Als Windows-Nutzer stehen Ihnen mehrere Virtualisierungsplattformen zur Verfügung: Hyper-V von Microsoft ist in Windows 10 und 11 integriert und damit die nahe liegende Bordlösung. Oracle VM Virtualbox – kurz Virtualbox – ist komplett kostenlos und zeichnet sich durch gute Ausstattung, komfortable Handhabung und hohe Community-Beliebtheit aus. Vmware Workstation Player und Vmware Workstation Pro stammen beide vom Hersteller Vmware. Der Player mit seinem auf den Alltagsnutzer reduzierten Funktionsumfang ist für Privatnutzer kostenlos zu haben. Workstation Pro ist der große Bruder und hat den größten Funktionsumfang der Windows-Virtualisierter im Vergleich: Er kostet 250 Euro für die Desktop-Version und zielt auf geschäftliche Nutzer ab.
Was ein Virtualisierer macht
Alle genannten Programme sind Hypervisoren und damit Laufzeitumgebungen zum Einrichten und Betreiben virtueller Maschinen. Sie unterscheiden sich in ihrer Arbeitsweise: Virtualbox und die beiden Vmware-Programme sind Hypervisoren vom Typ 2. Sie gehören zur Kategorie gehostete Hypervisoren, weil sie als Anwendung auf das Betriebssystem aufsetzen und von ihm abhängig sind. Die Programme erstellen eine zusätzliche Schicht auf dem Windows-Betriebssystem zur Ausführung virtueller Maschinen. Es handelt sich somit um eine Software-Virtualisierung.
Hyper-V ist ein Typ-1-Hypervisor, auch Bare-Metal-Hypervisor genannt. Er setzt auf der Hardware Ihres Rechners auf (Hardware-Virtualisierung) und läuft als Schicht zwischen Hardware und Betriebssystem. Vorteil dieser Technik: Hyper-V selbst kann die verfügbaren Hardware-Ressourcen an Windows als dem Hauptbetriebssystem und die laufenden virtuellen PCs verteilen. Virtualbox und Vmware rufen die Hardware-Ressourcen dagegen von Windows ab, was zu Temponachteilen führen kann. Neben ihrer Technik unterscheiden sich die Windows-Virtualisierer auch hinsichtlich Ausstattung, Systemunterstützung und Bedienung. Gut: Alle Tools werden regelmäßig weiterentwickelt. Das ist nötig, denn nur mit aktuellen Profilen werden auch neue Versionen von Gastbetriebssystemen wie Windows, Linux oder Mac OS unterstützt. Das zeigt sich am Beispiel Windows-11-Preview: Der Nachfolger von Windows 10 findet sich zum Redaktionsschluss in keinem der Tools als angebotenes Betriebssystem – mit Auswahl von „Windows 10“ als Umgebung läuft die Preview aber problemlos.
Virtuelle PCs: Diese Hardware benötigen Sie
Nulltarif für alle: Virtualbox

Die umfangreiche Ausstattung und die eingängige Bedienerführung machen die Open-Source-Lösung Virtualbox für Privatnutzer, Freiberufler und Unternehmen interessant. Virtualbox ist zudem der einzige wirklich plattformübergreifende Virtualisierer, der mit nahezu identischem Leistungsumfang kostenlos für Windows, Linux und Mac OS angeboten wird.
Hauptneuerung der Version 6 sind der Dateimanager und die überarbeiteten Menüs sowie Symbole für eine schnellere Bedienung. Unter der Haube wurde die 3D-Grafik und der Sound optimiert. Die vielen kleinen Updates – 11 Stück bis zur Version 6.1.22 – dienen vor allem dem Bugfixing.
Virtualbox unterstützt 32- und 64-Bit-Rechner als Host und Gast sowie USB-2.0- und USB-3.0-Anschlüsse, das Einbinden von USB-Laufwerken als virtueller Datenspeicher und verschlüsselte Festplattenabbilder. Die Besonderheiten von SSD-Laufwerken als Speicher für virtuelle PCs werden berücksichtigt. Bidirektionales Drag & Drop von und zum Gast-System gibt es für Maschinen mit Windows und Linux.
