Während der Datenschutz in den USA keine so große Rolle zu spielen scheint, legen europäische Anwender im Allgemeinen und deutsche Nutzer im Speziellen sehr großen Wert auf ihre Privatsphäre. Die Windows-Entwickler haben dieses Thema offenbar komplett unterschätzt, da die erste Version von Windows 10 – zumindest in Sachen Datenschutz – ein kompletter Reinfall war. Dementsprechend groß waren die Änderungen, die Microsoft mit jedem Upgrade nachgereicht hat, zuletzt mit dem Windows 10 Spring Creators Update (Build 1803, also vom März 2018). Der Bereich „Datenschutz“ wurde darin komplett neu gestaltet. Die Verbesserungen merkt man schon gleich nach der Installation oder dem Upgrade: Die obligatorischen Hinweise auf den Datenschutz in Windows sind deutlich ausgeweitet, und Sie haben sofort die Möglichkeit, einige Datenschutzfunktionen einzuschalten. Aber auch später noch können Sie einiges verbessern und überwachen. Anwender, die wissen wollen, welche Daten von Windows gesammelt und an Microsoft übertragen werden, können einen Blick auf diese Informationen werfen. Möglich macht das die App Diagnosedaten-Viewer . In diesem Beitrag zeigen wir die Einstellmöglichkeiten direkt nach dem Upgrade auf Windows 10 1803, denn diese Punkte werden voraussichtlich auch beim Oktober 2018 Update abgefragt. Dann erklären wir die Datenschutzoptionen in den Einstellungen von Windows 10, und schließlich beschreiben wir die Nutzung der App Diagnosedaten-Viewer.
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Datenschutzeinstellungen bei der Installation

Wenn Sie Windows 10 1803 neu installieren oder auch als Upgrade aufspielen, zeigt Ihnen Windows Infofenster zum Datenschutz an. Wir erklären, was die Hinweise bedeuten und was jeweils die datensparsamste Einstellung ist. Bei einer (Neu-)Installation von Windows müssen Sie zunächst die die Lizenzbedingungen akzeptieren. Darin gibt es unter Punkt 3 nur zwei Sätze zum Datenschutz: „Ihre Privatsphäre ist uns wichtig. Informationen zum Datenschutz sowie die Microsoft Datenschutzerklärung sind unter aka.ms/privacy verfügbar.“ Ein Besuch der dortigen Datenschutzerklärung lohnt sich. Wenn Sie unterhalb des Punktes „Von uns erhobene personifizierte Daten“ auf „Erfahren Sie mehr“ klicken, zeigt die Website eine Liste mit den persönlichen Daten an, die Microsoft sammelt, wenn Sie Windows und weitere Microsoft-Dienste nutzen. Es geht unter anderem um diese Daten: Name und Kontaktdaten, Anmeldeinformationen, demografische Daten, Interessen, Favoriten, Browserverlauf und vieles mehr. Einen Überblick über alle Punkte erhalten Sie in der Tabelle. Zu jedem dieser Punkte liefert die Website auch noch eine Erklärung, um welche Daten es genau geht und oft auch, woher sie stammen. Allgemeinere Infos zum Datenschutz finden Sie unter https://privacy.microsoft.com/de-DE . Wenn Ihnen jetzt ganz schwummrig angesichts der Datenvielfalt und möglichen Datenmenge geworden ist, dann lesen Sie hier weiter und erfahren so, wie Sie möglichst wenig Daten an Microsoft übermitteln. Schritt 1, lokales Konto: Falls Sie eine Neuinstallation durchführen, fordert Sie Windows 10 nach der Auswahl der Sprache auf, sich mit einem Microsoft-Konto anzumelden oder ein neues zu erstellen. Möchten Sie möglichst wenig Infos an Microsoft senden, machen Sie das nicht, sondern wählen „Lokal“ links unten. Microsoft fragt noch einmal nach, ob Sie sich wirklich nicht mit einem Microsoft-Konto anmelden wollen. Ohne Installationsassistent wechseln Sie von einem Microsoft-Konto zu einem lokalen Benutzerkonto über „Einstellungen –› Konto –› Stattdessen mit einem lokalen Konto anmelden“. Existiert ein solches noch nicht, können Sie es unter „Einstellungen –› Konto –› Familie und weitere Kontakte –› Diesem PC eine weitere Person hinzufügen“ hinzufügen. Bevor Sie das tun, sollten Sie unter Schritt 5 prüfen, ob die Funktion „Mein Gerät suchen“ deaktiviert ist, da das nur mit einem Microsoft-Konto geht. Schritt 2, Cortana: Anschließend drängt sich die „persönliche