In der Verwaltung der Stadt München soll die kommunale Informations- und Kommunikationstechnik neu organisiert werden. Seit 13 Jahren kommt hier das Open-Source-System LiMux zum Einsatz. Dem Prestige-Projekt will die Koalition nun nur noch eine Gnadenfrist bis 2021 gewähren. Bis dahin soll ein „Windows-Basis-Client“ her und eine „stadtweit einheitliche Client-Architektur“ geschaffen werden.
Die Entscheidung, LiMux zu beerdigen, erntet harsche Kritik. Grünenchef Florian Roth sieht unter anderem „Millionen an Lizenz- und Umstellungskosten“ auf die Stadt zurollen. Dazu kämen jährliche Mehraufwände in Millionenhöhe, rechnet er gegenüber heise online vor. Die rund 14 Millionen Euro, die München bislang in LiMux investiert hat, wären mit der Umstellung verloren. Als klaren Gewinner des Kurswechsels sieht Roth die neue Microsoftzentrale in München, die erst im vergangenen Jahr eröffnet wurde.
Thomas Ranft von den Piraten aus der Fraktion “Freiheitsrechte, Transparenz und Bürgerbeteiligung” sieht eine „katastrophale Fehlentscheidung“ und fürchtet, dass Steuergelder verbrannt werden. Was bei der Umstellung mit den 60 bis 70 kommunalen Linux-Programmierern passieren wird, die das Projekt bislang betreut haben, ist noch unklar.
Matthias Kirschner, Präsident der Free Software Foundation Europe (FSFE), bezeichnet die Entscheidung in München gar als „post-faktisch“. Open-Source würde in vielen europäischen Städten verwendet und mache dort keine Probleme.
Der Kurswechsel zeichnet sich laut Beobachtern bereits seit dem Regierungswechsel 2014 ab. Die schwarz-rote Regierung schoss mehrmals scharf gegen Linux und Open-Source-Lösungen. Den Anstoß zum Wechsel gab im November letzten Jahres schließlich ein 450 Seiten starkes Gutachten des Beratungshauses Accenture. Die Experten rieten jedoch zu einem Miteinander und nicht zu einem Komplettausstieg.