Der souveräne Umgang mit Linux-Abbildern im ISO-Format gehört zum Alltag jedes Linux-Nutzers. Selbst wenn Sie nicht zu den Experimentierfreudigen gehören, die immer wieder mal gerne eine neue oder noch unbekannte Linux-Distribution ausprobieren, kommen Sie an der Herstellung bootfähiger Linux-Datenträger nicht vorbei. Dank einschlägiger Werkzeuge ist dies heute ein ebenso einfacher wie zuverlässiger Vorgang.
Lesetipp: Linux für jeden Zweck und jeden Anwender – der große Überblick (Update)
1. Wo findet man die ISO-Abbilder?
Wo gibt es Linux? Gängige Systeme wie Ubuntu oder Linux Mint können Sie gleich von unserer Website herunterladen.
Für selbständige Downloads suchen Sie einfach über Google & Co. nach dem Namen des gewünschten Systems – also etwa nach „xubuntu download“. Die einschlägige Projektwebseite wird dann immer an erster Stelle oder jedenfalls weit oben rangieren. Wichtige Anlaufstellen sind etwa www.ubuntu.com/ , https://ubuntumate.org/ , www.linuxmint.com . Dort gibt es dann einen Eintrag „Download“, der Sie ans Ziel bringt. Meist ist noch zu entscheiden, ob es ein 32- oder 64-Bit-System sein soll. Im Linux-Umfeld steht hier meist „i386“ für 32 Bit und „amd64“ für 64 Bit, wobei „amd“ keine Einschränkung auf den Hersteller AMD bedeutet. Grob skizziert ist die schlankere 32-Bit-Architektur auch auf älterer Hardware lauffähig, während 64-Bit-Systeme sich besser für aktuelle Rechner eignen. 64 Bit ist Voraussetzung für Installation im Uefi-Modus.
Viele kleinere Linux-Distributoren haben keinen eigenen Downloadserver, sondern nutzen die Downloadplattform https://sourceforge.net . Auch Universitäten helfen oft als Spiegelserver mit, um die Downloadlasten zu verteilen.
Es ist also völlig in Ordnung, wenn Sie von einer Linux-Projektseite nach sourceforge.net oder an einen Uniserver geschickt werden. Wer ganz sicher gehen will, dass ihn seine Recherche und sein Download nicht in dunkle Ecken führen (was sehr unwahrscheinlich ist), kann auch über die bekannte Übersichtsplattform https://distrowatch.com/ nach Linux-Distributionen suchen.

2. Was steckt in den ISO-Abbildern?
Alle Linux-ISO-Abbilder sind eigenständige bootfähige Livesysteme. „Livesystem“ bedeutet, dass das System und die enthaltene Software alle Aufgaben erledigen können, dass im Betrieb auch Konfigurationsänderungen und Installationen möglich sind, dass diese aber nicht dauerhaft gespeichert werden. Nach dem nächsten Systemstart ist ein Livesystem stets wieder im Originalzustand. Die typischen Downloadgrößen der ISO-Dateien starten mit 50 bis 200 MB (kleine Spezialsysteme oder Installer) und reichen über ein bis zwei GB (typische Desktopsysteme) bis hin zu drei und vier GB (Distributionen für Multimedia-Produktionen, Sicherheitstests). Der unterschiedliche Umfang ist zum Großteil der mitgelieferten Anwendungssoftware geschuldet, aber nicht dieser allein, denn es gibt verschiedene Einsatzzwecke:
A. Am verbreitetsten sind die relativ großen Livesysteme von Desktopdistributionen wie etwa Ubuntu und Linux Mint . Diese enthalten stets auch das Setupprogramm, um das System ordnungsgemäß auf die Festplatte zu installieren.
B. Es gibt kleine bis mittelgroße ISO-Abbilder von Service- und Zweitsystemen, die von vornherein nur als Livesystem konzipiert sind und keine echte Installation vorsehen. Typische Beispiele sind etwa die Festplattenspezialisten Gparted Live und Clonezilla .
C. Schließlich gibt es kleine ISO-Abbilder, die zwar ein unabhängiges Minimalsystem booten, aber nur das Installationsprogramm für das eigentliche System enthalten. Das Betriebssystem wird dann während der Installation aus dem Internet nachgeladen. Ein Beispiel dafür ist der Ubuntu Server 16.04..