Assistentin“ Cortana auf. Sie hört auf Ihre Stimme und soll Ihnen „personalisierte Erfahrungen und relevante Vorschläge“ machen. Klar, dass Cortana/ Microsoft viel über Sie wissen muss, um das leisten zu können. Wählen Sie hier „Nein“. Ohne Installationsassistent deaktivieren Sie Cortana über „Einstellungen –› Datenschutz –› Cortana“. Drehen Sie alle Schalter auf der Seite auf „Aus“. Schritt 3, Spracherkennung: Selbst, wenn Sie sich gerade gegen Cortana entschieden haben, müssen Sie die Spracherkennung von Windows noch einmal ablehnen. Das geht über „Spracherkennung nicht verwenden“ und einem Klick auf „Annehmen“. Ohne Installationsassistent deaktivieren Sie die Spracherkennung über „Einstellungen –› Datenschutz –› Spracherkennung, Freihand und Eingabe“. Schritt 4, Standort 1: Die Frage „Microsoft den Standort verwenden lassen“ beantworten Sie mit „Nein“. Die Funktion macht genau das, was sie sagt: Sie übermittelt den Standort Ihres Gerätes anhand von GPS, WLAN-Daten oder IP-Adressen. Ohne Installationsassistent deaktivieren Sie die Standorterkennung über „Einstellungen –› Datenschutz –› Position –› Positionsdienst“. Schritt 5, Standort 2: Jetzt heißt es aufpassen, denn die Funktion „Mein Gerät suchen“ klingt gut, doch wer sie einschaltet, aktiviert die Standortfunktion von eben. Ohne Installationsassistent deaktivieren Sie die Funktion über „Einstellungen –› Update & Sicherheit –› Mein Gerät suchen“. Schritt 6, Diagnosedaten an Microsoft: Hier haben Sie nur die Wahl zwischen „Vollständig“ und „Einfach“. Naheliegenderweise verraten Sie bei „Einfach“ weniger über sich. Wie Sie ohne Installationsassistent diese Einstellungen wählen, finden Sie bei „Diagnosedaten-Viewer“.

Schritt 7, Freihand- und Eingabeerkennung: Achtung, dieser Punkt hört sich nach Touchscreen und Stifteingabe an. Doch hier geht es auch um alle Tastatureingaben. Wenn Sie auf „Ja“ klicken, werden Ihre Tastureingaben anonymisiert an die Microsoft-Server zur Analyse gesendet. Das dient den Funktionen Autokorrektur, Autovervollständigung und Wortvorhersage. Durchaus nützliche Funktionen, doch wenn Sie die Datensparsamkeit leben wollen, müssen Sie auch hier „Nein“ wählen. Ohne Installationsassistent deaktivieren Sie die Option über „Einstellungen –› Datenschutz –› Feedback und Diagnose“. Schritt 8, Diagnosedaten für Erfahrungen: Wenn Sie hier „Nein“ wählen, bekommen Sie weniger Hinweise mit Tipps zu Windows und mit Werbung für Microsoft. Ohne Installationsassistent deaktivieren Sie die Option über „Einstellungen –› Datenschutz –› Feedback und Diagnose“. Schritt 9, Werbe-ID: Die hier genannte „Apps Werbe-ID“ ist so etwas wie ein Super-Cookie für den PC. Würden Sie „Ja“ sagen, würden Sie von individuellerer Werbung verfolgt werden. Ohne Installationsassistent deaktivieren Sie die Option über „Einstellungen –› Datenschutz –› Datenschutzoptionen ändern“. An dieser Stelle sollten Sie alle vier Schalter auf „Aus“ setzen. Schritt 10: Der Installations- oder Upgrade-Vorgang wird nun abgeschlossen. Sie können die eben getroffenen Entscheidungen gesammelt unter „Einstellungen –› Datenschutz“ noch einmal kontrollieren. Dort werden Sie weitere Funktionen finden, die Sie deaktivieren können, zum Beispiel den „Aktivitätsverlauf“. Dieser ist zwar zunächst nur auf das aktuelle System beschränkt, doch wenn Sie sich Ihren PC mit jemanden teilen, wollen Sie vielleicht auch diese Funktion ausschalten.
Das will Microsoft über Sie wissen
Die folgende Liste entstammt der Datenschutzerklärung von Microsoft mit Stand vom Mai 2018. Sie stimmen ihr unter anderem bei der Installation von Windows 10 oder bein Upgrade auf die neueste Windows-10-Version zu. Um zu erfahren, was genau zu den hier genannten Punkten gespeichert wird, gehen Sie auf https://privacy.microsoft.com/de-de/privacystatement und klicken unterhalb des Absatzes mit der Überschrift „Von uns erhobene personifizierte Daten“ auf „Erfahren Sie mehr“. Wie Sie diese Datensammlung möglichst begrenzen, lesen Sie in unserem Beitrag.
