Mussten die beiden deutschen E-Mail-Anbieter Web.de und GMX 2014 jeden Tag im Durchschnitt noch rund 50 Millionen E-Mails aus den Postfächern ihrer Kunden herausfiltern, hat sich diese Zahl im vergangenen Jahr verdoppelt. Wie Jan Oetjen, Geschäftsführer von GMX und Web.de, gegenüber der Zeitung Welt bestätigt, seien beiden Unternehmen 2015 täglich rund 100 Millionen Spam-E-Mails ins Netz gegangen.
Die aktuellen Zahlen der 1&1-Tochterfirmen zeigen nicht nur einen Anstieg bei der schieren Spam-Menge, sondern auch bei der Aggressivität der Versender. Seien 2014 täglich noch rund sechs Millionen Mails mit Schadsoftware-Links herausgefiltert worden, waren es 2015 im Durchschnitt rund 30 Millionen.
Laut Oetjen werden die Spam-Filter ständig weiterentwickelt, was die Spam-Versender wiederum dazu bringt, die E-Mail-Flut stetig zu steigern. Um durch die Maschen der Filter zu schlüpfen, werden die Phishing-Mails mittlerweile immer mehr personalisiert. Sie seien raffiniert formuliert und hätten teilweise private Absenderadressen, erklärt Oetjen.
So gehen Sie richtig mit Phishing und Spam um
Den Inhalt schneiden die Spam-Versender auf individuelle Interessen der deutschen Nutzer zu. Neben dem Verkauf von Potenzmitteln lagen 2015 auch die Themen Dating- und Karriere sowie Krankenversicherungswechsel und Abnehmen im Trend. Verfasst sind die E-Mails meist so, als kämen sie von einem Freund. Wodurch sie der Spam-Filter ignoriert.
Oetjen zufolge schaffen es aktuell nur rund 0,05 Prozent der Spam-Mails durch den Filter. Wird eine dieser Mails vom Empfänger geöffnet, ist das für die Spam-Versender bereits ein Teilerfolg. Während einige E-Mails Links zu Schadsoftware beinhalten, genügt bei anderen schon ein Klick auf „Newsletter nicht mehr abonnieren“. Dadurch weiß der Versender sicher, welche Adressen tatsächlich genutzt werden. Diese Daten können dann für mehr Geld auf dem Schwarzmarkt verkauft werden.