Das funktionelle Highlight der Windows-Version 1803 vom Frühjahr war die sogenannte Timeline, die auch Zeitleiste oder Aktivitätsverlauf genannt wird. Doch anfangs hakte es bei der Umsetzung noch etwas. Anlässlich des Herbst-Updates werfen wir aus diesem Grund erneut einen Blick auf dieses Feature und erklären im Detail, was genau hinter der Timeline steckt und wie Sie die damit verbundenen Funktionen in der Praxis anwenden.
Wozu also dient die Timeline? Wie die Bezeichnung bereits andeutet, erstellt Windows 10 damit ein chronologisches Aktivitätsprotokoll. Es zeigt Ihnen die Dokumente, Webseiten und Anwendungen, die Sie zum Beispiel am Vortag oder auch nur am selben Vormittag zuletzt geöffnet oder bearbeitet haben, per Mausklick an. Das Gleiche funktioniert geräteübergreifend, sofern alle Geräte über dasselbe Microsoft-Konto angemeldet sind. Wer beispielsweise seine Arbeit im Büro unterbricht, kann auf dem Weg nach Hause am Smartphone, Tablet oder Notebook oder später im Home-Office einfach weiterarbeiten – noch funktioniert das alles allerdings nicht ganz reibungslos.
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Die ersten Schritte mit der Timeline von Windows 10
Voraussetzung für die Benutzung in der aktuellen Fassung am PC ist das neue Herbst-Update von Windows 10. Überprüfen Sie die aktuelle Windows-Version zunächst in der Einstellungen-App über „System –› In-fo –› Windows-Spezifikationen“. Steht dort noch „1803“ und nicht „1809“, aktualisieren Sie das Betriebssystem über das Windows-Update. Ferner müssen alle Geräte bei Microsoft unter demselben Online-Account laufen, um die Timeline geräteübergreifend zu nutzen. Ein lokales Windows-Konto hilft da nicht weiter, das müssten Sie in der Einstellungen-App oder in der Systemsteuerung umstellen. Und noch ein Hinweis: Bei der Neuinstallation von Windows 10 werden Sie gefragt, ob Sie den Aktivitätsverlauf verwenden möchten. Auch das können Sie später in der Einstellungen-App unter „Datenschutz –› Aktivitätsverlauf“ ändern.
Um nunmehr den Aktivitätsverlauf anzuzeigen, klicken Sie einfach auf das neue, beim Drüberfahren per Maus mit „Taskansicht“ bezeichnete Logo gleich rechts neben dem Such-und Eingabefeld unten in der Taskleiste. Alternativ hierzu lässt sich auch die Tastenkombination Windows-Tab drücken. Was Sie dann beim ersten Aufrufen auf Ihrer Timeline sehen, hängt unter anderem von den gerade auf Ihrem PC geöffneten Apps – diese sind in der Timeline oben platziert –, Ihren letzten Aktivitäten und den weiteren verbundenen Geräten ab.
Das wichtigste Element der Timeline ist der „Zeitstrahl“ am rechten Bildschirmrand, auf dem Sie den Mausanfasser zur gewünschten Zeit respektive zu einem bestimmten Tag zurückscrollen können. Oben sehen Sie die jeweils neuesten Einträge, darunter die älteren. Passt nicht alles auf das Display, blendet Windows die Option „Alle Aktivitäten von … anzeigen“ ein. Wenn Sie darauf klicken, können Sie mit dem Schieberegler durch die einzelnen Stunden des betreffenden Tages scrollen.
Nützlich ist auch die Suche über das Lupensymbol rechts oben. Denn sie erleichtert das Auffinden von bestimmten, vor längerer Zeit vorgenommenen Aktivitäten beispielsweise durch die Eingabe des Namens einer App, Anwendung, Datei oder Webseite. Eine Volltextsuche in Dateiinhalten ist allerdings nicht möglich.
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Timeline in der Praxis weiterhin mit Stärken und Schwächen
Was lässt sich nun mit den als Kacheln dargestellten Vergangenheitsaktivitäten anfangen? Über die reine Protokollierung hinaus können Sie die dargestellten Inhalte direkt durch einen Mausklick öffnen. Dies funktioniert auf einem anderen als dem ursprünglichen Gerät aber nur, wenn die Dateien auf Microsoft Onedrive oder in anderen Clouddiensten wie etwa Dropbox liegen. Bei lokalen und später verschobenen Daten erscheint dagegen ein Fehlerhinweis.