3. Wie startet man Livesysteme?
Sie brauchen ein Startmedium wie eine CD/DVD oder eine(n) USB-Stick/Festplatte (weniger universell sind SD-Karten), auf das Sie die ISO-Datei übertragen und mit dem Sie dann den Rechner booten. Einfachster Fall ist wieder die beiliegende Multiboot-DVD.
Um einen Rechner von einer eingelegten CD/DVD zu booten, sind meistens keine Vorbereitungen erforderlich. Ob ein PC oder Notebook automatisch von einem USB-Medium bootet, ist hingegen nicht gewiss und hängt von den Bios/Uefi-Einstellungen ab. Die Reihenfolge, mit der das Bios die Datenträger abfragt, lässt sich natürlich im Bios-Setup ändern, aber das ist selten nötig: Jedes Bios/Uefi ermöglicht beim Rechnerstart per Tastendruck eine Bootauswahl, die alle Datenträger anzeigt. Dort wählen Sie dann einfach mit der Cursortaste die CD/DVD („ATAPI…“) oder das meist eindeutig benannte USB-Laufwerk (etwa „SanDisk Ultra…“). Leider können wir Ihnen nicht verbindlich sagen, welche Taste bei Ihrem Gerät diese Bootauswahl auslöst. Die Tasten Esc, F9, F10, F11, F12 sind häufige Kandidaten. Im günstigsten Fall wird die maßgebliche Taste beim Rechnerstart am Bildschirm angezeigt.

4. Die Kopierwerkzeuge für ISO-Abbilder
Um aus dem Internet geladene ISO-Abbilder bootfähig auf CD/DVD/USB/SD zu kopieren, gibt es einschlägige Tools. Beim Schreiben von Abbildern müssen Sie das Zielmedium immer sorgfältig kontrollieren, damit Sie nicht statt eines geplanten USB-Sticks als Ziel eine große USB-Festplatte überschreiben. Einige der einschlägigen Tools unterstützen Sie immerhin insofern, als sie interne Festplatten als Schreibziel erst gar nicht anbieten.
Unter Linux auf CD/DVD kopieren: Linux-Distributionen wie Ubuntu und Mint bringen standardmäßig das Programm Brasero mit. Wo es fehlt, ist es über die Paketquellen der Repositories gegebenenfalls schnell nachinstalliert. Mit Brasero brennen Sie unter Linux am bequemsten bootfähige CDs (ISOs bis 700 MB) oder DVDs (ISOs größer als 700 MB). Ähnlich wie bei Imgburn unter Windows genügt im Brasero-Startmenü die Wahl „Abbild brennen“ und die nachfolgende Auswahl der ISO-Datei.
Unter Windows auf CD/DVD kopieren: Unter Windows empfehlen wir das kostenlose werbefinanzierte Tool Imgburn , um je nach Imagegröße bootfähige CDs (ISOs bis 700 MB) oder DVDs (ISOs größer als 700 MB) zu brennen. Natürlich beherrschen auch große Brennprogramme wie Nero diesen Job. Unter Imgburn wählen Sie nach dem Start die Option „Imagedatei auf Disc schreiben“. Der wichtigste Punkt des Folgedialogs ist recht unscheinbar links oben „Quelle“ mit dem kleinen Ordnersymbol, über das Sie dann zur ISO-Quelldatei navigieren. Bei eingelegtem Rohling wird dann die große Schaltfläche links unten aktiv, mit der Sie den Schreibvorgang auslösen. Die zahlreichen Experteneinstellungen unter „Werkzeuge -> Einstellungen“ müssen Sie nicht bemühen.

Unter Linux und Windows auf USB oder SD-Karte kopieren: Das bewährte Tool Unetbootin gibt es für Linux, Windows und Mac-OS X. Um ein ISO-Image bootfähig auf USB-Stick zu befördern, wählen Sie im Dialog unten die Option „Abbild“ und navigieren dann mit der Schaltfläche „…“ zur gewünschten Datei. Nach Klick auf „Öffnen“ erscheint der komplette Pfadname im Eingabefeld. Danach wählen Sie neben „Typ“ die Option „USB-Laufwerk“ und neben „Laufwerk“ geben Sie die Kennung des USB-Sticks an. Mit „OK“ starten Sie den Kopiervorgang. Kontrollieren Sie die Laufwerkskennung des USB-Sticks ganz genau, denn Unetbootin wird das Medium komplett überschreiben. Unter Windows erscheint das Laufwerk mit Laufwerksbuchstaben, unter Linux mit der Gerätebezeichnung „/dev/sd[x]“. Nach „OK“ startet der Kopiervorgang.
Downloadservice von Unetbootin: Das ISO-Abbild muss nicht unbedingt bereits lokal vorliegen. Unetbootin kennt nämlich die allermeisten populären Distributionen und kann diese auf Wunsch auch selbst aus dem Web herunterladen. Dazu dient die Dropdown-Liste „Distribution auswählen“ ganz oben. Ob dies in allen Fällen wirklich zuverlässig funktioniert, haben wir nicht getestet, da wir den eigenhändigen Download zwecks besserer Kontrolle vorziehen.
Unter Linux und Windows „roh“ auf USB und SD-Karten kopieren: In aller Regel enthalten die ISO-Abbilder von Linux-Distributionen alle notwendigen Informationen einschließlich der Bootumgebung. Wenn Sie die „Persistenz“-Option von Unetbootin nicht benötigen, ist eine 1:1-Rohkopie auf USB/SD-Karte völlig ausreichend.
Der einschlägige Rohkopierer dd unter Linux ist das Kommandozeilentool dd mit dieser Syntax:sudo dd if=[Name].iso of=/dev/sd[x]
Nach „if=“ (Inputfile) folgt der Name, gegebenenfalls der komplette Pfad der ISO-Datei, nach „of=“ (Outputfile) das Zielgerät.
Der Rohkopierer Win 32 Disk Imager macht dasselbe unter Windows. Hier genügt es, die Quelldatei („Image File“) und das Zielgerät („Device“) anzugeben. Die Schaltfläche „Write“ startet den Kopiervorgang. Weitere Infos zu dd und dem Win 32 Disk Imager finden Sie im Artikel „Images für Platinen“. Dort geht es um das Kopieren von Platinensystemen für Raspberry & Co. auf SD-Karten.

