Deutschlands Internetanschlüsse stellen im europäischen Vergleich nur Mittelmaß dar. Nach aktuellen Zahlen des globalen Netzwerkausrüsters Akamai betrug die durchschnittliche Bandbreite in Privathaushalten zu Jahresbeginn hierzulande knapp 13 MBit/s, während Schweden, Norwegen, Niederlande und die Schweiz auf 17 bis 19 MBit/s kamen. Dies sind Mittelwerte, wie der Blick auf den Breitbandatlas sofort zeigt. Denn während sich viele Bewohner des ländlichen Raumes noch nach gewöhnlichem DSL sehnen, kann man im TV-Kabelnetz schon bis 400 MBit/s buchen. Diese Unterschiede sind wichtig vor dem Hintergrund, dass man die Bandbreite des eigenen Anschlusses optimal nutzen möchte. Denn oft genug ist gar nicht der Provider schuld, vielmehr versteckt sich der Flaschenhals in den eigenen vier Wänden: beispielsweise in veralteter WLAN-Technik, massiven Störeinflüssen oder schlicht falschen Einstellungen.
Tipp: 10 Tipps für ein schnelles und stabiles WLAN
Tatsächliche Geschwindigkeit: Was kommt zu Hause wirklich an?
Die gebuchte Bandbreite ist das eine. Was davon zu Hause wirklich ankommt, das andere. Die Internetanbieter werben gerne mit möglichst hohen Bandbreiten, relativieren dies aber gleich mit dem Zusatz „bis zu“. Um die Frage, welche Geschwindigkeit am heimischen Anschluss tatsächlich zur Verfügung steht, setzen Sie am frühestmöglichen Punkt an, also am Router. Auf die im Haus fest verlegte Leitung Ihres Kabel- oder Telefonanschlusses haben Sie ohnehin keinen Einfluss und ob Sie den Router nun an der Telefondose im Flur oder zehn Meter weiter in irgendeinem Zimmer betreiben, ist unerheblich. Zum Messen der zur Verfügung stehenden Bandbreite rufen Sie die Konfigurationsoberfläche Ihres Routers auf und suchen im Menü nach Begriffen wie „Internet“, „Online-Monitor“ oder „DSL-Informationen“.

Ins Menü etwa der verbreiteten Fritzbox gelangen Sie, indem Sie im Browser eines per Netzwerkkabel oder WLAN verbundenen Rechners „fritz.box“ eintippen und sich dann einloggen. Die Verbindungsgeschwindigkeit sehen Sie gleich in der Übersicht rechts hinter „DSL“. Mehr und detaillierte Informationen zeigt die Fritzbox über „Internet -> DSL-Informationen -> DSL“ an. Wichtig sind hier zunächst die obersten Zeilen: „DSLAM-Datenrate Max.“ beschreibt die Werte, die Ihr Provider für Ihren Anschluss beziehungsweise Tarif maximal zulässt. Zwei Zeilen darunter gibt die „Leitungskapazität“ das theoretische Maximaltempo Ihrer Anschlussleitung an, direkt darunter stehen die aktuellen Ist-Werte. Im Idealfall stimmen die Messwerte für Up- und Download mit den gebuchten Werten überein, die Sie in Ihren Vertragsunterlagen nachsehen können. Weichen diese Werte erheblich vom Sollwert ab, oder haben Sie in der Praxis gar mit dem Verlust von Datenpaketen (Aussetzer beim Videostreaming, äußerst langsame Downloads) zu kämpfen, gehen Sie dem auf den Grund. Ursache kann eine grundsätzlich zu geringere Bandbreite durch den Provider sein, eine temporäre Leitungs- beziehungsweise Netzstörung sowie ein Router- oder Kabelproblem zu Hause sein. Dauerhaft zu gering ist die Bandbreite vermutlich, wenn sich die Geschwindigkeit nicht erst zuletzt schleichend verändert hat oder Probleme nicht nur punktuell auftreten. Mit dem Auslesen der verschiedenen Datenraten aus dem Router kommen Sie dem Problem auf die Spur. Kontaktieren Sie Ihren Provider, lassen Sie die Leitung überprüfen und entscheiden Sie danach, was Sie gegebenenfalls tun. Mehr zu Ihren Rechten und den Pflichten der Internetprovider lesen Sie im Kasten „Rechtslage: Was muss der Provider liefern?“.

