Kodi lässt sich auf einem beliebigen Linux-PC einrichten. Optimal ist jedoch die Installation auf einem Raspberry Pi 3 . Der Mini-PC begnügt sich mit etwa fünf Watt, eignet sich daher als Dauerläufer und spielt trotzdem HD-Videos ruckelfrei. Nebenbei kann Kodi als Dateiserver dienen und Medien im Netzwerk bereitstellen, etwa für andere PCs mit Kodi-Instanz, aber auch für Smartphones oder Tablets. Dieser Artikel beschreibt die Kodi-Distribution OSMC für den Raspberry Pi ( https://osmc.tv ). Inwiefern sich OSMC von anderen Kodi-Distributionen unterscheidet, lesen Sie im Kasten „Alternativen“.
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OSMC auf dem Raspberry Pi installieren
Für OSMC gibt es vorbereitete Imagedateien, die Sie auf eine SD-Karte kopieren. Der empfohlene Weg führt über den OSMC-Installer. Um diesen beispielsweise unter Ubuntu 16.04 einzurichten, verwenden Sie diese vier Befehlszeilen im Terminal:
wget -q https://download.opensuse.org/repositories/home:osmc/xUbuntu_16.04/Release.key -O- | sudo apt-key add – sudo sh -c “echo ‘deb http://download.opensuse.org/repositories/home:/osmc/xUbuntu_16.04/ /’ > /etc/apt/sources.list.d/osmc-installer.list” sudo apt update sudo apt install osmc-installer
Installationsanleitungen für Ubuntu und andere Linux-Systeme finden Sie über die Seite https://osmc.tv/download/ nach einem Klick auf „Linux“.
Legen Sie die SD-Karte in den Kartenleser und starten Sie das Tool:
cd ~ && sudo osmcinstaller
Auf der ersten Seite des Assistenten wählen Sie als Sprache „English“ und darunter „Raspberry Pi 2/3“. Klicken Sie auf die „Weiter“-Schaltfläche mit dem Pfeil, um zur nächsten Seite zu blättern. Wählen Sie die aktuellste Systemversion, beispielsweise „2017-10-01“. Der Download „OSMC_TGT_rbp2_20171102.img.gz“ landet in Ihrem Home-Verzeichnis.

Auf der nächsten Seite legen Sie das Installationsziel fest. In der Regel aktivieren Sie die Option „on an SD Card“. Wählen Sie „on a USB Stick“, wenn Sie ein USB-Laufwerk am Raspberry Pi verwenden möchten. Der USB-Stick muss dafür nicht mit dem PC verbunden sein. Die Installation erfolgt in jedem Fall erst auf eine SD-Karte, von der der Raspberry Pi bootet.
Beim ersten OSMC-Start wird dann das System auf den USB-Stick kopiert, die SD-Karte muss aber weiter im Gerät verbleiben. Ein schneller USB-3.0-Stick bietet oft mehr Geschwindigkeit, obwohl der Raspberry Pi nur USB 2.0 unterstützt.
Auf der nächsten Seite des Setupassistenten wählen Sie die Art der Netzwerkverbindung. Ist der Raspberry Pi per Ethernet-Kabel verbunden, aktivieren Sie „wired connection“ und für WLAN „wireless connection“. Im Falle von WLAN müssen Sie dann die Verschlüsselungsmethode angeben, in der Regel „WPA/WPA2 PSK“, und die SSID des WLANs sowie den Zugangsschlüssel eintippen.
Im nächsten Schritt wählen Sie das Laufwerk mit der SD-Karte aus und klicken auf die „Weiter“-Schaltfläche. Danach akzeptieren Sie die Lizenzbedingungen, warten den Download ab und bestätigen die Installation per Klick auf „Yes“.
Entfernen Sie dann die SD-Karte aus dem Kartenleser und setzen Sie sie in den Raspberry Pi ein. Wenn Sie die Option für die Installation auf einem USB-Stick gewählt haben, schließen Sie auch diesen an. Für die Ersteinrichtung sollten Sie Maus und Tastatur verwenden. Ist der Raspberry Pi per HDMI-Kabel mit einem TV-Gerät verbunden, funktioniert auch die Fernbedienung des Fernsehers, wenn dieser HDMI-CEC unterstützt.
Bei einigen TV-Geräten müssen Sie diesen Modus erst aktivieren. Andernfalls verwenden Sie eine zusätzliche Infrarotfernbedienung, beispielsweise Hama MCE Remote Control , die ursprünglich für Windows-Mediacenter-PCs entwickelt wurde (etwa 30 Euro).
