Für die Nutzfahrzeuge von Volkswagen steht das Discover Pro als höchste Ausbaustufe des Infotainmentsystems nicht zur Verfügung – ein wesentlicher Unterschied zu VW Passat und VW Golf. Stattdessen verbaut Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) das Discover Media Plus als Top-Infotainmentsystem im VW Bus T6 und das auch aus dem VW Polo bekannte Discover Media als Top-Infotainmentsystem im VW Amarok. Wir stellen das Discover Media im VW Amarok vor. Volkswagen liefert den Pick-Up seit dem Facelift im Jahr 2016 endlich mit einem zu Fahrzeug-Gewicht und -Größe passenden Motor aus, nämlich mit dem V6 von Audi.

Lese-Tipp: Darum hat der VW Multivan T6 ein kleineres Display als der Golf
Hinweis: Der grundsätzliche Aufbau des Discover Media entspricht dem des Discover Media im VW Polo. Die Car-Net-Funktionen wiederum kennen wir bereits aus dem VW Passat und VW Golf. Und Carplay gibt es beispielsweise auch schon im VW Multivan T6.
Preis für das Discover Media im VW Amarok
Das Discover Media mit 6,33-Zoll-Touchscreen, App Connect und DAB+, Kartenmaterial für Westeuropa auf SD-Karte, sowie sechs Lautsprechern kostet rund 660 Euro inklusive drei Jahre “Guide- und Inform-Dienste”: Damit sind die Car-Net-Dienste wie Nachrichten-Ticker, Wetterbericht oder TomTom-Echtzeit-Verkehrsinformationen gemeint. Testbasis war ein Amarok Highline 3.0 TDI V6 (165 kW / 224 PS) mit DSG, Listenpreis: 57.468,67 Euro.

Touchscreen, Bedienelemente, Lenkradtasten
Der mittig im Armaturenbrett des über fünf Meter langen Amaroks angebrachte Touchscreen ist relativ klein: Gerade einmal 6,33 Zoll misst er. Damit ist er deutlich kleiner als beispielsweise die Bildschirme im Golf oder Passat. Das führt im Alltag zu dem Problem, dass der Fahrer sich etwas schwerer tut, die gewünschte Schaltfläche per Touch zu treffen. Insbesondere während der Fahrt erscheint uns das als relativ gefährlich. Blendet man während der Navigation zudem das Zusatzfenster ein (beispielsweise für die Abbiegehinweise der Navigation), dann wird der sichtbare Bildschirmausschnitt noch kleiner. Darunter leidet die Übersichtlichkeit.

Immerhin: Der Touchscreen reagiert ausreichend schnell und vor allem zuverlässig auf Fingereingabe und akzeptiert auch Pinch-to-Zoom. Zum Aufrufen der einzelnen Menüs stehen physische Schnellzugriffstasten zur Verfügung. Sie sind links und rechts des Touchscreens angeordnet. Mit ihnen öffnen Sie beispielsweise das Navigationsmenü, die Freisprechanlage oder das Radio-Menü. Für die Verkehrslageinformationen steht ebenfalls ein eigenes Menü zur Verfügung. Das alles kennt man schon aus Golf, Passat, Polo und VW Bus.

Oberhalb des Bildschirms befindet sich der gut zugängliche CD-Player. Links unterhalb des Bildschirms ist der Ein-Aus-Lautstärke-Regelknopf und rechts unten ein Wählschalter für Menü-Punkte und zum Zoomen in der Karte. Gewohnt gelungen und ergonomisch vorbildlich sind die Lenkradtasten. Ob lauter/leiser, vor- und zurückspulen oder “Sprachsteuerung starten” – alle Tasten kann der Fahrer von Anfang an blind bedienen. Besser geht es nicht. Selbst im 152.000 Euro teuren Porsche Panamera sind die Lenkradtasten nicht so gut gelöst.

Weniger gelungen ist der viel zu tief unterhalb des Armaturenbretts liegende Einbauort des USB-Ports. Darin das USB-Kabel des Smartphones einzustecken ist eine fummelige Angelegenheit. In diesen Port stecken Sie auch den Surfstick ein.