Windows 10: Die besten Tipps zu Sicherheit & Datenschutz
Datenschutz-Einstellungen in der Systemsteuerung
Ein Blick ins Datenschutzmodul der Windows-10-Einstellungen (Schritt 10, siehe oben), empfiehlt sich auch Anwendern, die Windows 10 schon länger nutzen, denn mit dem Upgrade auf Build 1803 hat sich einiges getan. Die erste Neuerung sticht bereits nach dem Öffnen der „Datenschutzeinstellungen“ ins Auge. Anstatt wie bisher alle Rubriken untereinander anzuordnen, unterscheidet Microsoft nun zwischen „Windows- Berechtigungen“ und „App-Berechtigungen“, was die Bedienung deutlich vereinfacht. Systemweite Berechtigungen: Insgesamt vier Rubriken sind im Bereich „Windows- Berechtigungen“ zusammengefasst: „Allgemein“, „Spracherkennung, Freihand und Eingabe“, „Diagnose und Feedback“ sowie die neue Funktion „Aktivitätsverlauf“. Während die im Bereich „Allgemein“ zur Verfügung stehenden Optionen unverändert sind, wurde der Abschnitt „Cloudinformationen verwalten“ aus „Spracherkennung, Freihand und Eingabe“ entfernt. Und über „Diagnose und Feedback“ gelangen Sie an die neuen Diagnosedaten und starten den Diagnosedaten-Viewer. Darüber hinaus ist hier – neben der eingangs erwähnten Option „Freihand- und Eingabeerkennung verbessern“ – auch die Funktion „Individuelle Benutzererfahrung“ untergebracht. Wenn Sie diese einschalten, blendet Windows 10 von Zeit zu Zeit Tipps und andere Hinweise ein. Wenn Sie möchten, dass Windows möglichst wenige Daten erhebt, dann gehen Sie die eben genannten Punkte durch und stellen Sie die Regler auf „Aus“ oder entfernen Haken vor Optionen oder wählen Punkte mit „deaktivieren“ aus. Denn: Ein Ausschalten der Funktionen führt immer zu mehr „Datenschutz“ – hier ist Microsoft erfreulich konsistent. Spezielle App-Berechtigungen: Wesentlich umfangreicher sind die „App-Berechtigungen“. Hier stehen inzwischen 20 Rubriken zur Auswahl, neu hinzugekommen sind „Dokumente“, „Bilder“, „Videos“ und „Dateisystem“. Mithilfe dieser Funktionen können Sie festlegen, ob andere Nutzer und Apps auf die standardmäßig angelegten Bibliotheken „Dokumente“, „Bilder“ und „Videos“ sowie das Dateisystem zugreifen dürfen. Haben Sie Apps den Zugriff gestattet, legen Sie unter „Apps auswählen, die Zugriff auf Ihre Bibliothek haben“ fest, für welche Apps diese Freigaben gelten. Ebenfalls neu ist, dass Sie in den Rubriken „Kamera“, „Mikrofon“, „Kontoinformationen“, „Kontakte“, „Kalender“, „Anrufliste“, „E-Mail“, „Aufgaben“ und „Messaging“ die jeweiligen Funktionen für andere Benutzer des PC komplett sperren können. Bisher war es lediglich möglich, Apps die Nutzung zu untersagen. Tool-Tipp: Wer sich nicht mit diesen vielen Einstellungen beschäftigen möchte, kann auch eines der vielen Windows-10-Privacy-Tool nutzen. Empfehlenswert ist beispielsweise O&O Shutup 10 .
Siehe auch: Der große Sicherheits-Check für Ihren PC
Das sendet Microsoft wirklich: Diagnosedaten einschalten

Microsoft hat mit dem Update 1803 in den „Einstellungen“ unter „Datenschutz –› Diagnose und Feedback“ die neue Funktion „Diagnosedatenanzeige“ integriert. Diese ermöglicht es jedem Anwender, einen Blick auf die Informationen zu werfen, die von Windows gesammelt und im Hintergrund an Microsoft übertragen werden. Auf diese Weise können interessierte Anwender selbst überprüfen, welche Informationen übertragen werden. Allzu viel dürfen Sie aber nicht erwarten, da die Daten nicht im Klartext, sondern in Form von Listings angezeigt werden. Darüber hinaus werden die einzelnen Komponenten nicht mit ihren Windows-Bezeichnungen, sondern unter ihren Funktionsnamen aufgeführt, beispielsweise „Microsoft.Windows.HostActivityManager. Host_TerminateRequest“, „WlanMSM.WirelessScanResults“ oder „Tel- ClientSynthetic.HeartBeat_5“. In der Grundeinstellung ist die Diagnosefunktion ausgeschaltet. Um sie zu aktivieren, schalten Sie „Einstellungen –› Datenschutz –› Diagnose und Feedback –› Diagnosedatenanzeige“ auf „Ein“. Wie in der Beschreibung aufgeführt ist, können die gesammelten Diagnosedaten bis zu 1 GB Speicherplatz beanspruchen.
