Im November letzten Jahres startete das Anonymisierungs-Netzwerk Tor seine erste Spendenkampagne. Mit überwältigendem Erfolg. Exakt 205.874 US-Dollar (zirka 190.262 Euro) von 5265 unterschiedlichen Spendern nahm das Tor Project innerhalb von sechs Wochen ein. Mit dem Spendengeld will Tor Project seine bisherige Abhängigkeit von der US-Regierung verringern. Diese finanziert Tor nämlich zu 80 bis 90 Prozent.
Da gleichzeitig die US-Geheimdienste offensichtlich versuchen, das Tor-Netzwerk zu unterwandern, macht es Sinn, wenn sich Tor von den USA unabhängiger macht. Angeblich zahlte die US-Bundespolizei FBI eine Million Dollar an Forscher der Carnegie Mellon University, damit diese dem FBI dabei halfen, in das Anonymisierungs-Netzwerk einzudringen. Auch die NSA will Tor knacken.
Spenden weiterhin möglich
Spenden nahm Tor zwar schon immer entgegen – Sie können auch jetzt hier das Anonymisierungs-Netzwerk mit einer Sofort-Spende unterstützen.

Spendenkampagne war neu
Doch im November 2015 hatten die Verantwortlichen des Tor Projects eine regelrechte Spendenkampagne gestartet, wie man sie beispielsweise regelmäßig auch von Wikipedia kennt. Dazu blendete Tor Project im Tor Browser am oberen Bildschirmrand den Spendenaufruf ein. Darin befanden sich Stellungnahmen von prominenten Tor-Befürwortern wie Laura Poitras, die einen Dokumentarfilm über den Whistleblower Edward Snowden drehte und zu dessen Vertrauenspersonen gehört. Poitras erklärte zum Beispiel in dem eingeblendeten Text rechts von ihrem Foto, dass Snowden nur mit Hilfe von Tor und anderer Verschlüsselungstools mit Poitras in Verbindung treten konnten. Und dass Journalisten Tor für den Schutz ihrer Quellen benötigen. Tor sei essentiell und brauche deshalb Unterstützung. Rechts neben diesem Text befand sich das Online-Menü für die Sofort-Spende.

©Steganos










Tor, I2p, Gnunet, RetroShare, Freenet, GoldBug: Spurlos im Web
Im Jahr 2014 hatte Tor Project 2,5 Millionen Dollar eingenommen, wie Tor Project berichtet. Der Löwenanteil davon stammte jedoch von der US-Regierung, nämlich 75 Prozent. Im Jahr zuvor, also 2013, zahlten die USA sogar 90 Prozent des Tor-Etats.
Tor Project will aber nicht nur von den USA unabhängiger werden, sondern auch sein Angebot erweitern. Zum Beispiel um eine Tor-Seite in arabischer Sprache.
Das Tor Project wurde anfangs von der US-Marine und der Darpa, der Forschungsstelle des US-Verteidigungsministeriums, gefördert. Mittlerweile unterstützt auch Facebook Tor, unter facebookcorewwwi.onion kann man Facebook im Tor-Browser aufrufen. Damit sollen auch solche Menschen Facebook nutzen können, die in Ländern leben, in denen der Internetzugang zensiert wird.
Und mit der Orbot-App kann man unter Android anonym surfen. Für iOS wiederum gibt es den Onion-Browser. Mit dem Raspberry PI und Tor kann man ebenfalls anonym im Internet surfen.
Windows-Nutzer können sich hier den Tor-Browser herunterladen. Linux-Nutzer laden sich den Tor-Browser am besten aus dem Repository ihrer Linux-Distribition herunter, installieren das Paket und richten sich dann eine Desktop-Verknüpfung ein. Danach können Sie den Tor-Browser per Mausklick starten (bei älteren Linux- und Torversionen mussten sie Tor noch von der Kommandozeile aus starten, was aber ebenfalls problemlos funktioniert). Mit Tails gibt es sogar eine Linux-Distribution mit integriertem Tor. Windows-, Linux- und MacOS-Nutzer finden aber auch hier die für ihre Rechner geeigneten Downloadpakete.