Bereits im Sommer 2018 hatte Microsoft die allererste Insider-Version des nächsten Frühjahrs-Updates auf den Weg gebracht, also Monate vor der regulären Veröffentlichung des Herbst- oder Oktober-Updates (Version 1809) . Trotz dieses langen Vorlaufs enttäuscht Microsoft seine Nutzer insofern, also die bereits mehrfach angekündigte Set-Funktion zum Zusammenfassen von Inhalten in Tabs erneut verschoben wurde. Doch auch ohne die Sets hat das Mai-Update (Version 1903) einiges zu bieten. Außerdem erklären wir weiter unten, wie Sie die Funktion der Sets schon jetzt nutzen!
Siehe auch: Die fünf neuen Windows-Versionen im Überblick
Acrylic-Look: Neuer Log-in-Screen und Anmeldung ohne Passwort
Schon der erste Start des Mai-2019-Updates zeigt nach dem Upgrade sichtbare Neuerungen. Dem Anmeldescreen wurde der neue Acrylic-Look aus dem Fluent-Design-System hinzugefügt. Das ist der Design-Baukasten, der nach und nach die Basis für alle Windows-10-Apps sein soll und sich etwa auch schon im Startmenü, in der Taskleiste sowie den App-Einstellungen findet. Bei Acrylic legt ein Blur-Effekt eine halbdurchsichtige Textur über eine existierende Oberfläche. Erstmalig hat Microsoft mit dem Anmeldescreen einen prominenten Bereich des Betriebssystems für das Fluent Design genutzt. Die Trennung vom unscharfen Hintergrund soll den Anwendern helfen, sich auf das jeweils Wesentliche wie die Anmeldung zu konzentrieren – in der Praxis funktioniert das durchaus und sieht zudem recht gut aus.

Das Log-in unterstützt nun auch physische Sicherheitsschlüssel in Form von USB-Sticks und macht zusätzliche Tools wie USB-Logon überflüssig. Die Einrichtung nehmen Sie unter „Einstellungen –› Konten –› Anmeldeoptionen“ vor. Microsoft geht aber noch einen Schritt weiter, um Nutzer von Passwörtern zu befreien: Ist das Microsoft-Konto mit einer Mobilfunknummer verknüpft, können Sie sich das Anmeldepasswort für Windows 10 per SMS schicken lassen. Dazu muss allerdings unter „Einstellungen –› Konten –› Familie und andere Benutzer“ unter „Andere Benutzer“ ein neues Konto mit der Mobilfunknummer eingerichtet werden. Anschließend steht dieser Nutzer beim Windows-Log-in bereit.

Nach der Anmeldung fällt gleich die zweite optische Neuerung auf. Der Windows-Desktop ist viel heller als zuvor und nicht mehr Dunkelblau, das Windows-Logo rechts erscheint wie ein lichtdurchflutetes Fenster. Wer beim alten Design bleiben möchte, kann dies unter „Einstellungen –› Personalisierung –› Designs“ aus dem Microsoft-Store abrufen. Hier können Sie neuerdings auch den Standardmodus auswählen, also lieber „Hell“ oder „Dunkel“. „Hell“ stellt etwa die Windows-Taskleiste weiß dar. Zudem lässt sich eine Auswahl bei den Standard-Apps treffen, die bei „Dunkel“ mit einem schwarzen Hintergrund angezeigt werden.
Neues Info-Center und neue Suche in der Einstellungen-App

