Fischertechnik 3D-Drucker – wie einfach ist der Zusammenbau?
Einen 3D-Drucker zum selber bauen verkauft Fischertechnik seit Sommer 2016 (ausführliche Beschreibung siehe weiter unten). Der Preis für den „Fischertechnik 536624 – Konstruktionsspielzeug, 3D Printer“ ist seit der Vorstellung spürbar gesunken: 699,95 Euro war die UVP bei Verkaufsstart, jetzt bekommen Sie den Drucker für unter 500 Euro . Der günstigere Preis kommt genau passend zum Weihnachtsfest.

Denn der 3D-Drucker-Bausatz könnte für einen Technik-Begeisterten das perfekte Weihnachtsgeschenk sein. Doch wie einfach ist der Zusammenbau für jemanden, der sich sonst nicht mit Fischertechnik-Bausätzen beschäftigt? Wir machen den Test.
Der Zusammenbau

Mit Fischer-Technik-Bausätzen haben wir keine Erfahrung. Insofern stellt der doch recht komplexe Bausatz eine Herausforderung dar. Dank der gut strukturierten und durchgehend bebilderten Anleitung konnten wir den Drucker aber problemlos innerhalb von zirka acht Stunden zusammensetzen. Nur an zwei Stellen, bei denen es darum geht, unerwünschtes Axialspiel zu vermeiden, war die Anleitung für Nicht-Fischertechnik-Bastler etwas verwirrend. Wir meisterten diese Passagen aber intuitiv richtig. Alles in allem erinnert uns die weitgehend Text-freie Bild-für-Bildanleitung von Fischertechnik sehr an die bekannten Ikea-Bauanleitungen.

Für den Zusammenbau erwies sich eine Zange als unverzichtbares Hilfsmittel. Um die kleinen roten „Befestigungsschienen“ in den größeren Bausteinen an die richtige Position zu bringen. Das stand so allerdings nirgends in der Anleitung. Ohne Zange ist das eine sehr mühsame Arbeit, mit Zange geht es dagegen ruck, zuck. Einen Lötkolben oder Spezialwerkzeug benötigen wir aber in der Tat nicht, insofern hat Fischertechnik sein Versprechen gehalten. Alle Verbindungen werden beim 3D-Drucker gesteckt und einige wenige Teile von Hand zusammen geschraubt. Bewegliche Teile muss man zudem mit dem mitgelieferten Silikonfett schmieren.

Wichtig ist eine gute Ausleuchtung des Arbeitsplatzes und genaues Hinsehen. Damit jeder Baustein mit der korrekten Ausrichtung (links/rechts, oben/unten) eingebaut wird. Sehr hilfreich ist es außerdem, wenn man sich die Erklärvideos von Fischertechnik im Web anschaut. Die Videos ergänzen die mitgelieferte gedruckte Anleitung und erklären Problemfälle beziehungsweise Stellen, an denen es beim Zusammenbau haken könnte.

Einfache Verkabelung
Nachdem alle Bausteine zusammengesetzt und alle Schalter und Motoren eingesetzt sind, geht es an die Verkabelung. Diese ist mit den mitgelieferten Steckverbindungen schnell realisiert. Der Drucker besitzt außerdem ein eigenes Stromkabel zur Steckdose und wird noch mit einem USB-Kabel mit unserem Rechner verbunden.
Zwischen-Fazit: Zusammenbau

Der Drucker macht einen sehr robusten Eindruck, da wackelt nichts. Der Zusammenbau hat zirka acht Stunden gedauert und durchaus Spaß gemacht. Obwohl die fast nur aus Bildern bestehende Anleitung den Flair der berühmt-berüchtigten IKEA-Bauanleitungen verströmt. An der einen oder anderen Stelle wären textliche Erläuterungen hilfreich gewesen, besonders für Bastler, die kaum Erfahrung mit Fischertechnik-Bausätzen haben.
3D Print Control: Software-Installation und Verbindungsaufnahme

Dann steht der Drucker also fertig vor uns. Und die mitgelieferte gedruckte Anleitung endet abrupt. Sie enthält kein Wort dazu, wie es nun weitergeht.

Denn die mechanische Fertigstellung des Druckers bedeutet noch lange nicht, dass wir damit sofort losdrucken können. Zumal auf den ersten Blick nicht klar ist, wie das Filament zur Düse gelangen soll.

Also legen wir die mitgelieferte CD in ein Notebook ein. Schlecht: Die Bedien-Software 3D Print Control auf CD mit dem voreingestellten Parametern gibt es nur für Windows. Linux- und macOS-Anwender müssen sich mit der Open-Source-Variante von Repetierhost behelfen, diese aus dem Internet herunterladen und die erforderlichen Einstellungen von Hand eintragen.