Verbesserungswürdig ist weiterhin die Dateivorschau: Bei manchen Bildformaten zeigen die Timeline-Kacheln zwar eine Miniaturansicht, bei PDF-, Office-und anderen Dateien fehlt sie jedoch. Enttäuschend ist auch, dass die Aktivitätsvorschau nicht alle Anwendungen unterstützt. Welche Programme in der Vorschau auftauchen und welche nicht, erschließt sich aber nicht.
Schließlich soll Timeline die Aktivitäten auf anderen Geräten mit dem jeweiligen Gerätenamen kennzeichnen. Dies wiederum funktioniert nur mit Windows-Geräten zuverlässig. Und für Android-Geräte verweist Microsoft bei Redaktionsschluss ausdrücklich auf eine Beta-Version von Edge – nicht auf die reguläre Browser-App.
Fazit: Microsoft hat bisher nur einen Anfang gemacht
So einleuchtend und gut die Timeline-Idee ist, eine Aktivität – ohne sich irgendwie darum kümmern zu müssen – auch auf anderen Geräten genau an der Stelle fortsetzen zu können, wo man zuvor unterbrochen hatte, bei der Umsetzung besteht durchaus noch Verbesserungspotenzial.
Denn bei Webseiten wird derzeit nur die URL gespeichert, nicht jedoch ihr tatsächlicher Inhalt. Ruft man die Webseite also später auf, erscheinen abhängig von der Aktualität ganz andere Inhalte. Wenn Sie den tatsächlichen Inhalt speichern wollen, drücken Sie entweder im Browser die Tastenkombination Strg-S oder rufen mittels Strg-P den Druckdialog auf, über den Sie im Anschluss daran mittels „Microsoft Print to PDF“ eine PDF-Datei erstellen. Für ein besseres Layout aktivieren Sie bitte vorher im Edge-oder Firefox-Browser noch den Lesemodus. HTTrack ermöglicht es, komplette Internetseiten mit allen Elementen und Inhalten zu sichern.
Schließlich bleibt festzuhalten, dass bisher nur wenige Apps und Programme den Aktivitätsverlauf unterstützen. Mitunter fehlt zudem die klare Gerätezuordnung, außerdem bleibt der eigene Edge-Browser unter Android teilweise weiter außen vor, immerhin hat Microsoft hier bei der Browser-App etwas nachgebessert. Warum Microsoft die Benutzer auf dem Mobiltelefon jedoch auf die Beta-App verweist, bleibt unklar.
Schließlich bleibt es für das geräteübergreifende Arbeiten wichtig, alle Dateien konsequent in der Cloud zu speichern. Ansonsten sehen Sie sie im Aktivitätsverlauf zwar auf einem anderen Gerät in der Timeline, darauf zugreifen können Sie aber nicht.
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Smartphone mit Windows-PC koppeln
Die Timeline-Zusammenarbeit mit Mobilgeräten funktioniert bisher nur eingeschränkt, mit dem Edge-Browser auf Android-Smartphones aufgerufene Webseiten erscheinen unter Umständen in der Aktivitätsübersicht auch weiterhin nicht. Wer bei Redaktionsschluss seinen Rechner mit einem Smartphone (Android oder iOS) koppeln wollte und dazu unter Windows in der Einstellungen-App auf „Telefon –› Mobiltelefon hinzufügen“ klickte, dort seine Mobilnummer eintippte und dies alles mit „Senden“ bestätigte, der erhielt auf dem Mobiltelefon eine SMS mit Link zum Herunterladen der Edge-App in der Beta-Version. Also weder auf die ebenfalls im Play Store zur Verfügung stehende normale Edge-Version, noch wie zuvor in der Windows-Version 1803 auf die „Microsoft Apps“.
Über die automatische Synchronisation in der Beta-App hinaus können Sie eine geöffnete Webseite auf dem Mobiltelefon auch über die Einstellungen-Punkte im regulären Edge-Browser, das Weiterleiten-/Teilen-Symbol und „Weiter auf dem PC“ an den verknüpften Rechner schicken und dort öffnen. Alternativ versenden Sie über „Später fortfahren“ eine Benachrichtigung, die dann am PC rechts im Info-Center erscheint. Ein Klick darauf öffnet die spezifische Browser-Seite auch noch Tage später.
