Zu Beginn des Jahres hatten wir bereits einen Blick auf die Custom-ROMs mit Android 6 geworfen. Damals waren bereits die ersten Portierungen zu sehen, allerdings befanden sich die meisten davon noch im Betastadium. Inzwischen bieten alle ein stabiles Umfeld an. In diesem Feld ist mit Ressurection Remix auch ein neuer Kandidat aufgetaucht, der den bekannten Platzhirschen wie Cyanogenmod oder Dirty Unicorns die Nutzer abspenstig machen will. Wir haben insgesamt fünf Android-6-Custom-ROMs für Sie unter die Lupe genommen und zeigen Ihnen, welche Lösung am besten für welchen Nutzertyp passt.
Cyanogenmod

Die Entwickler von CM sind in der Regel immer mit die Ersten, die sich um die Portierung der aktuellen Android-Version bemühen. Bereits Anfang Oktober 2015 standen die ersten Alphaversionen von CM13 auf Basis von Android 6 zur Verfügung. Gegen Ende des Jahres war CM13 auf nahezu allen Plattformen in einer stabilen Variante vorhanden. Ein gleiches Bild zeigt sich aktuell wieder: Die ersten Versionen von CM14 auf Basis von Android 7 Nougat sind bereits als frühe Betaversionen für verschiedene Plattformen wie das Nexus 5 oder das Moto G3 erschienen.
Der Fokus in diesem Artikel liegt jedoch auf der Implementierung von Android 6 Marshmallow und CM13. Diese Implementierung liegt inzwischen für deutlich mehr als 50 Modelle vor. Ob Ihr Smartphone oder Tablet auch darunter fällt, können Sie am einfachsten über den Downloadbereich von Cyanogenmod überprüfen.

Die Einrichtung von CM13
Für die Installation benötigen Sie, wie bei den anderen Custom-ROMs auch, ein Recoverysystem. Für unseren Workshop setzen wir das altbewährte TWRP ein. Nach der Installation wartet, wie gehabt, der Installations-assistent von Cyanogenmod auf Sie. Wenn Sie die Einrichtung abgeschlossen haben, sehen Sie die übersichtliche Oberfläche von CM13.
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Ein Blick in die bereits vorinstallierten Apps bringt ein wenig Ernüchterung: Sie finden altbekannte Anwendungen wie den Equalizer „AudioFX“ oder auch den eigenen Musikplayer.
Wenn Sie weitere Funktionen benötigen, sollten Sie sich als Erstes den Google Play Store über die „Open Apps“ nachinstallieren.
Die weiteren Unterscheidungsmerkmale zum klassischen Android 6 gibt es in den Einstellungen. An dieser Stelle sind zahlreiche Funktionen zu finden, die in Googles Version noch nicht oder erst in Android 7 hinzugefügt wurden oder aber noch komplett fehlen. So sind etwa die umfangreichen Sicherheitseinstellungen, aber auch die flexiblen Anpassungen beim äußeren Erscheinungsbild zu nennen. Dieses lässt sich zum einen über den Menüpunkt „Designs“ und ebenso über die „Statusleiste“ anpassen.

Fazit: Für Einsteiger interessant
Cyanogenmod 13 ist vor allem für Anwender von älterer Hardware interessant, die gerne mit einem aktuellen Betriebssystem arbeiten möchten. Dank der einfachen Installation, den unkomplizierten Updates und den übersichtlichen Einstellungen ist es auch für Benutzer mit wenig technischem Hintergrund problemlos zu verwalten.
Dirty Unicorns

Gleich beim Start erweckt das Einhorn Ihre Aufmerksamkeit: Das Symbol des Custom-ROMs erscheint in roter Farbe und wird von zwei animierten Kreisen umgeben. Der Anspruch der Macher: das beste Custom-ROM mit den meisten Funktionen zu bieten.
Nach der Einrichtung landen Sie aber erst einmal auf einem wenig spektakulären Einstiegsbildschirm. Lediglich der installierte Browser fällt direkt auf – es handelt sich dabei um Googles Chromium. Dieser basiert auf dem öffentlich verfügbaren Quellcode des Google Browers und stellt eine leistungsstarke Alternative dar. Der wirkliche Leistungsumfang des Einhorns zeigt sich erst, wenn Sie die Einstellungen aufrufen. Dort finden Sie mit den „Dirty Tweaks“ eine Sammlung von Funktionen, welche die Entwickler in das Custom-ROM gepackt haben.
Die Erweiterungen von Dirty Unicorns

