge im Gerätemanager direkt nach dem ersten Systemstart nach einigen Minuten und Neustarts nach und nach verschwanden. Auch die übertragenen Programme liefen überwiegend, ganz einzelne wie Office (Microsoft 365) erforderten eine Neuaktivierung.
Apropos installierte Software: Hier hilft das Easeus-Tool Todo PC Trans Free: Statt bislang zwei migriert es nun bis zu fünf Programme und die persönlichen Einstellungen komplett.
Erwartungsgemäß ließen sich nach dem Systemumzug auf die neue Hardware sämtliche älteren Windows-Versionen ohne Meckern auf Windows 11 upgraden. Die neuen Rechner genügen schließlich ohne Einschränkung den strengen Systemanforderungen.

Vorher und nachher: Beim ersten Start nach der Windows-Migration zeigt der Gerätemanager noch diverse Fehler (links). Diese sind nach einem kurzem Updateprozess und wenigen Minuten komplett verschwunden (rechts).
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Diese positiven Erfahrungen bedeuten jedoch nicht, dass alle genannten Tools gleich funktionieren würden. Drive Clone und Macrium Reflect migrieren wahlweise auch einzelne Partitionen. Beim Wiederherstellen mit der kostenlosen Variante von HDClone X.4 lässt sich dagegen keine Datenauswahl treffen , die Zielfestplatte wird also komplett überschrieben. Haben Sie darauf beispielsweise auf einer zweiten Partition bereits Daten gespeichert, müssen Sie diese vorher unbedingt sichern.
Die Schwierigkeiten, an denen die Migration bei den übrigen Tools scheiterte, können wir hier nicht im Detail darstellen. Unter Umständen funktionieren Aomei Backupper, Minitool Partition Wizard, Paragon Partition Manager CE und Veeam Agent in anderen Konstellationen besser, bei uns aber schlugen sämtliche Umzugsversuche fehl. Easeus Partition Master klont in der Gratisversion jeweils nur eine Partition, das ist wegen der Steuerpartitionen unkomfortabel und fehleranfällig.

Auf betagter Hardware mit langsamen USB-Anschlüssen dauert das Klonen des Systemdatenträgers auch mal ein oder zwei Stunden. Immerhin läuft alles selbstständig durch, ohne dass man eingreifen muss.
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Fazit: Die Windows-Migration funktioniert erstaunlich einfach
Viele Windows-Installationen lassen sich bemerkenswert einfach umziehen: Das gilt vor allem für die bis zu etwa zehn Jahre alten Rechner, die mit Windows 8, 8.1 und 10 ausgeliefert wurden. Damals erhielt Uefi zusammen mit dem GPT-Partitionsstil Einzug, das frühere Bios wurde zunehmend verdrängt. Das gleiche gilt für die 64-Bit-Architektur, Windows 11 ist als 32-Bit-Version gar nicht mehr erhältlich.
Bei noch älteren Systemen, also mit Windows 7, 32-Bit-Architektur und MBR-formatierten Datenträgern, hakt es dagegen mitunter gehörig. Da kann man selbst mit fundierten Partitionierungskenntnissen Stunden verbringen, ohne dass die Versuche immer erfolgreich sind.
Weil die Ausgangskonstellationen so unterschiedlich sind, gibt es auch nicht die eine und allgemein gültige Anleitung. Bevor Sie also zu viel Zeit investieren, passen Sie Ihren neuen Rechner unter Umständen besser manuell an und übertragen wichtige Daten von Hand. Beim Transfer der installierten Software und der Einstellungen hilft Easeus Todo PC-Trans. Die kostenlose Version überträgt inzwischen fünf statt früher nur zwei Programme.
Windows-Lizenz und Aktivierung
Der Umzug des Windows-Systems wirft schließlich die Frage nach der Lizenz auf – und da wird es kompliziert. Denn Microsoft stattet auch PCs für den privaten Einsatz mit ganz unterschiedlichen Lizenzarten aus. Zum Teil sind sie an die vorhandene Hardware gebunden, zum Teil auch nicht.
Vereinfacht ausgedrückt läuft ein PC, auf dem bereits Windows 10 oder 11 installiert war, auch nach der Migration einer anderen Windows-Installation problemlos weiter. Der „neue“ PC verfügt ja bereits über eine digitale Lizenz, die Microsoft in seiner Onlinedatenbank gespeichert hat. Diese bleibt auch weiterhin gültig, schließlich ist die Hardware ja identisch. Sie brauchen sich also um nichts zu kümmern, Ihr früheres Windows ist auf dem neuen Rechner sofort aktiviert.
Ohne diese hardwaregebundene digitale Lizenz müssen Sie dagegen entweder eine neue in Form eines Produktschlüssels kaufen. Oder Sie verknüpfen die vorhandene digitale Lizenz der zu migrierenden Windows-10-Installation mit Ihrem Microsoft-Konto und reaktivieren sie nach dem Umzug auf der neuen Hardware. Wie das funktioniert und weitere Infos zu Windows-Lizenzen und -Aktivierung lesen Sie hier.