Media System Plus im Seat Ibiza Connect im Test
Das Infotainmentsystem im Seat Ibiza Connect hört auf den Namen Media System Plus. In der Ausstattungsvariante Connect ist das Media System Plus serienmäßig enthalten, ebenso wie der Bordcomputer. Zur Ausstattung gehört außerdem das Android- Smartphone Samsung A3. Dabei handelt es sich um ein schickes Mittelklasse-Smartphone, das Samsung gerade erst überarbeitet hat.
Das Media System Plus bietet Navigation (aufpreispflichtig) Freisprecheinrichtung für die gekoppelten Smartphones, Radio-Empfang inklusive DAB+ (DAB+ ist aufpreispflichtig), CD-Player, Musik von USB-Stick und vom Smartphone, sowie Full Link: Schnittstellen für Apple Carplay, Mirrorlink und Android Auto, mit denen iPhones und Android-Smartphones in das Infotainmentsystem des Seat Ibiza integriert werden. Damit besitzt der kleine Seat die derzeit umfassendste Unterstützung für alle drei derzeit existierenden Smartphone-Schnittstellen. Gerade für junge Fahrer aus der Generation Smartphone könnte das ein wichtiges Kaufargument sein.

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Testbasis und Preis
Wir haben das Media System Plus in einem Seat Ibiza Connect 1.2 TSI mit 90 PS Benzinmotor getestet. Der Basispreis des Testwagens in der Ausstattungsvariante Connect inklusive Media System Plus und Samsung A3 liegt bei 17.000 Euro. Dazu kommen noch 400 Euro für das Navigationssystem mit Kartenmaterial für Europa auf SD-Karte und 200 Euro für DAB+-Radio.

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Vom Funktionsumfang her kann man das Media System Plus im Seat am besten mit dem Discover Media im VW Polo, der sich mit dem Seat die Fahrzeugplattform teilt, vergleichen. Allerdings ruft die Wolfsburger Konzernmutter deutlich höhere Preise als ihre spanische Tochter auf: Für das Radio Composition Media verlangt VW in der Ausstattungsvariante Highline im Polo 530 Euro, für das Navigationssystem Discover Media kommen weitere 505 Euro hinzu. Car-net mit Mirrorlink kostet noch einmal 170 Euro Aufpreis. Das Multifunktionslenkrad schlägt im Polo mit weiteren 235 Euro zu Buche. Und 210 Euro werden extra für die Sprachbedienung fällig. Macht zusammen 1650 Euro. Diese Preise gelten aber nur, wenn Sie eine höherwertige Ausstattungsvariante des Polos wie eben Highline wählen. Steigen Sie dagegen mit der Grundvariante Trendline ein, dann kostet allein das CD-Radio Composition Media bereits 940 Euro.
Die Entwicklung des MIB II des VW-Konzerns
Volkswagen verbaut mittlerweile den Modularen Infotainment Baukasten II in seinen Fahrzeugen. Die Entwicklung des MIB II hat der Wolfsburger Konzern auf drei Marken aufgeteilt: Audi entwickelt die Topversion des MIB II, VW die mittlere Ausstattungsvariante und Skoda das Einstiegsmodul. Letzteres wird auch im Seat verbaut, das von den Spaniern aber modifiziert wird.