Bei schleichender Verschlechterung oder ab und zu auftretenden Störungen kann das Problem auch in den Zuleitungen oder im Router selbst liegen. Alle Stecker überprüfen und ein paar Mal ein- und ausstecken beziehungsweise den Router zurücksetzen sowie gegebenenfalls die Firmware aktualisieren sind hier die ersten Maßnahmen. Weitere Abhilfe und Einstellungen beschreibt der Fritzbox-Hersteller hier für seine Geräte .
Systemwechsel: TV-Kabel als Alternative
Wer über seine Telefonleitung (DSL) keinen schnellen Internetzugang bekommt, hat im Kabelanschluss (TV) meist eine flotte und günstige Alternative. Bundesweit sind fast 19 Millionen Haushalte an das TV-Kabelnetz angeschlossen, mit Abstand größter Anbieter ist Vodafone (früher: Kabel Deutschland). Da anders als bei DSL jedes Gebäude exklusiv von einem Kabelnetzbetreiber versorgt wird, kann man den Versorger nicht wählen. Fragen Sie hierzu beim Vermieter oder bei der Hausverwaltung nach. Ein 32-MBit/s-Anschluss mit Doppel-Flatrate für Internet und Telefonie kostet bei Vodafone derzeit in den ersten zwei Jahren knapp 20 Euro monatlich, danach knapp 30 Euro. Schnelle 100 MBit/s gibt es im ersten Jahr für rund 20 Euro, ab dem 13. Monat für 35 Euro. Mit der Aufhebung des Routerzwangs seit Anfang August kann man jetzt auch seinen eigenen Router betreiben, die bisherige Beschränkung fällt weg.






WLAN ist (fast) immer langsamer als ein Kabelnetzwerk
Betrachten wir beispielhaft eine VDSL-50-Leitung. Die 50 MBit/s kommen hier übrigens typischerweise tatsächlich an und stehen damit an allen Geräte im kabelgebundenen Netzwerk zur Verfügung – bei Netzwerkkabeln durchaus üblich. Führt man den PC-WELT-Speedtest dagegen auf einem per WLAN angebundenen Rechner durch, erreicht der Durchsatz mit dem weitverbreiteten WLAN-Standard 11n den Maximalwert meist selbst in unmittelbarer Nähe des Routers nur knapp. Zwar stehen auf der Standardfrequenz von 2,4 MHz pro Datenstrom beziehungsweise Antenne theoretisch 150 MBit/s zur Verfügung – und Windows zeigt den vollen Wert in den „Netzwerkverbindungen“ auch stets an – mit der Realität hat dies aber wenig zu tun.
Siehe auch: Die 14 nervigsten WLAN-Probleme lösen – so geht’s Die angegebenen Werte sind nämlich Bruttowerte, der tatsächliche Nettodurchsatz liegt selbst unter optimalen Bedingungen nur bei rund 40 Prozent, also etwa 60 MBit/s. Aufgrund vielfältiger Störungen durch andere Geräte und WLAN-Netze sowie mit zunehmender Entfernung sinkt der Nettodurchsatz drastisch. Schon ein oder zwei Zimmer vom Router entfernt kommt vom VDSL 50 mit „Standard-WLAN“ (11n, ein Datenstrom, 2,4 MHz) nur noch ein Bruchteil dessen an. Mehr Speed verspricht die Nutzung des 5-MHz-Bandes, falls Router und Endgerät dies unterstützen. Funkt der Router nur mit 2,4 MHz, dies jedoch auf zwei parallelen Datenströmen, lohnt sich fürs Notebook ein WLAN-USB-Adapter, der dies unterstützt. Solche mit „N300“ bezeichneten Ministicks zum Einstecken kosten gut zehn Euro und können das integrierte Funkmodul ersetzen.

