Arzttermine, Stundenpläne, private Veranstaltungen – in einem mehrköpfigen Haushalt ist es manchmal gar nicht so leicht, die Übersicht zu behalten. Mit dem Raspberry, einem Display und der Verbindung zum Internet lösen Sie den klassischen mehrspaltigen Kalender in der Küche ab und installieren Ihr persönliches Infosystem.
Nur wenige Zutaten sind nötig
Es gibt zahlreiche Wege, wie sich ein solches System aufbauen lässt. Je mehr Möglichkeiten es bieten soll, umso komplexer werden die Anpassungen. Für unser Beispiel sollen an zentraler Stelle die Termine einiger Personen übersichtlich zusammengeführt werden. Die Termine macht jeder Benutzer mit seinem bevorzugten System und Kalender. Das ist eigentlich die einzige Herausforderung. Denn Besitzer eines iPhones werden wahrscheinlich ihre Termine mit iCloud verwalten. Wer ein Android-Smartphone einsetzt, nutzt dagegen die Cloud von Google. Diese unterschiedlichen Quellen müssen dann zusammengeführt werden (siehe Kasten „Kalender zusammenführen“).
Sie benötigen einen vollständig eingerichteten Raspberry mit Raspbian und einer Internetverbindung, außerdem natürlich ein Display. Eine sehr einfache, allerdings relativ kleine Lösung ist das offizielle Raspberry-Touchpad. Als Alternative bietet sich ein (älteres) TFT-Display an.
Lesetipp Raspberry Pi: So klappt die Installation und Einrichtung
Mit einem so genannten Vesa-Adapter verschwindet der Raspberry dann sogar auf der Rückseite. Wer mit Holzarbeiten vertraut ist, kann der Konstruktion noch einen Rahmen schreinern. Und (nur wirklich) erfahrene Elektronikbastler lösen den Bildschirm aus dem Originalgehäuse und konstruieren einen Rahmen, der zum Einrichtungsstil passt.

Die Informationen darstellen
Sie brauchen auf dem Raspberry einen Browser, der die zentrale Kalenderseite aus dem Web anzeigt. Es kann sich um einen Kalender von Anbietern wie Google, Microsoft, Apple oder Web.de handeln, aber auch um eine Kalenderapp auf der eigenen Homepage. Bringen Sie zunächst das System mit
sudo apt-get update sudo apt-get upgrade
auf den aktuellen Stand. Danach installieren Sie eine spezielle Variante des Firefox-Browsers, die unter Raspbian verfügbar ist:
sudo apt-get install iceweasel
Ist die Einrichtung abgeschlossen, öffnen Sie den Firefox-Klon über die Oberfläche aus der Programmgruppe „Internet“. Rufen Sie damit jetzt die zentrale Kalenderseite auf. Die Frage, ob die Zugangsdaten gespeichert werden sollen, bejahen Sie einfach. Ist alles soweit bereit und auch die Ansicht nach Ihren Wünschen eingestellt, öffnen Sie die „Einstellungen“ des Browsers mit einem Klick auf das Menüsymbol und danach auf „Preferences“. Klicken Sie dort auf den Schalter „Use Current Page“, damit der Browser stets mit dieser Kalenderadresse startet. Speichern Sie die Optionen und geben Sie jetzt in die Adresszeile about:config ein. Suchen Sie in der Liste nach dem Eintrag „browser.sessionstore.resume_from_crash“. Diesen Wert ändern Sie auf „false“. Dazu genügt ein Doppelklick auf die Zeile. Damit verhindern Sie, dass im Falle eines Crashs das Programm die Funktion „Wiederherstellen“ aufruft. Damit ist der erste Zwischenschritt abgeschlossen.
Lesetipp Raspberry Pi als Wandkalender mit Google Kalender einrichten
Jetzt besuchen Sie im Web die Seite mit den Erweiterungen für Add-ons für den Browser und installieren darüber R-Kiosk. Die Installation erfordert den Neustart des Browsers. Der Browser präsentiert jetzt nur noch die Kalenderseite. Es gibt keine Menüs mehr. Die Aufgabe des Add-ons besteht darin, nicht nur eine Seite in bildschirmfüllendem Format darzustellen, sondern auch die Navigation zu verhindern.
