Der Bundestrojaner des Bundeskriminalamtes ist wohl weit weniger brauchbar als zunächst angenommen. Ein wirklich sinnvoller Einsatz des Spionagetools wird durch zahlreiche Beschränkungen erschwert, berichtete die Welt am Sonntag .
Die einzigen Betriebssysteme die gezielt abgehört werden können, sind demnach verschiedene Windows-Versionen. Linux, Mac OS X, oder die verschiedenen mobilen Betriebssysteme wie Android oder iOS werden einfach nicht unterstützt. Hinzu kommt, dass der einzige Messenger, der abgehört werden kann, Skype ist. Hier aber auch nur die Internettelefonie (VoIP) und nur über ein Windows-Betriebssystem. Andere beliebte Messenger wie WhatsApp, Threema, Viber oder Telegram können vorerst nicht ausspioniert werden. Mit diesen Restriktionen sind die Bundeskriminalbeamten natürlich alles andere als glücklich: “Egal ob Dschihadisten oder Rechtsextremisten. Sie alle kommunizieren über Whatsapp oder andere Instant-Messenger. Skype abzuhören bringt bei diesen Leuten nicht viel” , wird ein LKA-Beamter in dem Artikel der „Welt“ zitiert. Sinnvoll sei nur eine Spähsoftware, die auch auf Smartphones funktioniert.
Sicherheit: Gratis-Tool bekämpft Bundestrojaner
Auf Anfrage der „Welt“ wollte sich das Bundesinnenministerium, dass den Bundestrojaner in Auftrag gab, nicht äußern: “Ich bitte um Verständnis, dass wir Ihnen keine detaillierten Informationen zu technischen Fähigkeiten und ermittlungstaktischen Verfahrensweisen der Sicherheitsbehörden geben können” , so eine Sprecherin. Auch die Anschaffungskosten des Trojaners wurden nicht mittgeteilt.
Der Bund der Kriminalbeamten steht dem Bundestrojaner auch kritisch gegenüber: “Wir brauchen beim begründeten Tatverdacht einer schweren Straftat und nach einer richterlichen Anordnung die Möglichkeit, auf sämtliche Formen der digitalen Kommunikation zugreifen zu können” , sagte der BDK-Bundesvorsitzende André Schulz der Welt. Politischen Vorgaben würden zu “zeit- und kostenintensiven Bastellösungen gezwungen, wobei wir noch nicht mal wissen, ob diese vor dem Verfassungsgericht Bestand haben wird. So werden Steuergelder in Millionenhöhe verschwendet.”
Das erste Mal schaffte es der Bundestrojaner bereits 2011 in die Presse, als der Chaos Computer Club (CCC) den staatlichen Trojaner unter die Lupe nahm . Seitdem hatte der Bundestrojaner hauptsächlich mit Negativpresse auf sich aufmerksam gemacht. Auch weiterhin wird kommerzielle Spionagesoftware getestet. So auch die All-in-One-Lösung der, in München ansässigen Firma Finfisher. Finfisher wird allerdings vorgeworfen, ihre Software an das autoritäre Bahrain verkauft zu haben. Für diese Software gebe es aber noch keine Einsatzgenehmigung und sie werde derzeit noch an definierte Vorgaben angepasst, so eine Sprecherin des Innenministeriums.
Kommerzieller Spionagesoftware stehen Bürgerrechtler allerdings kritisch gegenüber. Da keine Einsicht in den Quellcode gewährt wird kann auch keine unabhängige Prüfung stattfinden. Und eine Überprüfung durch Bundesbeauftragte für Datenschutz ist den meisten nicht genug.