Hardware im Seat Ibiza
Wenn man schon einmal einen modernen Volkswagen mit einem Discover Media im Polo, oder T6 Multivan oder gar mit einem Discover Pro im Golf oder Passat gefahren hat, dann fühlt man sich im Seat Connect sofort zu Hause. Denn der Modulare Infotainment-Baukasten des Volkswagenkonzerns deckt alle Marken ab. Nur die Infotainmentsysteme von Porsche hinken etwas hinterher, weil Porsche nach seinem missglückten Übernahmeversuch als letzte Marke ins VW-Imperium aufgenommen wurde und deshalb Porsches Infotainmentsystem erst nach und nach auf den VW-Standard gebracht werden muss. Für Porsche ist das aber kein Nachteil, weil die Infotainmentsysteme von VW leistungsfähiger und intuitiver bedienbar sind als das etwas antiquierte Porsche Communication Management PCM.
Touchscreen im Seat Ibiza Connect
Der Farb-Touchscreen mit 6,5 Zoll in der Mitte des Armaturenbretts ist das Herzstück des Infotainmentsystems. Eine Karussellansicht ermöglicht auf dem Startbildschirm den schnellen Zugriff auf alle Menüs und Funktionen. Alternativ kann man die Menüs für Telefonie, Navigation, Verkehrslageinformationen und Media aber auch über die Schnellzugriffstasten links und rechts des Touchscreens öffnen.

Diese Karussellansicht kennt man auch von den Volkswagenmodellen, dort ist diese Ansicht aber ein klein wenig anderes gelöst. Der grundsätzliche Aufbau und die Funktionsweise sind jedoch identisch. Falls Sie das grundlegende Bedienkonzept genauer kennen lernen wollen, sollten Sie den Test des Discover Pro im Golf GTD lesen.
Der Touchscreen reagiert schnell und zuverlässig auf Fingereingaben und lässt sich sehr gut ablesen. Die Icons und Schaltflächen sind ausreichend groß ausgelegt und der Bildschirm nicht überladen. Alle Angaben lassen sich gut ablesen, ohne dass man lange suchen muss. Die gewohnte VW-Qualität also, die man auch vom Discover Pro in Passat und Golf GTD sowie vom Discover Media im Polo kennt.
Einen Controller auf der Mittelkonsole zur Bedienung gibt es nicht – hier unterscheidet sich innerhalb des VW-Konzerns Audi von VW, Skoda und Seat. So wie sich die Bedienkonzepte der Premium-Hersteller von denen der Volumenhersteller grundsätzlich in das Controllerlager und in das Touchscreenlager aufteilen lassen. Nur Mazda macht hier eine Ausnahme und verbaut mit dem MZD Connect eine Zwitterlösung.
Sprachsteuerung und Lenkradtasten
Ergänzend zur Touchscreenbedienung, den Menütasten links und rechts des Bildschirms und den beiden Dreh-Drückknöpfen unterhalb des Bildschirms kann man die gute Sprachsteuerung und die Lenkradtasten verwenden. Mit den Lenkradtasten kann man die Lautstärke regeln, Telefonate beginnen und annehmen, die Sprachsteuerung starten, den Bordcomputer bedienen und Radiokanäle sowie CD-Tracks auswählen.
Die Sprachsteuerung
Das Seat-Infotainmentsystem können Sie bequem per Sprache bedienen. Die Spracherkennung funktioniert unproblematisch und schnell. Adressen für die Navigation können Sie in einem Rutsch aufsprechen und Radiosender lassen sich ruck-zuck per Sendernamen wechseln. Die jeweils zur Verfügung stehenden Befehle zeigt der Bildschirm an. Nur bei Telefonnummern sollte man die Ziffernfolge besser nicht in einem Durchgang aufsprechen, sondern in mehreren Abschnitten.

Kleiner Zusatz-Bildschirm im Cockpit
Direkt vor dem Fahrer im Cockpit zwischen Drehzahlmesser und Tachometer ist noch ein kleiner Bildschirm für den Bordcomputer verbaut. VW-typisch werden dort auch die Navigationsabbiegpfeile und die Radiosender sowie CD-Tracks angezeigt. Ein Active Info Display wie im VW Passat oder im Audi TT gibt es im Ibiza natürlich nicht – das würde den Kostenrahmen bei dem Kleinwagen sprengen.
Ein Head-Up-Display, wie es VW im Passat und Mazda sogar in seinen kleineren Modellen anbietet, fehlt im Seat ebenfalls.
Telefonie und Freisprecheinrichtung
Die Koppelung mit verschiedenen Android-Smartphones und iPhones klappte auf Anhieb. Telefonnummern lassen sich per Sprachsteuerung und per Touchscreen eingeben. Und natürlich kann man die Kontakte aus dem Telefonbuch des gekoppelten Smartphones anrufen.

