Update, 13.06.2016:
Gegen die Lovoo-Chefs und zwölf weitere Verdächtige wird wegen Betrugs in einem besonders schweren Fall ermittelt. Das berichtete am Wochenende die Bild am Sonntag. Insgesamt sollen dem Bericht zufolge 477 Fake-Frauen bei Lovoo gleichzeitig unterwegs gewesen sein. Zwischen dem 14. Juni 2013 und dem 23. Juli 2014 sei bei einer unbekannten Zahl an Nutzern ein Schaden von knapp 1,2 Millionen Euro entstanden.
Update 09.06.2016:
Nach der Razzia bei Lovoo am gestrigen Mittwoch, hat die Staatsanwaltschaft Dresden nun eine Stellungnahme abgegeben. Demnach wird in einem Verfahren der Staatsanwaltschaft Dresden und dem Landeskriminalamt Sachsen insgesamt zwölf Beschuldigten im Alter zwischen 25 und 38 Jahren gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Am gestrigen Mittwoch wurden in Dresden, Berlin und Nürnberg 16 Privatwohnungen und Firmenräume durchsucht.
Bei der Durchsuchung konnte die Staatsanwaltschaft unter anderem verfahrensrelevante PCs, Mobilgeräte, Unterlagen und Datenspeicher sicherstellen. Insgesamt waren 200 Beamte der Polizei und der Staatsanwaltschaft im Einsatz. Ziel der Maßnahmen sei laut Stellungnahme nicht die Abschaltung des Online-Portals, sondern die Verhinderung krimineller Handlungen zu Lasten der Nutzer.
Lovoo wird vorgeworfen, gefälschte Profile angelegt zu haben, die von real existierenden Mitgliedern kontaktiert werden konnten. Die Nutzer sollten laut Staatsanwaltschaft dazu verleitet werden, mit diesen Fake-Profilen in Kontakt zu treten und dabei die kostenpflichtigen Funktionen des Dating-Portals zu nutzen. Bei den Täuschungsopfern handle es sich in der Regel um Männer.
Neben Durchsuchungsbefehlen setzen die Beamten auch zwei von drei Haftbefehlen durch. Das Verfahren richtet sich gegen die drei Geschäftsführer von Lovoo sowie gegen Mitarbeiter eines überregional arbeitenden Dresdner Unternehmens. Die beiden Festnahmen erfolgten in Dresden. Dabei handelt es sich den Mutmaßungen zufolge um Björn und Benjamin Bak. Weitere Einzelheiten will die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen und aus Rücksicht auf die Beteiligten nicht mitteilen.
Originalmeldung 08.06.2016:
Die Polizei hat heute eine großangelegte Razzia beim Dating-Portal Lovoo durchgeführt. Wie die Bild berichtet, wurden heute der Firmensitz in Dresden, die Büros in Berlin und die Wohnungen der beiden Geschäftsführer Björn und Benjamin Bak durchsucht. Festgenommen wurden den Angaben zufolge sowohl die Bak-Brüder als auch ein weiteres Mitglied der Geschäftsführung. Die Männer sitzen derzeit in Untersuchungshaft.
Laut einem Bericht der Morgenpost stürmten heute morgen Mitarbeiter des LKA Dresden die Büroräume von Lovoo in der Prager Straße in Dresden. Die Beamten verschafften sich mit einem Rammbock Zutritt und waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. In den folgenden Stunden wurden Kartons mit Unterlagen von Beamten in Zivil aus den Büroräumen getragen. Die anwesenden Lovoo-Mitarbeiter durften während der Durchsuchung ihre Smartphones nicht benutzen. Im Zuge der Razzia sind seit heute sowohl die Lovoo-Website als auch die App offline.
Den Grundstein für die Durchsuchung legte im vergangenen Jahr die Zeitschrift c’t mit Recherchen zu Fake-Profilen bei Dating-Portalen. Laut heise online ermittle die Staatsanwaltschaft auf Grundlage dieser Informationen bereits seit geraumer Zeit gegen das Dating-Portal. Belastendes Material lieferten mutmaßlich authentische E-Mails der Lovoo-Führung, die der c’t-Redaktion von einem Whistleblower zugespielt wurden.
Im Schriftverkehr wurde mutmaßlich die Abzocke von Lovoo-Kunden durch Fake-Profile geplant. Dabei sollten Lovoo-Mitarbeiter gefälschte Profile von hübschen Damen anlegen. Diese sollten Kunden dann zur Ausführung kostenpflichtiger Aktionen wie beispielsweise dem Versenden privater Nachrichten verleiten.
Lovoo beschäftigt derzeit rund 200 Mitarbeiter in Dresden und Berlin. Das Dating-Portal hat eigenen Angaben zufolge mehr als 50 Millionen Nutzer. Das Landeskriminalamt will sich im Laufe des Tages noch ausführlich äußern.
Fake-Profile bei Dating-Portalen sind keine Neuheit wie der Fall Ashley Madison zeigt