Die Drucksoftware 3D Print Control samt Treiber ist auf dem Windows-10-Rechner schnell installiert, alle Parameter wie die Heiztemperatur oder die Parkposition des Druckkopfes sind hier voreingestellt.

Die Verbindungsaufnahme mit dem Notebook klappt zumindest mit einem Windows-10-System auf Anhieb: Wir können über die entsprechenden Steuerfelder in der Software die x-, y- und z-Achse einzeln ansteuern. Allerdings scheint es mit den Windows-Treibern durchaus auch Probleme zu geben.

Wichtig ist noch das Einführen des Filaments in die Druckdüse. Das geht ebenfalls ohne Probleme.

Kurios: In der auf PDF mitgelieferten Anleitung ist von den COM & LPT-Einstellungen im Geräte-Manager von Windows die Rede. Diesen Eintrag zeigt der Windows-Geräte-Manager aber schon lange nicht mehr standardmäßig an, der Benutzer muss ihn erst eigens einblenden.

Doch das ist gar nicht nötig: Denn anders als es die mitgelieferte Anleitung suggeriert erkennt die 3D-Software den richtigen Port ohnehin automatisch. Die Verbindungsaufnahme zwischen Notebook und Drucker klappt also einfacher, als es die Anleitung eigentlich beschreibt.

Ohne PC geht nichts, der von Fischtechnik mitgelieferte Controller lässt sich nicht stand-alone bedienen. Der Drucker besitzt also keinen micro-SD-Karteneinschub, in den man eine Speicherkarte mit einer Druckvorlage einschieben könnte. Der Drucker besitzt auch keinen eigenen Bildschirm und keine Bedienelemente, sondern wird ausschließlich über die von Fischertechnik mitgelieferte und angepasste Version der Repetierhost-Software auf dem via USB-Kabel angeschlossenen Rechner bedient.

Bevor wir unseren ersten Ausdruck starten können, müssen wir den Taster/Abstandhalter, der verhindern soll, dass die Druckdüse auf die Druckplatte stößt, einstellen. Der Abstand zwischen Druckkopf und Druckplatte soll nur 0,2 Millimeter betragen. Das Einstellen klappt ohne Probleme. Danach muss sich der Druckkopf noch einmal auf der Druckplatte orientieren. Auch dieses „Probe fahren“ klappt auf Anhieb. Mit den Steuersymbolen in der Fischertechnik-Software können wir den Drucker auf- und ab-, hin- und her- und vor- und zurückfahren lassen.

Der erste Ausdruck
Fischertechnik liefert einige Druckvorlagen mit. Diese können Sie innerhalb der Fischertechnik-Software aber nicht bearbeiten. Außerdem bietet die Fischertechnik-Software keine Möglichkeit eigene Druckvorlagen zu erstellen. Will man eigene Druckvorlagen erstellen, so muss man das mit einem geeigneten CAD-Programm machen und dieses Ergebnis dann in die Fischertechnik-Software importieren. Hierbei liefert Fischertechnik aber keine Hilfstellung. Ein kostenfreies Programm, das sich zum Erzeugen von STL-Dateien eignet und das unter Linux verfügbar ist, ist FreeCAD.

Also nehmen wir für unseren ersten Ausdruck eine der mitgelieferten Vorlagen: Einen Chip für den Einkaufswagen im Supermarkt. Dessen Ausdruck dauert knapp über sieben Minuten, das Ergebnis ist einwandfrei.

Sobald man die den Extruder aufheizen lässt, läuft etwas Filament aus der Druckdüse. Deshalb sollte man die Druckdüse vor dem Start eines neuen Drucks säubern, weil andernfalls diese unerwünschten Reste verhindern können, dass der Druck sauber auf der Druckplatte hält. Beim Aufheizen entsteht außerdem ein leicht verschmorter Geruch, das ist aber normal und nicht besonders störend.

Beim anschließenden Druck eines kleinen Käppi zeigt sich, wie wichtig es ist, dass der Druckkopf sauber ist. Es befand sind nämlich noch etwas ausgelaufenes Filament vom vorherigen Ausdruck des Einkaufswagenchips an der Düse. Dieser Rest verschmutzte die Druckplatte und prompt hielt die unterste Schicht des Käppi nicht auf der Druckplatte, die Druckform löste sich viel zu früh von der Druckplatte.

Wir brechen den Druckvorgang ab, säubern Düse und Druckplatte und starten den Ausdruck neu. Jetzt klappt alles, der Drucker erstellt ein einwandfreies Käppi.

