Mit dem iPhone 6s hat Apple eine – scheinbar – neue Art von Fotos in die Welt gesetzt : Live Fotos zeigen nicht nur den Sekundenbruchteil der Aufnahme, sondern einen rund drei Sekunden dauernden Moment, Originalton inklusive.
Doch die Idee, die alten rein statischen Aufnahmen durch Kurz-Animationen zu ersetzen, ist keine so neue Idee wie Apple seine Kunden glauben lassen möchte. Vom Daumenkino vergangener Jahrhunderte über Kurzvideo-Plattformen wie Vine bis zu den nicht tot zu kriegenden animierten GIFs gibt es etliche Ansätze, die Lücke zwischen starrer Aufnahme und Videoclip zu schließen.
Die Apps in diesem Beitrag bilden einen Querschnitt dessen, was Android-Entwickler dazu beigetragen haben.
Graphica Live Photo Maker
Die Android-App „Graphica Live Photo Maker“ bietet eine einfache Kamerafunktion zur Aufnahme von Live-Fotos, kann aber auch Aufnahmen aus der Galerie des Gerätes dazu nutzen.

©Dirk Bongardt
Mit der Android-App “ Graphica Live Photo Make r” lassen sich gleich auf mehrere Arten bewegte Fotos erstellen. Der einfachste Weg führt über die Kamerafunktion: Nach dem Auslösen zeichnet die App dann ein wenige Sekunden dauerndes Video auf, das die App anschließend nach Vorgaben des Nutzers in eine animierte GIF-Datei umwandelt. Alternativ kann der Nutzer aber auch mehrere Fotos aus seiner Galerie wählen, die die App danach zu einem animierten GIF kombiniert. Eine Aufnahme kann die App außerdem auch noch in einen zeitungsähnlichen Rahmen einbetten.
Geschwindigkeit wählbar
Um ein Live-Foto aufzunehmen, startet die Kamerafunktion, tippt auf den Auslöser und hält sein Smartphone für ein paar Sekunden ruhig, während das Motiv durchaus in Bewegung sein darf. Die Geschwindigkeit, mit der die dabei entstandenen Einzelbilder aufeinander folgen, kann der Nutzer mit einem Schieberegler einstellen. Das fertige GIF lässt sich direkt aus der App heraus an Facebook senden. Die Handhabung ist selbsterklärend, beim Design der App besteht durchaus noch Luft nach oben.
Fazit zum Test der Android-App „Graphica Live Photo Maker“
Die App erstellt aus aufgenommenen Szenen kurze, ansehnliche GIF-Animationen. All zu funktionsreich ist die App jedoch nicht.
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Fyuse – 3D-Fotos
Die Android-App “ Fyuse – 3D-Fotos” ist spezielle Kamera-App und soziales Netzwerk in einem. Der 3D-Effekt der Bilder basiert auf einem Perspektivwechsel während der Aufnahme.

©Dirk Bongardt
Die mit der Android-App “Fyuse – 3D-Fotos” aufgenommenen Bilder geraten in Bewegung, wenn der Nutzer während der Betrachtung das Smartphone dreht oder kippt. Der plastische Bewegungseffekt rührt daher, dass der Fotograf bei der Aufnahme die Kamera um das zu fotografierende Objekt herum bewegt hat. Hat sich auch das Motiv selbst leicht bewegt – etwa ein Kleid, das im Wind geflattert hat – unterstützt das den Effekt zusätzlich. Fyuse dient außerdem als soziales Netzwerk, auf dem Nutzer ihre Bilder gegenseitig vorstellen und bewerten können.
Teilen via Plattform
Fyuse-Aufnahmen sind per se öffentlich, Aufnahmen, die nicht für die Augen Dritter bestimmt sind, verbieten sich mit der App. Das Fotografieren mit Fyuse ist sehr simpel: Der Nutzer tippt den Auslöser an und bewegt die Kamera während der Aufnahme in Richtung der angezeigten Pfeile. Gefällt das Ergebnis, kann er es auf die Plattform laden, anderenfalls verwerfen. Die Optik der App ist ansprechend, alle Funktionen sind weitgehend selbsterklärend. Je nach Gerät ist Fyuse allerdings nicht sonderlich absturzsicher: Mitunter kam es im Test zu ärgerlichen Abbrüchen während des Uploads.
Fazit zum Test der Android-App “Fyuse – 3D-Fotos”
Fyuse ist gleichermaßen Aufnahme-App und soziales Netzwerk für Wackelbilder. Die Handhabung ist simpel, aber die App könnte stabiler sein.
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Phogy, 3D Kamera
Mit der Android-App “ Phogy, 3D Kamera ” kann der Nutzer dreidimensional wirkende Wackelbilder aufnehmen und auf Wunsch wahlweise als Video oder GIF-Datei exportieren.