Die Funktionen sind nach insgesamt fünf Rubriken geordnet, nämlich System, Sperrbildschirm, Statusleiste, Navigation und Multitasking. Bei diesem Leistungsumfang sieht selbst Android 7 Nougat blass aus. Einige der Funktionen sind besonders zu erwähnen: Innerhalb des Systems finden Sie den Punkt „Startmenü“. Die Bezeichnung ist irreführend, denn damit legen Sie fest, welche Funktionen nach dem Drücken des Ausschaltknopfes auf dem Bildschirm erscheinen sollen. Es stehen neun Funktionen zur Verfügung, unter anderem ein Bildschirmfoto und der Direktzugriff auf den Flugmodus.
Auch der Sperrbildschirm lässt sich individuell Ihren Bedürfnissen anpassen: Sie können dort nicht nur, wie gewohnt, die Uhrzeit und die aktuellsten Meldungen anzeigen lassen, sondern auch das aktuelle Wetter integrieren oder die Symbole am unteren Bildschirmrand individuell setzen.
Ähnlich umfangreich gestaltet sich die Konfiguration der Statuszeile, bei der Sie alle möglichen Infos einblenden können.
Besonders interessant ist der Mehrfenstermodus, den Sie in Dirty Unicorns im Menü „Multitasking“ finden: Damit können Sie bereits unter Android 6 zwei Anwendungen parallel nebeneinander betrachten. In diesem Menü finden Sie auch die Einstellungen für „Omniswitch“, eine interessante Alternative zur Verwaltung aller aktuell geöffneten Apps.
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Fazit: Bietet eine Vielzahl an Funktionen
Das Custom-ROM läuft sehr stabil und lässt sich dank des integrierten DU-Updater einfach auf dem neuesten Stand halten. Wenn Sie als Anwender in Ihrem aktuellen Custom-ROM schon immer die eine oder andere Funktion vermisst hatten, jedoch keine Lust auf Basteleien haben, ist das Einhorn sicherlich die richtige Lösung für Sie.
Crdroid

Das Custom-ROM Crdroid hat eine noch nicht allzu lange Historie und trat das erste Mal vor gut zwei Jahren innerhalb des Entwicklerforums XDA in Erscheinung. Das Entwicklerteam von Crdroid verfolgt einen anderen Ansatz als die Konkurrenten in diesem Vergleich, denn die Basis für die Entwicklungen ist Cyanogenmod. Ziel von Crdroid ist jedoch die gezielte Erweiterung des Custom-ROMs um einige zentrale Funktionen, die in der Grundauslieferung von CM nicht dabei sind.
Optisch erinnert der Startbildschirm an seine Herkunft: Bei den integrierten Apps geht Crdroid allerdings einen etwas abweichenden Weg. So kommt als Equalizer AudioFX zum Einsatz, und bei der Musikwiedergabe wird ebenfalls eine abweichende App mit ausgeliefert.
Zusatzeinstellungen unter Crdroid

Die zusätzlichen Funktionen haben die Entwickler von Crdroid sehr übersichtlich in einem Menü „Extra settings“ angeordnet. Dort finden Sie insgesamt vier Menüs, über die Sie Ihr Custom-ROM zusätzlich anpassen können.
Im Menü „Tasten“ lassen sich die drei Tastengruppen anpassen: Sie können dem Navigationsbar weitere Schaltflächen hinzufügen, das Menü des Ausschalters anpassen sowie die Lautstärketasten um weitere Funktionen ergänzen.
Interessant ist auch die Anpassung der Anzeige für die aktuell laufenden Apps, die sich hinter „Recent Panels“ verbirgt. An dieser Stelle bietet Ihnen Crdroid zum einen die Möglichkeit, zusätzliche Informationen wie die aktuelle Speicherauslastung anzuzeigen. Zum anderen können Sie alternativ diese Ansicht auch komplett überarbeiten und stattdessen „Omniswitch“ mit seinem stark erweiterten Funktionsumfang einsetzen.
Unter „Screen and Animation“ haben Sie die Möglichkeit, festzulegen, ob die Objekte animiert werden sollen. Gerade bei älteren, leistungsschwachen Geräten lässt sich dies auch abstellen, um keine Ressourcen unnötig zu verschwenden.
Bei der Konfiguration der „Statusleiste“ steht Crdroid seinen Konkurrenten in nichts nach. An dieser Stelle können Sie flexibel vom Akkustand bis hin zum Netzwerkverkehr die Informationen ein-und ausblenden sowie platzieren.
Fazit: Guter Kompromiss
Crdroid ist ein guter Mittelweg zwischen Cyanogenmod und den sehr überfrachteten Custom-ROMs von Dirty Unicorn und Resurrection Remix. Falls Ihnen also einige Funktionen innerhalb von CM fehlen, Sie jedoch auch nicht vor einem zu überladenen Konfigurationsmenü sitzen möchten, stellt Crdroid genau die richtige Alternative dar.
Omnirom