In der Windows-Taskleiste öffnen Sie mit einem Klick auf das ganz rechte Icon das Info- und Benachrichtigungscenter. Die im unteren Bereich angebrachten Schnellschalter sind vor allem auf einem Notebook oder Tablet praktisch, um etwa schnell das Netzwerk abzuschalten, in den Tablet-Modus zu wechseln, den mobilen Hotspot einzuschalten oder die Bildschirmhelligkeit einzustellen. Welche Schnellschalter hier angezeigt werden, müssen Sie übrigens nicht länger in den Einstellungen definieren. Neuerdings nehmen Sie diese Änderungen ohne Umweg vor. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf einen Eintrag und wählen „Schnelle Aktionen bearbeiten“. Jetzt können Sie die Icons festpinnen oder löschen. Ferner lässt sich nun die Bildschirmhelligkeit im Info-Center statt bislang in 25-Prozent-Schritten nun stufenlos anpassen. Überarbeitet hat Microsoft auch die Einstellungen-App mit jetzt 14 Icons : Neu hinzugekommen ist „Suche“ mit den Safe-Search-Optionen, die etwa nicht jugendfreie Texte, Bilder und Videos herausfiltert. Standardmäßig aktiviert sind die „Windows-Cloudsuche“ und „Mein Geräteverlauf“. „Windows durchsuchen“ links in der Leiste führt Sie zu den Sucheinstellungen auf Index-Basis. Hier lässt sich neben der Methode „Klassisch“ auch „Erweitert“ einschalten, um Ordner einzubeziehen oder auszuschließen. In den Tiefen der Einstellungen gibt es hier und da weitere Änderungen. So wurde unter „System –› Benachrichtigungen und Aktionen“ der Dialog umgestaltet. Anstatt der bisherigen An-/Aus-Schalter gibt es jetzt Checkboxen mit Häkchen, die Konfiguration der Schnellaktionen hat ein komplett neues Design erhalten. Insgesamt fällt auf, dass viele Ansichten mit zusätzlichen Icons aufgewertet und Bereiche umgestellt sind. Beim 1:1-Vergleich mit der alten Einstellungen-App offenbaren sich viele angenehme Änderungen und verständlichere Bezeichnungen. So bietet jetzt das Fenster „Schriftarten“ unter „Einstellungen –› Personalisierung“ eine Drag-&-Drop-Unterstützung bei der Installation neuer Schriftarten, die einfach mit der Maus aus dem Explorer in einen ausgewiesenen Bereich gezogen werden. Ebenso neu ist im „Speicher“-Fenster die schnelle Bereinigung von temporären Dateien beziehungsweise von Apps & Features“ – am Ende der Zeilen sehen Sie die Größe der jeweiligen Bereiche. Bei der Installation von Windows 10 werden zahlreiche Microsoft-Apps mitinstalliert, die bislang mangels Deinstallationsmöglichkeit auf dem System verbleiben mussten. Das hat sich jetzt geändert: Unter „Einstellungen –› Apps –› Apps & Features“ lassen sich jetzt einige dieser vorinstallierten Apps entfernen , beispielsweise Filme & TV, Groove-Musik, Mail und Kalender, Mixed Reality-Portal, Rechner, Sprachrekorder und Xbox. Das kann per Mausklick auf den entsprechenden Listeneintrag und „Deinstallieren“ der App erfolgen. Alternativ funktioniert das auch mit einem Rechtsklick auf die entsprechende Kachel im Startmenü. Einige Apps sind nach wie vor von der Deinstallation ausgeschlossen.
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Windows 10 reserviert mehr Speicherplatz
Bei einer Neuinstallation schnappt sich Windows 10 nun mindestens sieben Gigabyte mehr Speicher auf der Festplatte beziehungsweise SSD. Diese neue Funktion mit dem Namen „Reservierter Speicher“ soll dafür sorgen, Systemprobleme wegen vollgelaufener Datenträger zu vermeiden. Die Reserve wird beispielsweise vom Windows-Update genutzt, um immer ausreichend Platz für die aus dem Internet geladenen Dateien zu haben.
Mehr Sicherheit: Manipulationsschutz, Sandbox und Co.

Wie schon bisher bei den großen Windows-Updates erhöht Microsoft auch diesmal die Sicherheit. Hinzugekommen ist ein Manipulationsschutz , der Windows Defender Antivirus erweitert und zusätzlichen Schutz vor Änderungen an den wichtigsten Sicherheitsfunktionen bietet. Sie finden diese Einstellung unter „Einstellungen –› Update und Sicherheit –› Windows-Sicherheit –› Viren- und Bedrohungsschutz“. Klicken Sie auf „Einstellungen verwalten“ und aktivieren Sie den „Manipulationsschutz“. Erweitert wurde zudem eine weitere Sicherheitsfunktion: Der Schutzverlauf in Windows-Sicherheit zeigt zusätzlich zu den Funden von Windows Defender Antivirus nun detailliertere und verständlichere Informationen zu Bedrohungen und verfügbaren Aktionen. Wenn Sie das Offline-Scantool verwenden, werden alle erkannten Schädlinge jetzt auch im Verlauf aufgelistet. Darüber hinaus zeigt die Verlaufsliste alle ausstehenden Empfehlungen. Keineswegs neu ist die Idee einer Sandbox , also einem abgeschotteten Bereich innerhalb des Betriebssystems. Andere Firmen bieten solche Tools schon seit Jahren. Trotzdem ist es positiv, dass Microsoft diese Funktion nun direkt in Windows 10 implementiert. Die Technik hinter der Sandbox ist einfach zu erklären: Im Grunde handelt es sich um eine vom restlichen Betriebssystem abgekapselte Desktop-Oberfläche auf Basis einer virtuellen Maschine – allerdings nur in Windows 10 Pro und Enterprise. Vor der ersten Verwendung muss die Sandbox erst unter „Einstellungen –› Apps –› Apps & Features –› Programme und Features –› Windows Features aktivieren oder deaktivieren“ installiert werden. Hier scrollen Sie zum Eintrag „Windows-Sandbox“ herunter, setzen Sie ein Häkchen davor und bestätigen mit „OK“. Ähnlich wie bei der ebenfalls einschaltbaren Windows-Virtualisierung muss der PC eine 64-Bit-CPU-Architektur mit zwei Prozessorkernen unterstützen, die im Bios/Uefi aktiviert ist. Bei jedem Start der Sandbox über das Startmenü simuliert diese ein neues, sauberes Windows-10-System in einem Desktop-Fenster. Mit der Tastenkombination Strg- Alt-Pause schaltet man die Sandbox in den Vollbildmodus um. Sie können beispielsweise unbekannte Programme per Drag and Drop in die Sandbox ziehen und dort installieren, isoliert vom eigentlichen System. Sobald Sie die Sandbox wieder schließen, werden alle damit verbundenen Dateien, Daten und Einstellungen gelöscht – Ihr eigentliches Windows 10 bleibt sauber. Die neue Sandbox bietet den Vorteil einer sicheren Umgebung, ohne dass Sie erst eine virtuelle Maschine einrichten müssten.
Windows Sets schon jetzt nutzen
Die geplanten Windows Sets sind eine überaus sinnvolle Funktion, indem sie thematisch zusammenhörende Inhalte ganz unterschiedlicher Dateiarten übersichtlich zu Tabs eines Fensters gruppieren: also beispielsweise Bilder, Texte und Folien eines Projekts. Doch nun hat Microsoft die längst angekündigten Sets schon zum dritten Mal verschoben.

