Server-Burnout
Serverausfall ist ein bekanntes, oft kostenintensives Horrorszenario mit wirtschaftlichen Folgen, das meist vermeidbar ist.
Auch wenn die wichtigsten Ursachen der Serverausfälle bekannt sind, ist und bleibt die Kontamination der Server durch Baustaub und Umgebungsstaub statistisch eines der größten Risiken für die Ausfälle der IT-Technik. Laut Bericht des Ponemon Institutes “Kosten von Rechenzentrumsausfällen” sind die Kosten im Vergleich zum Jahr 2013 um zirka sieben Prozent gestiegen.
Durch unseren ständigen direkten Kontakt zu den RZ-Betreibern und IT-Leitern (CIO) vergleichen wir oft die Kontaminationen der IT-Technik mit dem Burnout eines Menschen. Sind die Betriebe unserer Kunden die Körper, so ist der Serverraum das Gehirn. Wie bei den typischen Symptomen eines Burn-outs – totale Müdigkeit und Unfähigkeit zur normalen produktiven Arbeit – ist es auch mit „auf Hochtouren“ laufenden Servern, deren Lüfter und Netzteile durch Baustaub oder Umgebungsstaub verstopft sind.
Hat der Mensch einen Burnout, sucht er eine auf sich zugeschnittene Behandlungsmethode, die für ihn hilfreich ist und Auswege verspricht. Es stellen sich viele Fragen auf einmal:
Was muss zuerst gemacht werden? Wie lange soll die Behandlung dauern? Wie definieren wir das Ergebnis der Behandlung (soweit wir ergebnisorientiert denken)? Welcher finanzielle Aufwand kommt auf uns zu? Zahlt die Versicherung die volle Höhe der Behandlung? Und die wichtigste Frage: Wie leistungsfähig im Vergleich zu der Zeit vor dem Burn-out ist der Mensch nach der Behandlung?

©Dimitry Pavlotsky
Vergleichbare Fragen und Sorgen haben die IT-Leiter (CIO) mit durch Baustaub und Umgebungsstaub kontaminierten Servern. Zum Zeitpunkt der Feststellung wissen sie nicht, wie die Server gereinigt werden können, wer eine Serverreinigung machen kann, wie lange es dauert, was eine Serverreinigung kostet – und das Wichtigste:
Kann ich meine Hardware jemandem aus der „Reinigungsbranche“ anvertrauen? Wie sehen die Server nach der Reinigung aus? Welche Garantien für die Funktionalität der Server nach der Reinigung gibt es?
Auch wenn das Thema komplex ist, wollen wir hier einen Überblick über die relevanten Faktoren und wichtigsten Schnittstellen vor einer Serverreinigung geben.
Quellen und Risiken der Server-Kontaminationen
Heute werden die Server durch unterschiedliche Quellen kontaminiert. Die wichtigsten Kontaminationsquellen sind Verpackung, Filter der Kältetechnik, nicht fixierte Putz- und Farbschichten an den Decken und Wänden, fehlende Türdichtungen und Schmutz durch die Besucher des Serverraums, Baustaub, Umgebungsstaub, Brand bzw. Rauch sowie Wasser oder andere Flüssigkeiten.
Jede Kontaminationsart greift den Server an, setzt sich an verschiedenen Stellen im Inneren der Servertechnik ab und birgt immer ein entscheidendes Risiko: den Serverausfall.