Oder Sie verwenden eine kostenlose App wie Kore für Ihr Android-Smartphone . Benutzer eines iPhones suchen im App Store nach „Official Kodi Remote“. Verbinden Sie den Raspberry Pi mit der Stromversorgung, um das System zu starten.
Grundkonfiguration des OSMC-Systems
Der erste OSMC-Start dauert etwas länger, weil das System zuerst initialisiert und das Dateisystem expandiert werden muss. Ist der Vorgang abgeschlossen, beginnt automatisch die Ersteinrichtung. Sie wählen Sprache und Zeitzone, ändern bei Bedarf den voreingestellten Hostnamen „osmc“, aktivieren den Fernzugriff über SSH, akzeptieren die Lizenzbedingungen und übernehmen den voreingestellten Skin „OSMC“. Sie können auch „Classic“ wählen, den Kodi-Standardskin.
Nach Abschluss der Ersteinrichtung sehen Sie das Menü der Kodi-Oberfläche. Hier gehen Sie zuerst auf „Einstellungen -> System -> Audio“. Standardmäßig ist hier „PI: HDMI“ eingestellt. Das ist in Ordnung, wenn Sie den Raspberry Pi per HDMI-Kabel mit dem TV-Gerät verbunden haben. Ist dagegen ein Lautsprecher per Klinkenstecker angeschlossen, wählen Sie „PI: Analogue“.

Gehen Sie auf „Einstellungen -> Dienste -> Steuerung“. Hier aktivieren Sie die Optionen „Steuerung über HTTP erlauben“, „Fernsteuerung durch Anwendungen dieses Rechners erlauben“ und „Fernsteuerung durch Anwendungen anderer Rechner erlauben“. Die letzte Option ist nötig, wenn Sie Kodi mit einer Android- oder iOS-App fernbedienen möchten.
Unter „Einstellungen -> Dienste -> UPnP/DLNA“ aktivieren Sie „Bibliotheken freigeben“ und „Fernsteuerung über UPnP erlauben“. Das ermöglicht UPnP/DLNA-fähigen Geräten, beispielsweise Smart-TVs, den Zugang zu den Kodi-Bibliotheken.
Allerdings liefert Kodi die Streams im Originalformat aus. Damit kommen viele Smart-TVs nicht zurecht und die Wiedergabe scheitert. Es ist daher zuverlässiger, an jedes TV-Gerät im Haushalt einen Raspberry Pi mit Kodi zu hängen.
Die Mediensammlung muss nur einer der Raspberry Pis als Server bereitstellen. Verbinden Sie eine USB-Festplatte, auf der Audio-, Video- oder Bilddateien liegen, mit dem Raspberry Pi. Gehen Sie im Hauptmenü auf „MyOSMC“ und das Symbol mit dem Einkaufswagen („App Store“). Wählen Sie „Samba (SMB) Server“, gehen Sie auf „Install“ und dann auf „Apply“. Starten Sie OSMC über „Power -> Neustart“ neu. Standardmäßig wird das gesamte USB-Laufwerk freigegeben. Sie können über den Linux-oder Windows-Dateimanager darauf zugreifen. Benutzername und Passwort sind standardmäßig jeweils „osmc“.
Medienbibliotheken anlegen und nutzen
Gehen Sie auf „Videos -> Dateien“, wählen Sie „Videos hinzufügen“ und gehen auf „Durchsuchen“. Bei „Bilder“ und „Musik“ läuft die Konfiguration entsprechend ab. Wählen Sie eine Quelle, beispielsweise „Root Dateisystem“. Unterhalb von „/media“ sehen Sie die Ordner auf der USB-Festplatte. Wählen Sie den gewünschten aus und bestätigen Sie mit „OK“. Ändern Sie bei Bedarf die Bezeichnung der Bibliothek und gehen Sie auf „OK“. Über „Dieser Ordner beinhaltet“ lässt sich der Inhaltstyp festlegen, beispielsweise „Filme“, „Musikvideos“ oder „Serien“. Abhängig von der Auswahl lädt Kodi Coverbilder und Beschreibungen von unterschiedlichen Onlinediensten. Gehen Sie auf „Einstellungen“ und legen Sie hinter „Bevorzugte Sprache“ den Wert auf „de“ fest, damit die Information in deutscher Sprache erscheinen. Speichern Sie die Änderungen mit „OK“ und gehen Sie dann noch einmal auf „OK“. Bestätigen Sie mit „Ja“. Kodi sucht dann online nach den neuen Inhalten und speichert die Metadaten. Wenn Sie den Samba-Server installiert haben wie im vorherigen Punkt beschrieben, wählen Sie auf anderen Kodi-Geräten nach „Durchsuchen“ den Menüpunkt „Windows-Netzwerk (SMB)“ und danach die erstellte Freigabe aus. Alternativ können die Dateien auch auf einem anderen Server liegen, etwa einem NAS, einem Linux- oder Windows-PC. Sollte Kodi keine Server mit Freigaben anzeigen, gehen Sie im Menü auf „Netzwerkfreigabe hinzufügen…“. Geben Sie den Namen des Servers oder seine IP-Adresse, die Bezeichnung der Freigabe, Benutzernamen und Passwort ein.