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Wie Live-Fotos wirken auch die Aufnahmen, die mit der Android-App “Phogy, 3D Kamera” erstellt werden können. Die App nutzt die Bewegungssensoren des Android-Gerätes und ermöglicht dem Nutzer, das fotografierte Objekt durch Neigen und Kippen des Gerätes von mehreren Perspektiven aus zu betrachten. Die Aufnahmen lassen sich über die In-App-Galerie betrachten, aber auch als GIF-Datei oder MP4-Videos speichern. Aufnahmen und Exporte in hoher Auflösung sind allerdings nur in der kostenpflichtigen Variante der App möglich.
Visieren, auslösen, bewegen
Nach dem Antippen des Auslösers bleiben dem Nutzer drei (in der Pro-Version auch ein paar mehr) Sekunden, um die Kamera um das Objekt herum zu bewegen. Nach Abschluss der Aufnahme errechnet die App aus den Einzelaufnahmen ein Gesamtbild. Optisch ist die App eher schlicht gehalten, die Handhabung ist innerhalb der App anschaulich dokumentiert, wäre aber auch sonst relativ intuitv.
Fazit zum Test der Android-App „Phogy, 3D Kamera“
Bilder, die in Bewegung geraten, wenn das Smartphone bewegt wird, bietet diese App. Die Bilder lassen sich in verschiedenen Formaten teilen.
Deutschsprachig, kostenlos
Live pictures
Die Android-App “ Live pictures ” orientiert sich an der Live-Foto-Funktion des iPhone 6S, zeichnet allerdings keinen Ton während der Aufnahme auf.

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Fotos, die mit der Android-App “Live pictures” aufgenommen wurden, erscheinen auf den ersten Blick wie herkömmliche statische Bilder. Tippt der Nutzer länger mit dem Finger darauf, erwachen die Bilder jedoch zum Leben. Bei der Aufnahme zeichnet die App einige Sekunden Bewegtbild auf, die dann auf Wunsch wiedergegeben werden. Teilen lassen sich die Aufnahmen als statische Fotos, GIF-Dateien oder Videodateien.
Einfachste Handhabung
Die app-eigene Kamera bietet lediglich einen Auslöser und eine Schaltfläche, mit der der Nutzer zwischen Front- und Rückkamera wählen kann. Um ein Live-Foto aufzunehmen, muss der Nutzer lediglich den Auslöser antippen. Die Android-App umfasst eine eigene Galerie, über die sich die Aufnahmen aufrufen und abspielen lassen. Nach dem Antippen der Teilen-Schaltfläche kann der Nutzer den Dateityp wählen oder das Bild als Homescreen-Hintergrund einrichten.
Kleines Manko: Auf manchen Geräten wirken die Bilder gestaucht oder gestreckt.
Fazit zum Test der Android-App „Live pictures“
Die App “Live pictures” ahmt das Prinzip der Live-Fotos des iPhone 6S nach. Die app-eigene Kamera bietet allerdings nur einfachste Grundfunktionen.
Englischsprachig, kostenlos
Lumyer – Photo Animation
Die Android-App “ Lumyer – Photo Animation ” bietet eine Reihe animierter Effekte, mit denen sich herkömmliche Bilder in kurze Animationen verwandeln lassen.

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Bewegung in statische Fotos bringt die Android-App “Lumyer – Photo Animation” mit Hilfe einer großen Auswahl vorgefertigter Effekte: Schmetterlinge oder Fledermäuse fliegen durch das Bild, Biltze und Gewitterwolken bedecken den Himmel, auch für animierte Liebeserklärungen eignet sich Lumyer. Die animierten Aufnahmen speichert die App als .mp4-Dateien auf dem Android-Gerät und kann sie auf den meisten Plattformen problemlos teilen. Auf ein Bild lassen sich auch mehrere Effekte gleichzeitig anwenden.
Anmeldung nötig
Um die App nutzen zu können, muss der Nutzer sich bei Lumyer registrieren oder über Facebook anmelden. Mit der App lassen sich wahlweise direkt neue, animierte Fotos aufnehmen oder bereits in der Galerie gespeicherte Fotos aufhübschen. Über Pinch und Zoom kann der Nutzer die Effekte präzise nach seinen Vorstellungen platzieren. Die Handhabung ist weitgehend selbsterklärend, das Design ansprechend.
Fazit zum Test der Android-App „Lumyer – Photo Animation“
Bewegte Effekte auf statischen Fotos sorgen bei dieser App für ganz spezielle Eindrücke. Die Auswahl an Animationen kann sich sehen lassen.
Deutschsprachig, kostenlos
Gif Me! Camera
Mit der Android-App “ Gif Me! Camera ” kann der Nutzer kurze Videosequenzen aufnehmen und als animiertes GIF- oder MP4-Video speichern.