©Dimitry Pavlotsky

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Ein korrekter Umgang sowie klar definierte Erstmaßnahmen direkt nach der Feststellung der Kontaminationsart können das Risiko von Unterbrechungen im Serverbetrieb reduzieren. Eine allgemeingültige Lösung für Serverkontaminationen gibt es nicht. Die erforderlichen Maßnahmen sind je Kontaminationsart unterschiedlich. Direkt nach der Feststellung der kontaminierten Servertechnik hilft sicherlich eines: einen kühlen Kopf bewahren.
Möglichkeiten zur Reinigung
Eine grundsätzliche Aufteilung der Server-Reinigungsmaßnahmen ist abhängig davon, ob die Servertechnik eine Downtime erlaubt und unterscheidet zwischen Reinigungen im laufenden Betrieb und Downtime-Reinigungen. Die wesentlichen Arten der Server-Reinigungsmaßnahmen sind Nassreinigung und Trockenreinigung.
Eine Nassreinigung wird oft nach Brand- und Rauchschaden der Servertechnik angewendet und ist im Vergleich zur Trockenreinigung eine zeit- und kostenintensive Reinigungsvariante.
Die Nassreinigung der Servertechnik besteht aus zwei Hauptprozessen – Nassbehandlung und Trocknung der IT-Technik in speziellen Kammern. Die zum Beispiel fetthaltigen Rußschichten nach einem Serverbrand oder chemische Belastung der IT-Technik nach einem Wasserschaden können durch die Downtime-Nassreinigung in der Regel entfernt werden.
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Eine effektivere Alternative zur Nassreinigung ist die Behandlung der IT-Technik durch sogenannte Kohlenstoffdioxid- oder Trockeneis-Strahlverfahren. Bei dieser Art der Reinigung wird Kohlenstoffdioxid gemischt und mit der gefilterten Druckluft gezielt auf der kontaminierten Technik angewendet. Die kontaminierten Schichten lösen sich von den Oberflächen der IT-Technik, Platinen etc. und gelangen in die Umgebungsluft, wo sie durch spezielle Absaugtechnik sicher abgefangen werden.
Ob das Kohlenstoffdioxid- oder Trockeneisstrahlverfahren im laufenden Betrieb und Downtime anwendbar sind, muss man bei einer Sicherheitsüberprüfung der Serverumgebung feststellen.
Die beschriebenen Reinigungsmaßnahmen (Nassreinigung und Kohlenstoffdioxid-Behandlung) sind im Unterschied zur konventionellen Trockenreinigung im Absaug- und Wischverfahren wesentlich kosten- und zeitintensiver.
Die konventionelle Art der Trockenreinigung im Absaug- und Trockenwischverfahren ist eine sichere Dekontaminationsart, wenn es sich um die Belastung der Servertechnik durch Baustaub oder Umgebungsstaub handelt. Im laufenden Betrieb wird der Staub durch die ESD-Sicherheitssauger und ESD-Reinigungstücher entfernt.
Kommt eine Downtime in Frage, kann zusätzlich der Einsatz der Spezial-Druckluft mit Absaugverfahren für die aktiven Komponenten angewendet und die Effektivität sowie Nachhaltigkeit der Gesamtmaßnahme erhöht werden.

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Welche der beschriebenen Reinigungstechniken anwendbar und wirtschaftlich ist, wird bei einer Untersuchung vor Ort festgestellt.
Präventionsmaßnahmen
Kehrbürsten sollen im Serverraum für die Bodenreinigung untersagt werden, da durch Kehren vorhandener Staub aufgewirbelt und die IT-Umgebung kontaminiert wird. Eine sichere Alternative zum Kehren im Serverraum ist das Absaugen der Serverraumflächen mit einem geeigneten Sicherheitssauger.
Eine weitere Kontaminationsquelle ist die Verpackung im Serverraum. Sie verstößt nicht nur gegen brandschutztechnische Regeln, sondern die Verpackungseinheiten kontaminieren auch die Umgebungsluft. Eine direkte Entsorgung der Verpackung durch den Lieferanten direkt nach der Lieferung kann das verhindern.
Die Baukonstruktion eines Serverraums sollte keinen Staub im Raum verursachen. Nicht fixierte Putz- und Farbschichten an den Decken und Wänden sollten durch geeignete Lösungen wie Dispersions-Grundiermittel behandelt werden.
Alle Reinigungsgeräte wie Staubsauger sollten mit einem zusätzlichen Schwebstofffilter ausgestattet werden. Durch sogenannte Hepafilter wird die staubbelastete Raumluft zu fast 100 Prozent von Feinstaub befreit.
Ferner sollten die Türen in den Serverräumen überprüft werden. Staub gelangt auch durch fehlende Türdichtungen in den Serverraum. Dichtungen können bei Bedarf nachträglich installiert werden.
Zuletzt sollten Staub und Schmutz durch Besucher des Serverraums ausgeschlossen werden. Das ist durch Einsatz von Überziehschuhen oder Staubbindematten im Eingangsbereich des Serverraums realisierbar. Der Einsatz von Staubbindematten verhindert, dass die Staub- und Schmutzpartikel an den Schuhsohlen in den Serverraum getragen werden.
Zeit und Kosten sparen, Stress vermeiden
Server und Serverräume sollten regelmäßig gewartet, gereinigt und auf ihre Effizienz hin geprüft werden. So lässt sich die Auslastung der Server durch eine regelmäßige Inspektion nicht nur kontrollieren, sondern auch nachhaltig verbessern.
Weiterhin lassen sich Ausfälle frühzeitig erkennen und gegebenenfalls beheben. IT-Fachleute lernen durch diese Art der Vorbeugung viel über die Auslastung eines Servers und können zeitnah Verbesserungen am ganzen System vornehmen. Dadurch lassen sich Zeit und Kosten einsparen, und die tägliche Arbeit erfährt eine neue und sinnvollere Strukturierung.