Jedes WLAN ist anders: Deshalb kann der heiße WLAN-Tempo-Tipp des Nachbarn in Ihrem Funknetz gar keine oder sogar negative Auswirkungen haben. Zwar gelten überall die Gesetze der Physik und die Grundlagen der Netzwerktechnik, also wie sich Funkwellen ausbreiten und welches Gerät wann und wie lange übertragen darf.Aber sie treffen in jeder Wohnung und jedem Büro auf unterschiedliche Bedingungen: Wie sich diese auf die WLAN-Übertragung auswirken, müssen Sie immer in der Praxis bei sich ausprobieren. Deshalb kann es keine WLAN-Tipps geben, die immer funktionieren, sondern nur Hinweise, worauf Sie achten sollten, damit Ihr WLAN schneller und stabiler arbeitet.
Selbst neue Hardware sorgt nicht automatisch für bessere Geschwindigkeit: Wenn die Netzwerkgrundlagen nicht stimmen, geben Sie nur sinnlos Geld aus. Deshalb sollten Sie beim WLAN-Tuning mit Gratis-Tipps testen, was Ihr Netzwerk in der Praxis tatsächlich weiterbringt. Damit Sie sofort einschätzen können, ob ein bestimmter Tipp in Ihrer WLAN-Umgebung etwas bewirken kann, erklären wir im Abschnitt „Warum Sie das tun sollten“ die passenden technischen Hintergründe. Unter „So geht’s“ erfahren Sie, wie Sie den Tipp umsetzen, und im Abschnitt „Das bringt’s“ lesen Sie, wie Sie sofort überprüfen, ob er geholfen hat.
Siehe auch: WLAN-Geschwindigkeit steigern – so geht´s
WLAN-Updates: Firmware, Treiber und Betriebssystem aktualisieren

