Mancher hält eine Rückfahrkamera für überflüssigen Luxus. Doch angesichts der Tatsache, dass die Instandsetzung einer ramponierten Stoßstange schon bei einem aktuellen Kleinwagen durchaus mit 500 Euro zu Buche schlagen kann, ist es durchaus legitim, sein rückwärtiges Blickfeld zu erweitern. Das geht inzwischen ohne großen Aufwand und ist in vielen Fällen selbst von technisch weniger begabten Menschen zu bewerkstelligen. Das Ergebnis ist allerdings nicht ganz elegant, weil die simple Lösung eigentlich immer aus einer Funkkamera nebst passendem Display besteht, das wie ein Navi auch an der Windschutzscheibe per Saugnapf zu befestigen ist. Doch wie geht es eleganter?
Zwei Kameratypen
Grundsätzlich bestehen optische Rückfahrsysteme aus zwei Teilen: Einer Kamera und einem Monitor, der das Bild zeigt. Werksseitig verbaute Lösungen sind in der Regel noch mit der Park Distance Control verknüpft, aber das ist nicht zwingend nötig. Bei den Kameras wiederrum sind zwei Varianten gebräuchlich. Die eine wird oberhalb des hinteren Nummernschildes platziert; teilweise werden sogar Kennzeichenhalter mit integrierter Kamera angeboten. Der andere Kameratyp kommt eher bei Wohnmobilen oder Transportern zum Einsatz; montiert wird er oben an der Dachkante. Vom Sichtfeld unterscheiden sich beide Lösungen zwar etwas, aber im Ergebnis ändert sich nichts. Man hat einen umfassenden Blick nach hinten.
Wichtiger als der Montageort ist die Qualität der Kamera. Schaut man sich Bewertungen von vielen günstigen Exemplaren an, so fallen häufig zwei Kritikpunkte auf: Die Bildqualität bei Dunkelheit und bei Nässe. Eine Kamera, die nur tagsüber und Trockenheit funktioniert, aber bei Regen nur noch schlieren und nachts pures Rauschen liefert, ist aber letztlich wertlos. Es lohnt sich also, ein paar Euro mehr zu investieren. Von einigen Modellen gibt es Videos auf Youtube, die helfen, die Bildqualität etwas besser einzuschätzen. Allerdings sollte man hier auch auf das Wetter während der Aufnahme achten; gerade blasse, kontrastarme Bilder können durchaus auch an direktem Sonnenlicht auf das Fahrzeugheck liegen. Denn mit grellem Gegenlicht haben so ziemlich alle Kameras ein Problem.
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Das Display
Neben der Kamera selbst spielt natürlich auch das Display eine wichtige Rolle. Dabei stellt sich zunächst die Frage, worauf eigentlich das Kamerabild dargestellt werden soll. Denn hier existiert eine ganze Reihe von Möglichkeiten, auch abhängig davon, wie gut sich bereits im Fahrzeug verbaute Komponenten einbinden lassen.
Wenn nichts geht, muss ein zusätzlicher Monitor her, der ähnlich einem Navi zum Beispiel per Saugnapf an der Windschutzscheibe befestigt wird. Gehören Kamera und Monitor zu einem System, hat man bei einigen Geräten den Vorteil, dass passenden zum Kamerabild noch Hilfslinien etwa für die Verlängerung der Fahrzeugkanten eingeblendet werden können. Eine weitere Option wäre die Verwendung einer WLAN-Kamera, die dann per App das Bild auf ein Smartphone liefert.
Manche Navis können ebenfalls universell als Display verwendet werden; sie verfügen über einen Video-Eingang. Das haben Sie gemeinsam mit zahlreichen Festeinbau-Navigationsgeräten oder auch Radios im Doppel-DIN-Format. Die Kamera an ein im Fahrzeug eingebautes Gerät anzuschließen, ist zweifellos die eleganteste Variante, aber auch die aufwändigste. Dafür kommt sie den werksseitig verbauten Systemen am nächsten. Wir entscheiden uns für diese Art der Bildwiedergabe.
Bevor es losgeht
Bevor man sich möglicherweise die Karosserie dauerhaft ruiniert, sollte man sich sehr genau überlegen, wie die Kamera angeschlossen wird und welchen Weg man für die nötigen Kabel wählen möchte. Am undankbarsten sind in diesem Zusammenhang Kombis, weil man, sofern man nicht mit einem Funksender arbeitet, mindestens mit dem Videokabel von der Heckklappe erst einmal zum Rest der Karosserie muss. Hier ist eventuell viel Verkleidung zu demontieren.
Ebenfalls vorher sollte geklärt sein, woher die Kamera ihren Strom bezieht und wie sie geschaltet wird. Es gibt hier unterschiedliche Vorgehensweisen. Manche Kameras verfügen über zwei, manche über drei Anschlüsse. Im ersten Fall muss ein Kabel an Plus, das zweite an Minus/Masse angeschlossen werden. Ein Weg, die Kamera dann mit Einlegen des Rückwärtsganges einzuschalten, ist der, den Pluspol an den Plus-Anschluss des Rückfahrscheinwerfers zu legen. Hat man eine Kamera mit drei Anschlusskabeln, so wird das Schaltsignal entweder auf die Rückfahrleuchte gelegt oder aber an den Schalter im Bereich des Schalthebels, der eben jene Rückfahrleuchte aktiviert. Bei Festeinbau-Radio-oder Navi-Geräten ist es allerdings häufig auch so, dass diese mit dem Rückfahrlichtschalter verbunden werden müssen, um den Eingang für die Rückfahrkamera zu aktivieren. Alternativ kann das ganze System aber auch manuell über einen Schalter aktiviert werden. Dieses Konzept werden wir verfolgen, weil wir damit unabhängig vom Rückwärtsgang sind. Beim PKW ist das nicht unbedingt nötig, aber wir bauen die Kamera in einen Transporter, der ansonsten gar keinen Blick nach hinten zulässt. Auch Wohnmobil-Besitzer schauen gerne mal während der Fahrt nach, ob beispielsweise mit den außen am Heck verzurrten Fahrrädern noch alles in Ordnung ist.
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Die Montage
1. Das Einbau-Set

