Ein Video lässt sich heute einfach drehen. Teure Ausrüstung ist nicht mehr notwendig – es genügt eine Digitalkamera, eine Action Cam oder sogar ein Smartphone. Nach der eigentlichen Aufnahme beginnt jedoch die Arbeit, bevor Sie die Videos Freunden oder der Familie zeigen können. An dieser Stelle kommt am besten Openshot zum Einsatz. Der intuitiv bedienbare Videoeditor schneidet Filme und reichert sie mit ergänzendem Film- und Tonmaterial an. Am Ende können Sie Ihre Arbeit in ein frei wählbares Format exportieren. Wir zeigen in diesem Workshop, was Sie bei der Nutzung von Openshot beachten sollten.
Installation und erster Start
Über die gängigen Paketverwaltungen der Linux-Distributionen sind meistens nur ältere Versionen erreichbar. Sie können ein aktuelles Openshot aber trotzdem problemlos nachinstallieren, denn die Entwickler bieten auf der Projektseite Pakete für unterschiedliche Distributionen, unter anderem auch ein 64-Bit-Paket als distributionsunabhängiges Appimage ( www.openshot.org/download/ ).
Auf der Website von Openshot finden Sie zusätzlich eine Anleitung, wie Sie die Anwendung über ein Personal Package Archive – kurz PPA – ( www.openshot.org/ppa/ ) installieren können. Nach der Installation finden Sie im Hauptmenü ein Symbol zum Start des Openshot Video Editors.
Die Oberfläche besteht im Wesentlichen aus vier Bereichen: In der Menüleiste können Sie mit Hilfe von Symbolen auf die wichtigsten Funktionen zugreifen, im linken Fenster verwalten Sie Ihre Projektdateien sowie die Übergänge und Effekte, das Hauptfenster zeigt die Ergebnisse Ihrer Arbeit. Im unteren Bereich schließlich sind verschiedene Spuren, über die Sie Ihre Inhalte in eine zeitliche Abfolge bringen können.
Bevor Sie loslegen, sollten Sie im Klaren sein, welche Auflösung Ihr Ausgangsmaterial haben soll. Wählen Sie über „Datei -> Profil auswählen“ oder Strg-P das gewünschte Profil aus. Abhängig vom Abspielgerät, auf dem Sie den Film zeigen möchten, wählen Sie entweder ein Profil mit 720 p (HD) oder 1080 p (Full HD). Speichern Sie Ihr Projekt anschließend über „Datei -> Speichern unter“ in einem Verzeichnis Ihrer Wahl ab.

Filmmaterial zusammenstellen
In unserem Beispiel nehmen wir mehrere kürzere Filmsequenzen, aus denen wir einen längeren Film machen und mit etwas Musik, einem Intro und einigen Übergangseffekten ausstatten. Fügen Sie als erstes die Filme, die Sie schneiden möchten, per Drag & Drop oder über die rechte Maustaste und „Dateien importieren“ zu Ihrem Projekt hinzu.
Für die Bearbeitung der Filme legen Sie diese in der gewünschten Reihenfolge auf eine der Spuren im unteren Bereich des Fensters. Dort sind zu Beginn insgesamt fünf Spuren hinterlegt. Für unser Projekt werden wir nicht so viele benötigen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit entfernen wir zwei Spuren über das Kontextmenü und „Spur entfernen“. Ziehen Sie anschließend den ersten Film in die oberste Spur. Mit Hilfe der Playtaste im Vorschaufenster können Sie den Film abspielen. Mit den Pfeiltasten nach links und rechts ist – aus dem Pausemodus heraus – die Navigation Bild für Bild nach links und rechts möglich.
Wenn Sie mehrere Videodateien haben, können Sie diese nacheinander auf der entsprechenden Spur aneinanderreihen, um eine Abspielreihenfolge festzulegen. Wenn Sie das Einrasten aktiviert haben (Magnet-Symbol), lassen sich die einzelnen Filme einfach aneinanderfügen.
Schneiden von Filmen und Übergänge einfügen
Einer der wichtigsten Schritte bei der Bearbeitung von Filmmaterial ist das Schneiden eines Filmes, um unpassende oder missglückte Sequenzen zu entfernen. Das erledigt Openshot ganz einfach. Wenn Sie aus einem Film mehrere Szenen verwenden möchten, kopieren Sie den Film am besten mehrmals.

Für die einfachere Bearbeitung zoomen Sie mit der Plustaste die Spuren breiter. Anschließend bewegen Sie den Zeitstrahl zu der Stelle, wo der gewünschte Filmausschnitt beginnt. Den Schnitt können Sie über mehrere Wege vornehmen: Entweder Sie schieben den linken und rechten Rand des jeweiligen Films so weit zusammen, bis nur noch der gewünschte Rest vorhanden ist. Oder Sie verwenden alternativ das Kontextmenü „Alle trennen“. Sie haben an dieser Stelle die Möglichkeit, den Film an der aktuellen Stelle in zwei Teile zu schneiden und entweder beide oder nur einen der beiden zu behalten. Wiederholen Sie die Aktion, bis Sie das gewünschte Filmmaterial separiert haben.

