Facebook ist bei seinen Inhalten bekanntlich sehr wählerisch. Während es oft ziemlich lange dauert, bis Facebook rassistische oder gewaltverherrlichende Kommentare löscht , geht es nackter Haut, ja selbst nur nackten Frauenbrüsten recht schnell „an den Kragen“. Im Oktober 2015 entlarvte die Kampagne nippelstatthetze deshalb Facebooks Doppelmoral. Vor kurzem haben die selbst ernannten Sittenwächter von Facebook wieder zugeschlagen. Und eine der berühmtesten Kriegs-Fotografien zensiert. Diese Entscheidung hat Facebook aber nach massiven Protesten und Medienberichten wieder zurückgenommen. Das Foto mit dem Napalm-Mädchen ist wieder auf Facebook verfügbar.
So kam es zu dem Streit um das Foto mit dem “Napalm-Mädchen” Aftenposten, die größte Tageszeitung Norwegens, hatte einen offenen Brief an Mark Zuckerberg veröffentlicht. Darin kritisiert der Chefredakteur der Zeitung, dass Facebook das berühmte Foto aus dem Vietnamkrieg mit dem “Napalm-Mädchen” entfernt hat (siehe das Foto oben).
Das Foto entstand am 8. Juni 1972, als Bewohner des vietnamesischen Dorfes Trang Bang im damaligen Süd-Vietman vor der Bombardierung durch US-Bomber mit Napalm-Bomben davon laufen. Auf dem Foto sieht man in der Mitte die damals 9-jährige Kim Phúc, die nackt weinend von ihrem brennenden Dorf davon läuft, während unter anderem südvietnamesische Soldaten um sie herum marschieren. Das Napalm verbrannte das Mädchen am Rücken, es überlebte aber. Das Foto bekam den Pulitzer-Preis und ist eines der berühmtesten Kriegs-Fotos der Geschichte. Der norwegische Autor Tom Egeland hatte das Foto in Zusammenhang mit einem Bericht über die Schrecken des Krieges auf Facebook eingestellt. Doch die Facebook-Zensoren sahen nur die nackte Haut des Mädchens – und entfernten das Posting und sperrten offensichtlich auch Egelands Facebook-Konto.
Als Aftenposten über Facebooks Zensur berichtete und dabei ebenfalls das berühmte Foto auf seiner Facebookseite veröffentlichte, bekam die norwegische Zeitung prompt eine Nachricht von Facebook. Darin forderte Facebook Aftenposten auf, das nackte Mädchen entweder zu verpixeln oder das Foto ganz zu entfernen. Als Begründung schrieb Facebook, dass man jede Fotografie, die komplett nackte Menschen, Genitalien oder Gesäße oder weibliche Brüste zeige, entferne. Noch bevor Aftenposten auf die Nachricht von Facebook reagieren konnte, so der Chefredakteur, habe Facebook den Artikel bereits gelöscht und das Bild von der Facebook-Seite von Aftenposten entfernt.
Der Chefredakteur warf Zuckerberg daraufhin vor seine Macht zu missbrauchen und die Verbreitung von Nachrichten zu beeinflussen. Facebook sei offensichtlich nicht in der Lage zwischen Kinderpornografie und einem berühmten Kriegsfoto zu unterscheiden. Gegenüber der englischen Zeitung The Guardian soll ein Facebook-Sprecher zunächst gesagt haben, dass Facebook durchaus erkenne, dass dieses Foto eine Ikone sei. Aber es sei nun einmal schwierig in einem Fall ein Nacktfoto eines Kindes zuzulassen und in einem anderen Fall zu verbieten. Nachdem die Proteste und die internationale Medienberichterstattung über diese Zensurmaßnahme von Facebook immer höhere Wellen schlugen, korrigierte Facebook seine Entscheidung aber doch noch und gab das Foto schließlich wieder frei.