Warum Sie das tun sollten: Viele Anwender spielen regelmäßig Updates für Windows auf. Doch den Router richten sie nur einmal ein, um seine Einstellungen danach nie wieder zu verändern. Dabei hängt seine Leistung auch davon ab, ob sein Betriebssystem – Firmware genannt – aktuell ist. Denn viele Funktionen für mehr Routertempo ergänzen und verfeinern die Hersteller erst per Firmware-Update – das dann Multi-User-Mimo oder breitere Funkkanäle sowie verbessertes Band-Steering und Beamforming ermöglicht.
Bei den WLAN-Clients wie PC, Notebook und Smartphone optimieren neue Treiber oder Betriebssystem-Updates das Zusammenspiel zwischen System und WLAN-Hardware, indem der interne Datenaustausch beschleunigt oder bei der Netzwerkübertragung die Rechenlast für CPU und Speicher reduziert wird. Dies wiederum sorgt in der Praxis für schnelle Downloads, den raschen Aufbau von Webseiten oder ruckelfreies Streaming.
So geht’s: Für ein Firmware-Update greifen Sie auf das Routermenü zu und gehen zur entsprechenden Option, die meist „Firmware- Update“ oder „Firmware-Aktualisierung“ heißt. Bei der Fritzbox finden Sie es unter „System –› Update“. Stellen Sie hier am besten unter „Auto-Update“ die Stufe III ein: Dann installiert der Router jede neue Firmware automatisch. Bei einem Speedport-Router aktivieren Sie dafür die Funktion „Easy Support“. Bei den meisten anderen Routern müssen Sie in den Einstellungen die Prüfung anstoßen, ob eine aktuelle Firmware vorliegt. Wichtig ist auf jeden Fall, dass der Router nicht nur sicherheitsrelevante Updates anzeigt und einspielt, sondern auch solche, die sich auf das WLAN-Tempo auswirken. Auf seiner Support-Seite sollte der Herstellers zusätzliche Informationen zum Update bereitstellen.
Bei den WLAN-Clients sollten Sie ohnehin jedes Update für das Betriebssystem einspielen; bei Smartphones kommen Sie nicht anders an aktualisierte Treiber für die WLAN-Komponenten. Bei Windows-Rechnern lohnt ein Blick auf die Support-Seite des PC- oder Notebook-Hersteller, um zu prüfen, ob es neue WLAN-Treiber gibt.
Viele Hersteller haben außerdem ein Update-Tool installiert oder bieten eine entsprechende Software zum Download an, die auf Knopfdruck oder in regelmäßigen Abständen prüft, ob neue Treiber für das System vorliegen.
WLAN ohne Hindernisse: Stellen Sie den Router optimal auf
Warum Sie das tun sollten: Der Router ist das Zentrum Ihres WLANs, über ihn läuft die kabellose Kommunikation zu allen eingebundenen Geräten, deshalb sollten seine Funkwellen idealerweise auch das ganze Heimnetz erreichen.
Dem steht aber meist die Physik im Wege: Radiowellen verlieren mit ihrer Ausbreitung an Stärke: je weiter auseinander Sender und Empfänger sind, desto schwächer kommt das Signal an. Alles, was den Funkwellen im Wege steht, verstärkt diese Dämpfung mehr oder weniger: Personen, Möbel, Leichtbauwände, mehr noch Fenster mit Wärmeschutzglas, Feuchtigkeit (zum Beispiel in Heizungen) und massive Decken und Wände
Die Folge: Die vom Router gesendeten Informationen kommen nicht oder nicht mehr korrekt lesbar beim WLAN-Client an oder dessen Empfangsbestätigung erreicht den Router nicht. Der schickt die Daten erneut, bis die Übertragung irgendwann erfolgreich ist oder abgebrochen wird. Währenddessen müssen andere WLAN-Geräte warten, dass sich der Router auch um sie kümmern kann, wodurch das Tempo im ganzen Heimnetz sinkt.
So geht’s: In einem optimalen Netzwerk steht der Router zentral in dem Bereich, den er mit seinem WLAN ausleuchten soll. Außerdem ist er etwas erhöht platziert, damit die Funkwellen nicht sofort von Möbeln und Menschen behindert werden.
In den meisten Wohnungen ist das aber nicht oder nur mit Umbaumaßnahmen möglich. Deshalb sollten Sie die Mindestanforderungen für eine gute Signalausbreitung beachten: Stellen Sie den Router nicht in eine Zimmerecke und nicht direkt hinter oder neben ein Hindernis. Zwischen ihm und den WLAN-Clients, die er erreichen soll, sollten sich möglichst wenig Wände und Decken befinden.

Ein Router sendet das WLAN-Signal grundsätzlich annähernd kugelförmig in alle Richtungen gleichmäßig aus: Indem Sie ihn drehen, aufstellen oder vertikal an der Wand befestigen, können Sie die Signalstärke in bestimmte Richtungen verstärken, weil die Funkwellen dann durch Reflexionen und Ablenkungen diesen Bereich schneller erreichen: Hier hilft nur Ausprobieren, welcher Standort und welche Position am meisten hilft.
Da die Signalstärke auch von der Sendeleistung des Routers abhängt, sollten Sie in seinen Einstellungen prüfen, ob er mit maximaler Stärke beziehungsweise 100 Prozent sendet. Mehr als die gesetzlich erlaubte Sendeleistung darf ein Router nicht bereitstellen, das reguliert die entsprechende Firmware.

