Honda Connect heißt das Infotainmentsystem des japanischen Automobil-Herstellers Honda: Es bietet eine auf der bekannten Garmin-Technologie basierende Navigation, eine Freisprechanlage für das gekoppelte Smartphone, Audiostreaming, DAB+-Radio, Internet-Browser. Google-Websuche und Webradio sowie Carplay und Android Auto. Wir haben Honda Connect im Honda Civic Prestige getestet.
Preis: Honda verkauft Honda Connect nicht als Einzeloption, sondern das Infotainmentsystem ist in bestimmten, höherpreisigen Ausstattungsvarianten enthalten. Honda Connect basiert auf einem Android-System, wie man bemerkt, sobald man das System auf die Werkseinstellungen zurücksetzt: Beim Neustart erscheint das grüne Android-Männchen.

Hardware
Der 7-Zoll-Farb-Touchscreen ist das zentrale Anzeige- und Bedienelement von Honda Connect. Sie bedienen Honda Connect zunächst einmal über den Touchscreen. Der Bildschirm bietet zum Wechsel zwischen Kartenansicht und Audiomenü und den Quellen für Musik/Radio recht kleine Schaltflächen am oberen Rand. Um diese mit dem Finger zu treffen, muss der Fahrer konzentriert auf den Bildschirm blicken – schlecht wegen der Ablenkungsgefahr. Insgesamt ist der mit 7 Zoll recht knapp dimensionierte Bildschirm aber gut ablesbar. In dieser Fahrzeugklasse oder sogar darunter wie im Ford Fiesta sind allerdings mittlerweile 8 Zoll oder sogar 9 Zoll große Touchscreens wie im VW Golf weit verbreitet.
Alle Auto-Tests der PC-WELT auf einen Blick Die Bildschirmdarstellung von Honda Connect bietet eine eher schlichte Optik, einige Menüs – wie das für die Widgets oder für die Apps – könnten aber etwas mehr Liebe vom Oberflächendesigner vertragen.

Der Touchscreen reagiert ausreichend schnell auf Fingereingaben und Zoombewegungen führt er ebenfalls relativ flott aus.

Neben der Touchbedienung gibt es Lenkradtasten, mit denen Sie bequem zum Beispiel die Lautstärke regeln (der Honda besitzt keinen klassischen Drehregler für die Lautstärke), durch die Menüs des Bordcomputers navigieren, Anrufe annehmen und die Sprachsteuerung einschalten können. Außerdem können Sie mit den Lenkradtasten die Radiosender wechseln und Audioquellen wie FM-Radio oder Bluetooth wechseln. Eine Sprachbedienung rundet das Bedienkonzept ab.
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Wie auch bei anderen Automobil-Herstellern befindet sich direkt vor dem Fahrer im Cockpit noch ein weiterer digitaler Bildschirm: das sogenannte Fahrerinformationsdisplay mit der digitalen Geschwindigkeitsanzeige und dem Drehzahlmesser. Dieser touchlose Bildschirm zeigt die gewohnten Bordcomputerangaben an, beispielsweise die Restreichweite des Tanks oder den gerade gespielten Radiosender. Falls eine Navigation läuft, sehen Sie auf dem Fahrerinformationsdisplay die Abbiegehinweise.

Ein CD-Player fehlt. Über die vorhandenen USB-Buchsen können Sie Ihr Smartphone anstecken und gegebenenfalls Android Auto und Carplay nutzen. Ein HDMI-Anschluss ist ebenso vorhanden wie eine 12-Volt-Steckdose. Carplay und Android Auto funktionieren nur über den vorderen USB-Anschluss, den Honda vorne unter der Mittelkonsole versteckt hat – zusammen mit HDMI-Anschluss und 12-Volt-Steckdose. Um dort ein Kabel anzustecken, sind Verrenkungen und mitunter eine Taschenlampe erforderlich.

Smartphones können Sie kabellos aufladen, falls diese den Qi-Standard unterstützen. Die Lademulde befindet sich gut erreichbar am vorderen Ende der Mittelarmlehne in der Mitte unter dem Armaturenbrett. Der Ladevorgang funktionierte mit unserem iPhone 8 problemlos.