Wir entscheiden uns für eine relativ hochwertige Kamera zur Dachmontage. Die Kamera selbst ist kugelförmig und kann entsprechend in jede Richtung und jeden Winkel gedreht werden, ist also ziemlich universell. Sie verfügt zudem über Infraot-LEDs und ermöglicht auch eine gute Nachtsicht. Kostenpunkt: etwa 100 Euro. Hinzu kommt ein vorkonfektioniertes Verlängerungskabel mit entsprechenden Steckern.
2. Besten Montagepunkt suchen

Nun sondieren wir erst einmal, wo die Kamera positioniert wird und richten sie entsprechend aus. Im Falle eines Transporters oder Wohnmobils empfiehlt es sich, das zu zweit durchzuführen.
3. Kamerahalterung Befestigen

Ist klar, wo die Kamera montiert wird, geht es ans Befestigen. In unserem Fall genügt ein Akkuschrauber, da zum Lieferumfang der Kamera selbstschneidende Blechschrauben gehören.
4. Kamera in Halterung einsetzen

Als nächste befestigen wir die Kugel, also die eigentliche Kamera, in der Halterung. Die richtige Ausrichtung erfolgt später, aber grundsätzlich gilt, dass die Aussparung im LED-Ring nach hinten, also vom Fahrzeug weg zeigen sollte.
5. Gehäuse schließen

Ist alles befestigt, wird das Kameragehäuse verschlossen. Damit ist die Montage der Kamera selbst abgeschlossen und wir wenden uns dem Kabel zu.
6. Kabel nach innen führen

Theoretisch sollte ein etwa 15 mm großes Loch in das Fahrzeugdach gebohrt werden, durch das das Kabel ins Innere geführt wird. Wir wollen „minimalinvasiv“ arbeiten und nutzen die Öffnung der dritten Bremsleuchte. Wir verbinden Kamera und Verlängerungskabel und kapseln den Verbinder mit der mitgelieferten Manschette, auch, wenn er später innen liegt.
7. Bremslicht bearbeiten

