Wie die meisten Spiele entfaltet auch Minecraft erst im Multiplayermodus seine ganz besondere Anziehungskraft. Im Team miteinander oder auch gegeneinander die Pixelwelten erkunden und Gebäude errichten, ist ein völlig anderes Spieleerlebnis als im Einzelmodus. Der eigene Minecraft-Server im Heimnetz stellt die Spielwelt ganz einfach der ganzen Familie sowie Freunden und Bekannten zur Verfügung.
1. Bescheidene Systemvoraussetzungen
Der Server koordiniert die Bewegungen der Spiele in der virtuellen Umgebung. Hier spielt die Bandbreite Ihrer Internetverbindung eine eher nachgelagerte Rolle. Viel wichtiger ist, dass der Rechner, den Sie als Server vorsehen, über ordentliche Speicherreserven verfügt. Ein GB RAM benötigen Sie allermindestens. Besser ist deutlich mehr, und insofern ist ein Raspberry Pi in dieser Rolle zwar möglich, stößt aber an seine Grenzen.

Eine weitere systemseitige Voraussetzung ist eine installierte Java-Umgebung. Hier sollte Java ab Version 7 oder höher zum Einsatz kommen. Version 6 sorgt immer wieder für Probleme. Mit dem Kommando
java -version
in einem Terminal prüfen Sie, ob und in welcher Version Java bereits installiert ist. Liefert das Kommando einen Fehler, müssen Sie die Umgebung erst installieren. Das erledigen Sie am besten mit dem Paketmanager Ihrer Distribution. Ob Sie die Java-Version von Oracle (Sun) verwenden oder die offene Variante (Open Java), ist für diese Aufgabe nicht entscheidend.
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2. Installation des Servers
Wer sich intensiver in Minecraft einarbeitet, wird verschiedene Serverprojekte finden. Aus Sicht der Spieler unterscheiden die sich allerdings nicht. Insofern erinnert die Diskussion an einen Glaubenskrieg. In unserem Beispiel wird der „Spigot-Server“ verwendet, der aktuell intensiver entwickelt wird. Da der Server in einer lauffähigen Variante angeboten wird, entfällt die sonst übliche Installationsroutine mittels des Paketmanagements. Öffnen Sie ein Terminal und geben Sie dort folgende Befehle ein:
cd ~/ mkdir minecraft cd ~/minecraft wget https://cdn.getbukkit.org/spigot/spigot-1.12.2.jar
Sollten Sie auf das fehlende Programm wget hingewiesen werden, muss das Paket erst noch installiert werden. Erhalten Sie dagegen eine Fehlermeldung, dass die URL nicht gefunden werden konnte, besuchen Sie die Seite https://getbukkit.org und sehen dort nach, welche Version aktuell ist. Sie sparen sich Tipparbeit, wenn Sie die heruntergeladene „Jar“-Datei danach sofort umbenennen. Im weiteren Verlauf dieses Artikels benutzen wir daher Kommandos mit dem verkürzten Dateinamen „spigot.jar“.

Die hier für ein Linux-System beschriebene Anleitung zur Einrichtung des Servers funktioniert auch in anderen Umgebungen. Ob Sie nun einen Raspberry Pi nutzen wollen (grenzwertig) oder einen virtuellen Server in der Cloud von Amazon betreiben, spielt dabei keine Rolle. Wurde auf den Systemen erfolgreich Java installiert, sollte Minecraft auch im Serverbetrieb darauf funktionieren. Das zum Download verwendete Programm wget steht für jedes Linux zur Verfügung. Sie verbinden sich einfach per SSH mit dem System und führen dann im Terminal die beschriebenen Kommandos aus.
3. Den Server erstmals aufrufen
Sie können den Server jetzt erstmals starten. Das geschieht mit diesem Kommando:
java -Xmx 1024M -Xms 1024M -jar spigot.jar
Der Server meldet jetzt eine Reihe von Aktionen. Am Ende der Einrichtung des Servers sollte ein „Done“ auf der Konsole zu sehen sein. Der Prompt sieht etwas anders aus als gewohnt, da Sie sich auf der Konsole des Servers befinden.

Auf die Dauer ist es etwas umständlich, den Server mit dem obigen Kommando stets manuell aufzurufen. Schreiben Sie sich am besten einen Alias oder ein kleines Shell-Script, das die Aufgabe vereinfacht. Öffnen Sie dazu einen beliebigen Editor und schreiben Sie dort diese drei Zeilen:
#!/bin/bash cd ~/minecraft java -Xmx 1024M -Xms 1024M -jar spigot.jar
Zeile zwei passen Sie entsprechend an, falls Sie Minecraft in einen anderen Pfad installiert haben. Die Datei speichern Sie nun etwa als „minecraft.sh“ auf der Schreibtischoberfläche oder in einem anderen Verzeichnis. In den Eigenschaften der Datei müssen Sie noch dafür sorgen, dass die Datei als „ausführbar“ markiert ist.