Die Historie von Omnirom hat erst im Januar 2016 begonnen. Das Gleiche gilt für die Portierung auf Android 6, die erst seit wenigen Monaten zur Verfügung steht. Dafür gibt es aktuell Umsetzungen von Omnirom für mehr als 80 Endgeräte . Im Gegensatz zu einigen anderen Custom-ROMs in diesem Vergleich liegt der Schwerpunkt auf der Offenheit und Stabilität der Lösung. Die Entwickler haben die Software auf Basis des verfügbaren AOSP-Quellcodes („Android Open Source Project“) aufgebaut und um eine Reihe sinnvoller Funktionen ergänzt. Der klare Schwerpunkt liegt dabei in der verbesserten Interaktion des Benutzers mit dem System.
Wenig verwunderlich ist deswegen der sehr übersichtliche Startbildschirm. Sie finden in der Grundinstallation einige Standard-Apps, die auch in anderen Custom-ROMs auftauchen: Apollo für die Musikwiedergabe, Chromium und den DSP-Manager für die Optimierung der Wiedergabe von Musik auf Ihrem Endgerät. Bei den Apps fällt auch der „Omniswitch“ auf, den die Entwickler des Einhorns bereits in ihre Lösung integriert hatten, der seinen Ursprung jedoch bei Omnirom hat.
Navigation vereinfachen

Wenn Sie sich die Konfigurationsmöglichkeiten im Detail ansehen, finden Sie dort eine interessante Favoriten-Verwaltung und die Möglichkeit, „Omniswitch“ als eigenen Launcher zu aktivieren.
Über die Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand, können Sie beispielsweise Ihre Favoriten aufrufen oder ein Foto schießen.
Zur Anpassung der Navigation gibt es innerhalb der Einstellungen ein eigenes Menü „Benutzeroberfläche“. In diesem lassen sich die Statusleiste sowie die Navigationsleiste anpassen und beispielsweise die zusätzlichen Informationen für die Statusleiste festlegen. Ähnlich umfangreiche Einstellmöglichkeiten finden Sie auch für den Sperrbildschirm vor, bei dem Sie eigene Anwendungsverknüpfungen oder ein separates Hintergrundbild setzen können.
Fazit: Einfach und übersichtlich
Steht für Ihr Endgerät aktuell kein Android 6 zur Verfügung und suchen Sie nach einer Alternative zu Cyanogenmod in Bezug auf Handhabung und Übersichtlichkeit, könnte Omnirom etwas für Sie sein. Dank des Hauptaugenmerks auf einfache Handhabung wirkt das Custom-ROM zu keinem Zeitpunkt überladen, und Sie finden sich auch mit wenig Erfahrung gut zurecht.
Resurrection Remix

Das Custom-ROM Resurrection Remix gehört noch zu den jüngeren Vertretern auf dem Markt. Das erste Mal trat das Entwicklerteam Anfang 2014 in Erscheinung. Seitdem hat es recht schnell an Boden gewonnen und inzwischen für einige Geräte eine Umsetzung auf Basis von Android 6 herausgebracht.
Die interessantesten Tuning-Optionen

Die Statusleiste, die Benachrichtigungsleiste sowie die Schnelleinstellungen lassen sich flexibel an Ihre Bedürfnisse und Anforderungen anpassen. In die drei Menüs haben die Entwickler alles gepackt, was an Funktionen in anderen Custom-ROMs verfügbar ist.
Fazit: Personalisierungs-Champion
Resurrection Remix muss sich hinter den bereits länger vorhandenen Custom-ROMs nicht verstecken. Der Funktionsumfang ist vergleichbar mit Dirty Unicorns, wobei die einzelnen Funktionen im Menü „Personalisierung“ deutlich besser angeordnet sind. Dieses Custom-ROM eignet sich vor allem für Anwender, die möglichst viel an der Oberfläche nach Ihren Wünschen anpassen möchten und die darüber hinaus stets an neuen Funktionen interessiert sind.

Zusammenfassung: Ausprobieren!
Die Implementierungen der verschiedenen Custom-ROMs haben unter Android 6 inzwischen einen sehr stabilen Stand erreicht. Welches die für Sie passende Lösung ist, hängt neben der Verfügbarkeit für Ihr eigenes Endgerät vor allem auch von der Art Ihrer Nutzung ab: Ist diese eher experimentell – oder sind Sie der klassische Nutzer, der jedoch gerne mit einer aktuellen Version arbeiten möchte? Dank der einfachen Installation über eine Recovery-Lösung lässt sich schnell einmal das eine oder andere Custom-ROM ohne größeren Auswand ausprobieren.

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