Es gehört zu den wesentlichen Merkmalen von Geheimagenten, dass sie geheim sind. Sprich: Die Öffentlichkeit kennt weder das Gesicht, noch den Namen und die Adresse von Geheimagenten. Deshalb findet man in der Regel auch keine Geheimagenten-Profile auf Xing oder LinkedIn und auch keine diesbezüglichen Hinweise im Telefonbuch.
Der Nachwuchs von Russlands Inlandgeheimdienst FSB, einem der Nachfolgerdienste des berühmt-berüchtigten KGB, scheint das aber anders zu sehen. Denn die frisch gebackene Absolventen der FSB-Akademie, die den Nachwuchs für Russlands Schlapphüte heranzieht, feierten am Wochenende ihren erfolgreichen Abschluss mit einem Fahrzeugkorso durch Moskau.
Dabei fuhren die jungen Geheimdienstler nicht mit irgendwelchen alten Ladas durch die Gegend, sondern mit 30 relativ neuen, dunkel lackierten Geländewagen vom Typ Mercedes-Benz G. Also einem der teuersten Geländewagen überhaupt; die G-Klasse dient rund um den Globus als Statussymbol schlechthin. Die Bundeswehr benutzt ihn in einer deutlich schwächer motorisierten Varianten unter dem Modellnamen „Wolf“ ebenfalls als Geländewagen.
Der Konvoi über Moskaus Straßen dürfte an Protzigkeit kaum zu überbieten gewesen sein. Doch das ist in dem Oligarchen-Protz gebeuteltem Moskau nichts Ungewöhnliches. Durchaus ungewöhnlich ist es aber, dass sich die Geheimagenten bei ihrer G-Tour filmten und den Film bei Youtube für jedermann sichtbar einstellten. Während der Fahrt tarnten sich die Schlapphütte nicht, sondern sie blickten stolz aus den Fenstern – und waren somit gut zu erkennen.
Doch es kommt noch besser: Die offensichtlich etwas trotteligen Agenten posierten auch noch auf einem Gruppenbild (siehe das Bild zu Beginn dieser Meldung), bei dem sie auf die Kamera zuliefen – und somit besonders gut zu erkennen sind.

Nun lacht sich das Internet über die dusseligen Schlapphüte schlapp. Und hohe FSB-Offiziere kochen vor Wut, wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Online-Ausgabe schreibt. Angeblich soll sogar eine Liste mit den Namen der Agenten im Internet kursieren. Die Kommentare unter dem Youtube-Video bringen ebenfalls den Unmut vieler Russen zum Ausdruck. Tipp: Kopieren Sie einige der russischsprachigen Kommentare in Google Translate.
Ob die merkwürdige Selbstenttarnung von Putins Elite-Nachwuchs für die Agenten negative Konsequenzen haben wird, bleibt abzuwarten. Denn wie die Nachwuchs-Agenten in einem Radio-Interview sagten, sollen sie die 30 G-Geländewagen sogar von ihren Vorgesetzten bekommen haben. Somit hatten sie anscheinend deren Rückendeckung.