2,6 Terabyte – so groß ist der Datenschatz den ein Recherche-Verbund von „400 Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern“ ausgewertet hat. Diese als „Panama Papers“ bezeichneten 11,5 Millionen Dokumente umfassen Mails, Datenbankdateien, PDFs, Bilder, Textdateien und sonstige Dokumente. Sie geben detaillierte Einblicke dazu, wie Reiche und Superreiche mit Hilfe der in Panama sitzenden Rechtsanwaltskanzlei Mossack Fonseca ihr Vermögen in Steuerparadiesen wie Panama oder den Bahamas etc anlegten. Und dank dieser Offshore-Firmen beziehungsweise Briefkastenfirmen und unter Verschleierung der wahren Namen Steuern in ungeheurer Höhe sparten beziehungsweise Steuern hinterzogen, Geld „wuschen“ und schmutzige Geschäfte verschleierten. Die Daten reichen von den 1970er-Jahren bis ins Frühjahr 2016, wie die SZ schreibt.
Prominente Namen
In den Dokumenten tauchen zum Beispiel Fußball-Profis wie Lionel Messi, enge Freunde des russischen Präsidenten Vladimir Putin, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, Spitzenpolitiker von Island inklusive des isländischen Premierministers Sigmundur Davíð Gunnlaugsson, der saudi-arabische König Salman ibn Abd al-Asis, ein Cousin von Syriens Diktator Baschar al-Assad, sowie (fast möchte man sagen: natürlich) ein Fifa-Funktionär, nämlich Juan Pedro Damiani – ausgerechnet Mitglied der Ethikkommission der Fifa – auf.
Unter den Namen befinden sich auch Mafia-Mitglieder und zwölf aktuelle beziehungsweise frühere Staatschefs. Der Isländische Premierminister wurde bereits zu den Vorwürfen betragt und brach prompt das Interview deswegen ab.
Allein die Freunde von Putin sollen zwei Milliarden Dollar durch Briefkastenfirmen geschleust haben, wie die Panama Papers zeigen. Gegen Lionel Messi und dessen Vater ermitteln die spanischen Steuerbehörden bereits seit 2014 wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.
Siemens wohl auch erwähnt
Politiker aus Deutschland werden bisher nicht in Zusammenhang mit den Panama Papers erwähnt. Allerdings sagte Georg Mascolo, der den deutschen Rechercheverbund aus SZ, NDR und WDR leitet, dass es in den Panama Papers neue Spuren zum Siemens-Schmiergeld-Skandal gebe. Er sprach zudem „von einer Fülle von anderen interessanten Namen aus Deutschland“.
Mossack Fonseca
Mossack Fonseca übernahm offensichtlich die Anlage und das gesamte Management der Briefkastenfirmen. Die Rechtsanwaltskanzlei hat den Hack laut Spiegel Online eingeräumt und bezeichnet ihn wenig schuldbewusst als „Verbrechen“. Mossack Fonseca war offensichtlich der perfekte Dienstleister für Steuerbetrug und Geldwäsche in kaum vorstellbarem Ausmaß.
Süddeutsche Zeitung und ICIJ
Die Dokumente hat eine Quelle, zu der keine weiteren Informationen veröffentlicht wurden, vor über einem Jahr der Süddeutschen Zeitung angeboten und nach und nach geliefert. Die SZ wertete diese Dokumente gemeinsam mit dem International Consortium for Investigative Journalists (ICIJ) aus (das bereits die Recherchen zu Offshore-Leaks, Lux-Leaks und Swiss-Leaks koordiniert hatte). Laut SZ sind die Panama Papers „die größte bislang dagewesene grenzüberschreitende Zusammenarbeit dieser Art“. Neben der SZ sind unter anderem auch NDR und WDR, der Guardian und die BBC sowie Le Monde beteiligt. Die Süddeutsche Zeitung machte die Daten recherchierbar, wozu beispielsweise Bilder via OCR in recherchierbaren Text umgewandelt wurden. Danach konnten die Journalisten die Daten mit einer Suchmaske durchsuchen und mit anderen bereits bekannten Listen abgleichen. Die SZ berichtet online über die Panama Papers in einem ausführlichen Dossiers. Die Quelle verlangte laut SZ keinerlei Gegenleistung und kein Geld für den Datenschatz. Auf Reddit gibt es ebenfalls eine Zusammenfassung der Panama Papers.