Tools wie Unetbootin oder Win32Disk Imager befördern genau ein Systemabbild bootfähig auf den USB-Datenträger. Auf große USB-Datenträger passt natürlich wesentlich mehr, beispielsweise ein Installationsarchiv der wichtigsten Linux-Distributionen oder eine Sammlung von Reparatur- und Zweitsystemen. Es gibt einschlägige Tools unter Linux wie Windows, um solche Multiboot-Sammlungen bequem zusammenzubauen. Wir erklären den Einsatz der Tools Multibootusb (unter Linux) und Yumi (unter Windows) und empfehlen Livesysteme, die für solche Multiboot-Sticks prädestiniert sind. Einige davon finden Sie auf unserer Download-DVD.
Multibootusb und Yumi arrangieren im Handumdrehen eine stattliche mobile Sammlung von Distributionen für Reparatur, Zweitdesktop oder Installationen. Ein so erstellter Multiboot-Stick enthält allerdings ausschließlich Linux-Livesysteme. Multibootusb ebenso wie Yumi können aber immerhin für Ubuntu-basierte Systeme einen persistenten Speicher einrichten, was bei ausreichender Kapazität des Datenträgers stets zu empfehlen ist.
Siehe auch: Allzweck-Stick- Die richtigen Tools für jede Situation

Das Bootmenü eines USB-Sticks mit Yumi: Sie wählen aus, mit welchem OS das System starten soll
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Persistenz macht Livesysteme deutlich flexibler, Livesysteme bleiben sie aber dennoch. Ideale Systemkandidaten für Multiboot-Sticks sind daher nicht unbedingt Desktopsysteme, sondern Reparatur-, Analysesysteme und Virenscanner sowie diverse monofunktionale Spezialisten wie Partitionierer oder Boothelfer.
Multibootusb unter Linux: Livesysteme auf USB-Stick bringen
Wer eine Sammlung an Livesystemen unterbringen will, hat unter Linux die Wahl zwischen Multisystem und Multibootusb. Aufgrund der einfacheren Bedienung empfehlen wir Multibootusb. Eventuell finden Sie das Tool in den offiziellen Paketquellen Ihrer Distribution, dann ist es mit dem Paketnamen „python3-multibootusb“ leicht zu installieren:
sudo apt install python3-multibootusb
Ist dies nicht der Fall, gibt es das Python-Tool als fertiges RPM- und DEB-Paket sowie auch als EXE für Windows unter https://github.com/mbusb/multibootusb/releases. Einschlägig für Debian/Ubuntu ist das DEB-Paket „python3-multibootusb_9.2.0-1_all.deb“, das nach dem Download und Doppelklick schnell installiert ist. Danach erscheint es im Hauptmenü oder ist mit
sudo multibootusb
startklar. Die Oberfläche ist gewöhnungsbedürftig, zumal der wesentliche Arbeitsmodus mit den Registerkarten in der unteren Hälfte zu steuern ist. Standardmäßig ist aber der für unseren Zweck einschlägige Modus „MultiBootUSB“ voreingestellt.

Auswahl des nächsten ISO-Abbilds in Multibootusb: Trotz eigenwilliger Oberfläche ist die Zusammenstellung von bootfähigen Livesystemen ganz einfach.
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Den vorher eingelegten Stick, der FAT32- formatiert sein sollte, stellen Sie dann oben mit „Select USB disk“ ein, wobei Sie die Partition /dev/sdx1“ wählen, nicht das Gerät „/dev/sdx“. Mit „Select image“ und „Browse“ geht es dann zum ersten ISO-Image, das dann mit „Install distro“ auf das Laufwerk geschrieben wird. Bei allen Debian/ Ubuntu-Systemen erscheint zusätzlich im Fenster links ein Schieberegler für einen persistenten Speicherbereich. Wo immer das angeboten wird, sollten Sie das annehmen, um das Livesystem anpassungsfähig zu machen.
Die Fortschrittsanzeige hatte früher die Macke, schnell auf 80, 90 oder 99 Prozent zu wachsen, dann aber lange zu stagnieren. Dies ist inzwischen so ins Gegenteil verschlimmbessert, dass relativ lange gar nichts passiert. Das ist aber nur ein Schönheitsfehler: Warten Sie einfach ab, bis das Tool die finale Bestätigung zeigt.
Auf diese Weise befüllen Sie das USB-Medium, während Multibootusb alle vorhandenen Systeme in seiner Liste rechts unten anzeigt. Diese Liste dient auch der späteren Übersicht und erlaubt mit „Uninstall distro“ nachträgliches Löschen eines Livesystems.
Das spätere Bootmenü des USB-Sticks zeigt alle Livesysteme ohne Kategorisierung in der Reihenfolge der Einrichtung.
Yumi unter Windows