Gut gemacht ist der Assistent zum Erstellen neuer Maschinen, in dem Sie das Medium zum Booten von PCs direkt auswählen können. Die Einstellungen für virtuelle PCs werden als XML-Datei gespeichert und lassen sich leicht exportieren und nach Bedarf anpassen oder für neue PCs nutzen.
Virtualbox bietet einfache Snapshots, die den aktuellen Zustand einer virtuellen Maschine einfrieren. So können Sie später alle anschließenden Änderungen widerrufen und den virtuellen Rechner auf den jeweiligen Zustand zurücksetzen.
Der Virtualisierer erkennt einen Großteil der an den echten PC angeschlossenen USB-Hardware und kann diese auf Wunsch auch dem virtuellen PC zur Verfügung stellen. Der Austausch fertiger Maschinen zwischen Hosts mit unterschiedlichen Betriebssystemen klappt zuverlässig.
Vmware Workstation Player

Der Vmware Workstation Player ist die für Privatanwender kostenlose Variante von Vmware. Sein Funktionsumfang liegt hinter Virtualbox zurück. Der Workstation Player kann eingerichtete Maschinen öffnen und neue virtuelle Systeme erstellen. Die Software unterstützt fast alle Windows-Versionen und viele Linux-Varianten, beschränkt sich jedoch auf wenige Einstellungen für neu angelegte virtuelle PCs. Neu in Version 16 sind eine verbesserte Unterstützung von Direct-X, OpenGL 4.1 und USB 3.1 und die friedliche Koexistenz mit Hyper-V dank Host-VBS-Modus.
Die gegenüber Workstation Pro und Virtualbox größte Einschränkung beim Player ist der Verzicht auf Snapshots. Sie sind im Alltag von großem Nutzen, um den Zustand eines virtuellen Rechners zu speichern und später wieder darauf zurückzugreifen. Behelfsweise lassen sich virtuelle Festplatten im Player auf ein anderes Laufwerk sichern, etwa eine USB-Festplatte. Wer jedoch wiederholt Zwischenstände festhalten möchte, wird mit dem Player nicht richtig glücklich werden. Auch die Verwaltungs- und Fernsteuerungsfunktionen für virtuelle Rechner über das Netzwerk aus Vmware Workstation Pro fehlen dem kostenlosen Player.
Als praktisch erweist sich die Schnellinstallationsmethode zum Anlegen virtueller Maschinen mit aktuellen Windows- und Linux-Betriebssystemen in wenigen Klicks. Gehen Sie im Player-Fenster rechts auf „Create a New Virtual Machine“ und wählen Sie eine ISO-Datei als Installationsquelle aus: Der Player analysiert die Datei, erkennt meist das verwendete Betriebssystem und übernimmt die Eingabe von Voreinstellungen wie dem Benutzernamen.
Hyper-V oder Alternative?
Virtualbox sowie Vmware Workstation Pro und Player sind auf Desktop-PCs zugeschnittene Virtualisierer, während die Technik von Hyper-V aus dem Server-Bereich von Microsoft stammt. Dementsprechend fehlen einige am Desktop nützliche Funktionen, die man aus Virtualbox und Vmware Workstation Pro kennt, etwa die Unterstützung für Sound und der Zugriff auf USB-Geräte. Auch auf einen Austausch von Dateien zwischen dem Desktop des Hauptrechners und einem virtuellen PC muss man verzichten, ebenso auf eine gemeinsame Zwischenablage zur Übergabe von Daten. Der erweiterte Sitzungsmodus in Hyper-V beseitigt die Schwächen zum Teil. Manche älteren Betriebssysteme kommen mit der von Hyper-V emulierten Hardware nicht zurecht. Windows ab Vista sowie neuere Linux-Pakete bringen System- und Grafikkartentreiber für die Hyper-V-Umgebung mit. Bei betagten Distributionen empfiehlt es sich, nach einer neueren Distributionsversion Ausschau zu halten.