Etabliert haben sich inzwischen auch die deutlich schnelleren Geräte mit dem WLAN-Standard 11ac. 11ac-Router gibt es bereits ab 40 Euro im Onlinehandel, und nach dem Ende des Routerzwangs kann man ohnehin über neue Hardware nachdenken. Fehlt beim mobilen Rechner noch das entsprechende Gegenstück, hilft auch hier ein WLAN-Dongle. 11ac-USB-Dongle kosten ab etwa 20 Euro. Zwar übertragen die kleinen Ministicks ohne ausladende Zusatzantennen nur bis 433 MBit/s brutto – immerhin deutlich mehr als 150 MBit/s bei langsameren 11n. Wenn das interne WLAN-Modul im Notebook als PCIe-Karte ausgeführt ist, lässt es sich recht einfach austauschen. Beim Wechsel der Hardware von 11n auf 11ac steigt der Datendurchsatz bei gleicher Zahl der Antennen auf fast das Dreifache. Passende Halfsize-11ac-Platinen zum Einbauen sind ab 25 Euro erhältlich. Ohne zusätzliche Hardware empfiehlt sich ein möglichst zentraler Routerstandort, eine geänderte Ausrichtung von Gerät oder Antennen, die Wahl eines möglichst freien Funkkanals – dabei hilft das Tool Inssider (auf DVD) – und möglichst wenig andere (störende) WLANGeräte, um Durchsatz und Reichweite des heimischen WLAN zu erhöhen. Die wichtigsten Maßnahmen haben wir in zwei Onlineratgebern zusammengefasst (siehe hier und hier ).
Rechtslage: Was muss der Provider liefern?
Beim Streit mit dem Provider über die Anschlussgeschwindigkeit kommt es auf die tatsächlich zur Verfügung stehende Bandbreite an. Die lässt sich, wir haben es im Ratgeber eingangs beschrieben, über den Router anzeigen. Doch selbst wenn der Wert unter dem gebuchten liegt, kann man nicht zwingend Ansprüche gegen den Netzbetreiber geltend machen oder gar den Vertrag kündigen. Denn die Tücken liegen im Kleingedruckten, also in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). So bezeichnet die Deutsche Telekom in der Leistungsbeschreibung zu ihrem DSL-16000-Anschluss eine Bandbreite von 9800 MBit/s als „normal“, garantiert werden sogar nur 6300 MBit/s. Das entspricht etwa dem, was verschiedene Gerichte DSL-Kunden als Mindestraten zugesichert haben. Anders verhält es sich beim Kabelnetz, denn in diesem „Shared Medium“ teilen sich alle Kunden eines Clusters die Gesamtbandbreite. Deshalb ist der Durchsatz hier insbesondere in den Abendstunden teilweise deutlich geringer, als man gebucht hat.
In jedem Fall sind Sie als Kunde beweispflichtig, wenn Sie eine zu geringe Leistung monieren. Dokumentieren Sie die Werte deshalb über einen längeren Zeitpunkt, beispielsweise über Screenshots, und wenden Sie sich damit an Ihren Internetanbieter. Laut kürzlich beschlossenerer Transparenzverordnung muss zukünftig allerdings der Internetanbieter die tatsächliche Bandbreite angeben.
WLAN-Repeater, Powerline und Access Points helfen weiter
Verbessern lässt sich die Funkversorgung in den eigenen vier Wänden auch mit einem WLAN-Repeater, der das Signal vom Router empfängt und verstärkt weitersendet. Dabei gelten die gleichen Grundsätze und Beschränkungen der verschiedenen WLAN-Standards, Frequenzen und Datenströme. Ferner müssen sämtliche Funkkomponenten, also Router, Repeater und die Endgeräte, den gleichen Standard unterstützen, um die maximale Bandbreite zu erreichen. Achten Sie beim Kauf eines Repeaters darauf, dass er Crossband-Repeating unterstützt. Bei dieser auch Dual-Band-Modus genannten Technik arbeitet das Gerät gleichzeitig im 2,4- und im 5-MHz-Band, sofern auch die übrigen Komponenten dazu in der Lage sind. Ansonsten halbiert sich die Bandbreite beim Einsatz eines Repeaters, weil sich Empfangs- und Sendebetrieb abwechseln. Platzieren Sie den Repeater zwischen Router und dem Zimmer, wo Sie das WLAN nutzen möchten.