4. Konfiguration des Servers bearbeiten
Einige Eigenschaften des Servers können auch während des laufenden Spiels geändert werden. Jedoch entnimmt Minecraft die grundlegenden Eigenschaften einer Konfigurationsdatei. Diese legt der Server beim ersten Start an. Öffnen Sie das Installationsverzeichnis und klicken Sie doppelt auf die Datei „server.properties“. Suchen Sie dort nach dem Eintrag „whitelist“. Setzen Sie diesen auf „true“. Später geben Sie auf der Konsole des laufenden Servers
whitelist add [name]
die erlaubten Spieler ein. Damit wird die JSON-Datei im Serververzeichnis mit den Spielern gefüllt. Wie viele Spieler sich maximal mit dem Server verbinden dürfen, regelt der Parameter „max-players“. Voreingestellt ist „20“, was für private LAN-Sessions allemal ausreichen sollte.

Die Vorarbeiten sind damit abgeschlossen – höchste Zeit also, Minecraft zu spielen. Starten Sie den Minecraft-Launcher auf dem Rechner, auf dem Sie spielen wollen. Gehen Sie in den Profileditor und bearbeiten Sie dort Ihr eigenes Profil. Sie finden hier den Eintrag „Use Version“, den Sie auf den gleichen Stand setzen wie auf dem Server, den Sie betreiben. Wenn Sie gespeichert haben, klicken Sie auf „Play“. Direkt auf der Startseite drücken Sie auf „Multiplayer“. Wählen Sie am unteren Rand nun die Option „Add Server“. Im nachfolgenden Dialog tragen Sie jetzt die lokale IP-Adresse (am besten mit Port) oder aber den Domainnamen ein. Mit der Schaltfläche „Done“ übernehmen Sie die Angaben und gelangen zur Übersicht der Server zurück. Klicken Sie nun auf den eben von Ihnen eingerichteten Server und wählen Sie „Join“. Nun dauert es nur noch wenige Augenblicke und Sie befinden sich in der Minecraft-Welt.
Mehr Sicherheit mit Screen
Der Minecraft-Server läuft im Terminal. Schließen Sie aus Versehen das Terminalfenster, dann werden die darin gestarteten Prozesse automatisch beendet – also auch der Spieleserver. Wenn Ihnen das versehentlich passiert, während Mitspieler mit Ihrem Server verbunden sind, ist das natürlich ärgerlich.
Das können Sie durch den Einsatz des kleinen Tools Screen verhindern. Installieren Sie dieses im Terminal:
sudo apt-get install screen
Danach starten Sie im Terminal mit
screen -S Minecraft
eine Sitzung mit dem Namen „Minecraft“. Gehen Sie dann wie gewohnt in das Verzeichnis Ihrer Installation und starten Sie den Server. Mit Strg-A-D verlassen Sie Ihre Screen-Sitzung. Der Server läuft aber weiter und Sie können auf der Konsole ganz normal weiterarbeiten. Mit
screen -r
kehren Sie zum Minecraft-Server zurück. Wenn mehrere Sitzungen laufen, müssen Sie zusätzlich den Namen der Sitzung angeben. Strg-D beendet Screen vollständig.
5. Spiel und Schwierigkeit beeinflussen
Als Administrator des Servers können Sie die Erfahrung der Spieler mit dem System unmittelbar beeinflussen.
Auch hier nehmen Sie grundlegende Änderungen über die Konfigurationsdatei „server.properties“ vor. Suchen Sie dort nach dem Parameter „gamemode“. Der Überlebensmodus (Wert 0) ist die Standardeinstellung des Servers. Der Spieler muss Materialien und Erfahrungen sammeln, um etwas zu bauen. Dabei wird er immer wieder von „Monstern“ gestört. Legen Sie dagegen für „gamemode“ den Wert „1“ fest, dann läuft der Server im Kreativmodus. Gerade jüngere und unerfahrene Spieler bevorzugen diesen Modus, da bereits alles, was zum Bauen benötigt wird, im Besitz des Spielers ist. Mit „2“ legen Sie den Abenteuermodus fest, der aber eher für erfahrene Spieler gedacht ist.

