Im Web finden sich seit dem Patch-Day in der vergangenen Woche immer mehr Hinweise von Nutzern von Windows 7, deren System angeblich ein “Zwangsupdate” auf Windows 10 erhalten hat. Auch Windows-8-Nutzer dürften von dem Phänomen betroffen sein. Die Nutzer beklagen sich beispielsweise hier auf Reddit oder hier über Twitter vor allem darüber, dass sie nicht richtig über das anstehende Update informiert worden seien und den Download und die Installation auch nicht über Windows Update “angestoßen” hätten. Das steckt dahinter:
Microsoft selbst hatte bereits im Oktober 2015 angekündigt, dass Windows 10 ab Anfang 2016 als “empfohlenes Update” an die Windows-7/8-Nutzer ausgeliefert werden soll. Im Dezember 2015 forderte Microsoft die Windows-7/8-Nutzer über ein neues Popup und als “optionales Update” in Windows Update zum Windows-10-Upgrade auf.
Im Februar 2016 folgte schließlich die Hochstufung des Windows-10-Updates vom “optionalen” zum “empfohlenen” Update in Windows Update. In den Standardeinstellungen von Windows Update werden “empfohlene Updates” automatisch heruntergeladen und anschließend installiert. Seit dem Patch-Day im März macht sich die Änderung nun auf den Windows-7- und Windows-8-Systemen bemerkbar. Schuld daran dürfte das am Patch-Day veröffentlichte Update KB3146449 sein, welches Microsoft im kumulativen Sicherheitsupdate für den Internet Explorer 11 versteckt hat. Das Update KB3146449 installiert unter Windows 7/8, wie wir bereits berichteten, ein Modul, welches die Nutzer von Windows 7 und Windows 8 zum Upgrade auf Windows 10 auffordert.
Upgrade auf Windows 10 kann verhindert werden – wenn man weiß, wo man klicken muss
Völlig am Nutzer vorbei wird das Upgrade auf Windows 10 allerdings nicht installiert. Die Nutzer haben jederzeit die Möglichkeit, die Installation zu verhindern. Wenn sie aufmerksam alle eingeblendeten Dialoge lesen. Zunächst erhalten die Nutzer von Windows 7/8 die Ankündigung, dass sie innerhalb der nächsten paar Tage ein Gratis-Upgrade auf Windows 10 erhalten. Das dabei eingeblendete Fenster sieht, wie die Microsoft-Kennerin Mary Jo Foley in ihrem Blog berichtet, wie folgt aus:

©Mary Jo Foley / Blog All About Microsoft (http://www.zdnet.com/blog/microsoft/)
Eine genauere Betrachtung des Dialogs zeigt, dass auf den ersten Blick offenbar keine Möglichkeit besteht, dass Windows-10-Upgrade zu verhindern. Es gibt nur einen “OK”-Button und links daneben noch die Möglichkeit, besagte Upgrade sofort durchzuführen. Allerdings: Unter dem eingeblendeten Termin für das Upgrade gibt es sehr wohl einen Link, um das Upgrade zu verhindern. “Click here to change upgrade schedule or cancel scheduled upgrade”. Also: “Klicken Sie hier, um den Upgrade-Termin oder das geplante Upgrade zu widerrufen”:
Wird der entsprechende Link übersehen und das Fenster nur weg geklickt, dann macht Windows Update einige Zeit später ernst und kündigt an, dass der Rechner nun das Windows-10-Update erhalte. Als empfohlenes Update wird dann das Upgrade in den Standardeinstellungen von Windows Update automatisch installiert. Das braucht einige Zeit. Wichtig: Auch jetzt haben die Nutzer noch einmal die Gelegenheit, das Upgrade auf Windows 10 rückgängig zu machen. Während der Installation werden nach einiger Zeit die Lizenzbestimmungen für Windows 10 angezeigt. Diese können per Button ablehnt werden. Daraufhin macht die Setup-Routine das Upgrade rückgängig und es wird anschließend die zuvor genutzte Windows-Version gestartet. Nachtteil: Der Vorgang dauert Zeit – viel Zeit….
Windows Update: Einstellung verhindert automatische Installation
Bleibt die Frage, wie Nutzer von Windows 7/8, die noch keinen Hinweis auf das Windows-10-Upgrade erhalten haben, verhindern können, dass auf ihrem System in naher Zukunft plötzlich doch ein Upgrade auf Windows 10 durchgeführt wird. Die einfachste Methode: Rufen Sie Windows Update auf, wechseln Sie zu den Einstellungen und entfernen Sie dann unter “Legen Sie fest, wie Updates installiert werden sollen” das Häkchen bei “Empfohlene Updates auf die gleiche Weise wie wichtige Updates bereitstellen.”
Unsere Meinung: Microsoft sollte aggressive Upgrade-Taktik überdenken
Windows 10 ist ein wunderbares Betriebssystem und ein Gratis-Upgrade ist überaus empfehlenswert. Allerdings: Nicht jeder Nutzer von Windows 7/8 ist dazu bereit.
Da gibt es etwa die Nutzer, die sich über IT-Themen nicht laufend informieren und wahrscheinlich auch von Windows 10 nicht viel gehört haben. Diese dürfte das plötzliche Windows-10-Update überrumpeln. Vor allem, wenn binnen der ersten Ankündigung bis zur Installation nur wenige Tage vergehen. Diesen Nutzern sollte Microsoft mehr Zeit gönnen, sich genauer über Windows 10 zu informieren. Hervorragend dazu geeignet sind beispielsweise unsere vielen Windows-10-Artikel.
Und es gibt Nutzer, die tagtäglich alle IT-News auf pcwelt.de lesen und damit stets bestens über die PC-Welt informiert sind. Diese Gruppe hat sicherlich häufig bewusst die Entscheidung getroffen, vorerst nicht von Windows 7 oder Windows 8 auf Windows 10 zu wechseln. Diese Entscheidung sollte respektiert werden. Und kurz vor Ablauf der “ein Jahr ist das Gratis-Upgrade auf Windows 10 möglich”-Frist, sollte diese Gruppe nochmal auf die Möglichkeit hingewiesen werden.
Es ist verständlich, dass Microsoft immer intensiver versucht, die Windows-Gemeinde zur Nutzung von Windows 10 zu bewegen. Allzu aggressiv sollte Microsoft dabei aber nicht werden. Schlechte Publicity hat das gute Windows 10 nicht verdient.