Das bringt’s: Wie sich die WLAN-Ausleuchtung mit der Routerposition verändert, können Sie mit dem Gratis-Tool Heatmapper nachvollziehen. Installieren Sie es auf einem WLAN-Client – am besten einem Notebook –, und führen Sie per Mausklick eine Messung der Signalstärke an bestimmten Positionen durch. Je dunkelgrüner Heatmapper einen Bereich markiert, desto besser ist dort die Signalstärke des Routers. Erscheint dagegen ein Zimmer, in dem Sie schnelles WLAN brauchen, bei Heatmapper nur in hellgrün oder gelb, platzieren Sie den Router neu.
Als Alternative können Sie prüfen, ob sich die Signalstärke verbessert, die ein WLAN-Gerät nach einem Ortswechsel des Routers erhält. Für Windows-Rechner nutzen Sie dazu Acrylic Wifi Home : In der Zeile, in der Ihr Router aufgeführt ist, gibt der Wert in der Spalte „RSSI“ die Signalstärke als negative Zahl in der Einheit dBm an: Je näher der Wert an Null liegt, desto besser ist das Signal. Eine optimale Verbindung haben Sie bei -40 bis -60, bei -60 bis -80 ist die Signalqualität ausreichend.
Tipp: Rätselhafte WLAN-Probleme- und Abbrüche lösen
Den besten Funkkanal im Router wählen

Warum Sie das tun sollten: Router und WLAN-Clients verbinden sich über einen bestimmten Funkkanal beziehungsweise einen Hauptkanal und mehrere Nebenkanäle. Da es nur eine festgelegte Anzahl an verfügbaren Kanälen gibt, sich rund um Ihr WLAN aber zahllose andere Funknetze befinden können, kommt es unweigerlich zu Verzögerungen und Störungen bei der Übertragung. Die Aufgabe des Routers, bei der Sie ihn unterstützen können, besteht darin, den jeweils besten Funkkanal für die Verbindungen zu seinen Clients zu finden und gegebenenfalls auf einen anderen zu wechseln.
So geht‘s: Im Routermenü lässt sich der aktuell verwendete Kanal feststellen. Normalerweise belegt der Router automatisch den besten Funkkanal (Einstellung „Autokanal“). Sie können aber eine neue Suche nach dem optimalen Kanal auslösen, wenn Sie mit den Übertragungsraten nicht zufrieden sind. Soll der Router bevorzugt einen bestimmten WLAN-Client erreichen, können Sie auch manuell den dafür idealen Kanal einstellen – am besten, nachdem Sie per Tool die Störsignale in der Umgebung des Clients analysiert haben. In der Fritzbox finden Sie die Einstellungen dafür unter „WLAN –› Funkkanal –› Funkkanal-Einstellungen.“

Die Chance auf einen möglichst freien Kanal erhöhen Sie, je mehr Dualband-Clients Sie im WLAN haben: Denn über 5 GHz ist mehr Platz, um Störungen auszuweichen, vor allem, wenn Router und Clients die Funktion DFS (Dynamic Frequency Selection) unterstützen. Gibt es in der Nachbarschaft nur wenig Störfeuer über 5 GHz, kann der Router zusätzlich breitere Funkkanäle mit 80 MHz, bei neueren Routern auch 160 MHz nutzen, um damit das Tempo zu verbessern, sofern auch WLAN-Clients diese Kanalbreite unterstützen. Bei manchen Routern müssen Sie die Option für 160 MHz in den Einstellungen extra aktivieren.

Das bringt’s: In jedem Router finden Sie ein Menü, das die aktuelle Kanalbelegung zeigt. Besonders übersichtlich präsentiert die Fritzbox die Auslastung der einzelnen Kanäle auf 2,4 und 5 GHz. Wollen Sie den optimalen Kanal für ein bestimmtes WLAN-Gerät oder einen bestimmten Bereich in der Wohnung finden, installieren Sie auf diesem Rechner das Gratis-Tool Inssider : Hier sehen Sie unten in einem Diagramm, wie die erkannten WLANs an diesem Standort auf die einzelnen Kanäle verteilt sind. Der optimale Kanal ist derjenige, neben dem keine und auf dem möglichst wenig andere WLANs arbeiten.
Zusatzfunktionen für schnelleres WLAN aktivieren