Je nach Erfahrung der Spieler stellen Sie auch den Schwierigkeitsgrad des Servers ein. Dies steuert die Direktive „difficulty“. Sie können hier von „0“ (friedliche Welt) bis zu 3 die Schwierigkeit deutlich erhöhen. Die Konsole des Servers bietet die Möglichkeit, kurzfristig Einfluss auf den Spielverlauf zu nehmen. Um die Bedingungen in der Spielwelt zu verändern, geben Sie etwa „/weather“ ein. Als Parameter übergeben Sie dann entweder „clear“ oder „rain“ oder auch „thunder“, wenn Sie ein Gewitter verursachen wollen. Als zweiten Wert legen Sie die Dauer dieses Wetters fest – gemessen in Sekunden.
Als Administrator des Systems ist es Ihnen natürlich auch möglich, mit den Spielern auf dem Server zu kommunizieren. Das ist zum Beispiel ratsam, wenn Sie vorhaben, demnächst den Server herunterzufahren. Mit dem Kommando „/say“ senden Sie die Zeichenkette, die Sie dem Kommando mitgeben, an alle angemeldeten Spieler. Wenn Sie dagegen nur einem einzigen Spieler eine Nachricht senden wollen, nutzen Sie dafür „/tell“. Dem Kommando übergeben Sie erst den Namen des Spielers, ergänzt um die eigentliche Mitteilung. Mit „/saveon”“ schalten Sie zuerst das automatische Sichern von Welten und Spielständen an. Danach geben Sie ein „/stop“ ein.
6. Eventuelle Fehler beheben
Wenn Sie sich an die Schrittfolge dieses Artikels gehalten haben, sollten eigentlich keine Probleme auftreten. Allerdings unterscheiden sich die Rechnerkonfigurationen und die Serverentwickler können nicht alle Hardwarevarianten durchspielen. Probleme mit dem Server werden in den allermeisten Fällen schlicht durch die Installation von Java oder dessen Funktionsaufrufe verursacht. Wenn Sie nach Ausführung des Scripts bei Serverstart die Fehlermeldung erhalten, dass die virtuelle Maschine nicht eingerichtet werden konnte, probieren Sie es einmal mit einem Aufruf ganz ohne weitere Parameter:
java -jar spigot.jar
Es ist durchaus möglich, dass Ihr System mit dem definierten Speicher überfordert ist, den die üblichen Aufrufoptionen („-Xmx 1024M -Xms 1024M“) reservieren wollen. Startet der Server trotzdem nicht, versuchen Sie es mit einer anderen (niedrigeren) Java-Version.

Ein gelegentlich auftretender Fehler meldet „FAILED TO BIND TO PORT!“. Hier scheint ein anderer Prozess den Port zu benutzen, den der Server eigentlich für sich beansprucht. Verursacher ist in der Regel der Minecraft-Server selbst, der den Port nach dem letzten Stop nicht ordnungsgemäß freigegeben hat. Dann hilft ein kompletter Neustart des Systems, um das Problem zu lösen.
Wenn sich Spieler nicht mit dem Server verbinden können, lässt sich auf der Konsole des Servers der Verbindungsversuch live mitverfolgen. Erscheint dort gar keine Anfrage, wird diese nicht an Ihren Server geleitet. Wenn auf der Konsole nachzulesen ist, dass der Verbindungsaufbau zurückgewiesen wurde, dann ist schlicht das Passwort falsch – oder der Spieler steht nicht noch gar nicht in der Whitelist. Für Verbindungen über das Internet muss natürlich die Portweiterleitung im Router aktiviert sein.
Ein weiteres Problem, das während des Spieles auftreten kann, ist die Meldung einer zeitlichen Verzögerung („Timelag“). Diese kann leider viele Ursachen haben. Am häufigsten liegt das an einem Mangel an Arbeitsspeicher und Leistung. Wenn Ihre Hardware es erlaubt, verwenden Sie bevorzugt 64-Bit-Varianten von Java und Linux. Timelags können aber auch durch zusätzliche Plug-ins verursacht werden.
Deswegen ist es auch ratsam, immer nur eine neue Erweiterung zu installieren und zunächst zu testen, wie sich das System damit verhält. Die Installation von Erweiterungen ist aber sehr einfach.
Dazu laden Sie sich das Plug-in Ihrer Wahl herunter, verschieben dessen „Jar“-Datei und eventuell weitere Dateien, die das Plug-in mitbringt, in den Ordner „plugins“ des Minecraft-Verzeichnisses und starten danach den Server neu.
Server via Internet erreichen
Der Minecraft-Server ist von allen Geräten innerhalb des Heimnetzes erreichbar. Wenn Sie auch über das Internet mitspielen wollen, müssen Sie das Portforwarding in Ihrem Router aktivieren. In der Fritzbox finden Sie die Funktion etwa unter „Internet -> Freigaben -> Portfreigaben“. Dort stellen Sie ein, dass Anfragen am Port 25565 an die lokale IP-Adresse des Minecraft-Servers weitergegeben werden.
Da sich Ihre öffentliche IP-Adresse täglich ändert, benötigen Sie noch eine Dyn-DNS-Adresse, mit der Ihr Netzwerk trotz wechselnder IP zuverlässig via Internet zu erreichen ist. Dafür gibt es kostenlose Anbieter wie www.noip.com. Einige Routerhersteller bieten über eigene Onlinedienste Dyn-DNS-Adressen an (AVM, D-Link und weitere).