5. Möglichkeiten und Grenzen von Livesystemen
Das Kopieren eines ISO-Abbilds und Starten eines Livesystems ist in vielen Fällen nur der notwendige Zwischenschritt, um dann die Distribution aus dem Livesystem auf die Festplatte zu installieren. Den Wert von Livesystemen sollten Sie aber nicht unterschätzen:
A. Sie können sich ein Linux unverbindlich ansehen und bis ins Detail prüfen, ob es zu Ihnen passt. Livesysteme machen dabei keinerlei Eingriffe auf Datenträger und lassen bestehende Systeme völlig unberührt.
B. Ein Livesystem ist ein zuverlässiger Test für die Hardware. Wenn Sie im Livesystem keine Probleme mit Grafik, Netzwerk, Drucker und sonstiger Peripherie haben, dann trifft das auch auf das installierte System zu. Der Umkehrschluss, dass Probleme im Livesystem auch dauerhaft beim installierten System bestehen werden, ist hingegen nicht immer zutreffend: Im endgültigen System besteht ja die Möglichkeit, Hardwaretreiber nachzurüsten. Beachten Sie außerdem, dass jedes Livesystem Startparameter für Problemsituationen vorsieht, die zumindest einen Notfallstart ermöglichen (ähnlich Windows mit dem „abgesicherten Modus“).
C. Breit ausgestattete Livesysteme wie jenes von Ubuntu eignen sich hervorragend als Notfall-, Zweit- oder Mobilsystem. Sie können damit sofort produktiv arbeiten, wenn das Hauptsystem, sei es Windows, Linux oder Mac-OS, einmal streikt. Dabei haben Sie Zugriff auf alle Datenträger, können von dort Benutzerdaten kopieren oder auch Reparaturen ausführen.
Die im Zusammenhang mit Unetbootin angesprochene Persistenz verleiht Livesystemen in begrenztem Umfang Möglichkeiten zur individuellen Anpassung, zum Nachinstallieren von Software und zum Speichern von Benutzerdaten. Das bleibt aber im Vergleich zu einem vollwertig installierten Linux sehr limitiert. Umfangreiche Installationen, langfristige Systemupdates, unbegrenzte Mengen von Benutzerdateien setzen zwingend eine Installation voraus.
Erst hier gibt es dann auch einen oder mehrere ordentliche(n) Benutzer und eine entsprechende Zugangskontrolle. Livesysteme starten in der Regel mit einem Standardbenutzer „Live User“ oder ähnlich einfach ohne Anmeldung zum Desktop. Zugangskennwörter brauchen Sie dort nicht, es sei denn, Sie melden sich manuell ab. In diesem Fall ist das generische Standardkennwort des „Live Users“ leicht zu googeln oder auf der Projektseite der Distribution zu erfahren.
Livesystem mit „Persistenz“
Wenn Sie eine beliebige Ubuntu-Variante oder die Ubuntu-verwandten Systeme Linux Mint, Elementary OS oder Zorin-OS einsetzen, können Sie im Programmfenster hinter „Platz um Dateien zwischen Neustarts zu erhalten“ eine Speichergröße festlegen, beispielsweise „1000 MB“. Dies ermöglicht, im späteren Livesystem weitere Programme zu installieren oder das System individuell einzurichten. Systemeinstellungen und nachinstallierte Programme bleiben dann erhalten. Das ist untypisch für ein Livesystem und erweitert dessen Komfort erheblich. Einige Livesysteme wie Tails oder Puppy Linux bieten diese Option auch unabhängig von Unetbootin an – unter dem Namen „Persistenz“.

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