Desktopumgebungen wie KDE bestehen aus Window Manager, Desktop und einer Programmsammlung, die auf diese Umgebung zugeschnitten ist. Was viele Einsteiger an einem Linux-Betriebssystem verwirrt, ist gleichzeitig eine seiner großen Stärken: die freie Wahl der Desktopumgebung. Fragt man jedoch nur ein Dutzend Linux-Nutzer, welche Arbeitsumgebung die beste sei, bekommt man ein Vielfaches an Meinungen und Empfehlungen zurück. Schließlich kommt es ja darauf an, was man damit vorhat. Nicht jeder Desktop ist für jeden Typ von Anwender und für jede Aufgabe geeignet. Eine Empfehlung, die man trotzdem häufig hören dürfte, ist KDE – und dies von zwei sehr unterschiedlichen Nutzergruppen.
Siehe auch: KDE Plasma 5.5 freigegeben
Flexibles KDE
Den Entwicklern der Desktopumgebung gelingt das Kunststück, Einsteigern wie auch langjährigen Powerusern zu gefallen. Umsteiger von Windows kommen mit dem klassischen Bedienkonzept und den traditionellen Desktopelementen von KDE sofort klar. Fortgeschrittenen Anwendern kommt KDE mit seiner bis ins Detail konfigurierbaren Arbeitsumgebung entgegen. Wer großen Wert auf Ästhetik legt, darf sich an der überarbeiteten Oberfläche der neuen KDE-Version Plasma 5 freuen.
KDE nachinstallieren
Im Prinzip kann jedes Linux mehrere Oberflächen installieren, die sich dann am Anmeldebildschirm für die aktuelle Sitzung auswählen lassen. Bei KDE gibt es aktuell jedoch erhebliche Probleme. Unter Linux Mint 17.x und Ubuntu 15.10 scheitert die Nachinstallation. Lediglich auf älterem Ubuntu 14.04 kann die Paketinstallation empfohlen werden. Diese findet am besten mit
sudo apt-get install kubuntu-desktop kde-l10n-de
im Terminal statt.
KDE besteht aus mehreren Komponenten und Programmen: Der eigentliche Desktop nennt sich „Plasma“ und stellt die Arbeitsoberfläche mit Miniprogrammen (Plasma-Widgets) und den Window Manager Kwin bereit. Dieser Window Manager sorgt für die Programmdarstellung inklusive Effekten und kann mittels Open GL die Hardwarebeschleunigung der Grafikchips nutzen. Die KDE-Programme, welche bis KDE 4.14 auch „KDE Software Compilation“ hießen, umfassen grundlegende Anwendungen wie den Dateimanager Dolphin, den Bildbetrachter Gwenview, die Bildverwaltung Digikam und den Mediaplayer Amarok. Mit seinen herausragenden Eigenschaften und seinen funktionsreichen Programmen ist KDE ein Gegenentwurf zum vereinfachten Gnome 3 (und seinen Abkömmlingen wie Ubuntus Unity). KDE hat das ehemals beliebtere Gnome in Sachen Nutzerzahlen inzwischen überholt. So liegt KDE in den repräsentativen jährlichen Umfragen des englischsprachigen Linux-Forums www.linuxquestions.org seit einigen Jahren vor Gnome und anderen Desktops. In der letzten Umfrage im Dezember 2015 lag KDE mit 31 Prozent vorne – das fünfte Jahr in Folge.

Progressives KDE
Der KDE-Desktop ist älter als Gnome & Co: Die Entwicklung von KDE begann schon 1996, als grafische Oberflächen für Linux noch Mangelware waren. Der damals 24-jährige Student Matthias Ettrich kündigte im Usenet an, er wolle eine konsistente freie Desktopumgebung bauen. Daraus entstand das „Kool Desktop Environment“ (KDE), das sich am damals unter Unix verbreiteten Desktop CDE orientierte, aber schon einen eigenen Window Manager mitbrachte und zudem das grafische Toolkit Qt nutzte. Qt ist eine C++-Klassenbibliothek und bis heute die wesentliche KDE-Basis. In der frühen Linux-Szene hagelte es deshalb bald Kritik, denn Qt war ein kommerzielles Produkt der norwegischen Firma Trolltech. Dessen Lizenz sahen viele Open-Source-Enthusiasten mit Linux unvereinbar und sie ignorierten KDE zunächst. Die Differenzen mit der Open-Source-Gemeinde wurden 2000 beigelegt, als die Bibliotheken von Qt in einer freien Linux-Version erschienen. Ein Meisterstück gelang KDE in der Version 3 mit dem Browser Konqueror, der den damals instabilen Netscape Navigator unter Linux ersetzte und noch vor Mozilla Firefox seine Marktreife erlangte.