Warum Sie das tun sollten: Je mehr Clients sich in Ihrem WLAN und störende Funknetze in seiner Nachbarschaft befinden, desto härter kämpfen die Geräte um Sendezeit. Um diese angemessen zu verteilen, damit jede Übertragung rasch abläuft, bringen aktuelle Router zahlreiche Funktionen mit, die Sie aktivieren sollten. Per Band-Steering kann er Dualband-WLAN-Clients auf die Frequenz umleiten, die momentan eine bessere Verbindung bietet. Beim Access-Point-Steering spielen zu diesem Zweck Router und Repeater zusammen. Mit Beamforming verteilt der Router die Sendeleistung so auf seine Antennen, dass er einen bestimmten Client optimal erreicht. Multi-User-Mimo schließlich beschleunigt das WLAN, indem der Router mehrere Geräte gleichzeitig statt hintereinander bedienen kann.
So geht’s: Prüfen Sie im Handbuch, ob Ihr Router die genannten Funktionen unterstützt – manche Hersteller bezeichnen sie auch mit anderen Namen –, und sehen Sie dann im Routermenü nach, ob Sie sie aktivieren müssen. Hier ist zuweilen Detektivarbeit angesagt, weil sich dort nicht immer die richtigen Fachbegriffe finden: Bei einer Fritzbox muss zum Beispiel für Band- und AP-Steering unter „WLAN –› Funkkanal –› Weitere Einstellungen“ die Option „Zur Verbesserung der Datenübertragung ….“ markiert sein. Je nachdem, wie standardkonform der Hersteller die Funktionen umgesetzt hat, müssen auch die WLAN-Client sie unterstützen, damit sie einen Effekt haben: Das gilt üblicherweise für MU-Mimo sowie für Access Point-Steering – hier sollten die WLAN-Geräte die Standards 11k und 11v beherrschen.
Das bringt’s: Konkret lässt sich nur schwer überprüfen, ob und wie sehr diese Funktionen Ihr WLAN beschleunigen, denn sie sollen sich auf alle Geräte gleichermaßen auswirken. Vom Band- und AP-Steering sollten vor allem Geräte profitieren wie Smartphones, Tablets und Notebooks, die Sie nicht nur stationär nutzen.
Bei einer Fritzbox können Sie zumindest überprüfen, ob der Router die aktivierten Funktionen auch anwendet: Im Ereignisprotokoll unter „System –› Ereignisse –› WLAN“ finden Sie dann Einträge wie „WLAN-Gerät wurde umgemeldet“.
WLAN-Tempo richtig messen
In die Rubrik „Das bringt’s“ gehört in diesem Artikel natürlich nach jedem Punkt der Test des WLAN-Tempos. Mit den passenden Tools und App prüfen Sie dann sofort, ob ein Tuning-Tipp gewirkt hat. Das zuverlässigste Werkzeug dafür ist das Kommandozeilen-Tool iPerf 3 . Da es für Windows, Linux, Android und iOS verfügbar ist, eignet es sich auch für gemischte Netzwerke. Außerdem misst es durch den Austausch von TCP- oder UDP-Paketen das Tempo nur auf der Netzwerkebene ohne großen Einfluss von Betriebssystem und Programmen. Über verschiedene Parameter können Sie Dauer und Art der Messung beeinflussen sowie die Senderichtung umkehren.
In den meisten Fällen wollen Sie das Tempo vom Router zu einem WLAN-Client messen: Dann muss iPerf auf dem Client im Servermodus laufen mit dem Befehl
iperf -s
An den Router schließen Sie am besten per LAN-Kabel einen Windows-Rechner an, auf dem Sie iPerf im Client-Modus installieren: Von dort senden Sie die Datenpakete dann an die IP-Adresse des WLAN-Clients, etwa mit
iperf -c 192.168.1.10
Die wichtigsten Parameter, um die sich dieser Befehl ergänzen lässt, sind -t (Dauer der Messung, erfordert eine Zahlenangabe in Sekunden), -f (Format der Ergebnisausgabe, zum Beispiel m für Mbit/s oder M für Mbyte/s) und -R (vertauscht Sender und Empfänger).