Navigation
Die Navigation verrichtet solide und unspektakulär ihre Arbeit. Pfiffige Extras wie Google Street View oder Google Maps Satellitenansicht oder Fotos von Panoramio, wie man es von Audi und teilweise auch VW kennt, gibt es im Seat nicht. Ebenso fehlen 3D-Häusermodelle, wie man sie zum Beispiel im Mini findet. Das alles ist aber nicht wirklich nachteilig, weil das Routing sauber klappt.
Die vom Navigationssystem vorausgesagten Ankunftszeiten sind allerdings ungenau. Weil als Quelle für Verkehrslageinformationen nur TMC-Daten zur Verfügung stehen. Somit steht man schon mal ohne Vorwarnung im Stau.

Die viel exakteren Echtzeitverkehrslageinformationen von Inrix, TomTom oder Nokia Here, wie man sie zum Beispiel im VW dank Car-net oder auch im Audi empfangen kann, stehen im Seat dagegen nicht zur Verfügung. Ob sich das mittelfristig durch die Übernahme von Nokia Here durch ein Konsortium von deutschen Automobilherstellern, an dem auch Audi beteiligt ist, ändern wird, bleibt abzuwarten.
Unterhaltung
Wie auch bei VW und im Audi verbaut Seat ein CD-Laufwerk – gut. Dass es Konzern-typisch nur schwer erreichbar im Handschuhfach verbaut ist, muss man zähneknirschend in Kauf nehmen. CD-Wechsel während der Fahrt geht also nur, wenn ein Beifahrer vorhanden ist.
Neben CD und Radio (AM, FM und DAB+) gibt es auch Musik vom USB-Stick und Musik vom Smartphone via Bluetoothkoppelung. Das alles funktionierte im Test problemlos.

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Full Link: CarPlay, Mirrorlink und Android Auto
Das absolute Highlight des kleinen Seat ist das die gelungene Integration der Smartphone-Schnittstellen Apple Carplay für das iPhone und Mirrorlink sowie Android Auto für Android-Smartphones. Diese drei Schnittstellen fasst Seat unter dem Menü-Punkt Full Link zusammen.






















Hier lässt der Volumen-Hersteller Seat sogar die Premiummarken hinter sich. Unser Testwagen Seat Ibiza Connect bietet die bis dato umfassendste und unkomplizierteste Unterstützung für Smartphones, die wir getestet haben. Für bemerkenswert wenig Geld.





























In allen drei Fällen wird das Smartphone mit dem Infotainmentsystem des Seats per USB-Kabel beziehungsweise Lightninganschluss verbunden. Die dafür nötige USB-Buchse hat Seat unterhalb des Bildschirms in den Tiefen der Mittelkonsole verbaut.

