Schon immer sagten Menschen die Zukunft voraus. Auf wichtigen Technik-Messen wie CES, IAA oder IFA übertreffen sich Analysten und selbst ernannte Experten in Prognosen für die Zukunft. Derzeit haben vor allem Umweltschützer, Politiker und Verkehrsexperten Hochkonjunktur, wenn es darum geht Elektroautos ( Test des Audi e-tron und Test des Tesla Model 3 Long Range Performance ) eine goldene Zukunft vorauszusagen oder aber deren baldiges Scheitern zu prophezeien. Doch ob wir in einigen Jahren wirklich alle mit E-Autos herumfahren werden. Oder ob sich nicht vielleicht doch das Brennstoffzellen/Wasserstoff-Auto durchsetzen wird? Warten wir es ab …
Gerne äußern sich auch IT-Größen zur Weiterentwicklung unserer Technik. Viele dieser Vorhersagen sind nach kurzer Zeit bereits wieder vergessen. Doch einige wenige Prognosen erlangen Klassikerstatus – besonders dann, wenn sie völlig daneben lagen. Wir bringen eine Auswahl der spektakulärsten Fehlprognosen. Viel Spaß beim Schmunzeln.
Apple is doomed
Apple ist dem Tode geweiht – so oder so ähnlich äußerten sich vor längerer Zeit überspitzt Analysten, nachdem Apple im Frühjahr 2016 zum ersten Mal seit vielen Jahren weniger Gewinn und weniger Umsatz als im Jahr zuvor gemacht hat. Doch wir hatten schon damals unsere Zweifel, ob diese Vorhersage eintrifft. Apple wird so schnell nicht untergehen, da waren wir uns sicher. Das Unternehmen versucht seit dem Tod von Steve Jobs seine mangelnde Innovationsfähigkeit bei der Hardware durch neue Geschäftsfelder wie zum Beispiel Apple TV Plus , Apple Arcade oder Kreditkarten und Apple Pay zu kompensieren. Auch die Apple Watch ist nach anfänglichen Schwächen und einer unglücklichen Modellpolitik wie der goldenen Apple Watch mittlerweile ein Erfolgsmodell.
2010: Von Facebook wird in fünf bis sechs Jahren kein Mensch mehr reden
Der Journalist Martin Thür veröffentliche auf seinem Twitterkanal zwei bemerkenswerte Zitate des selbst ernannten „Trend- und Zukunftsforscher“ Matthias Horx.

© https://twitter.com/MartinThuer/status/815608497006112770/photo/1
Der Screenshot mit dem Facebook-Zitat stammt offensichtlich von derstandard.at . Horx‘ Einschätzung, dass von Facebook in fünf bis sechs Jahren kein Mensch mehr reden würde, stammt vom 9. Juli 2010. Diese Prognose traf also nachweislich nicht zu.
Bereits am 2. März 2001 sagte der gleiche Zukunftsforscher zudem voraus: „Das Internet wird kein Massenmedium“. Nun ja, urteilen Sie über diese Vorhersage selbst…
Selbstverständlich verteidigt sich Horx gegen Kritik an der Zuverlässigkeit seiner Prognosen: Sie seien aus dem Zusammenhang gerissen.

© http://derstandard.at/1277337753402/Zeitfressende-Maschine-Von-Facebook-wird-in-fuenf-bis-sechs-Jahren-kein-Mensch-mehr-reden
Besonders oft betätigten sich Microsoft-Größen als gescheiterte Orakel
„500 Dollar?“ gluckste der damalige Microsoft-Chef Steve Ballmer, nachdem Apple-Chef Steve Jobs 2007 das erste iPhone vorgestellt hatte. „Das ist das teuerste Telefon der Welt. Und es spricht Business-Nutzer überhaupt nicht an, weil es keine Tastatur hat. Damit ist es keine besonders gute Mail-Maschine“.
Tja, wir alle wissen, wie es danach weiterging. Das iPhone, das sich laut Ballmer überhaupt nicht für professionelle Nutzer eignet, wurde zu dem Status-Symbol für Business-Nutzer überhaupt. Alle, die zuvor einen Palm oder ein Windows-Mobile-Handy besessen hatten, warfen das alte Teil in die Ecke und verlangten von ihrer Firma ein iPhone. Und die Privatanwender? Die standen vor den Apple-Stores Schlange. Und dürften jetzt mit Begeisterung des neue iPhone SE kaufen. Windows Mobile alias Windows Phone von Microsoft wiederum ist schon lange tot.
“Das Internet wird wie eine spektakuläre Supernova im Jahr 1996 in einem katastrophalen Kollaps untergehen“ . Diese ganz offensichtlich falsche Vorhersage stammt ausgerechnet von Robert Metcalfe, dem Gründer von 3Com und Erfinder der Ethernet-Verbindung, die heute der Standard für kabelbasierte Netzwerke ist.
“Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt”. Das prognostizierte Thomas Watson, Chairman von IBM, im Kriegsjahr 1943. Und dann war es ausgerechnet IBM, das dem PC, wie wir ihn heute kennen, zum Durchbruch verhalf und ihn zum Massenprodukt machte. Ganz im Gegenteil behaupten sich Desktop-Rechner bis heute wacker gegen die Konkurrenz durch Smartphones und Tablets. Wer wirklich hart und viel am Computer arbeiten muss, kauft sich einen PC oder ein Notebook. Daran ändern weder iOS noch Android etwas.
