AVM bietet keinen Bewegungsmelder für das Smart Home an. Die Deutsche Telekom dagegen verkauft einen Bewegungsmelder für rund 60 Euro. Dieser Telekom-Bewegungsmelder aus dem Magenta-Smart-Home-Angebot ist eigentlich für den Anschluss an die Telekom Home Base beziehungsweise an den Router Speedport Smart gedacht. Die nötigen Einstellungen nehmen Sie dann mit Hilfe der Smart-Home-App der Telekom vor.
Doch Sie können den Telekom-Bewegungsmelder auch mit der Fritzbox verbinden und ihn dann ohne weitere Hardware und vor allem ohne Telekom-Router und ohne Telekom-App verwenden, weil der Bewegungsmelder ebenso wie die Fritzbox den Funkstandard Dect ULE Han Fun ( D igital E nhanced C ordless T elecommunications U ltra L ow E nergy H ome A rea N etwork Fun ctional Protocol) unterstützt. Damit gewinnt das Smart Home rund um die Fritzbox völlig neue Möglichkeiten.
Doch wie gut klappt das Zusammenspiel zwischen dem Telekom-Gerät und dem AVM-Router? Wir machen den Test mit einer Fritzbox 7490 mit Fritz-OS 6.92.

©Deutsche Telekom
Inbetriebnahme
Öffnen Sie zunächst das Web-Frontend der Fritzbox unter fritz.box, um die Anmeldung des Bewegungsmelders zu überwachen. Legen Sie dann die CR123A-Batterie in den Bewegungsmelder ein und drücken dessen Anmeldebutton/Pairing-Taste für einige Sekunden. Die Fritzbox zeigt Ihnen kurz darauf den Bewegungsmelder als Han-Fun-Gerät unter „Einstellungen, Heimnetz, Smart Home“ an. Sie können jetzt die Gerätebezeichnung etwas einprägsamer formulieren und vor allem den Aktor bestimmen, den der Bewegungsmelder schalten soll.
Dazu klicken Sie im Web-Frontend der Fritzbox neben dem Han-Fun-Gerät auf das Bearbeiten-Icon. Die Fritzbox zeigt Ihnen alle für die Steuerung durch den Bewegungsmelder zur Auswahl stehenden Aktoren an. Das sind nicht viele, denn der Bewegungsmelder kann lediglich die intelligenten Steckdosen von AVM einschalten: also Fritz Dect 200 und Fritz Dect 210 . Die Heizkörperthermostate Fritz Dect 300 und 301 können Sie dagegen nicht über den Bewegungsmelder schalten.

Damit ist dieses Szenario nicht möglich: Sie betreten die Wohnung, der Bewegungsmelder bemerkt Sie und schaltet automatisch die Heizung ein. Allerdings wäre es dann ohnehin zu spät, um die Wohnung ausreichend aufzuheizen.
Durchaus möglich ist dagegen dieses Szenario: Sie betreten die Wohnung, der Bewegungsmelder bemerkt Sie und schaltet über die Fritz Dect 200 eine Standlampe ein. Wir legten also eine Fritz Dect 200 als Aktor für den Bewegungsmelder fest. Dieses Zusammenspiel macht Sinn und funktioniert tatsächlich, wie unser Test zeigt. Allerdings erst nach einigen Anläufen.
Denn zunächst einmal reagierte die eingesteckte Fritz Dect 200 nicht auf die Signale des Bewegungsmelders, obwohl dieser auslöste, wenn wir uns vor ihm bewegten. Der Bewegungsmelder zeigt das nämlich durch ein kurzes Aufleuchten seiner Kontroll-LED an. Erst nachdem wir das Einbinden des Bewegungsmelders in die Fritzbox mehrmals wiederholt haben (also vorhandenen Eintrag im Fritzbox-Web-Frontend löschen und den Bewegungsmelder neu koppeln), stand die Verbindung endlich: Die Fritz Dect 200 schaltete, wenn der Bewegungsmelder eine Bewegung erkannte. Von nun an stand die Verbindung durchgehend ohne Unterbrechung. Gut!