Vmware Workstation Pro

Das rund 250 Euro teure Vmware Workstation Pro ist der große Bruder des Vmware Players. Die Software übertrifft Virtualbox und die Player-Variante bei Ausstattung, Einstellmöglichkeiten und Hardware-Unterstützung. Ebenfalls in der Pro-Version besser: Das Speichern und Verwalten von Schnappschüssen, das Kopieren und Klonen virtueller Maschinen sowie der Netzwerkkonfiguration. Für die meisten Virtualisierungsaufgaben auf privaten PCs wirkt das auf Firmennutzer zugeschnittene Workstation Pro durch die vielen Einstellungen und Menüfunktionen überdimensioniert.
Vmware Workstation Pro schafft eine vernetzte virtuelle Plattform, in der weitere Betriebssysteme als Gast-Systeme eingerichtet und im Fenster oder bildschirmfüllend ausgeführt werden. Erstklassig ist der Snapshot-Manager. Er kann Zwischenstände eines virtuellen Rechners einfrieren, verschachteln und später wieder zum gewünschten Status zurückkehren. In Verbindung mit dem mächtigen Klonen von Maschinen und der erweiterten Möglichkeit, mit verlinkten Kopien (einer Art inkrementeller Sicherung) Speicherplatz zu sparen, lassen sich ausgehend von einem einzigen System verschiedene Anwendungsszenarien auf Knopfdruck erzeugen. Das ist etwa hilfreich für das ausgiebige Experimentieren mit Software.

Aus Workstation Pro heraus lassen sich virtuelle Maschinen mit anderen Anwendern teilen und im Netzwerk zur gemeinsamen Nutzung bereitstellen, wovon vornehmlich Business-Nutzer profitieren. Dafür bietet Vmware zusätzlich die Verwaltungsumgebung Vsphere an, in der sich Systeme zentral ablegen lassen. Virtuelle Festplatten können in Vmware Workstation Pro zum Schutz vor unerlaubtem Zugriff mittels AES-Kryptoalgorithmus mit 256 Bit verschlüsselt werden. PC-Einstellungen lassen sich mithilfe eines Kennworts gegen Änderungen schützen. Die Workstation-Pro-Version unterstützt den Austausch von virtuellen Festplatten zwischen verschiedenen PCs und im Netzwerk sowie über das OVA-/ OVF-Format. Wie bei Virtualbox ist ein Fernzugriff auf virtuelle Systeme möglich, wobei Vmware auf das freie VNC-Protokoll setzt.
Hyper-V ist der VM-Tempomacher

Mit der Bordfunktion Hyper-V können Sie in Windows 10 virtuelle Maschinen erstellen, sofern Sie Windows 10 Pro oder Enterprise in der 64-Bit-Version verwenden. Hyper-V ist auf Windows als Gast-System optimiert und muss als Zusatzfunktion nachträglich unter „Windows-Features aktivieren oder deaktivieren“ installiert werden. Drücken Sie Win-R, geben Sie Windows-Features ein und gehen Sie auf den ersten Treffer. In Win 10 Home 64 Bit lässt sich Hyper-V über Umwege aktivieren.
Hyper-V ist mit einer minimalistischen Bedienungsoberfläche namens Hyper-V-Manager ausgestattet, auf technische Raffinessen verzichtet das System zugunsten einer schnörkellosen, aber gewöhnungsbedürftigen Handhabung. Microsofts Virtualisierer gefällt durch sein hohes Tempo. Weiterer Pluspunkt ist die dynamische Arbeitsspeicherverwaltung. Beim Starten eines virtuellen PCs wird der zugewiesene Arbeitsspeicher nicht sofort in einem Stück belegt, sondern es wird nur so viel vom echten Arbeitsspeicher beansprucht, wie der virtuelle PC tatsächlich benötigt. So können mehrere VMs parallel laufen, ohne dass es zu spürbaren Leistungseinbrüchen kommt. Im erweiterten Sitzungsmodus lassen sich aus dem Hyper-V Manager heraus RDP-Verbindungen zu VMs aufbauen.
Die Palette möglicher Betriebssysteme hat Microsoft dabei auf Windows ab XP beschränkt. An Linux-Distributionen unterstützt Hyper-V offiziell nur Suse Linux Enterprise Server, Red Hat Enterprise Linux und Cent OS, einige weitere Distributionen lassen sich dennoch als virtuelles Gast-System einrichten.