Alle Daten aus dem Internet fließen über das Smartphone. Ihr Mobilfunkvertrag muss also dafür ausgelegt sein. Zudem ist zwingend eine gute Mobilfunkverbindung erforderlich. Mit Edgetempo geht nichts, sowohl Carplay als auch Android Auto und Mirrorlink benötigen mindestens UMTS-Bandbreite, damit die Sache rund läuft und sich die Sprachsteuerung gut bedienen lässt.
Wir stellen die drei Bereiche von FullLink im Seat Ibiza Connect in separaten ausführlichen Artikeln vor:
- Für iPhone-Nutzer: Apple Carplay im Test
- Für das Android-Lager: Android Auto im Test
- Für das Android-Lager: Mirrorlink im Test
Anders als bei vielen Wettbewerbern funktionieren Android Mirrorlink und Android Auto zumindest auf dem mitgelieferten Samsung Galaxy A3 und unserem HTC One M9 solide. Beide für Android-Smartphones gedachten Systeme lassen sich einigermaßen sinnvoll bedienen. Sie können damit diverse Internetdienste wie Webradio, Musikstreamingdienste und teilweise auch soziale Netzwerke nutzen und bekommen bewährte Navigationslösungen mit Online-Echtzeitverkehrsinformationen. Zudem können Sie damit eine Websuche starten, deren Ergebnisse jede POI-Suche im eingebauten Navigationsgerät alt aussehen lassen.
Doch Mirrorlink reagiert wie gehabt etwas langsam und ist keinesfalls intuitiv zu bedienen. Vor allem aber macht Mirrorlink auf dem Seat einen unübersichtlichen Eindruck, viel zu viele Informationen und Funktionen hat Seat dort reingepackt. Das ist bei Android Auto anders: Die Konzentration auf das für das Autofahren Wesentliche macht einen schlüssigen Eindruck. Genauso schlüssig im Konzept und genauso einfach zu bedienen ist Apple Carplay, das aber nicht nur passabel funktioniert, sondern auch noch gut aussieht. Unser Tipp: Mittelfristig werden sich Apple Carplay und Android Auto als favorisierte Schnittstellen für die beiden Smartphone-Lager durchsetzen. Und nach Mirrorlink kräht bald kein Hahn mehr.

Fazit zu Full Link im Seat Ibiza Connect
Der vergleichsweise preiswerte Seat Ibiza integriert CarPlay, Mirrorlink und Android Auto nach dem derzeitigen Stand der Technik vorbildlich. Zwar gibt es sowohl bei CarPlay als auch bei Android Auto auch einige Kritikpunkte und bei Mirrorlink sogar ziemlich viel zu kritisieren, doch das liegt eher an den jeweiligen Konzepten der Plattform-Hersteller als an Seat. Wer einen Wagen kaufen möchte, mit dem sich sowohl iPhones als auch moderne Android-Smartphones passabel verbinden lassen sollen, der sollte sich unbedingt Full Link von Seat anschauen. In Bezug auf Carplay, Android Auto und Mirrorlink muss sich der Kleinwagen aus Spanien hinter keinem Premiumhersteller verstecken. Wobei die meisten Infotainmentsysteme, insbesondere die der Premiumhersteller, deutlich mehr kosten als das Media System Plus mit Full Link.

Fazit zum Seat Media System Plus: Super Preis-Leistungsverhältnis
Der preiswerte Seat besitzt eine umfassende Ausstattung in Sachen Freisprecheinrichtung, Navigation und Unterhaltung. Besonders hervorzugeben ist die gute, intuitive Bedienbarkeit und die gute Ablesbarkeit aller Anzeigeelemente ergänzt durch eine unkomplizierte Sprachsteuerung. Einziges Manko sind die fehlenden Echtzeitverkehrsinformationen für die Navigation. Doch hier kommt Full Link ins Spiel.
Mit Full Link bietet Seat eine vorbildliche Integration von Apple CarPlay, Android Auto und Mirrorlink. Damit muss sich Seat selbst hinter keiner Premium-Marke verstecken. Für Käufer, die diese Smartphone-Schnittstellen nutzen wollen – vielleicht sogar abwechselnd mit iPhones und Androiden – ist Full Link eine absolute Kaufempfehlung.
Sowohl mit CarPlay als auch mit Android Auto steht Ihnen sogar eine gute Navigationslösung mit Echtzeitverkehrsinformationen zur Verfügung. Damit kann das fest eingebaute Navi von Seat nicht mithalten. Unser Tipp: Sparen Sie sich die 400 Euro für das fest eingebaute Navi im Seat. Kaufen Sie sich stattdessen ein neues iPhones oder einen neuen Top-Androiden. Damit haben Sie anschließend im Seat mehr Spaß und sind für die Zukunft gerüstet.