Das Cockpit direkt vor dem Fahrer ist dagegen einfach gehalten und bietet keine Kartenansicht. Ein Head-Up-Display oder ein Active-Info-Display bietet VWN für den Amarok nicht an.

Sprachsteuerung: Hakelige Adresseingabe
Die Sprachsteuerung arbeitet einigermaßen solide und erkennt unsere Befehle einwandfrei. Per Sprachbefehl können Sie Navigationsziele eingeben, Radiosender wählen oder einen Telefonanruf starten. Speziell bei der Erkennung von aufgesprochenen Navigationszielen zeigt die Sprachsteuerung aber Schwächen und verstand unsere Ziele oft nicht.

Navigation: Solide, aber etwas klein
Das Navigationsgerät lotst uns zuverlässig zum Ziel, wenngleich uns die kleine Karte etwas stört. Hier würde ein größerer Bildschirm der Übersichtlichkeit gut tun. Dank der exakten Verkehrslageinformationen von TomTom sind wir über Hindernisse auf unserer Route immer sehr gut informiert.

Direkt vor dem Fahrer blendet der Amarok im Cockpit einen Pfeil ein, der zeigt, ob der Fahrer geradeaus fahren oder abbiegen soll. Auf dem eigentlichen Touchscreen des Discover Media blendet das Navigationssystem zudem einen Abbiegeassistenten ein, wenn eine Ausfahrt ansteht.

Wie gehabt ärgerlich: Die Verkehrslageinformationen zeigt das Discover Media nicht automatisch auf die gewählte Route zugeschnitten an, sondern zunächst einmal werden uns alle verfügbaren Verkehrslageinfos aufgelistet. Der Fahrer muss dann jedes Mal noch von Hand auf die für seine Route vorhandenen Infos umschalten. Dieser unnötige Schritt hat uns schon im Golf, Passat und T6 gestört. Gut: Dank Car-Net steht eine leistungsfähige Google-Suche für Navigationsziele zur Verfügung. Sie liefert deutlich bessere und umfangreichere Ergebnisse als die nicht-internetbasierte POI-Suche direkt im Navigationsgerät.
Sobald der Tankinhalt den Reservebereich erreicht, bietet das Discover Media automatisch eine Tankstellensuche in der Umgebung des Fahrzeugs an. Die Tankstellen lassen sich dann direkt annavigieren. Eine Google-Earth-Ansicht gibt es nicht für den Amarok.

Telefonie: Android schlägt iOS
Wir konnten mehrere iPhones- und Android-Smartphones problemlos auf Anhieb mit dem Discover Media via Bluetooth koppeln. Danach standen die gewohnten Funktionen wie Telefonbuch usw. zur Verfügung.

Bei Android-Smartphones steht zudem eine Kurznachrichtenverwaltung im Discover Media zur Verfügung. So können Sie sich SMS, die auf Ihrem Androiden eintreffen, vorlesen lassen und diese auch vom Amarok aus beantworten.

Für das iPhone fehlt diese Funktion, weil Apple das dafür nötige Bluetooth-Profil MAP nicht unterstützt. Diese Schwäche des iPhones haben wir schon in vielen unserer Testfahrzeuge erlebt.

Unterhaltung: Radio und Medien
VW zeigt sich im Amarok genauso wie im VW Bus und in Golf und Passat erfreulich „old-school“ – und verbaut nach wie vor einen CD-Player (oberhalb des Touchscreens), der im Test einwandfrei funktionierte.

Daneben stehen gewohnte Funktionen wie Audio-Streaming vom Smartphone oder Radio (DAB+, FM, AM) sowie Musik von USB-Stick und SD-Karte zur Verfügung. Das Radio funktionierte grundsätzlich einwandfrei. Allerdings wurde der Ton mitunter für einige Sekunden unterbrochen, wenn wir die Scheibenwaschanlage betätigten – ungut.

Die Lautstärkeregelung via Lenkradtasten oder Drehschalter unterhalb des Bildschirms funktioniert exakt.