So nutzen Sie den Diagnosedaten-Viewer
Nach dem Einschalten von „Einstellungen –› Datenschutz –› Diagnose und Feedback –› Diagnosedatenanzeige“ wird der darunter liegende Button „Diagnosedaten-Viewer“ anklickbar. Er führt in den Windows Store, wo sich die App Diagnostic Data Viewer herunterladen lässt. Klicken Sie nach dem Laden der App auf „Starten“, um die App zu öffnen. Standardmäßig wird der Abschnitt „Leistung von Produkten und Diensten“ angezeigt. Per Klick auf das oben links platzierte Symbol öffnen Sie das Hauptmenü, in dem Ihnen alle Kategorien zur Auswahl stehen, darunter „Browserverlauf“, „Gerätekonnektivität und -konfiguration“ sowie „Softwareeinrichtung und -bestand“. Gut: Es lassen sich beliebig viele Kategorien gleichzeitig auswählen. In der Grundeinstellung zeigt der Diagnosedaten-Viewer alle Informationen an. Sollen hingegen nur die wichtigsten Angaben eingeblendet werden, setzen Sie den Schalter unter „Nur Basisdaten für Diagnose anzeigen“ auf „Ein“. Um gezielt nach einem bestimmten Ausdruck zu suchen, etwa der SSID Ihres heimischen WLANs oder der URL einer von Ihnen besuchten Webseite, tippen Sie den Begriff in das Suchen-Feld und drücken die Eingabetaste. Nicht vergessen: Nicht alle angezeigten Daten werden an Microsoft übertragen. Lediglich diejenigen Infos, die mit einem blauen Symbol gekennzeichnet sind, werden im Rahmen der als „Sampling“ bezeichneten Stichproben von Microsoft erfasst. Unsere Tests haben gezeigt, dass auf Systemen, die nicht am Windows-Insider-Programm teilnehmen, nur eine Handvoll Informationen übertragen werden. Bei Verwendung einer Insider-Build sind hingegen nahezu alle Einträge mit dem Sampling-Icon versehen – was aber verständlich ist, da es sich bei Windows-Insidern um Betatester handelt, die an der Weiterentwicklung von Windows beteiligt sind.
Weiterführende Funktionen des Diagnosedaten-Viewer
Im unteren Bereich des Hauptmenüs sind zusätzliche Funktionen untergebracht. Ein Klick auf „Auswahl löschen“ setzt die ausgewählten Rubriken zurück, „Datenschutz- Dashboard“ öffnet den Browser, sodass Sie nach der Anmeldung mit Ihrem Microsoft-Konto einen Blick auf die Informationen, die Microsoft speichert, werfen können. Dazu gehören unter anderem „Browserverlauf“, „Suchverlauf“, „Sprachaktivität“ und „Cortanas Notizbuch“. Interessant ist, dass Sie im Abschnitt „Sprachaktivität“ nicht nur erfahren, wann Sie was zu Cortana gesagt haben, sondern sich sogar die Aufnahmen anhören können. Dazu klicken Sie erst auf die Schaltfläche „Sprachaufzeichnungsverlauf anzeigen und löschen“, dann auf die Wiedergabetaste. Der Befehl „Datenschutzeinstellungen“ öffnet den gleichnamigen Bereich der „Windows- Einstellungen“, und per Klick auf „Daten exportieren“ sichern Sie die im Diagnosedaten-Viewer angezeigten Informationen in einer CSV-Datei. Entscheiden Sie sich für „Samplingrichtlinien“, wird ein Dialog eingeblendet, der Sie darüber informiert, was es mit den im vorigen Abschnitt erwähnten blauen Icons auf sich hat. Ebenfalls neu ist, dass sich die gesammelten Diagnosedaten vollständig entfernen lassen. Die dafür zuständige Funktion ist ebenfalls im Dialog „Diagnose und Feedback“ untergebracht. Nach einem Mausklick auf den Button „Löschen“ werden alle Daten entfernt, und die Funktion „Diagnosedatenanzeige“ wird wieder deaktiviert. Zudem steht neben dem Button „Löschen“ das Datum, an dem die Diagnosedaten zuletzt entfernt wurden.