„Dieses Telefon hat zu viele Schwächen, als dass man es ernsthaft für die Kommunikation in Erwägung ziehen kann“. Internes Memo von Western Union aus dem Jahr 1876. Heute sind Smartphones das meistgenutzte IT-Gerät überhaupt – auch wenn Microsoft von diesem Boom nicht profitieren konnte. Darunter litt sogar das Geschäft des Chip-Giganten Intel, der vor längerer Zeit deswegen seine Atom-Prozessorensparte beerdigte. Denn Android und iOS kommen auch ganz gut ohne Intel-Prozessoren zurecht.
“Noch hat ein Rechner wie der ENIAC 18,000 Vakuum-Röhren und wiegt 30 Tonnen. Doch die Computer der Zukunft werden nur noch 1.000 Vakuum-Röhren besitzen und vielleicht nur noch 1,5 Tonnen wiegen”. Diese verlockende Prophezeiung machte Popular Mechanics im März 1949. Mit diesem vorhergesagten Gewicht wären Notebooks nur schwerlich ein Erfolg geworden. Doch es kam bekanntlich anders.
“Es gibt keinen Grund, warum jeder einen Computer zu Hause haben sollte” behauptete Ken Olsen, Gründer von Digital Equipment Corp. im Jahr 1977. Naja, so ganz Unrecht hat Olsen ja nicht einmal, mitunter reicht ja auch ein Tablet oder ein Smartphone.
“In fünf Jahren wird das Tablet in den USA die beliebteste Form eines PCs sein“. Der Satz klingt gar nicht mal so falsch. Wenn, ja, wenn ihn nicht Bill Gates im Jahr 2002 gesagt hätte. Damals versuchte Microsoft seine Vorstellung von einem Tablet-PC mit Stiftbedienung durchzusetzen. Und scheiterte kläglich – das Windows-Tablet-PC war schwerfällig zu bedienen und absolut unsexy. Wie man es richtig macht, zeigten 2010 Steve Jobs und Apple mit dem intuitiven iPad. Es reicht eben nicht, eine gute Idee zu haben, man muss sie auch gut umsetzen.
“Das Abonnement-Modell für den Kauf von Musik ist gescheitert” meinte Steve Jobs am 3. Dezember 2003. Nun ja, auch der iTunes Store brauchte einige Jahre, bis er richtig boomte. Doch mittlerweile verkauft Apple nicht nur Apps, Musik und Filme via iTunes beziehungsweise App Store, sondern hat längst sein eigenes Bezahlsystem namens Apple Pay gestartet. Und seit langer Zeit hat Apple mit Apple Music sogar einen eigenen Musik-Streaming-Dienst im Angebot. In dem man unter anderem auch die Hörbücher der “drei Fragezeichen” streamen kann. Und Spotify, der Marktführer unter den Musikstreamingdiensten, hatte im April 2018 einen glänzenden Börsenstart hingelegt.
“In zwei Jahren wird das Spam-Problem gelöst sein” versprach Bill Gates im Jahr 2004. Wie viele Spammails haben Sie heute erhalten? Derzeit macht Spam einen Großteil des weltweiten Mailverkehrs aus.
“Dieses Kartell-Ding wird sich in Wohlgefallen auflösen” sagte Bill Gates gegenüber Intel-Verantwortlichen im Jahr 1995. 1991 begann die Federal Trade Commission der USA mit der Untersuchung darüber, ob Microsoft seine marktbeherrschende Stellung gegenüber anderen Betriebssystemen ausnützen würde. 2002 kam es zu einem für Microsoft negativen Urteil. Und 2008 gerieten Microsoft und US-Behörden erneut aneinander.
“Apple ist bereits tot” meinte Nathan Myhrvold, ehemaliger Microsoft-CTO im Jahr 1997. Für einen Toten schlägt sich Apple aber durchaus wacker, alle lebenden Unternehmen können nur davon träumen, eine der wertvollsten Firmen der Welt zu sein. Zumal der Zombie Apple für sich in Anspruch nehmen kann, zwei Märkte überhaupt erst erfunden zu haben: Den für Smartphones und den für Tablets. Zwischenzeitlich war Apple sogar so viel wert, dass es alle russischen Aktiengesellschaften aufkaufen hätte können. Und von den iPhones-Verkaufszahlen kann Microsoft nicht einmal mehr träumen – mangels eigener Smartphones. Erst vor wenigen Tagen hat Apple sein neuestes iPhone 15 vorgestellt.
„Es gibt praktisch keine Möglichkeit, um Kommunikationssatelliten im Weltall zu verwenden, um besser Telefon-, Telegraph-, Fernseh- und Radiodienste in den USA zu ermöglichen“. Das sagte T. Craven, FCC Commissioner im 1961. Obwohl die UdSSR 1957 einen Satelliten ins All geschossen hat. Doch längst schießen sogar Privatfirmen Satelliten ins All. Wie die Raumfahrtfirma SpaceX (von Tesla-Gründer Elon Musk).
“Staubsauger, die durch Kernkraft angetrieben werden, sind vermutlich in zehn Jahren Realität”. Diese gruselige Vorhersage stammt von Alex Lewyt, dem Präsidenten von Lewyt Corp Vacuum Company. Jede Hausfrau und jeder Hausmann saugt also mit dem eigenen Atomkraftwerk in den eigenen vier Wänden, aha. Wobei: Einen kleinen Fortschritt gibt es bei Staubsaugern in der Tat – die Staubsaugroboter nämlich.
Und auch die Rasenmähroboter sind auf dem Vormarsch und machen jeden Garten smarter.
Übrigens: Das unvermeidliche „Niemand braucht mehr als 640kB RAM in seinem PC“ haben wir bewusst nicht in die obige Liste aufgenommen. Erstens ist Bill Gates als gescheitertes Orakel ohnehin oft genug vertreten. Und zweitens stammt diese Aussage vermutlich gar nicht von ihm.