Tipp: Alternativ zum Löschen und Neukoppeln soll auch ein Neustart der Fritzbox nach dem Einbinden eines Han-Fun-Produktes (von der Telekom oder zum Beispiel auch von Panasonic) oder nach der Umbenennung des Produktes von Han Fun das Problem lösen. In unserem Fall konnten wir den gekoppelten Bewegungsmelder aber durchaus umbenennen und er funktionierte danach auch ohne Neustart der Fritzbox einwandfrei.
Wobei: So ganz einwandfrei funktionierte der Bewegungsmelder dann doch nicht.
Problem 1: Empfindlichkeit lässt sich nicht einstellen
Denn die Fritzbox bietet für den Bewegungsmelder deutlich weniger Konfigurationsmöglichkeiten als die Smart-Home-App der Telekom. Sie können in der Fritzbox nur den zu schaltenden Aktor auswählen und den Zeitraum definieren, in dem der Bewegungsmelder reagieren soll. Außerdem können Sie festlegen, wie lange der Aktor nach einem erkannten Ereignis geschaltet bleiben soll.

In der Smart-Home-App der Telekom können Sie dagegen viel mehr Einstellungen vornehmen, vor allem können Sie für jeden Bewegungsmelder unter „Einstellungen „Geräte, Empfindlichkeit“ einstellen, wann er anschlagen soll. Hier können Sie die Anzahl von erfassten Bewegungen für einen bestimmten Zeitraum auswählen und auch eine „Sendepause“ festlegen. Damit können Sie die Empfindlichkeit und die Lebensdauer der Batterie beeinflussen.
Wenige Bewegungen (beispielsweise eine oder zwei) innerhalb eines kurzen Zeitraums lassen das Gerät schnell anschlagen. Eine Sendepause von mehreren Minuten sorgt dann dafür, dass der Bewegungsmelder nicht ständig signalisiert. Das reduziert die Anzahl der Übertragungen und verlängert die Lebensdauer der Batterie, wie uns Niels Hafenrichter, Pressesprecher der Deutsche Telekom erklärt.
AVM bestätigte uns diese fehlende Einstellmöglichkeit für den Bewegungsmelder: „Mit dem Standard Dect ULE Han Fun ermöglicht AVM die Integration von Smart-Home-Geräten anderer Hersteller in das Fritz-Heimnetz. Da dieser Standard recht jung ist, kann es noch zu einigen Änderungen kommen. Daher konzentrieren wir uns im ersten Schritt auf Kernfunktionen. Das Einstellen der Berührungsempfindlichkeit des Bewegungsmelders ist daher nicht möglich. Der Ausbau weiterer Optionen und Einstellmöglichkeiten zwischen den Geräten spielt aber natürlich eine große Rolle in unseren weiteren Überlegungen.“
Die deutlich reduzierten Einstellmöglichkeiten schränken die Funktion des Bewegungsmelders spürbar ein. Denn beim ersten Mal erkennt der Bewegungsmelder zuverlässig eine Bewegung und schaltet die Fritz Dect 200. Das klappt auch bei Dunkelheit, der Bewegungsmelder signalisiert das Erkennen von Bewegung durch ein kurzes Aufleuchten der LED.

Doch danach reagiert der Bewegungsmelder eine Zeitlang nicht mehr auf unsere Bewegungen. Der Grund dafür ist die oben erwähnte fehlende Konfigurationsmöglichkeit: Sie können weder im Web-Frontend der Fritzbox noch in der My-Fritz-App die Empfindlichkeit des Bewegungsmelders einstellen. Und müssen mit den Voreinstellungen zurechtkommen. Denn beim notwendigen Reset während des Pairings mit dem AVM-Router werden alle Werte für den Bewegungsmelder wieder auf die Defaults zurückgesetzt.

Problem 2: Benachrichtigungen
Noch gravierender ist zunächst aber ein anderes Problem: Wenn ein Bewegungsmelder eine Bewegung erkennt, soll er darüber in der Regel ja den Besitzer informieren. Stichwort: Einbruchsalarm! Diese Benachrichtigungsmöglichkeit bietet der Telekom-Bewegungsmelder aber nur, wenn man ihn mit der Telekom Home Base oder mit dem Telekom-Router Speedport Smart verbindet. Wir aber nutzen den Bewegungsmelder nun einmal an einer Fritzbox. Hier kann man im Web-Frontend nur die Schaltung des Aktors durch den Bewegungsmelder festlegen. Sie können vom Bewegungsmelder also keine Nachricht an Ihr Smartphone schicken. Damit fehlt eine wichtige Grundfunktion des Bewegungsmelders: die Benachrichtigung.