Nun kommt die Kür: Der Ausdruck einer Vase. Etwas über sechs Zentimeter hoch, vielleicht zwei Zentimeter breit und in sich verdreht. Der Ausdruck dauert fast drei Stunden und geht reibungslos über die Bühne. Danach füllen wir die Vase mit Wasser: Absolut dicht.

Fazit zum 3D-Drucker von Fischertechnik
Der 3D-Drucker von Fischertechnik ist ein ultracooles Spielzeug für junge und alte Bastlerinnen und Bastler. Er macht die 3D-Drucktechnik erleb- und begreifbar. Der Drucker macht einen robusten Eindruck, die Ausdrucke sind stabil, optisch ansprechend und mängelfrei (eine von uns ausgedruckte Vase steht zum Beispiel wackelfrei und ist wasserdicht). Obendrein ist der Drucker ein Hingucker in jeder Wohnung.

Die mitgelieferte gedruckte Bau-Anleitung ist ließe sich zwar an einigen Stellen noch konkretisieren. Das PDF, das die Inbetriebnahme erklärt, sollte an mindestens einer Stelle noch aktualisiert werden (die COM & LPT-Schnittstelle muss man nicht von Hand auswählen). Insgesamt ist die Anleitung aber gut nachvollziehbar und ausreichend.

Unsere Empfehlung: Wenn Sie ein Weihnachtsgeschenk für einen ambitionierten Bastler oder Drucker-Fan suchen: Zugreifen!
Voraussetzung: Zeit, Geduld und ein gewisses handwerkliches Geschick. Pro * Großer Spaßfaktor beim Zusammenbau * Robuster und optisch ansprechender Drucker * Ohne Vorkenntnisse zusammenbau- und bedienbar * Unter Windows 10 unkomplizierte Inbetriebnahme * Ansprechende und solide Druckergebnisse im Rahmen der technischen Möglichkeiten dieses Druckers Contra * Nicht staubgeschützt * Ziemliches Kabelgewirr * Fischertechnik liefert die Software 3D Print Control nicht für Linux und macOS mit * Mitgelieferte Druckvorlagen lassen sich nicht innerhalb der Fischertechnik-Software bearbeiten * Keine Software zum Erstellen eigener Druckvorlagen

Um diesen Drucker geht es
Fischertechnik verkauft seit August 2016 einen 3D-Drucker zum Selberbauen. Laut Fischertechnik handelt es sich dabei um „den weltweit ersten 3D-Drucker aus einem Baukastensystem“. Wir hatten Fischertechnik mit dem neuen Drucker in der Redaktion zu Besuch.

Vorteil I: 3D-Druck-Technik verstehen
Der Vorteil gegenüber einem bereits fertig zusammengebauten 3D-Drucker: Sie verstehen beim Zusammenbau das Konstruktionsprinzip und die Technik eines 3D-Druckers. Zudem besitzt der Fischertechnik-3D-Drucker kein Gehäuse, Sie können ihm somit bei der Arbeit genau zusehen. Der Fischertechnik 3D-Drucker nutzt das Verfahren Fused Filament Fabrication (FFF) zum Druck.
Vorteil II: Kein Lötkolben nötig
Der Vorteil des Fischertechnik-Baukasten gegenüber herkömmlichen 3D-Drucker-Bausets: Im Gegensatz zu sonstigen 3D-Drucker-Bausets sind weder Werkzeug noch Lötarbeiten beim Aufbau und der Inbetriebnahme erforderlich. Das spart Zeit und verhindert Betriebsunterbrechungen durch schadhafte Lötstellen.
3D-Drucker: So erhöhen Sie die Druckqualität
Fischertechnik verkauft den Baukasten mit 890 Bauteilen des 3D-Drucker-Herstellers German RepRap GmbH. Unter den Bauteilen befinden sich vier Schrittmotoren, drei Minitaster, eine beheizte Düse mit Temperaturüberwachung und ein Druckbett mit Druckplatte sowie ein Schaltnetzteil zur Stromversorgung. Der Drucker besteht großenteils aus Kunststoffteilen von Fischertechnik, zuzüglich einiger Aluminium- und Elektronikteile. Die Baukästen werden laut Unternehmen ausschließlich in Deutschland hergestellt.
Eine Bauanleitung leitet Schritt für Schritt zum voll funktionsfähigen 3D-Drucker. Außerdem legt Fischertechnik Begleitinformationen dazu, die neben Geschichtlichem über die Technologie Wissenswertes zu den Komponenten, zum Druckverfahren und vor allem zum Design der Konstruktions- und Druckdaten erläutern.
So finden Sie den richtigen 3D-Drucker
In der Bibliothek der Software sind verschiedene fertige Druckbeispiele als druckfähige G-Codes gespeichert. Zudem werden zum Download G-Codes für den Druck von Fischertechnik Zubehör angeboten. Bei der Vorführung durch Fischertechnik druckten wir damit einen Einkaufswagen-Chip und einen kleinen Fischertechnik-Männchen-Hammer aus.

