Die Restauration des alten Fernschreibers sowie Konstruktion und Bau der Steuereinheit nahmen mehrere Monate in Anspruch. Der antike Fernschreiber Lorenz 15C wurde skelettiert, entfettet und neu justiert. Viele Teile waren nach dem jahrzehntelangen Stillstand nicht mehr beweglich und mussten mühsam wieder in Gang gesetzt werden. Bei hunderten von beweglichen Einzelteilen war dies ein großes Abenteuer und ein echtes Geduldsspiel.
Mit Hilfe des Internets und befreundeter Maker habe ich alte Konstruktionspläne der Maschine gesucht und studiert. Verschiedene defekte Teile musste ich auswechseln oder ganz einfach demontieren und weglassen. Da auch die Sendeeinheit mit der Tastatur komplett verbogen und verzogen war, habe ich auch diese Maschinenkomponente weggelassen.
Dies war jedoch kein Problem, da ich den Fernschreiber später via Computer betreiben und nur Daten empfangen und ausdrucken wollte.
Antike Fernschreiber sind fast komplett mechanische Maschinen und verfügen „nur“ über einen Stromanschluss für den Motor und eine zweiadrige Leitung für den Empfangsmagneten. Dieser Elektromagnet empfängt den 5-Bit-Code der Steuereinheit – der gesamte Rest geschieht auf dem absolut faszinierenden mechanischen Weg.
Die Steuereinheit befindet sich in einem antiken Uhrengehäuse aus den 20er Jahren und besteht aus einem ausgedienten Industrie-Panelcomputer, einem Netzteil für den Loop-Current zum Empfangsmagneten und einem selbstkonstruierten „Serial to TTY Konverter“. Verwendet wird die „Heavymetal“-Software von Bill Buzbee zur Ansteuerung alter Fernschreiber.
Der Loop-Current zum Betrieb des Empfangsmagneten wird mit 40 Volt und rund 40 mAh betrieben. Zum Einsatz kamen zwei baugleiche ausgediente Laptop-Netzteile mit je 20 Volt, die ich in Serie geschaltet habe. Zur Reduktion des Stroms auf rund 40 mAh wurde ganz einfach ein ausreichend starker Widerstand dazwischengeschaltet. Zur Kontrolle ist ein großes Ampèremeter montiert, das den gerade fließenden Strom anzeigt.
Da das Budget gemäß Künstler-Credo auf maximal 50 Euro pro Werk beschränkt ist, habe ich einen eigenen „Serial to TTY Konverter“ für knapp 4 Euro konstruiert. Er besteht aus einem Widerstand, der den Strom der seriellen Schnittstelle (Ground + DTX) auf 5 mAh reduziert, einer Diode in Kombination mit einem Optokoppler (Panasonic AQY21-EH) und einer einfachen Funkenlöschung mittels Kondensator und Widerstand über dem Schaltkontakt. Der Konverter steuert via serielle Schnittstelle den Empfangsmagneten und überträgt den 5-Bit-Code auf die ausgeklügelte Mechanik des Fernschreibers.


©Dan Aetherman
Die Steuereinheit verfügt über WiFi und kann via POP-Download auf ein eigenes Email-Konto zugreifen. Zudem lassen sich die aktuellen News, Börsenkurse, Wettervorhersagen und vieles mehr empfangen. Zur Bedienung der Konsole habe ich eine Steampunk-PC-Maus kreiert, die zur Optik der Gesamtkonstruktion passt. Diese Maus besteht aus den Messing-Gehäuseteilen eines antiken Uhrwerks und alten Relais-Kontakten. Sollte ich doch einmal Text eingeben müssen, kann ich auf eine virtuelle Tastatur auf dem Bildschirm zurückgreifen.

©Dan Aetherman
Den schweren Fernschreiber und seine Steuereinheit habe ich auf einem uralten Nähmaschinentisch einer „Singer Phoenix“ montiert. Die alte Nähmaschine stand in einer Scheune auf einem nahen Bauernhof und war bei der Entdeckung in faszinierendem Zustand.
Den Holztisch habe ich neu lasiert. Das gusseiserne Gestell der Nähmaschine wurde grob abgeschliffen und mattschwarz gespritzt, damit es zur Gesamtoptik passt. Die rund 50 Kilogramm schwere Maschinenkomposition ist so konstruiert, dass sie für den Transport mit wenigen Handgriffen komplett demontiert werden kann.

©Dan Aetherman

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In Zukunft wird der Fernschreiber der Nautilus auf Maker-Messen und Steampunk-Conventions zu sehen sein. Besucher können von ihrem Handy eine kurze Email an die Telegrafenstation senden und sofort live sehen, wie ihre Nachricht von der laut ratternden Maschine auf Endlospapier gedruckt wird – selbstverständlich mit einer schönen Kopf- und Fußzeile, damit das einzigartig beschriftete Stück Papier später das persönliche Fotoalbum zieren kann.