Car-Net: Internetfunktionen
Es sind die Car-Net-Dienste, die das Internet in den Amarok bringen. Wenn man das Discover Media kauft, dann gibt es die ersten drei Jahre Car-Net kostenlos. Danach langt VW mit einer jährlichen Gebühr hin. VW verbaut aber anders als viele andere Automobil-Hersteller keine SIM-Karte fest im Wagen. Damit Sie Car-Net im VW empfangen können, benötigen Sie also noch eine Datenverbindung. Diese ermöglicht ein Surfstick, von VWN als Carstick bezeichnet, den Sie separat bei VW erwerben müssen – für teure 80 Euro. Eventuell klappt es auch mit einem anderen, preiswerteren Surfstick. Dazu brauchen Sie dann noch eine SIM-Karte mit einem ausreichend dimensionierten Datentarif. Sobald der Amarok dank Surfstick eine Internetverbindung aufgebaut hat, können Sie darüber auch einen WLAN-Hotspot einrichten, mit dem sich bis zu acht Geräte verbinden können.

Dank Car-Net stehen Ihnen für die Navigation die exakten Echtzeit-Verkehrslagedienste von TomTom zur Verfügung. Diese Verkehrslagedaten sind neben der Google-Online-Suche die beiden wichtigsten Funktionen von Car-Net. Außerdem können Sie einen Nachrichtenticker und den Wetterbericht im Amarok empfangen. Eine Vorlesefunktion für die Nachrichten gibt es aber nicht.

Darüber hinaus können Sie nach Parkmöglichkeiten und nach Tankstellen suchen. Schnittstellen zu Zugfahrplänen und Flügen gibt es nicht. Eine Fernzugriffs-App bietet VWN für den Amarok nicht an.

App-Connect: Carplay, Android Auto, Mirrorlink
VW hält auch im neuen Amarok an Mirrorlink fest – obwohl diese Technologie eine Sackgasse ist und ausstirbt. Glücklicherweise gibt es auch Carplay und Android Auto im Amarok. Dank Touchscreen lassen sich beide Systeme grundsätzlich gut bedienen, allerdings erweist sich der kleine Bildschirm als Nachteil. Auf einem 10-Zöller wie im BMW oder einem 12-Zöller wie im Porsche Panamera kann der Fahrer die Schaltflächen besser treffen, sieht mehr Details – besonders in der Navigation wichtig – und kann zudem Zusatzinformationen wie die Navigationskarte neben dem Carplay-Homescreen sehen.

Davon einmal abgesehen lassen sich Carplay und Android Auto im VW Amarok aber solide bedienen. So funktionieren auch die Lauter-/Leiser-Tasten im Lenkrad bei Carplay und Android Auto. Ebenso können Sie den Lautstärkeregler unterhalb des Bildschirms für Carplay und Android Auto verwenden. Siri und die Google-Sprachassistentin starten Sie mit einem längeren Druck auf die Sprachsteuerungstaste im Lenkrad, während ein kurzer Druck die Sprachsteuerung von VW startet.

Ausführliche Testberichte:
Apple Carplay im Test: Funktionen, Apps, Anbieter, Wireless Carplay
Android Auto im Test: Funktionen, Apps, Anbieter
Mirrorlink bringt Android ins Auto: Test im VW, Seat, Skoda & Toyota
Fazit zum Discover Media im Amarok: Licht und Schatten
Bei einem Nutzfahrzeug spielen Unterhaltungsfunktionen vermutlich eine geringere Rolle als in einem PKW. Dem trägt die Infotainmentausstattung des Amarok Rechnung. Highlights wie Google-Earth-Ansicht, ein Active-Info-Display direkt vor dem Fahrer oder einen Riesen-Touchscreen sucht man im Pick-Up von Volkswagen vergeblich. Insgesamt ist der Leistungsumfang aber durchaus ansehnlich, zumal wenn man den relativ günstigen Preis von um die 660 Euro betrachtet. Damit bietet der Amarok ein gutes Preis-Leistungsverhältnis beim Infotainmentsystem. Zum Vergleich: Bei Golf und Passat ist man mindestens 3000 Euro für das beste Infotainmentsystem los.
Unterhaltung, Navigation und Internet im VW Bus T6
Discover Media im VW Polo im Test
Test: Discover Pro, Active-Info-Display, Car-Net im VW Passat
Discover Pro und Car-Net im VW Golf im Test