Die Klimaanlage können Sie auch manuell über die Drehknöpfe unterhalb des Touchscreens bedienen, dafür ist also weder Touch noch Sprachsteuerung erforderlich. Zusätzlich ist eine detaillierte Klimaanlagenbedienung aber auch in Honda Connect integriert und über den Touchscreen sowie eingeschränkt auch über die Sprachsteuerung möglich.
Sprachbedienung
Honda Connect besitzt eine Sprachsteuerung, sie zeigt aber leichte Schwächen. So kann man sich zwar auf einen Sprachbefehl hin die aktuelle Uhrzeit ansagen lassen: „Wie viel Uhr ist es?“ – „Es ist 7.45 Uhr!“. Über die Sinnhaftigkeit dieses Befehls kann man diskutieren, denn schließlich zeigt der Honda die Uhrzeit ohnehin auf dem Display an. Schon sinnvoller: Man kann per Sprachbefehl auch einen Kontakt aus dem Smartphone-Telefonbuch anrufen sowie die Temperatur für die Heizung einstellen. Das klappte im Test gut.
Die Eingabe eines Navigationsziels scheiterte aber manchmal daran, dass Honda Connect die Städtenamen oder Straßennamen nicht verstand. Dieses Problem trat aber nicht durchgehend auf, die meisten unserer Zieladressen verstand Honda Connect durchaus. Doch zum Beispiel die Lyonel-Feininger-Straße in München wollte die Sprachsteuerung in den ersten Testtagen überhaupt nicht verstehen, egal wie wir die Aussprache variierten. Als wir Honda Connect aber auf die Werkseinstellungen zurücksetzten und danach neu starteten, erkannte die Sprachsteuerung die Lyonel-Feininger-Straße plötzlich auf Anhieb. Obwohl wir an der Aussprache nichts geändert hatten.
Den Namen eines Radiosenders kann man gar nicht erst per Sprachbefehl einstellen: Diese Funktion ist nicht vorgesehen, stattdessen kann man nur Radiofrequenzen aufsprechen. Das ist völlig unzeitgemäß, aber keineswegs einzigartig: Auch in einem aktuellen Ford mit Sync 3 lassen sich Radiosender nicht mit ihrem Namen, sondern nur mit ihrer Frequenz per Sprachbefehl starten! Welcher Entwickler denkt sich nur so etwas aus?

Zudem nervt die Voreinstellung der Sprachsteuerung: Sobald man die Sprachsteuerungstasten links im Lenkrad drückt, startet zwar die Sprachsteuerung. Doch man kann dann keineswegs sofort seinen Befehl aufsprechen, sondern bekommt jedes Mal sekundenlange Belehrungen zu hören. Um diese Belehrungen abzubrechen, muss man ein zweites Mal auf die Sprachsteuerungstaste im Lenkrad drücken. Erst dann kann man den gewünschten Befehl sagen. Dieses umständliche Sprachbedienungskonzept können Sie aber abstellen: In „Einstellungen, System, Klang“, und deaktivieren Sie dort „Sprachführung“.
Sie müssen außerdem immer genau die Syntax der von Honda Connect erwarteten Befehle einhalten und können je nach dem gerade auf dem Bildschirm geöffneten Menü auch immer nur bestimmten Befehle sagen. Sie können also nie Sprachefehle frei und natürlich formulieren! Hier sind andere Systeme deutlich weiter. In der Preisklasse des Honda Civic zum Beispiel bietet der VW Golf mit dem Discover Pro eine deutlich bessere Sprachbedienung. Von BMW Connected Drive und Audi Connect ganz zu schweigen – diese kosten aber auch deutlich mehr.

Navigation
Bei der Navigation arbeitet Honda mit Garmin zusammen. Die Abstammung erkennt man sofort, wenn man die Navigationsfunktion öffnet – die Karte und die Menüs erinnern an unsere Garmin Nüvicam – ein Navigationsgerät mit integrierter Dashcam.
Die Kartendarstellung ist grundsätzlich übersichtlich, die Navigation lotst uns zuverlässig. Besondere Highlights wie Google-Earth-Ansicht oder Street View, wie wir es von Audi Connect kennen, gibt es im Honda nicht. Aber immerhin symbolisiert Honda Connect Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise das BMW-Hochhaus am nördlichen Mittleren Ring in München klar erkennbar. Das erleichtert Ortsfremden die Orientierung. Dichte Bebauung wird ansonsten durch stilisierte Häuser angedeutet. Die Navigation stellt die gewohnten Funktionen wie Tag-Nacht-Umschaltung oder Spurassistent sowie Abbiegeassistenten und POI-Suche zur Verfügung. Gut gefällt uns, das man zeitgleich sehen kann, wie viele Kilometer es noch bis zum Ziel sind und wann die voraussichtliche Ankunftszeit ist.

