Das aktuell beliebteste Desktop-Linux macht sich mit der neuesten Version wieder ein Stück unabhängiger von seiner Basis Ubuntu . Es bleibt aber wie seine Basis ein System mit Langzeitsupport bis April 2019. Im Laufe des August sind nach der Hauptausgabe mit Cinnamon alle offiziellen Mint-Editionen ( Cinnamon, Mate, KDE und XFCE ) mit neuer Version erschienen und sind über https://linuxmint.com/ kostenlos verfügbar. Im folgenden besprechen wir die XFCE-Ausgabe als virtuellen PC für Virtualbox. XFCE ist eine Einladung für Nutzer, die sich ihr System gerne individuell einrichten. Alles und jedes ist zugänglich und übersichtlich organisiert. Trotzdem kann man sich einige Stunden beschäftigen, bis alles perfekt aussieht – denn der Anspruch wächst mit den Möglichkeiten.
Virtuellen PC mit Linux Mint in Betrieb nehmen
Damit Sie direkt mit Linux Mint durchstarten können, haben wir einen komplett vorinstallierten virtuellen Mint-Rechner für Virtualbox samt Gasterweiterungen vorbereitet. Entpacken Sie das Archiv mint.exe in ein beliebiges Verzeichnis auf Festplatte. Anschließend starten Sie Virtualbox und importieren die virtuelle Maschine „Linux Mint 17.2.ova“ über „Datei -> Appliance importieren“. Alle Einstellungen und die virtuelle Festplatte werden übernommen. Im rechten Fensterbereich von Virtualbox lassen sich unter anderem der zugeteilte Arbeitsspeicher, die Nutzung der Prozessoren und die Einstellungen für die virtuelle Netzwerkkarte anpassen. Dank XFCE kommt die Mint-Distribution auch gut mit der Hardware einer virtuellen Maschine zurecht und läuft schon ab 512 MB RAM und mit einem 1-GHz-Prozessor. Starten Sie den virtuellen Mint-PC in Virtualbox. Nachdem Mint vollständig hochgefahren ist, melden Sie sich mit dem Benutzer „pcw“ und dem Passwort „pcwelt“ am System an.

Kernel, Treiber, Hardware, Updates für Linux Mint
Durch einen jüngeren Kernel erhält Mint 17.2 auch neuere Treiber. Bei einer Neuinstallation liegt die Kernelversion 3.16.0-38 vor, tatsächlich verfügbar ist in den Paketquellen aber bereits Version 3.19. Über „Aktualisierungsverwaltung -> Anzeige -> Linux-Kernel“ lässt sich Kernel 3.19 nachinstallieren. Darüber hinaus gibt es neuere Druckertreiber für HP-Modelle, da Mint ein aktuelleres HPLIP-Paket mitbringt (Hewlett Packard Linux Imaging and Printing). Gleiches gilt auch für jüngere Nvidia-Grafikkarten. Bei diesen Treibern ist Mint jetzt auf neuerem Stand als Ubuntu 14.04.
Die besten Tipps und Tricks für Virtualbox Wo die offiziellen Paketquellen eine Software generell oder in der gewünschten Version vermissen lassen, können bekanntlich die PPAs der Software-Entwickler aushelfen (Personal Package Archives). Das Mint Verwaltungs-Applet „Anwendungspaketquellen“ hat nun seine eigene Rubrik für solche PPAs, das die bereits eingetragenen anzeigen und neue hinzufügen kann. Dies erspart den Gang auf die Kommandozeile mit
add-apt-repository
Installierte Pakete aus PPA-Quellen, die nicht funktionieren, lassen sich an genannter Stelle wieder entsorgen, indem man das PPA entfernt, die Paketliste erneuert und über den Button „Wartung“ die Option „Fremde Pakete entfernen“ auslöst. Auch auf der Kommandozeile gibt es eine Ergänzung zur Paketverwaltung: Das Kommando
apt recommends [paket]
listet alle empfohlenen und bislang fehlenden Pakete für die angegebene Software auf – etwa:
apt recommends libreoffice
Da nach den einzelnen Paketen anschließend auch die komplette Befehlszeile für sämtliche Paketinstallationen ausgegeben wird, ist es ein Leichtes, die Zeile zu kopieren und als Terminalbefehl abzuschicken. Es muss lediglich noch ein sudo vorangestellt werden. Seit Erscheinen der neuen Version gibt es einige Updates. Es empfiehlt sich also eine Systemaktualisierung mit
sudo apt-get update
und dem Kommando
sudo apt-get dist-upgrade
Für die laufende Aktualisierung sorgt wieder die „Aktualisierungsverwaltung“ mit ihren Levels „1“ bis „5“. Alles, was nicht vom Mint-Team getestet wurde, sondern beispielsweise aus den Ubuntu-Repositories stammt, wird mit Stufe 4 oder 5 bewertet und nicht berücksichtigt. Das können Sie ändern, indem Sie unter „Bearbeiten -> Einstellungen -> Ebenen“ auch die Stufen 4 und 5 als „sicher“ und „sichtbar“ markieren. Beachten Sie bei künftigen Updates mit Rückfragen zu Konfigurationsdateien, immer die bereits vorhandene Konfiguration durch die Eingabe von „N“ zu behalten: Die Mint-Entwickler haben oft Anpassungen vorgenommen, die Ihre individuellen Konfigurationsdaten überschreiben würden.