In das Bremslicht feilen wir am Rand eine dezente Kerbe. Dahinter liegt noch eine Dichtung, die wir vorher beiseiteschieben, um sei nicht zu beschädigen.
8. Bremslicht verschrauben

Die Dichtung wird wieder gerade gerückt, das Kabel der Kamera außen gestrafft und dann in der Kerbe platziert. Nun verschraubt man das Bremslicht wieder und hat auch die Kabeldurchführung erledigt.
9. Kabel zum Fahrerkabine führen

Jetzt kommt der – je nach Fahrzeug – besonders unangenehme Teil: Das Kabel muss nach vorne. Im Transporter ist es simpel, hier wird es einfach durch die ohnehin offene Blechkonstruktion unterhalb der Dachkante geführt. Ob man bei anderen Fahrzeugen besser unter dem Himmel oder unterhalb der Türen hinter die Verkleidung geht, hängt vom Modell ab.
10. Kabel zur A-Säule führen

In der Fahrerkabine lösen wir den Himmel und führen das Kabel dann darunter zur A-Säule.
11. Bestehenden Verlauf nutzen

Hinter der A-Säulen-Verkleidung verlaufen schon andere Kabel, hier bringen wir das der Kamera mit unter.
12. Schalter für Stromversorgung

Unsere Kamera soll unabhängig vom Rückwärtsgang aktivierbar sein, weshalb wir einen simplen Ein-Aus-Schalter mit zwei Kabeln versehen. Wichtig: Die Kabel müssen vom Einbauort des Schalters bis zur Stromversorgung der Kamera (z.B. im Bereich des Autoradios) reichen.
13. Schalter einbauen

Der Schalter wird an einem für den Fahrer gut erreichbaren Ort im Armaturenbrett eingebaut.
14. Strom vom Radio

Unsere Stromversorgung kommt vom Radio. Dazu nehmen wir das ISO-Adapterkabel, das dem Radio beiliegt, und trennen sowohl die Plus-als auch die Minus (GND)-Leitung auf. Wichtig: Die Plus-Leitung sollte man von der Autoanschlussseite gesehen vor dem Sicherungsträger kappen; so bleibt das Radio individuell abgesichert. Der Vorteil bei der Verwendung des Adapters: Die im Auto fest verbaute Zuleitung bleibt unbeschädigt.
15. Kabel sorgfältig verbinden

Den Stromanschluss realisieren wir mit Lüsterklemmen. Optional funktionieren auch Quetschverbinder, dann kann man sich sogar das Trennen der Kabel schenken. An den von der Batterie kommenden Plus-Anschluss hängen wir die Plus-Zuleitung des Radios sowie das eine zum Schalter gehende Kabel. Das zweite Kabel des Schalters verbinden wir mit der Plus-Zuleitung der Kamera. Wichtig: Hier sollte auch, sofern vorhanden, das Kabel für das Steuerplus angeschlossen werden. In der dritten Klemme vereinen wir alle Minus/Masse-Anschlusskabel.
16. Chinch-Stecker für Videosignal

Nun gibt es noch ein freies Kabel, bewehrt mit einem Cinch-Stecker. Hier wird das Videosignal übertragen und man steckt es einfach in den entsprechenden Eingang. Theoretisch würde auch ein AV-Eingang für beispielsweise einen DVD-Player funktionieren; hier muss man dann das obligatorische Handbremskabel aber schaltend auf Masse legen.
17. Funktion testen

Bevor man alles wieder zusammenbaut, sollte ein kurzer Test erfolgen. Das Radio wird in ausgebauten Zustand kurz eingeschaltet, die Kamera ebenfalls. Zeigt sie ein vernünftiges Bild, kann die Endmontage erfolgen.
18. Kamera ausrichten -fertig!

Jetzt wird das Radio eingebaut, das Kabel vernünftig im Armaturenbrett verstaut und am Ende die Kamera richtig ausgerichtet. Auch das funktioniert am besten zu zweit. Auch lassen sich am Radio noch die Bildparameter wie Kontrast oder Farbe justieren, sofern man mit der Darstellung unzufrieden ist.