Lesetipp: Sicherheit durch Virtualisierung
Hardware-Basis für virtuelle PCs
Die von Virtualbox, Vmware und Hyper-V nachgebildeten Rechner nutzen ältere Hardware. Damit soll die bestmögliche Kompatibilität von virtueller Hardware und Gastbetriebssystem sichergestellt werden. Durch Gasterweiterungen (Additions) für die Virtualisierungsprogramme von Oracle und Vmware lässt sich das Gastbetriebssystem auf die bereitgestellte Hardware und die Zusammenarbeit mit dem Hauptbetriebssystem optimieren. Die Installation der mitgelieferten Erweiterungen ist Voraussetzung für den flüssigen Wechsel des Mauszeigers zwischen Hauptbetriebssystem und virtueller Maschine. Für Hyper-V steht kein solches Treiberpaket bereit.
Ein virtueller PC verfügt wie ein echter Rechner über ein eigenes Bios, das für das Gastbetriebssystem die grundlegende Kommunikation mit der Hardware übernimmt. Beim Starten einer Maschine meldet sich das Bios des virtuellen PCs und über die F12-Taste (Virtualbox) beziehungsweise die Taste F2 (Vmware) kommen Sie wie bei einem echten PC in das Bios-Setup.
Gast-PCs anpassen
Virtuelle Maschinen lassen sich in Virtualbox, Vmware und Hyper-V gleichsam jederzeit umkonfigurieren, beispielsweise, um den bereitgestellten Hauptspeicher zu vergrößern oder zu verkleinern und Schnittstellen oder weitere Laufwerke hinzuzufügen. Was den Komfort bei Konfigurationsänderungen betrifft, liegen Vmware Workstation Pro und Virtualbox vorne.
Die Festplatten der virtuellen Rechner speichern Virtualbox, Vmware und Hyper-V in Containerdateien auf der echten Festplatte. Dabei geben Sie die maximale Größe der Platte vor, die dann dynamisch anwächst. Die Datei belegt also nur ungefähr so viel Platz wie das Gast-System samt installierten Anwendungen, Daten und temporären Dateien benötigt.
Gratis-Virtualisierung kann alles
Möchten Sie virtuelle PCs nur mit Windows einrichten und gehen Abstriche beim Bedienkomfort für Sie in Ordnung? Dann sollten Sie Hyper-V ausprobieren.
Das freie Virtualbox ist mit seiner eingängigen Bedienerführung für Privatanwender der beste systemübergreifende Allrounder. Der Virtualisierer vereint eine gute Ausstattung mit intuitiver Nutzung.
Der Vmware Workstation Player empfiehlt sich, wenn Sie fertige virtuelle PCs im Vmware-Format nutzen möchten. Vorteilhaft ist der Player in Verbindung mit dem Vcenter Converter von Vmware. Vmware Workstation Pro glänzt mit einer breiten Hardware-Unterstützung, einem Netzwerk-Editor, Gruppenfunktionen und vielen Extras für Unternehmensnutzer.
Virtuellen PC umziehen
Virtualbox, Vmware und Hyper-V speichern virtuelle Festplatten in Containerdateien. Zu jedem eingerichteten System gibt es zudem eine oder mehrere Konfigurationsdateien sowie eventuell Sicherungsdateien für Schnappschüsse. Normalerweise liegen diese Dateien in einem gemeinsamen Ordner. Dadurch ist es einfach, ein System auf ein anderes Laufwerk zu verschieben oder auf einen anderen Rechner umzuziehen.
Es genügt, den Ordner mit sämtlichen Dateien auf das Ziellaufwerk zu befördern. Für einen Umzug der virtuellen Maschine kopieren Sie den Ordner beispielsweise auf eine externe Festplatte und dann am Ziel-PC wieder auf die Festplatte oder SSD.
Starten Sie auf dem Ziel-PC die von Ihnen genutzte Virtualisierungs-Software und öffnen Sie die Konfigurationsdatei des virtuellen PCs über den entsprechenden Menübefehl – „File –› Open“ bei Vmware Workstation Pro und „Player –› File –› Open“ beim Player. In Virtualbox wählen Sie „Datei –› Appliance exportieren“ auf dem Ausgangs- PC und anschließend „Datei –› Appliance importieren“ auf dem Ziel-PC.