Nachdem Sie alle Filmsequenzen Ihres Films in der gewünschten Länge verfügbar haben, fügen Sie diese in der entsprechenden Reihenfolge neu zusammen. Positionieren Sie die einzelnen Abschnitte in einer Spur hintereinander. Prüfen Sie anschließend über die Vorschau, ob das Ergebnis Ihren Vorstellungen entspricht. Sicherlich haben Sie auch die etwas holprigen Übergänge zwischen den einzelnen Filmsequenzen bemerkt: Die eine endet abrupt, dann setzt die nächste ein. Openshot bietet an dieser Stelle die Möglichkeit, mit verschiedenen Übergängen zu arbeiten. Diese können Sie manuell aus dem gleichnamigen Fenster auswählen oder automatisch generieren, indem Sie den Anfang des einen Filmes über das Ende des anderen schieben. Openshot legt in diesem Fall automatisch einen Übergang vom Typ „Ausblenden“ an. Sie können sich aber auch aus der Vielzahl der vorhandenen Übergänge einen für Ihren Film passenden aussuchen.
Ziehen Sie den Übergang anschließend auf die gewünschte Spur über die beiden Filmsequenzen und passen Sie dessen Länge an. Manche Übergänge benötigen eine bestimme Mindestdauer, damit sie ihre Wirkung entfalten. Probieren Sie einfach den einen oder anderen Effekt über die Videovorschau aus, bevor Sie sich final entscheiden.

Einfügen von Bildern und Musik
Nicht nur Urlaubsvideos lassen sich an der einen oder anderen Stelle gut mit Bildern kombinieren, um etwa eine Landkarte oder Eindrücke, die Sie nur mit einem Foto festgehalten haben, in das Video zu integrieren. Mit den Fotos gehen Sie genauso vor wie beim Einbau von der Videos: Sie ziehen das Bild auf die entsprechende Spur an die gewünschte Stelle und rufen anschließend die Eigenschaften auf. Über die „Dauer“ legen Sie fest, wie lange das Bild angezeigt werden soll.
Neben den verschiedenen Übergängen bietet Openshot zusätzlich die Möglichkeit, mit verschiedenen Effekten zu arbeiten. Diese sind von ihrer Anzahl recht überschaubar, leisten aber an der einen oder anderen Stelle gute Dienste:
Interessant ist beispielsweise der Filter „Verwischen“, mit dem Sie in Filme oder Bilder eine gewisse Unschärfe einbauen. Mit den Filtern „Alphamaske“ und „Farbsättigung“ können Sie das farbliche Erscheinungsbild Ihrer Bilder und Filmsequenzen über die jeweiligen Eigenschaften des Filters anpassen. Sie können auch mehrere Filter kombinieren. In diesem Fall passen Sie die Eigenschaften der einzelnen Filter an, indem Sie einen der Buchstaben auf dem entsprechenden Objekt in der Spur anklicken oder im Eigenschafts-Fenster aus dem Auswahlfenster den gewünschten Filter auswählen.

Nachdem Sie das Bild- und Filmmaterial fertig bearbeitet haben, fehlt eventuell noch die musikalische Untermalung: Entweder Sie behalten die Tonspur der Filme oder Ihr Film erhält einen individuellen Soundtrack. Im letzteren Fall fügen Sie die entsprechende MP3-Datei als Erstes zu den Projektdateien hinzu. Anschließend ziehen Sie diese in eine separate Spur. Sie können das Musikstück wie eine Filmsequenz bearbeiten und in der Länge kürzen oder auch mehrere Musikstücke aneinanderreihen. Wenn Filme eine eigene Tonspur besitzen, gilt es diese auszublenden oder komplett zu löschen. Ansonsten haben Sie am Ende eine Überlagerung von mehreren Tonquellen.
Wenn Sie den Ton der Filme lediglich ausblenden möchten, markieren Sie dazu nacheinander Ihre Filmsequenzen und setzen den Wert für „Audio aktivieren“ jeweils auf „0“. Damit ist der Ton ausgeblendet, kann jedoch jederzeit durch Änderung des Parameters wieder aktiviert werden.
Alternativ dazu lässt sich der Ton auch komplett aus den Filmen entfernen. Dies spart ein wenig Platz, ist dann aber auch unwiderruflich. Falls Sie diesen Weg bevorzugen, markieren Sie den entsprechenden Film mit der rechten Maustaste und wählen die Funktion „Tonspur abtrennen -> Einzelner Film“. Openshot arbeitet anschließend eine Weile und Sie erhalten zum Abschluss in der darunterliegenden Spur das Ton-Dokument vom Film getrennt. Danach lässt sich die Tonspur endgültig löschen.
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Titel, Abspann und finaler Export
Abschließend können Sie Ihren Film noch mit einem Titel und einem Abspann versehen. Openshot bietet Ihnen an dieser Stelle sowohl statische als auch animierte Varianten an. Für animierte Varianten ist die zusätzliche Anwendung Blender notwendig ( www.blender.org ).

Über das Menü „Titel“ können Sie dann entweder einen klassischen Titel oder eine animierte Version einfügen. Wählen Sie aus der Liste den bevorzugten Titel aus und passen Sie diesen über das Vorschaufenster an. Sie können in den meisten Fällen die Demotexte flexibel anpassen und bei der Farbauswahl stehen verschiedene Varianten zur Verfügung. Nachdem Sie die Bearbeitung abgeschlossen und das Ergebnis gespeichert haben, erscheint der Titel in den Projektdateien.
Verschieben Sie Ihre Filmdateien ein wenig nach rechts auf der Zeitachse und fügen Sie den Filmtitel an vorderster Stelle ein. Sie können dann, wie bei einem Bild, die Anzeigedauer über die Eigenschaften steuern. Auf die gleiche Art und Weise bauen Sie am Ende des Films auch noch den Abspann ein. Damit haben Sie das Projekt beendet. Speichern Sie es noch einmal ab, damit Sie es gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt weiterbearbeiten können. Das Ergebnis können Sie sich über „Datei -> Video exportieren“ anzeigen lassen. Im Fenster geben Sie den Dateinamen an und wählen das gewünschte Videoprofil aus. Nach dem Abspeichern steht der Film zum Abspielen zur Verfügung.