Der Zugriff auf die Medienbibliotheken kann außerdem ohne Zusatzsoftware über den Webbrowser erfolgen. Öffnen Sie einfach die Adresse „http://osmc“. Klicken Sie auf „Local“, um Titel über den Browser abzuspielen. Wenn Sie „Kodi“ wählen, erfolgt die Wiedergabe hingegen auf dem Raspberry Pi. Die Weboberfläche lässt sich somit auch als Fernsteuerung verwenden.
Zusätzliche Dienste installieren
Da OSMC eine Debian-Basis verwendet, funktionieren Installationen wie unter Debian oder Ubuntu gewohnt – allerdings nur über den SSH-Fernzugriff, da es keine Konsole gibt. Öffnen Sie auf einem Linux-PC ein Terminal und stellen Sie mit
ssh osmc@osmc
die Verbindung her. Aktualisieren Sie dann die Paketquellen:
sudo apt update
Für ein Update der installierten Software verwenden Sie immer
sudo apt dist-upgrade
statt „apt upgrade“, das zu Fehlfunktionen führen kann.
Sie können dann etwa den Webserver Apache installieren und Webanwendungen im Heimnetz nutzen, wie in anderen Artikeln dieses Specials beschrieben. Da der HTTP-Standardport 80 bereits von Kodi belegt ist, müssen Sie diesen auf dem Raspberry Pi über „Einstellungen -> Dienste -> Steuerung“ ändern, beispielsweise auf „8080“. Installieren Sie dann Apache mit der Zeile
sudo apt install apache2
Tipp: Im SSH-Fenster lässt sich das Anmeldepasswort des Benutzers osmc über den Befehl passwd ändern, bei Samba verwenden Sie smbpasswd.

Alternativen: KODI-Varianten im Vergleich
Die Open-Source-Software Kodi ( https://kodi.tv ) läuft unter Linux, Windows, Android und auf weiteren Plattformen. Auf der Seite https://kodi.tv/download finden Sie Downloadlinks und Anleitungen für alle unterstützten Betriebssysteme. Linux-Nutzer können die Software in der Regel aus den Standard-Repositorien der jeweiligen Distribution installieren. Das gilt auch für den Raspberry Pi, wenn Sie das Standard-Betriebssystem Raspbian verwenden ( www.raspbian.org ). Allerdings lasten das System und die Desktopumgebung – je nach Art der installierten Dienste und Anwendungen – den Mini-PC schon bis an seine Grenzen aus. Kommt noch Kodi hinzu, ist die Gesamtleistung oft nicht mehr befriedigend. Deshalb ist es empfehlenswert, Kodi auf einer spezialisierten, abgespeckten Distribution laufen zu lassen. Wer den Raspberry Pi nur als Mediacenter einsetzen will, greift beispielsweise zu Libre Elec ( https://libreelec.tv ). Eine ausführliche Installationsanleitung finden Sie im Artikel Libre Elec: Das Mediencenter fürs Heimnetz . Es ist außerdem möglich, Raspbian und Libre Elec zusammen auf einer SD-Karte zu installieren und das gewünschte System beim Start auszuwählen.
Lesetipp Raspberry Pi: So klappt die Installation und Einrichtung
Libre Elec bietet alles, was Kodi standardmäßig zur Verfügung stellt, inklusive UPnP-Streaming im Heimnetz und Dateifreigaben über Samba. Das sehr reduzierte System verbessert zwar die Leistung, erlaubt aber kaum zusätzliche Software. Wer weitere Programme benötigt, greift daher besser – wie von uns vorgeschlagen – zu OSMC, das auf Debian/Raspbian basiert. Sie können hier alle Serverdienste und Tools installieren, die es auch für Raspbian gibt.
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