Die mitgelieferten Vorlage kann der Benutzer aber nicht verändern oder an seine Wünsche anpassen. Die Software erlaubt es aber aus Internet-Datenbanken importierte oder selbst mit einem CAD-Programm gestaltete STL-Dateien in der Fischertechnik Software 3D Print Control zu verarbeiten und im sogenannten Slicer in einen druckfähigen G-Code umzuwandeln. Die dafür nötige Software müssen Sie sich aber selbst besorgen und sich auch selbst darin einarbeiten.

©Fischertechnik
Im Baukasten enthalten ist ein Filament (1,75 mm Durchmesser) für erste Druckobjekte. Die Verwendung von Polylactid (PLA) als Filament ermöglicht es, ein unbeheiztes Druckbett zu verwenden. Zudem soll das BuildTak-Druckbett eine gute Haftung des Filaments bieten, das sich nach dem Abkühlen mit der mitgelieferten Spachtel einfach ablösen lassen soll. Bei der Vorführung in der Redaktion klappte das einwandfrei. Die ausdruckbaren Objekte können bis maximal 6,5 cm hoch sein.
Beim Ausdruck ist Geduld erforderlich, gerade etwas größere Objekte können durchaus mehrere Stunden Druckzeit benötigen. Die Druckersoftware 3D Print Control zeigt fortlaufend an, wie lange der Drucker noch benötigt, wie viele Schichten er noch zu drucken hat und mit welcher Temperatur er druckt.
Dieses für den Druckprozess optimierte Filament kann in acht verschiedenen fischertechnik Farben auf 50- und 500-g-Ringen bei fischertechnik bestellt werden. Während eines Druckvorgangs können Sie die Farbe durch den Austausch des Filaments wechseln. Kleines Manko: Fischertechnik bietet keine passende Abdeckung für den fertig zusammen gebauten Drucker an. Angesichts der vielen filigranen Details und weil das Druckbett ja immer sauber sein sollte, empfiehlt es sich den Drucker mit geeignetem Material abzudecken.
Der Druckprozess wird mit dem 3D-Controller gesteuert. Dieser beinhaltet neben einem Atmel Microcontroller eine USB-Schnittstelle für den Computer, vier Schrittmotorentreiber für die X-, Y- und Z-Achsen sowie den Extruder, einen Leistungsausgang für die beheizte Düse des Extruders, Anschlüsse für drei Endschalter, einen Temperatursensor und eine DC-Buchse für eine 19-Volt-Spannungsversorgung. Beim Druckprozess wird der Extruder von Fischertechnik Schneckenantrieben über die Druckplattform geführt, wie der Hersteller erklärt.
Die im Baukasten mitgelieferte Druckersoftware 3D Print Control (CD-ROM) ist für Computer mit den Betriebssystemen Windows 7, 8 und 10 speziell auf den fischertechnik 3D-Drucker abgestimmt. Computeranwender mit einem Linux- oder macOS-Betriebssystem sollen den Fischertechnik 3D-Drucker mit der kostenfreien Software RepetierHost betreiben können. Diese soll bei Funktionsumfang und Bedienbarkeit identisch mit der Fischertechnik 3D Print Control sein, genauer gesagt handelt es sich bei der Druckersoftware 3D Print Control nur um eine von Fischertechnik gebrandete Version von RepetierHost. Linux- und macOS-Anwender sollten also gegenüber Windows-Anwendern nicht benachteiligt sein. Mit einer wichtigen Ausnahme: Die Druckersoftware 3D Print Control liefert Fischertechnik bereits mit den wichtigsten Voreinstellungen für den Drucker aus, bei RepetierHost für Linux und macOS muss man die nötigen Paramenter dagegen von Hand eintragen.
Der Slicer und die Druckersteuerung können individuell auf den Fischertechnik 3D-Drucker abgestimmt werden, wie Fischertechnik verspricht.
Stolzer Preis
Die UVP von Fischertechnik liegt bei 699,95 Euro. Damit dürfte sich der 3D-Drucker als hochwertiges Weihnachtsgeschenk oder Geburtstagsgeschenk für Technik-Begeisterte empfehlen. Auf Amazon ist der Fischertechnik 3D-Drucker aber bereits für unter 500 Euro erhältlich.
Technische Daten
Druckbereich: 115 x 100 x 65 mm Druckgeschwindigkeit: 37 mm/s Schichtdicke: mindestens 0,2 mm Filament-Durchmesser: 1,75 mm Düsen-Durchmesser: 0,5 mm Material: Polylactid (PLA)