Anmerkung: Wenn Sie den Kioskmodus später rückgängig machen wollen, um wieder normal mit Iceweasel zu arbeiten, schließen Sie den Browser mit Alt-F4 und öffnen ein Terminal. Starten Sie dort Iceweasel mit iceweasel -url about:addons. Damit lädt der Browser die Seite mit den Erweiterungen und Sie können den Kioskmodus deaktivieren und das Add-on wieder entfernen.
Jetzt gibt es nur noch wenige Unschönheiten zu beseitigen. Zum einen soll der Kioskmodus auch dann starten, wenn der Raspberry aus Versehen oder beabsichtigt neu startet. Mit
sudo nano /etc/xdg/lxsession/LXDEpi/autostart
öffnen Sie die Datei mit den Autostartprogrammen, ergänzen die Datei um die Zeile
@iceweasel
und speichern die Datei mit Strg-O. Außerdem können Sie zusätzlich noch den Mauszeiger ausblenden lassen. Dazu installieren Sie das Paket „unclutter“ und tragen es ebenfalls in die Datei der Autostartanwendungen ein. Unclutter blendet die Maus nach einer Weile der Inaktivität aus. Installieren Sie mit root-Recht schließlich das Paket „x11-xserver-utils“. Deaktiviert wird der Bildschirmschoner am einfachsten durch ergänzende Einträge in der Autostartdatei. Geben Sie dort zusätzlich ein:
@xset s noblank @xset s off @xset -dpms
Damit sind alle Arbeiten abgeschlossen. Starten Sie den Raspberry neu und kontrollieren Sie, ob alles läuft.

Achtung: Falls ganz offensichtlich nichts passieren sollte, kontrollieren Sie, ob es im Benutzerverzeichnis im Ordner „.config“ einen Eintrag „lxsession“ gibt. Falls ja, werden Sie unter „LXDE-pi“ wahrscheinlich auf eine Autostartdatei stoßen. Diese hat Vorrang gegenüber dem allgemeinen Autostart. Fügen Sie dann die Einträge in die Benutzerdatei ein.
Auch interessant Die besten Gratis-Online-Kalender
Ein abschließendes Wort zur Aktualität der Daten des Kalenders: Sobald jemand in einem der abonnierten Kalender einen Eintrag hinzufügt oder bearbeitet, taucht diese Änderung nicht sofort im Infosystem auf. Das hat etwas damit zu tun, wie schnell der jeweilige Server die Änderung „pusht“. So lässt sich iCloud durchaus etwas Zeit mit der Aktualisierung. Aber binnen weniger Minuten sollten alle Daten aktuell sein.
Kalender zusammenführen
Das Infosystem basiert auf einem Browser im Kioskmodus und Vollbild, der eine HTML-Seite mit dem Kalender darstellt. Das kann ein Kalender bei einem beliebigen Anbieter sein, jedoch muss dieser Kalender für mehrere Benutzer die Fähigkeit mitbringen, die Daten anderer externer Kalender zu abonnieren. Suchen Sie beim Anbieter Ihrer Wahl nach der Option, einen externen Kalender zu abonnieren.
Eine Option „Importieren“ allein genügt nicht, weil dabei nur die aktuellen Elemente des anderen Kalenders übernommen, spätere Änderungen aber nicht berücksichtigt werden. Damit wäre der zentrale Kalender schnell nicht mehr aktuell. Um die verschiedenen Kalender zusammenzuführen, benötigen Sie die URL, die zu den Daten führt.
Bei Google führt der Aufruf der Kalendereinstellungen zu den Details. Dort gibt es dann die benötigte URL unter „Kalenderadresse“. Bei iCloud finden Sie den Eintrag, wenn Sie sich im Web einloggen und in der Liste der Kalender auf das kleine Icon für die Freigabe klicken. Dort lässt sich die URL dann einfach kopieren.