Manko : Es stehen nur TMC-Daten zur Verfügung: Diese sind nun einmal ungenau im Vergleich zu den Echtzeit-Verkehrsinformationen von Tomtom, Inrix oder Here und vor allem Google Maps. Wir stehen mit unserem Honda Civic daher öfter mal im Stau, obwohl uns das Navi freie Fahrt signalisiert. Diese Schwäche ist umso bemerkenswerter, weil Garmin in seinen Navigationsgeräten die Echtzeit-Verkehrslagedaten von Here anbietet. Diese Verkehrslagedaten empfängt unsere Nüvicam über ein verbautes DAB+-Modul. Da DAB+ in unserem Honda Civic ebenfalls vorhanden ist, wäre es eigentlich naheliegend, dass wir darüber ebenfalls Here-Daten empfangen können. Doch dem ist leider nicht so. Da Honda auch keine SIM-Karte im Fahrzeug verbaut, kann Honda Connect nur die TMC-Daten über das UKW-Radio nutzen.

Gut: Für die Navigation stellt Honda mit Hilfe von Garmin vier Jahre lang Karten-Updates zur Verfügung. Schlecht: Das Aufspielen der Updates erfolgt immer noch über den umständlichen Weg mit Desktop-PC-Software, Download auf den PC und Übertragen der Karten per USB-Stick zum Fahrzeug. Ein OTA-Update (Over the Air) gibt es für die Karten nicht.

Falls Sie den Honda Civic in einer Tiefgarage abgestellt haben, dauert es nach dem Losfahren einige Sekunden, bis er ein korrektes GPS-Signal empfängt. Dieses Problem kennen wir auch von unserer Garmin Nüvicam. Moderne Smartphones wie unser iPhone finden das GPS-Signal schneller.

Telefonie und Freisprecheinrichtung, SMS
Die Bluetooth-Koppelung zwischen unserem iPhone 8 und unseren HTC-Androiden einerseits sowie Honda Connect andererseits klappte reibungslos. Danach steht uns für unsere Smartphones eine Freisprechanlage zur Verfügung und wir können unsere Musik und Hörbücher vom Smartphone auf die Lautsprecher im Honda streamen.

Bei der Telefonie funktioniert alles einwandfrei, Kontakte lassen sich auch per Sprachauswahl anrufen. Die Sprachqualität bei den Telefonaten ist okay.

Beim SMS-Management zeigt das iPhone die bekannte Schwäche: Es unterstützt nicht das Bluetooth-Profil MAP, weshalb Honda Connect keine auf dem iPhone eintreffende SMS anzeigen kann. Die Schuld dafür liegt also nur bei Apple.

Mit einem Androiden hat man dieses Problem nicht: Honda Connect zeigt die auf unserem HTC eintreffenden Kurznachrichten einwandfrei an. Sie können sich die Texte vorlesen lassen und auch von Honda Connect aus antworten. Für die Antworten können Sie aber keine eigenen Texte verfassen, sondern nur einige der vorgefertigten Textbausteine verwenden.

Radio und Musik
Ihnen stehen FM-, AM- und DAB+-Radio im Civic zur Verfügung. Die Bedienung des Radiomenüs über den Touchscreen oder besser über die linken Lenkradtasten klappt problemlos, die Sprachsteuerung dagegen ist hier unzureichend: So können Sie keinen Radiosender mit dessen Namen starten. Stattdessen erwartet die Sprachsteuerung die Angabe der Radiofrequenz: Unfassbar! Mit dem entsprechenden Sprachbefehl kann man zwar einen auf einer Favoritentaste gespeicherten Sender aufrufen, doch muss man sich dafür den genauen Sprachbefehl merken und zudem die Speichertaste des gewünschten Senders wissen beziehungsweise vom Bildschirm des Radiomenüs ablesen.

Das Abspielen von Musik vom Smartphone via Bluetooth-Streaming funktioniert problemlos. Gelegentlich blockierte Honda Connect aber das sofortige Wechseln der Audioquelle, weil es noch einige Sekunden lang versuchte, die am Tag zuvor eingestellte Quelle „Bluetooth-Audiostreaming“ wieder zu starten, obwohl kein Smartphone dafür mehr zur Verfügung stand. Erst nach einigen Sekunden Wartezeit konnten wir dann das Radio starten.
Internet und Apps
Eine Internetverbindung gibt es nur über das via WLAN gekoppelte Smartphone. Sie richten also auf Ihrem Smartphone einen WLAN-Hotspot ein und verbinden Honda Connect damit. Über Ihr Smartphone kann Honda Connect dann eine Internetverbindung aufbauen. Das klappte im Test problemlos.

Honda verbaut also keine SIM-Karte im Wagen und bietet auch keinen SIM-Kartenslot im Fahrzeug an, in den Sie Ihre SIM-Karte stecken können. Die gesamte Internetkommunikation läuft stattdessen über Ihr Smartphone. Das Datenvolumen Ihres Mobilfunkvertrags sollte dafür ausgelegt sein.