Zur Lösung dieses Problems gibt es aber einen Workaround: Nutzen Sie die kostenlose Push-Funktion der Fritzbox. Damit schickt Ihnen die Fritzbox bei von Ihnen festgelegten Aktionen eine Mail an das von Ihnen angegebene Mailkonto. Unter „System, Push Services“ können Sie die Benachrichtigungen in der Fritzbox aktivieren, um künftig von jedem Schaltvorgang der Fritz Dect 200 eine Mail zu bekommen. Aber aufgepasst: Wenn der Bewegungsmelder oft anschlägt, überschwemmt die Fritzbox Ihr Mailkonto mit Mails!

Sobald wir die Push-Funktion eingerichtet haben, schickt uns die Fritzbox zuverlässig und absolut zeitnah – binnen einer Minute – eine Mail, wenn der Aktor infolge der vom Bewegungsmelder erkannten Bewegung schaltet.
Problem 3: Eingeschaltet gibt es keine Pushnachrichten
Es gibt aber mit dem Workaround über die Push-Nachrichten ebenfalls ein Problem: Sobald der Bewegungsmelder die Fritz Dect 200 eingeschaltet hat, bleibt diese angeschaltet. Registriert also der Bewegungsmelder eine weitere Bewegung und schickt er deshalb ein weiteres Einschaltsignal an die Fritz Dect 200, so tut sich bei dieser nichts mehr – weil sie ja schon eingeschaltet ist. Und weil sie nicht mehr schaltet, schickt die Fritzbox natürlich auch keine weitere Nachricht mehr an unsere Mailadresse. Damit unterbleibt jede weitere Benachrichtigung und wir erfahren nichts davon, dass sich vor unserem Bewegungsmelder etwas bewegt hat.
Für dieses Problem gibt es aber ebenfalls einen – zumindest eingeschränkten – Workaround: Sie können im Web-Frontend der Fritzbox unter „Heimnetz, Smart Home, Bewegungsmelder“ ganz unten bei „Bereitschaftszeiten und Schaltungen“ festlegen, dass die Fritz Dect 200 sich nach einer Minute wieder ausschalten soll. Dann kann der Bewegungsmelder nach Ablauf dieser Minute wieder eine Schaltung an der Fritz Dect 200 auslösen und die Fritzbox verschickt daraufhin wieder eine Benachrichtigungsmail an Sie.
Problem 4: Keine Firmware-Angaben und -Updates
Ein weiteres Manko: Die Fritzbox zeigt nicht die tatsächliche Firmwareversion des Bewegungsmelders an. Bei uns steht nur 0.0. Die Fritzbox kann auch keine Firmware-Updates an die nicht von AVM stammenden Geräte weitergeben. Mit dieser Einschränkung müssen experimentierfreudige Smart-Home-Fans also leben. AVM hat auf unsere Nachfrage aber erklärt, dass mit dem nächsten Fritz-OS-Update solche Firmware-Updates für nicht von AVM stammende Geräte möglich werden sollen.
Fazit: Telekom-Bewegungsmelder mit Fritzbox und Fritz Dect 200
Dank dem Funkstandard Dect ULE Han Fun bieten sich mit der Fritzbox völlig neue Möglichkeiten im Smart Home. Da AVM selbst nur wenige Smart-Home-Geräte anbietet, stoßen die Telekom, aber auch Panasonic mit ihren Han-Fun-Geräten in die Lücke. Der von uns getestete Bewegungsmelder ist nur ein denkbares Gerät. Die Telekom bietet auch eine Sirene, einen Rauchmelder und einen Wandtaster und einen Fenster-/Türkontakt an. Und von Panasonic gibt es zum Beispiel einen Wasserschadensensor, mit dem Sie sich vor einem Wasserschaden zu Hause warnen lassen können. Die derzeitige Umsetzung ist zwar noch ziemlich holprig und mit einigen Einschränkungen verbunden (Empfindlichkeit lässt sich nicht einstellen, Benachrichtigung nur über die Push-Funktion der Fritzbox, vorgegebene Wartezeit, keine Firmware-Updates), doch Han Fun macht trotzdem Hoffnung auf die Zukunft. Und auf ein Smart Home, das sich rund um die Fritzbox aufbaut. Ohne zusätzliche Gateways und unnötige Benutzerkonten bei irgendwelchen zusätzlichen Cloud-Diensten. Test: AVM Fritz Dect 200 steuert Geräte, misst Stromverbrauch & Temperatur AVM Fritz Dect 210 im Test: Robuste schaltbare Steckdose für Haus & Garten AVM Fritz Dect 301 im Test: Heizthermostat senkt Kosten & steigert Komfort AVM: Smart Home mit Fritzbox – alle Geräte und Möglichkeiten AVM Fritzbox und Smart Home: Die besten Tipps & Tricks