Das nächste für Yumi: Das Tool leistet unter Windows ähnliche Arbeit wie Multibootusb, ist aber noch einfacher zu bedienen.
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Wer es sich aussuchen kann, ob er seinen Multiboots-Stick unter Linux oder Windows einrichten will, fährt mit Yumi unter Windows (auf Download-DVD) fast komfortabler. Einziges Ärgernis ist, dass auf der Seite www.pendrivelinux.com/yumi-multiboot-usbcreator überall übergroße Download-Schaltflächen blinken, die aber nicht das kleine Tool herunterladen. Man muss sich – dies ignorierend – ein Stück nach unten arbeiten, bis man unter „YUMI Legacy“ und „YUMI UEFI+BIOS“ auf die gesuchten Schaltflächen „Download YUMI“ trifft. Wenn die Firmware der Rechner, auf denen später der Multibootstick starten soll, den Bios-Modus noch unterstützt, nehmen Sie „YUMI Legacy“.
In der Regel ist dies vertretbar, weil UEFI-Firmware meistens via Compatibility Support Module (CSM) auch den älteren Bios/ MBR-Boot bietet. Yumi Legacy – aktuell Version 2.0.9.4 – ist flexibler, insofern es die Livesysteme auf FAT32- und NTFS-Datenträger kopieren kann. Yumi-UEFI – aktuell Version 0.0.4.6 – benötigt zwingend FAT32, was dann sehr große Livesysteme wie Knoppix ausschließt (Vier-GB-Limit).
Schließen Sie das USB-Medium immer vorher an, bevor Sie Yumi starten. Das Tool hat keine Refresh-Funktion, um USB-Laufwerke nachträglich einzulesen. Ansonsten ist Yumi („Your USB Multiboot Installer“) zwar englischsprachig, aber unschlagbar einfach in der Benutzung – quasi ein Unetbootin mit Wiederholschleife. Yumi benötigt unter Windows keine Installation – einfach die ausführbare Datei starten. Die wenigen Schritte sind ähnlich wie bei Unetbootin:

Achten Sie auf den Persistenzregler: Die Option wird bei allen Ubuntu-Desktops angeboten und ist immer zu empfehlen. Für ein paar Anpassungen müssen es aber keine Gigabyte sein.
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Sie wählen in „Step 1“ das gewünschte Ziellaufwerk, in „Step 2“ die Distribution und im letzten Schritt „Step 3“ das ISO-Image der gewünschten Linux-Distribution. Bei der Auswahl der ISO-Datei zeigt Yumi nur Dateiobjekte an, die zum Distributionsnamen passen, den Sie vorher in „Step 2“ gewählt haben. Daher ist es in der Regel zu empfehlen, die unscheinbare Option „Show all ISOs“ zu aktivieren, um diesen Filter zu umgehen. Bei allen Ubuntu-basierten Systemen erscheint nach „Step 3“ ein zusätzlicher „Step 4“, mit dem Sie dem System einen persistenten Speicher und damit Anpassungsfähigkeit spendieren können. Yumi gibt für die Persistenz ein Maximum von etwa vier GB vor (pro System).
Nach absolvierter Kopie fragt Yumi jedes Mal automatisch nach: „Would you like to add more ISOs…“. Mit „Ja“ oder „Yes“ können Sie dann nach demselben Strickmuster weitere Systeme aufnehmen, solange der Platz des Datenträgers reicht.
Beim späteren Booten des Datenträgers erscheint das Yumi-Bootmenü: Es bietet an oberster Stelle das Booten von der Festplatte an sowie unter „Linux Distributions“ die eingerichteten Desktop-Livesysteme auf USB. Das Yumi-Bootmenü hat mit „System Tools“, „Other OS“ und „Unlisted ISOs“ noch weitere Kategorien. Es wird mitunter zum Suchspiel, wo das gewünschte Livesystem eingeordnet ist, aber die Sortierung ist durchaus logisch.

