Die Katze ist aus dem Sack, Volkswagen baut tatsächlich ein komplett neues Elektro-Auto, das auf den Namen BUDD-e hört. Der auf der CES jetzt vorgestellte Minivan basiert NICHT auf der schon seit Jahren durch die Gerüchteküche geisternden Studie namens “Microbus”. Sondern ist eine komplette Neuentwicklung, die VW in einem Jahr auf die Beine gestellt hat, wie man uns auf Nachfrage bestätigte. Anders als beim damaligen Microbus gibt es auch keine Optionen für Benzin- oder Dieselmotoren.

VW bemühte bei der Vorstellung des BUDD-e aber durchaus die berühmte erste und zweite Generation des VW Busses, den T1 und T2 (die VW unter anderem als “Microbus” vor Jahrzehnten in den USA verkaufte). Der BUDD-e kann die fast schon Comic-artige Optik des legendären T1 (die erste Generation des VW Busses) allerdings nicht 1:1 zitieren, hier muss VW offensichtlich der Crashsicherheit (Stichwort: Knautschzone) und dem Platzbedarf für den vorderen E-Motor Zugeständnisse machen: Der BUDD-e hat also vorne durchaus eine vorspringende “Motorhaube” und die A-Säule sitzt nicht ganz vorne. Und natürlich verrichtet im neuen Microbus im Heck auch kein luftgekühlter Benzinmotor mit Boxerprinzip seine Dienste. Doch ein spannender Neuentwurf ist der BUDD-e durchaus.

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Zero-Emission-Van
Der BUDD-e wird rein elektrisch angetrieben und ist laut VW die erste Studie auf Basis des neuen Elektrifizierungsbaukasten MEB.

Allrad-Elektroantrieb
Alle vier Räder werden angetrieben, der BUDD-e ist also ein Allradler. Ein Elektromotor sitzt vorne und leistet 110 KW, der andere sitzt hinten und leistet 125 KW. Zusammen ergibt das eine Systemleistung von 235 KW, die den BUDD-e auf bis zu 180 km/h beschleunigen soll.

Batterien
Die Batterien mit 92,4 kWh Energiegehalt sind über dem Bodenblech verbaut, dadurch nehmen sie nicht nur keinen Kofferraumplatz weg, sondern sorgen durch den tiefen Schwerpunkt auch für eine gute Straßenlage. Das in Kombination mit einem Elektromotor sollte für reichlich Fahrspaß sorgen. Die theoretische maximale Reichweite nach dem völlig unrealistischen NEFZ-Testverfahren liegt bei 533 Kilometer. Das Aufladen der Batterien bis 80 Prozent ihrer Kapazität soll nach 30 Minuten erfolgt sein.

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Minivan
So groß wie der aktuelle T6 ist der BUDD-e keinesfalls, es handelt sich also nicht um einen Kleinbus. Auch deshalb ist der BUDD-e kein wirklicher Nachfolger des T1 – diese Rolle nimmt der T6 ein. Sondern man kann den BUDD-e eher als Kompaktvan oder Minivan einordnen, der auf seiner überschaubaren Verkehrsfläche maximalen Platz im Innenraum mit Lounge-Charakter bietet. Der BUDD-e erinnert mit seinem äußeren Erscheinungsbild durchaus etwas an die legendären und in den USA immer noch beliebten T1 und T2 und soll ganz offensichtlich zunächst einmal dort für VW um die dringend benötigten Sympathien werben.
Der BUDD-e soll knapp 4,6 Meter lang, 1,94 Meter breit und 1,835 Meter hoch sein. Auch wenn der BUDD-e nicht exakt die Schachtel-Form des T1 zitiert, so hat er doch geringe Überhänge. Zusammen mit der Hinterachslenkung sollte sich der BUDD-e sportlich und wendig fahren lassen.

VW baut aber nicht einfach nur einen Kompaktvan mit etwas T1-Optik und E-Antrieb. Sondern verpackt in dem BUDD-e auch eine Reihe von innovativen Details.

Human-Machine-Interface
Im BUDD-e wird gewischt, gewunken, getippt und gesprochen – Touchscreen und Gestensteuerung sowie Sprachsteuerung machen klassische Bedienelemente überflüssig. Auch das Lenkrad ist mit einem Touchsystem versehen.
Die seitliche Schiebetüre auf der rechten Seite lässt sich ebenfalls per Wischgeste öffnen. Türgriffe sind unnötig und deshalb auch nicht vorhanden (wie bekommt man die Türen aber einmal auf, wenn die Wischgeste versagt, weil deren Sensoren kaputt sind?) Die Vordertüren lassen sich zudem per Sprachsteuerung öffnen, der Fahrer spricht hierzu mit BUDD-e.
Die Insassen des BUDD-e können ihre Lieder mit einer VW-Reise-App von ihren Mobilgeräten aus im Menü des BUDD-e zusammenlegen und an bestimmten Routenpunkten abspielen (VW zeigte das am Beispiel eines Tablets). Das soll allen Insassen ein gemeinsames Fahrerlebnis ermöglichen (wobei VW allerdings nicht erklären kann, ob es wirklich zur Zufriedenheit aller Insassen beiträgt, wenn der Vater sich das Heavy Metall des Sohnes und der Sohn wiederum den Roland-Kaiser-Schlager der Mutter anhören muss). Das Armaturenbrett des BUDD-e besteht vor allem aus zwei Touchscreens (Active Info Display und der Screen des Infotainmentsystems), die den Fahrer von vorne einschließen und eine riesige 3D-Navigationskarte zeigen. Auf diesen Touchscreens kann der Fahrer alle für ihn wichtigen Informationen nach Belieben anordnen. Natürlich gibt es innen Ambientebeleuchtung und außen LED-Illuminationen.

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Internet der Dinge fährt mit
Der BUDD-e ist voll vernetzt und erhält so nicht nur rund um die Uhr Echtzeitverkehrsinformationen und Gefahrenwarnungen, sondern der Fahrer kann vom BUDD-e aus auch das Smart Home überwachen und steuern.
Drop Box: VW kann sich den BUDD-e auch als Paketempfänger vorstellen. Dann deponiert der Postzusteller sein Paket in einem von außen zugänglichen Fach im Heck des BUDD-e.
Umfangreiche Smartphoneanbindung über Carplay, Android Auto und Mirrorlink gehört ebenso zur Ausstattung wie die technische Vorbereitung auf das hoch- und vollautomatisierte Fahren.
Anders als den e-Golf Touch, der 2016 in den Verkauf kommen soll, wird Volkswagen den BUDD-e aber bestenfalls Ende diesen Jahrzehntes in den Handel bringen. Ob er dann genauso wie die auf der CES gezeigte Studie aussehen wird und wie viel der Wagen dann kostet, steht noch in den Sternen. Wenn er denn überhaupt kommt, den lange diskutierten Microbus, der optisch näher am T1 war und mit dessen Vorstellung viele VW-Bus-Fans auf der CES gerechnet haben, hat VW jedenfalls zu Grabe getragen.