Als Alternative zu WLAN kommt schließlich die Netzwerkweiterleitung über die Steckdose in Frage, auch als Powerline bezeichnet. Dabei wird das Netzwerksignal per LAN-Kabel über einen Homeplug-Adapter, der in einer normalen 230-Volt-Steckdose steckt, in das Stromnetz eingespeist. An einer anderen Steckdose, und damit auch in einem anderen Raum oder einer anderen Etage, lässt es sich über einen zweiten Adapter wieder entnehmen. Powerline-Adapter werden deshalb meist als 2er-Set verkauft. Adapterpaare nach dem schnellen Homeplug- AV2-Standard gibt es ab etwa 60 Euro. Ideal ist natürlich, wenn einer der Adapter zusätzlich über WLAN verfügt, sodass man über den integrierten Access Point mit dem Smartphone, Tablet oder Notebook drahtlos ins Internet und Heimnetz kommt. Wenn Sie sich für ein Powerline-Set entscheiden, wählen Sie auf jeden Fall mindestens 500 MBit/s als nominelle Bandbreite, weil auch hier der Nettodurchsatz meist nur ein Bruchteil der angegebenen Bruttorate beträgt. Weitere Tipps zur Powerline-Technik lesen Sie in unserem ausführlichen Onlineratgeber .
Kabelnetzwerk ohne Störungen: Günstig, pfiffig und schnell

Sowohl WLAN als auch Homeplug bieten den Vorteil, dass man baulich nichts verändern muss. Der millionenfache Einsatz zeigt aber, dass es bei beiden Techniken in der Praxis immer wieder hakt und die Datenübertragung weit von den Sollwerten abweicht. Das ist im kabelgebundenen Netzwerk anders, hier muss es schon zu massiven Störungen kommen, damit die Übertragung vom Nominalwert abweicht. Wenn Sie nun einwenden, dass Sie daheim keine Ethernet-Leitungen haben, lautet unsere Antwort: Ja, das mag sein, doch ein Kabelnetzwerk lässt sich häufig schon mit minimalen Kosten und geringem Aufwand nachrüsten. Die Lösung sind Flachbandkabel, die aufgrund ihrer geringen Dicke von nur einem Millimeter kaum auftragen, sich zudem eng biegen und deshalb selbst unter Teppichböden, Laminat oder Parkett und unter Tritt- oder hinter Sockelleisten verstecken lassen. Fertige flache Patchkabel bis 20 Meter Länge sind handelsüblich (5 bis 15 Euro), für längere Kabel mit 30 oder 50 Meter muss man in Onlineshops schon etwas suchen. In aller Regel sind die Flachbandkabel schnell verlegt, im Einzelfall kann auch ein Bohrloch durch die Wand ins Nachbarzimmer sinnvoll sein. Benötigt man am Ziel mehr als einen Anschluss, hilft ein Switch weiter, den es als 5fach- oder 8fach-Verteiler schon sehr günstig gibt. Ein neues WLAN-Netz realisiert man über einen Access Point, einen entsprechend konfigurierten zweiten WLAN-Router oder einen Powerline-Adapter mit Access-Point-Modus.

Der Autor hat solche Flachbandkabel zu Hause seit zehn Jahren im Einsatz – immer mit vollem Durchsatz, ohne irgendwelche Wartung, Updates oder zusätzliche Stromkosten. Wirklich sehr empfehlenswert! Bis zu einer providerseitigen Anschlussbandbreite von 100 MBit/s braucht man sich bei Netzwerkkabeln keinerlei Gedanken zu möglichen Flaschenhälsen zu machen. Bei schnelleren Internetanschlüssen (TV-Kabel oder Glasfaser) dagegen reicht das traditionelle 100-MBit-Netzwerk nicht mehr aus, für die volle Bandbreite muss GBit-Technik her. Zwar ist auch die seit Jahren etabliert, aber unter Umständen nicht überall. So besitzen einige Router nur eine oder zwei GBit-Buchsen, während die übrigen maximal 100 MBit/s übertragen. Schauen Sie gegebenenfalls im Handbuch Ihres Routers nach. Wichtig: Die Daten fließen im Netzwerk nur so schnell, wie sie die zentralen Komponenten (Router, Switch) transportieren. Ob ein Drucker oder ein anderes (End-)Gerät nur 100 MBit/s unterstützt, ist dagegen unerheblich.
PC-WELT-Netzmonitor im Mobilfunknetz
Je mehr Sie das Internet unterwegs nutzen, desto wichtiger wird die Bandbreite dort. Wie hoch die Geschwindigkeit im mobilen Netz tatsächlich ist, messen Sie mit der App PC-WELT Netzmonitor (4G Mark), die für Android, iOS und Windows Phone beziehungsweise Windows Mobile zur Verfügung steht . Über die aktuellen Messungen zu einem bestimmten Zeitpunkt und Ort hinaus bietet die App eine Einordnung der Werte inklusive dem Vergleich mit der Netzqualität anderer Provider.