Die Top-20 der Linux-Distributionen: So finden Sie Ihr Lieblings-Linux Linux Mint nutzt Server in den USA als Paketquellen, und diese bieten für Deutschland nicht immer die schnellsten Downloads. Gehen Sie daher auf „Anwendungspaketquellen -> Offizielle Paketquellen“, um stattdessen Spiegelserver in Deutschland für die Quellen „Haupt“ und „Basis“ zu wählen. Der Dialog „Spiegelserver auswählen“ zeigt in der Spalte „Geschwindigkeit“ an, welche Server sich am besten für den Download eignen.

Konzept und Funktionsumfang von Linux Mint
Die mitgelieferte, ressourcensparende Anwendungs-Software reicht für einen ersten Einstieg: Mit dabei sind Firefox , Thunderbird , Libre Office und der Dateimanager Thunar . Der mitgelieferte Sitzungsmanager bringt nicht nur seinen eigenen, übersichtlichen Anmeldebildschirm mit, sondern ermöglicht über das Konfigurationszentrum das Speichern der aktuellen Sitzung. Im Konfigurationszentrum („Einstellungen“) sind alle Basics an Bord wie Monitoreinstellung, Benutzerverwaltung oder Treibersuche. Dieser XFCE-Settings-Manager bietet aber zusätzlich wirklich alles, was anspruchsvolle Nutzer zur Systemanpassung erwarten. Unter „Einstellungen“ finden Sie alle Optionen, um Sitzungsverhalten, Fensterverhalten, Themes, Dateimanager oder die Fensteroptik einzustellen. Für das Hauptmenü gibt es einen Bearbeitungseditor, um zwecks besserer Übersicht unnötige Einträge zu entfernen oder Programme in andere Kategorien einzuordnen. Das Hauptmenü erscheint bei Rechtsklick auf den Desktop, Sie können es ferner als traditionelles, hierarchisches Menü in eine Symbolleiste einbauen („Anwendungsmenü“) oder in der moderneren Form mit einem Instant- Search-Eingabefeld („Whisker-Menü“). Die Symbolleisten von XFCE sind generell eine lohnende Spielwiese: Es gibt diverse vorgegebene Elemente wie beispielsweise die oben genannten Menüs, ferner Arbeitsflächenumschalter, Sitzungsmenü („Aktionsknöpfe“) oder eine Mini-Kommandozeile. Als „Starter“ lässt sich zudem jedes beliebige Programm einzeln oder in ein kaskadierendes Menü ablegen. XFCE bringt mit Thunar einen eigenen Dateimanager mit sich, der ständig verbessert wird. Die auffälligste Änderung ist die Einführung von Verzeichnis-Tabs: Ein Thunar-Fenster kann nun mehrere Tabs öffnen. Eine weitere Kleinigkeit zeigt sich, wenn Sie mit der rechten Maustaste auf einen Ordner klicken und dann „Eigenschaften“ wählen: Jetzt zeigt Thunar an, wie viel Platz auf dem Datenträger noch frei ist. Weiterhin können Sie mehrere Dateien auswählen und die summarischen Eigenschaften einsehen oder die Rechte ändern. Der Taskmanager unterstützt Gtk3 und hat eine neue Filterfunktion erhalten: Dazu tippen Sie einfach den gewünschten Ausdruck in das Suchfeld rechts oben ein. Der Taskmanager reagiert sofort beim Tippen und filtert die Tasks entsprechend. Durch Farbauszeichnung wird zudem ersichtlich, ob ein Task gerade startet (grün), seinen Status ändert (gelb) oder aktuell beendet wird (rot).
Tipp: Auch für Ubuntu haben wir ein virtuelles Abbild vorbereitet, das Sie bequem herunterladen können.