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Die Android-App “Gif Me! Camera” zeichnet wahlweise für einige Sekunden das Kamerabild auf oder verarbeitet eine Auswahl fertiger Fotos zu einer kurzen Animation. Der Nutzer kann die fertige Animation zudem mit Stickern und Rahmen versehen, mit Farbeffekten aufbessern, in der Geschwindigkeit variieren oder die Reihenfolge der Einzelbilder variieren. Fertige Animationen lassen sich über verschiedene Plattformen teilen. Die App kann dazu automatisch das geeignetste Format wählen, der Nutzer kann aber manuell eine Wahl zwischen GIF-Animation und MP4-Video treffen.
Variable Möglichkeiten
Wer die Kamera nutzt, um eine Animation aufzuzeichnen, hat die Wahl zwischen einem quadratischen Format und einem mit dem Seitenverhältnis 4:3. Die App zeichnet nach dem Auslösen 14 Einzelbilder auf und kombiniert sie zu einer Gesamt-Animation. Die kann der Nutzer vor dem Speichern noch mit Filtern optimieren, die Bewegungsrichtung wechseln oder auf andere Art aufbessern. Das Design entspricht dem vieler Bildbearbeitungs-Apps, die Handhabung ist intuitiv.
Fazit zum Test der Android-App „Gif Me! Camera“
Die Gif Me! Camera ist ein vergleichsweise vielseitiges Werkzeug, um animierte Aufnahmen zu erstellen.
Deutschsprachig, kostenlos
Photo Animation Studio
Die Android-App “ Photo Animation Studio ” ermöglicht es, eine Reihe von Fotos zu einer effektvollen Slideshow zu verbinden und als animiertes GIF zu speichern.

©Dirk Bongardt
Mit der Android-App “Photo Animation Studio” kann der Nutzer Fotos von seinem Gerät auswählen, aus einer Reihe animierter Übergänge zwischen den Fotos wählen und die so erstellte Slideshow innerhalb der App zusätzlich mit Musik oder einer anderen Audiospur unterlegen. Um die effektvolle Slideshow mit anderen zu teilen, lässt sie sich als (dann natürlich tonlose) GIF-Datei speichern.
Voraussetzung: Mehrere Bilder
Anders als es der Name vermuten ließe, ergibt es nicht viel Sinn, ein einzelnes Foto mit “Photo Animation Studio” zu bearbeiten. Am besten nutzen lässt sich die App mit einer vorab fotografierten Serie von Aufnahmen. Auswählen und anordnen kann der Nutzer die gewünschten Bilder durch einfaches Antippen, und auch die Übergangseffekte sind ähnlich einfach zuzuweisen. Das Design wirkt etwas altbacken. Stören könnte sich mancher an der gelegentlich displayfüllend in Erscheinung tretenden Werbung.
Fazit zum Test der Android-App „Photo Animation Studio“
Die GIF-Bilder, die sich mit dieser App erstellen lassen, sind letztlich Slideshows mit ansprechend animierten Übergängen.
Englischsprachig, kostenlos
PHHHOTO
Die Android-App “ PHHHOTO ” kombiniert eine Kamerafunktion zur Aufnahme kurzer Animationen mit einem sozialen Netzwerk, um diese Animationen zu teilen.

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Kurze Animationen in Endlossschleife sind die Spezialität der Android-App “PHHHOTO”. Nachdem der Nutzer die Aufnahme mit der app-eigenen Kamera erstellt hat, kann er sie mit einem Filter aufhübschen, verschlagworten und in das zur App gehörende soziale Netzwerk übertragen. Bei der Gelegenheit lässt sich die Animation auch gleich an Instagram, Facebook, Twitter und Tumblr senden.
Wermutstropfen: Eine rein lokale Speicherung der eigenen Animationen sieht die App nicht vor.
Soziales Netzwerk im Vordergrund
Nach der notwendigen Registrierung beim ersten Start der App erhält der Nutzer zunächst einige Vorschläge, welchen anderen Nutzern er folgen könnte. Über die Schaltfläche “Wow” erhält er außerdem Zugriff auf eine Reihe besonders gelungener Animationen anderer Nutzer. Eigene Bilder lassen sich recht einfach mit Hilfe der “Camera”-Funktion aufnehmen – wahlweise mit Gestaltungsgitter, Blitzlicht und Coutdown. Die App schießt nach dem Auslösen in schneller Folge fünf Fotos, die dann in Endlossschleife abgespielt werden.
Fazit zum Test der Android-App „PHHHOTO“
Einfache, aber wirkungsvolle Animationen erzeugt PHHHOTO. Wer die App nutzt, muss aber bereit sein, seine Werke zu teilen.
Deutschsprachig, kostenlos