Yumi im Uninstaller-Modus: Die unscheinbare Option „View or Remove…“ wechselt den Modus. Jetzt zeigt Yumi die bereits vorhandenen Systeme und bietet die Deinstallation.
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Yumi kann auf einem Multiboot-Stick auch nachträglich Systeme hinzufügen oder wieder entfernen. Beim Erweitern gehen Sie einfach so vor wie oben beschrieben. Sie erhalten dabei keinen Hinweis auf die bereits vorhandenen Systeme, aber diese bleiben unangetastet. Für das Löschen aktivieren Sie rechts oben die unscheinbare Option „View or Remove Installed Distros“. Diese Option ist auch nützlich, um sich einen Überblick über die bereits bestehenden Systeme zu verschaffen.
Kandidaten für Live-Multiboot
Die Tatsache, dass ein USB-Stick Platz für mehr als 50 Livesysteme bieten kann, sollte Sie nicht dazu verleiten, dies planlos auszunutzen. Es ist nicht sinnvoll, eine Vielzahl von Distributionen anzusammeln, die sich zu 50, 80 oder gar hundert Prozent funktional überschneiden. Was Sie wirklich benötigen, müssen Sie selbst entscheiden, aber die folgenden Vorschläge zeigen ein plausibles Arrangement für einen nützlichen Werkzeugkasten.
- Ein Desktopsystem, nämlich das Ihnen bestvertraute, sollten Sie grundsätzlich mitnehmen. Optimalerweise ist es mit großzügiger Persistenz eingerichtet, danach angepasst und deutsch lokalisiert, sodass es als Livesystem Ihren Desktop-Gewohnheiten möglichst nahekommt.
- Ein zusätzliches Surfsystem ist neben einem Desktopsystem nur notwendig, wenn gewisse Sonderansprüche bestehen: Slax ist besonders klein und schnell und bietet nur Browser, Terminal, Dateimanager und VLC. Tails pflegt einen Sonderstatus als Livesystem mit anonymisierendem TOR-Browser. Peppermint-OS tendiert Richtung Allzwecksystem, hat aber seinen Fokus auf Web und Cloud.
- Knoppix, das Allzweck-Livesystem, ist eigentlich immer eine Empfehlung, da es fast alles enthält, was auch speziellere Reparatursysteme mitbringen. Die große DVD-Variante bringen Sie allerdings nicht auf einem FAT32-Stick unter (Vier-GB-Limit). Knoppix ist auf einer Multiboot-Sammlung somit nur mit „Yumi Legacy“ auf einem NTFS-Stick zu realisieren. Die kleine CD-Variante von Knoppix bringen Sie überall unter.
- Super Grub2 Disk: Der winzige Spezialist ist ein unentbehrlicher Kandidat für den Multibootstick. Er durchsucht mit der Option „Detect and show boot methods“ alle Datenträger des Rechners nach Betriebssystemen und startet dann das ausgewählte System. Der Nothelfer ist unentbehrlich, wenn der Bootloader nach einer Windows-Installation oder einer fehlerhaften Linux-Installation fehlt oder defekt ist. Das Tool repariert aber nicht. Die Grub-Reparatur muss mit “sudo grub-install –recheck /dev/sd[a] sudo update-grub” im laufenden System erfolgen.
- Rescuezilla (Clonezilla): Rescuezilla und Clonezilla sichern Datenträger oder Partitionen. Clonezilla beherrscht neben verbreiteten Linux- und Windows-Dateisystemen auch BTRFS, Reiser, HFS+, exFAT und spricht alle Netzprotokolle (Samba, SSH, NFS, Webdav). Rescuezilla beschränkt sich auf Ext2, Ext3, Ext4, NTFS und FAT und für Kopien im Netz auf Samba. Für typische Endanwender ist dies keine Einschränkung und Rescuezilla mit grafischer Bedienung die bessere Wahl.
- Gparted Live: Das anspruchslose Livesystem der Gparted-Entwickler sorgt für den Partitionierer Gparted auf einem unabhängig gestarteten Zweitsystem. Dies ist oft wichtig, um die Systempartition von außen zu verkleinern. Gparted ist zwar auf vielen Livesystemen vertreten, aber bei Gparted Live müssen Sie nicht raten. Außerdem ist dort Gparted brandaktuell.
- Antivirenscanner für Windows: Unabhängige AV-Scanner auf Basis eines Linuxsystems sind sauber und zuverlässiger als jeder Virenscan auf einem eventuell bereits kompromittierten Windows. Daher gibt es von allen namhaften AV-Firmen wie Avira, Bitdefender, Kaspersky solche Livesysteme. Typisches Suchmuster für die Downloadseiten ist (Beispiel) „kaspersky rescue“.
- PC-WELT-Notfallsystem: Auch diese Empfehlung richtet sich an Windows-Nutzer, denn dieses Reparatursystem enthält zwar auch allgemeine Linux-Prominenz wie Gparted und Clonezilla, ist aber auf Windows-Reparaturen spezialisiert.