Wenn Sie nicht länger warten möchten, kommen Sie mit dem Programm Groupy schon jetzt in den Genuss der Tab-Funktion. Das Tool gruppiert alle Arten von Dateien und Anwendungen zusammen und lässt sich mit der Maus intuitiv per Drag and Drop bedienen. Statt das jeweils zu einer Dateiart zugehörige Programm zu starten, rufen Sie einfach den Tab im Sets-Fenster auf. Die Trial-Version können Sie 30 Tage lang testen. Wenn Sie Groupy weiterhin nutzen möchten, kaufen Sie für knapp fünf US-Dollar die Vollversion.
Timeline unterstützt Chrome, dazu Microsoft To-Do und Top Apps

Mit dem Frühjahrs-Update 2018 hatte Microsoft die Timeline eingeführt, also den Aktivitätenverlauf, der die zuletzt und in den Vortagen genutzten Dokumente, Webseiten und Anwendungen auflistet. Das funktioniert auch geräteübergreifend, sofern alle Geräte über dasselbe Microsoft-Konto angemeldet sind. War die Anzeige besuchter Webseiten bisher auf den Edge-Browser beschränkt, so unterstützt Timeline nun auch Google Chrome . Im Chrome-Browser installieren Sie dazu aus dem Webstore die Erweiterung Web Activities und melden sich darin mit Ihrem Microsoft-Konto an; Firefox-Nutzer verwenden analog das Add-on „Windows Timeline Support“. Mit dem Webdienst Microsoft To-Do beziehungsweise den Apps für Windows, iOS und Android können Sie Ihren Alltag ein Stück weit besser organisieren und beispielsweise Erinnerungen und Aufgaben in eine Liste einfügen. Diese wird automatisch synchronisiert, sodass Sie nie eine Aufgabe vergessen. Wenn Sie etwa Cortana bitten, Milch und Butter zu Ihrer persönlichen Einkaufsliste hinzuzufügen, werden neue Einträge in einer Ihrer Microsoft-Aufgabenlisten angelegt und dann etwa auch auf dem Smartphone angezeigt. Umgekehrt fügen Sie unterwegs eine Aufgabe hinzu, die Sie später am PC erledigen wollen. In Cortana werden als neues Feature jetzt die „Top Apps“ angezeigt. Sobald Sie also das Suchfenster öffnen, zeigt Ihnen Windows die von Ihnen am meisten genutzten Apps an, damit Sie sofort starten können. In der Einstellungen-App unter „Update und Sicherheit“ schließlich sorgen neue Einträge und Optionen für mehr Übersicht. Wer etwa auf Reisen oder im Urlaub auf seinem Notebook oder Surface vorübergehend keine Update-Benachrichtigung erhalten möchte, der aktiviert die Option „ Updatepause für 7 Tage “. Ist das nicht passend, lassen Sie die Updates unter „Erweiterte Optionen“ auch kürzer oder länger aussetzen. Die Pause kann jederzeit aufgehoben werden, um zum Beispiel ein wichtiges Sicherheits-Update einzuspielen.
Erweiterte Problembehandlung

Bislang führte die Rubrik „Update und Sicherheit“ der Einstellungen-App unter „Problembehandlung“ zahlreiche Hilfestellungen für typische Probleme auf. Diese stehen zwar auch weiterhin unten zur Verfügung. Prominent ergänzt hat Microsoft diesen Bereich jedoch um die „Empfohlene Problembehandlung“. Diese Funktion soll mögliche Probleme nicht nur erkennen, sondern auch automatisch beheben.