Gut: Honda Connect erkennt das Smartphone mit dem Hotspot auch am nächsten Tag sofort wieder und verbindet sich automatisch neu mit dem Hotspot, ohne dass wir aktiv tätig werden müssen. Honda Connect hat sich also auch das Passwort für unseren Hotspot gemerkt.
Sobald die Internetverbindung steht, können Sie zum Beispiel die Aha-App verwenden. Die Aha-App für Android und iOS ist ein alter Bekannter aus unseren Tests. Beispielsweise Mazda oder Subaru sowie Dacia verwenden diese App, um einige Internetdienste wie Webradio oder eine Restaurant- und Hotelsuche sowie einen Wetterbericht in ihre Fahrzeuge zu bekommen. Porsche hat Aha in den älteren Versionen seines Infotainmentsystems ebenfalls benutzt, mittlerweile spielt Aha bei Porsche aber keine Rolle mehr.
Die Aha-App muss auf dem Smartphone installiert sein, die durch Aha verursachten Daten fließen über Ihr Smartphone und belasten Ihren Mobilfunkvertrag. Sie müssen außerdem ein kostenloses Benutzerkonto bei Aha anlegen.

Auch ein Internet-Browser steht zur Verfügung. Er funktioniert zwar nicht besonders schnell, stellt aber zum Beispiel pcwelt.de leidlich benutzbar dar. Sie surfen mit dem Browser auf Ihrem Smartphone aber definitiv schneller und bequemer durch das Web.
Sie finden alle diese Apps im Connect-Menü unter „App-Liste“. Neben dem Browser gibt es dort auch einen Rechner, eine Bildergalerie und eine Google-Web-Suche.

In Honda Connect ist keine App für den Fernzugriff auf den Wagen enthalten; Sie können über Honda Connect also nicht den Standort des Wagens abfragen oder sich dessen Tankfüllstand anzeigen lassen. Falls Sie Fernzugriffsfunktionen benötigen, müssen Sie dafür separat das Telematiksystem „My Honda“ erwerben. Darin ist auch die zusätzliche Hardware für den Wagen enthalten (Honda Connect bietet ja zum Beispiel keine eigene SIM-Karte für die Datenübertragung). Die Installation der „My Honda“-Hardware erfolgt beim Honda-Händler. Eingesehen und gesteuert werden die Funktionen des Info- und Telematiksystems über eine für iOS und Android verfügbare Smartphone-App. Käufer eines neuen Civic Fünftürers oder einer neuen Civic Limousine erhalten My Honda für vier Jahre ohne zusätzliche Kosten.

Android Auto und Carplay
Carplay funktioniert im Honda nur über Kabel: Sie verbinden das iPhone (oder das Android-Smartphone für Android Auto) also per Kabel mit der USB-Buchse, die sich unter dem vorderen Ende der Mittelkonsole unter dem Armaturenbrett befindet. Die Buchse ist mühsam zu erreichen und befindet sich zudem im Dunklen.

Sowohl Carplay für die Anbindung von iPhones als auch Android Auto für die Anbindung von Android-Smartphones funktionieren wie gewohnt. Siri oder die Google-Sprachsteuerung starten Sie also mit einem langen Druck auf die Sprachsteuerungstaste im Lenkrad. Whatsapp-Nachrichten, die auf dem iPhone eintreffen, liest uns Siri unter Carplay vor und wir können diese direkt beantworten.

Fazit
Der Funktionsumfang von Honda Connect ist okay. Grundlegende Aufgaben wie Freisprechanlage, Navigation oder Unterhaltung erledigt Honda Connect zuverlässig. Positiv ist das Vorhandensein einer Google-Suche, sofern Honda Connect über einen WLAN-Hotspot mit dem Internet verbunden ist. Der Fahrer kann mit Honda Connect die meisten relevanten Aufgaben solide erledigen.
Die Sprachsteuerung von Honda Connect sollte Honda aber noch verbessern. Das Aufsprechen von Navigationszielen funktionierte zwar meist, aber eben nicht immer zuverlässig. Die Auswahl eines Radiosendernamens per Sprache fehlt völlig. Gleichzeitig liest die Sprachsteuerung Uhrzeit und Datum vor, was man im Auto nicht wirklich braucht.
Bei der Navigation vermissen wir zudem genaue Echtzeit-Verkehrsinformationen. Mit TMC steht man oft im Stau, obwohl das Navi freie Fahrt signalisiert.