Das KDE-Team erfindet in regelmäßigen Abständen sein Produkt neu, ohne jedoch Bewährtes über Bord zu werfen. Im Januar 2007 erschien KDE 4 , das wegen grundlegender Änderungen nicht mehr zur 3.5-Serie kompatibel ist. Es basiert auf einer neuen Version von Qt und brachte ein vollkommen neues Erscheinungsbild mit sowie neue Anwendungen wie den Dateimanager Dolphin, den Betrachter Okular sowie Gwenview.
Aktuelles KDE
Die neueste Generation von KDE ist Plasma 5. Die Weiterentwicklung umfasste zunächst nur die Arbeitsfläche und die Desktopprogramme. Mit der neuen, noch nicht völlig ausgereiften Version, die Mitte 2014 erschien, wechselt KDE mit seinen Programmen schrittweise zu Qt 5. Alle typischen Programme, die bisher Teil der KDE Software Collection waren, folgen dieser Modernisierung nach und nach. Während der Sprung von KDE 3 auf KDE 4 vor acht Jahren erhebliche Änderungen bei Aussehen und Bedienung brachte, erscheint der Schritt auf Version 5 als sanfte Evolution. Die neue Oberfläche mit ihrem pastellfarbenen Gewand „Breeze“ hat auch von Skeptikern viele Lorbeeren erhalten. Mit den internen Umbauten zu Qt 5 und der Aufteilung der KDE-Bibliotheken in kleinere Bestandteile ist KDE nun fit für die nächsten zehn Jahre. KDE Plasma 5 ist aber erst jetzt (ab Version 5.5) reif für den produktiven Einsatz, und wer kompromisslos auf Stabilität pocht, sollte KDE sogar noch ein paar Monate der Reife gönnen.
Distributionen: Hier steht KDE im Mittelpunkt
Es gibt kaum eine Linux-Distribution, die nicht die Pakete von KDE im Angebot hätte, so auch Linux Mint KDE . Aber unter einigen Systemen gilt KDE besonders gelungen, da dessen Macher selbst KDE bevorzugen.
Open Suse : Das ursprünglich in Deutschland entwickelte Suse Linux gab 1996 ab Version KDE 4.2 den Vorzug und gilt bis heute als eine Vorzeigedistribution für KDE. Mit der aktuellen Version 42 wechselte Open Suse zu KDE Plasma 5.
Kubuntu 14.04 LTS : Die KDE-Ausgabe von Ubuntu mit Langzeitunterstützung bekommt noch bis April 2019 seine Aktualisierung und präsentiert das sehr solide, ausgereifte KDE 4.14. In der Ausgabe 15.10 ist bereits Plasma 5 der Standarddesktop von Kubuntu, und auch das demnächst kommende Kubuntu 16.04 LTS wird mit neuem KDE geliefert.
Manjaro : Der Abkömmling von Arch Linux präsentiert in einer seinen beiden Hauptausgaben KDE Plasma 5 in einer besonders aktuellen Version. Manjaro KDE 15.12 ist damit ideal für fortgeschrittene KDE-Anwender, die stets neueste KDE-Pakete möchten.
Netrunner : Die Distribution ist ein Projekt der Blue Systems GmbH, die auch Hauptsponsor von Kubuntu ist. Netrunner gibt es in zwei Ausgaben, die jeweils auf Kubuntu und auf Manjaro aufsetzen. Während die Kubuntu-Ausgabe noch mit KDE 4.14 vorliegt, liefert die Manjaro-Variante ein frisches KDE Plasma 5.
Q4-OS : Dieses angepasste Debian-System nutzt das Trinity Desktop Environment, das älteres KDE 3.5 als Desktop am Leben erhält. Die Distribution ist gut für ältere PCs geeignet.








